SUV sind vor allem ihrer hohen Sitzposition wegen beliebt. Das Karosserie-Layout hat vordergründig Vorteile beim Einsteigen und der Übersicht. Wie bei raumfunktionalen Fahrzeugen (Vans) erlaubt die aufrechtere Unterbringung der Passagiere mehr Sitzraum auf weniger Außenlänge. Gemessen am Raumkomfort sollte die Verkehrsfläche von SUV geringer sein als bei herkömmlichen Karosserieformen. Höhere Karossen bedingen größere Stirnflächen und damit mehr Luftwiderstand wozu auch die größere Bodenfreiheit beiträgt. Einfaches Ein- und Aussteigen und guter Überblick qualifizieren SUV eher für die Stadt. Bei den entsprechenden Geschwindigkeiten stört auch die ungünstigere Aerodynamik nicht.
SUV beim Fußgänger-Crashs oft besser
Mehr Blech, größere Räder, häufig Allrad(option) sorgen aber zudem für tendenziell höheres Gewicht. Das ist unter Effizienzgesichtspunkten bei den vielen Geschwindigkeitswechseln sowie Anfahren und Abbremsen auch innerstädtisch ein Problem. Ungünstigere Crasheigenschaften ergeben sich daraus nicht zwingend. Gerade beim Fußgängercrash schneiden SUV eher besser ab. auto motor und sport testet seit Jahrzehnten – misst und wiegt Autos, ermittelt Fahrleistungen und Verbräuche. Unsere Datenbank gibt daher auch Auskunft, welche Fahrzeuge schneller, geräumiger aber auch sparsamer sind.
Wir haben die Messdaten (oder WLTP-Werte) von sechs SUVs mit den Werten gleich motorisierter Modelle konventionellen Zuschnitts derselben Marke verglichen und bewerten hinsichtlich Platzangebot und Verkehrsfläche, Fahrleistungen und Verbrauch. Die Crash-Testergebnisse von Euro-NCAP geben Auskunft über Fußgänger- und Insassenschutz im Falle eines (Un-)falles.
Verbrauch doppelt gewertet
Zum Vergleich haben wir die Werte relativiert und den prozentualen Vorsprung bepunktet. Doppelt gewertet haben wir den Verbrauch, weil er sowohl für die Unterhaltskosten als auch für die Nachhaltigkeit wichtig ist. Den CO2-Ausstoß haben wir als Nachhaltigkeitsmaßstab zur Orientierung angegeben, bewerten ihn aber nicht noch mal. Bei den E-Autos nehmen wir die Prognose für 2018 zum CO2-Ausstoß pro kWh Strom des Umweltbundesamtes (UBA) als Grundlage.
Den Luftwiderstand (cW-Wert mal Stirnfläche) bewerten wir, weil die Verbrauchswerte bei vergleichsweise moderaten Geschwindigkeiten ermittelt sind und der Luftwiderstand mit dem Quadrat der Geschwindigkeit ansteigt – wenn also SUVs für längere Reisen verwendet werden, verbrauchen sie überproportional mehr.
Das Raumangebot bewerten wir über die Messwerte Knickmaß und Normsitzraum hinten. Hinzugenommen haben wir den Hüftpunkt (Abstand Hüfte – Boden), da er mitbestimmt, wie viel Platz die Unterschenkel in vertikaler Richtung haben. Gleichzeitig ist seine Höhe bis zu einem gewissen Maß dem bequemen Einsteigen förderlich.
VW Polo gegen VW T-Cross – SUV gewinnt

Diese Paarung ist besonders aufschlussreich: Beide Modelle basieren auf dem Modularen Querbaukasten (MQB) und lassen sich mit identischen Motoren und Getriebe vergleichen. Allradantrieb gibt es interessanterweise für beide Modelle nicht.
Der T-Cross setzt aber davon abgesehen konsequent auf die Vorteile eines SUV, die diese Fahrzeuggattung wohl so beliebt machen. Er ist drei Zentimeter breiter und vor allem 13 Zentimeter höher als der Polo. So sitzt man bei ihm angenehm hoch und hat dadurch eine bessere Übersicht. Zudem ist er sechs Zentimeter länger. Daher sorgen größere Türen für einen bequemeren Zustieg. Natürlich ist dementsprechend das Platzangebot vorn wie hinten und im Kofferraum großzügiger. Außerdem hat der T-Cross ein Merkmal eines Vans: Dank verschiebbarer Rückbank bietet er mehr Variabilität als der Polo.
Der Mehrverbrauch hält sich zumindest für die 115 PS-Version in engen Grenzen. Da kann nicht mal der erheblich ungünstigere Luftwiderstand dem T-Cross den Sieg nehmen. Alle, die das bessere Raumangebot brauchen, können hier also guten Gewissens zum SUV greifen.
Audi Q2 gegen Audi A1 – SUV verliert

Die zweite Paarung aus dem VW-Konzern geht zugunsten des Kleinwagens aus – weil der SUV nicht so viel größer und höher (10 Zentimeter) ist und sich deshalb beim Raumangebot weniger Vorteile verschafft. Selbst der Radstand ist nur knapp vier Zentimeter länger. Trotzdem dürfte der Q2 für junge Familien in Frage kommen, der flotter beschleunigende A1 eher nicht. Der Mehrverbrauch des SUV ist überschaubar. Wer mehr Platz braucht als der A1 bieten kann und einen Audi will, aber keinen SUV, könnte zum A3 greifen. Der ist noch mal gut zehn Zentimeter länger und preislich ähnlich.
Hyundai Kona Elektro gegen Hyundai Ioniq Elektro – SUV verliert

Bei Elektroautos ist der Luftwiderstand besonders wichtig, denn ein höherer Verbrauch schlägt sich in entsprechend niedrigerer Reichweite nieder. Entsprechend größere Batterien würden mehr Gewicht und CO2 bei der Produktion bedeuten, was der Grundabsicht des Elektroantriebs zuwiderläuft. Andererseits sind gerade Elektroautos nicht primär für die Langstrecke konzipiert, sondern bringen die Vorteile höherer Effizienz und lokaler Emissionsfreiheit vor allem im Stadtverkehr zur Geltung. Dort bringt dem Ioniq seine 22 Kilometer größere WLTP-Reichweite (311 Kilometer) allenfalls was, wenn sein Besitzer auf öffentliche Ladesäulen angewiesen ist, während seine 30 Zentimeter längere Karosse beim Parken stört und weniger Übersicht erlaubt. Trotzdem gewinnt der Ioniq diesen Vergleich, weil er aerodynamisch erheblich besser ist und schon nach WLTP weniger verbraucht. Außerdem schneidet er bei den Crashtests besser ab, selbst bei der Fußgängerfreundlichkeit.
Bei der Benutzung in urbaner Umgebung dürfte der Kona dennoch mehr Nutzen bringen. Und selbst Fahrer, deren Profil mehr längere Strecken enthält, dürften ihn vorziehen. Denn nur den Kona gibt es mit 64-kWh-Batterie, was eine WLTP-Reichweite von 449 Kilometern ermöglicht.
BMW X1 gegen BMW 218d (Active Tourer) – SUV gewinnt

Ausgerechnet im Portfolio der Münchner findet sich zum Kompakt-SUV ein Van auf gleicher Plattform als Alternative, selbst der Radstand ist gleich. Daher ähneln sich die Innenraumabmessungen sehr, den knapperen Sitzraum hinten kompensiert der X1, typisch SUV, mit dem höheren Hüftpunkt. Dank zehn Zentimeter mehr Länge ist der Kofferraum im SUV größer, die Nachteile der Fahrzeuggattung nimmt er aber klassisch mit: Mehr Verbrauch bei schlechteren Fahrleistungen wegen höheren Gewichts und Luftwiderstands.
Dass er den Vergleich gegen den Van dennoch gewinnt, ist auf dessen schlechtere Crashtest-Ergebnisse zurückzuführen. Vor allem beim Fußgängerschutz fällt der Van ab – vermutlich, weil der Kopf des Dummys beim Crashtest mit größerer Wahrscheinlichkeit mit der harten A-Säule in Kontakt kommt als beim X1 mit seiner höheren, längeren und wenig abfallenden Motorhaube. Das etwas schlechtere Abschneiden beim Insassenschutz könnte auch mit der Konstruktionszeit zusammenhängen: Der 2er Active Tourer kam ein Jahr früher auf den Markt als der X1. Auch nicht unerheblich: Der Grundpreis des Vans liegt rund 2000 Euro unter dem des SUV. Eine Allradoption gibt es für diese Dieselmotorisierung bei beiden Modellen.
VW Tiguan gegen VW Passat Variant – SUV gewinnt

Längst verkauft VW mehr Tiguan als Passat, 2018 wollten sogar mehr Kunden den gar nicht so kompakten SUV statt einen Golf. Aber was kann der Tiguan besser? Zunächst mal gibt es ihn als 190 PS-Benziner mit Allradantrieb, beim Passat ist diese Kombination nicht verfügbar. 4Motion gibt es nur für den 272-PS-Benziner oder die 2,0-Liter-Diesel. In der Tabelle fällt auf, dass der Tiguan dank Traktionsvorteilen schneller auf 100 km/h beschleunigt. Und dass der Vergleichs-Tiguan trotz Allradantrieb billiger ist als der Passat. Das mag im Detail an den Inhalten der nicht mehr gleich benannten Ausstattungslinien Business (Passat) und Comfortline liegen, aber die Unterschiede werden im Gegenwert keinesfalls den Aufpreis für den Allradantrieb erreichen.
Der Tiguan gewinnt letztlich. Auch ihm helfen die Ergebnisse im Euro-NCAP, besonders die Fußgängerwirkung. Die deutlich höhere Endgeschwindigkeit sowie der schon im WLTP niedrigere Verbrauch qualifizieren den Passat als das erheblich besser für die Langstrecke geeignete Auto, wo er den Allradantrieb am wenigsten braucht. Wer also die erwähnte Skihütte nicht hat oder keine Anhänger ziehen will, sollte eher zum Passat greifen, der auch in Kurven das dynamischere Auto ist.
Jaguar F-Pace gegen Jaguar XF Sportbrake – SUV gewinnt

Den Vergleichstest dieser beiden Modelle in der auto motor und sport (21/2019) gewinnt der Kombi denkbar knapp. Die für diesen Vergleich gewählten Kriterien unterscheiden sich deutlich von den Testkriterien. Größter Unterschied: Als immer wieder genannten Kaufgrund für SUVs wirkt sich ein höherer Hüftpunkt hier stark auf die Bewertung aus. Werte zu Fahrverhalten und Federungskomfort fließen hier hingegen nicht ein. Die SUV-Nachteile wie höherer Schwerpunkt und stärkere Seitenneigung in Kurven sowie unter Umständen härteres Fahrwerk zur Kompensation sind ohne Test schwer abzubilden und fallen im alltäglichen Fahrbetrieb auch weniger auf. Wer gern engagiert über Landstraßen fährt sollte das im Kopf behalten. Den Kombi kosten hier spezifische Nachteile von Nicht-SUVs Punkte: Die Verkehrsfläche ist größer, der Kofferraum erheblich kleiner. Da XF und F-Pace auf derselben Plattform stehen, bleibt der Gewichtsvorteil überschaubar. Selbst beim Verbrauch liegen keine Welten zwischen den beiden Autos, obwohl nur der SUV Allradantrieb hat. Die deutlich niedrigere Höchstgeschwindigkeit des SUVs zeigt aber mehr noch als die für den Luftwiderstand maßgeblichen Werte (Stirnfläche, cW), dass der F-Pace bei schneller Fahrt erheblich mehr verbraucht – der Test spricht von drei oder mehr Litern. Zu wessen Profil also vor allem lange Autobahnfahrten ohne großes Gepäck zählen, der ist mit dem Kombi erheblich besser bedient.