Seat Ibiza 1.5 TSI im Test

Waren Sie mal in den Staaten an einem 4. Juli? Am sogenannten Independence Day wird es schwer, dem Konfetti in Red, White and Blue zu entgehen. Kurzum: Man haut zur Feier der eigenen Unabhängigkeit mächtig auf den Putz. Dementsprechend hätte man bei Seat zu 40 Jahren Ibiza , dem ersten eigenständigen Modell nach dem Ehe-Aus mit Fiat, auch ein bisschen mehr, nun ja, Fiesta machen können. Denn die graue Maus hier ist das Jubiläumsmodell FR Anniversary, immerhin mit 150-PS-Topmotor, eigenständigen Integralsitzen, 18-Zoll-Felgen und ein paar Plaketten. Streng genommen: ein ganz normaler Ibiza.

Okay, das FR-Sportfahrwerk überfährt Kanten und Gullydeckel mit gemäßigter Rücksicht auf die Insassen. Weil er ein echter Sportler ist, gerade mit dem 150 PS starken Benziner? Jein: Der Seat Ibiza 1.5 TSI lenkt fluffig und direkt ein, stützt sich mit dem straffen Fahrwerk und den 215er-Reifen gekonnt ab. Feedback? Geht so. Die Lenkung arbeitet ziemlich leichtgängig, vermittelt ein gutes Gefühl für jedes der 1.201 Kilogramm, ist aber kein Kurvenfiletierer. Der FR bleibt lange neutral, drängt dann irgendwann ins Untersteuern, unterhält aber nie mit dem Vorwitz echter Sport-Kleinwagen.

Die präzise Zusammenarbeit von Turbo-Vierzylinder und Doppelkupplungsgetriebe ermöglicht fixe Beschleunigung. Der wohlbekannte 1.5 TSI spricht zackig an, schiebt dann homogen mit nöligem Unterton durch das Drehzahlband. Das alternativlose Doppelkupplungsgetriebe wechselt seine sieben Gänge unauffällig und schnell, nur das Anfahren geschieht entweder ruppig oder behäbig. Sparsam? Geht. Minimalverbrauch: 5,3 l/100 km.

Wunsch und Realität

Innen gefällt neben Raumangebot und Optionssitzen das vielseitige Tachodisplay. Die Materialgüte bewegt sich unterhalb des Baukastenbruders VW Polo. Immerhin ist das Hartplastik sauber montiert. Das lahme Infotainment kann man sich zugunsten von Apple CarPlay und Android Auto sparen. Positiv: die simple tastenbasierte Bedienung am Lenkrad und der Klimaanlage.

Weiter hinten wird es dann dürftiger: Zum einen fehlt eine Fondbeleuchtung, zum anderen bietet Seat kurioserweise für den 1.5 TSI keinen variablen Ladeboden an. Nur ein kleiner Stofflappen liegt über der Reserveradwanne, und die innere Ladekante ist hoch. Heftig wird es an der Kasse. Die Lösung: den handgeschalteten 1.0 TSI nehmen, rund 3.500 Euro sparen und von einer Cupra-Variante träumen, die ein Comeback verdient hätte, gerade zum Jubiläum.