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Range Rover Evoque 2.2 SD4 im Test
Aufsehen erregendes SUV-Coupé

Mit dem Range Rover Evoque 2.2 SD4 Dynamic probt der britische Hersteller einen neuen, coolen Stil. Wie‘s funktioniert? Prächtig! Während das Coupé unseren Test durchläuft, drehen sich viele Köpfe nach ihm um – wenn einer auffällt, dann der Evoque.

Range Rover Evoque 2.2 SD4 Dynamic
Foto: Hans-Dieter Seufert

Als der elegant gekleidete Herr vom Fahrrad springt, sein Handy zückt und hineinschreit, könnte man meinen, er sei empört. Irgendwie verstört. Vielleicht unterzuckert? Nichts von alledem. Der Mann im besten Alter hüpft um den in Buckingham Blue lackierten Range Rover Evoque und spricht: „Hab ihn gerade entdeckt. Ja! Als Zweitürer. Der steht super da.“ Dann beendet er sein Telefonat, zieht seine Krawatte straff und radelt glücklich weiter.

Begegnungen dieser Art zieht der Range Rover Evoque magisch an. Range Rovers jüngster Spross rollt dieser Tage zu den Kunden, die sich zurecht freuen dürfen. Schließlich empfangen sie ein automobiles Kunstwerk – eines, das nicht nur mit ein paar netten Details glänzt, sondern in seiner Gesamtheit unverwechselbar cool, elegant und sportlich ist.

Design des Range Rover Evoque überzeugt

Wahrscheinlich lässt der Range Rover Evoque 2 die Geschmacksnerven deshalb so stark vibrieren, weil ein gelungener Mix aus keilförmiger Coupélinie und Offroadplattform (Basis Freelander) schwer vorstellbar war. Wer den kleinsten Range Rover jedoch live erlebt, weiß, dass diese Kombination ein Volltreffer ist. Vor allem die getestete Coupéversion Range Rover Evoque 2.2 SD4 Dynamic (1.000 Euro teurer als der Viertürer) passt auf wunderbare Weise nicht in die Schublade der gängigen, kompakten SUV (Audi Q3, BMW X 1, VW Tiguan). Und ganz wichtig: Sie kommt nicht gewollt daher, sondern wirkt ad hoc überzeugend.

Lob gebührt Range Rover für die konsequente, mutige Umsetzung beim Evoque. Während anderswo zwei Sicken den Charakter prägen müssen, überzeugt der Range Rover Evoque auch in Details wie dem Tagfahrlicht der Scheinwerfer, das mit vielen kleinen LED-Strichen an ein funkelndes Augenpaar mit Lidstrich erinnert. Oder die Umfeldbeleuchtung unter den Spiegeln, in der – Überraschung – die Silhouette das Wagens erscheint.

Die Erlebnisreise geht hinter den beiden Türen weiter: Statt in einem engen Innenraum findet man sich in einer breiten Lounge wieder, statt unterschäumter Kunststoffe ertasten die Finger am Armaturenbrett des Range Rover Evoque einen Mix aus weichen Stoffbahnen und strukturiertem Aluminium (Serie). Die Drehregler auf der schräg im Raum stehenden Mittelkonsole sind ebenso griffig wie das Lederlenkrad, das allerdings einen Tick kleiner sein sollte.

Evoque ist unübersichtlich

Dass die schartenartigen hinteren Fenster wenig Rundumsicht bieten, ist keine Überraschung – in der Praxis störte das erstaunlicherweise weniger als die ungünstige Kuschelbeziehung zwischen großen Außenspiegeln und breiten A-Säulen des Range Rover Evoque. Bei jedem Abbiegen entsteht das ungute Gefühl, dahinter verstecke sich eine Gruppe Radfahrer. Hat man genug Geld übrig, erleichtert eine Heckkamera das Rangieren (im Technikpaket für 3.800 Euro). Beim Ausscheren überwachen für 400 Euro Totwinkel-Warner, die mit einer LED im jeweiligen Außenspiegel Alarm schlagen, den rückwärtigen Verkehr.

Eine Kaufwarnung verdient die neueste Version des Touchscreen-Navigationssystems (ab 2.150 Euro), das sich zwar äußerst gekonnt in die Mittelkonsole integriert, mit seiner umständlichen Bedienung jedoch wahnsinnig macht.

Reichlich Fahrdynamik steckt im Range Rover Evoque

Zum Besänftigen empfehlen sich kurvige Landstraßen, über die der Range Rover Evoque 2.2 SD4 Dynamic ganz nach Wunsch völlig entspannt gleitet oder sportlich huschen kann. Seinen Technikern ist es gelungen, dem wunderbar satten und herrschaftlichen Range Rover-Gefühl eine starke Prise Dynamik zu verpassen. Diese erlebt man am besten im Fahrmodus Dynamik des bewährten 4x4-Programms Terrain Response, welches auf Knopfdruck verschiedene Offroad-Fahrmodi bereitstellt. Sobald die Ziffern im Cockpit nicht mehr weiß, sondern rot leuchten, reagiert der Range Rover Evoque 2.2 SD4 Dynamic schneller und direkter auf Kurswechsel und drückt in Kehren leicht mit dem Heck nach außen. Besser kann das momentan kein kompakter SUV.

Gewicht drückt auf den Verbrauch

Wo die Konkurrenz Vorteile hat? Beim Verbrauch. Das Coupé Range Rover Evoque 2.2 SD4 Dynamic tritt mit der starken der beiden 2,2-Liter-Dieselversionen (150/190 PS) an, die ihre 420 Newtonmeter Drehmoment wie eine lange Welle auf beide Achsen spült. Da der Wagen allerdings über 1,8 Tonnen auf die Waage bringt (rund zwei Zentner mehr als ein vergleichbarer VW Tiguan), vergehen 9,5 Sekunden bis 100 km/h.

An der Tankstelle zeigt sich, dass trotz serienmäßiger Start-Stopp-Automatik das optimistische Verbrauchsziel von 5,7 L/100 km nicht zu halten ist. Über den gesamten Test verlangt der Range Rover Evoque 2.2 SD4 Dynamic  nach 8,9 Litern – auf der zurückhaltend gefahrenen Verbrauchsrunde (Mix aus Stadt/Land/Autobahn) waren es 6,4 L/100 km; der VW Tiguan 2.0 TDI 4Motion braucht rund einen Liter weniger. Nach dessen Vorbild bietet Range Rover den Evoque etwas später auch nur mit Frontantrieb an. Startpreis: 33.100 Euro – inklusive 150 PS starkem Diesel, Zwei-Zonen-Klimaanlage, Teilleder, hinteren Parkpiepsern und Start-Stopp-Automatik. So freundlich sich dieses Basismodell anhört, so heftig schmerzt die Aufpreispolitik zur nächstbesseren Version Dynamic: 8.200 Euro für Details wie sportlich anmutende Anbauteile, Lederpolster, 19-Zoll-Aluräder, Xenonlicht und eine Soundanlage? Zu viel!

Das getestete Coupé Range Rover Evoque 2.2 SD4 Dynamic wird gerade wieder bestaunt. Eine junge Dame stoppt ihren Mini, wirft einen Blick ins Cockpit und will wissen, was der „kleine Flitzer“ kostet. Die 46.900 Euro für die Dynamic-Version versetzen ihr keinen Schrecken. Interessiert mustert sie das weiß lackierte Dach: „Für den würd‘ ich sogar meinen Mini hergeben.“ Volltreffer.

Der Range Rover Evoque steuert in eine ebenso große Nische, wie sie BMW mit dem Mini ab 2001 vorfand. Dank seiner Zutaten hat der kleine Range Rover gute Chancen, ähnlich erfolgreich zu sein. Und trotz seiner happigen Aufpreise verabschiedet er sich mit dem Gefühl: Ohne ihn würde etwas fehlen.

Vor- und Nachteile
Karosserie
Ordentliches Raumangebot für vier Erwachsene
gute Materialqualität
anständige Verarbeitung
ausreichend großer Kofferraum
Hinten wenig Kopffreiheit
unübersichtilche Karosserieform
mühsamer Einstieg nach hinten
Fahrkomfort
Insgesamt guter Federungskomfort
vorn hoher Sitzkomfort
geringe Geräuschentwicklung bei Autobahntempo
Eingeschränkter Komfort auf Querfugen (20-Zöller)
Antrieb
Durchzugsstarker Diesel
Hakliges Schaltgetriebe
Fahreigenschaften
Hohe Fahrsicherheit
agiles Handling
exakte Lenkung
sicher abgestimmtes ESP
Spürbare Seitenneigung in Kurven
Sicherheit
Wirksame Bremsen
Totwinkel-Warner lieferbar
Kein City-Safety
Umwelt
Hohes Leergewicht
durstiger Motor
kein Umweltzertifikat
Kosten
3 Jahre Garantie
jährliche Wartungsintervalle
hohe Versicherungseinstufung
teure Ausstattungspolitik

Fazit

Der Range Rover Evoque 2.2 SD4 ist die sportlich frische Alternative in der kompakten SUV-Clique. Er ist sehr markant, detailverliebt, gut verarbeitet und dynamisch zu fahren. Das Gewicht und der Verbrauch des Wagens sind allerdings zu hoch.

Technische Daten
Range Rover Evoque Coupé 2.2 SD4 Dynamic
Grundpreis47.670 €
Außenmaße4355 x 1900 x 1605 mm
Kofferraumvolumen420 bis 1350 l
Hubraum / Motor2179 cm³ / 4-Zylinder
Leistung140 kW / 190 PS bei 3500 U/min
Höchstgeschwindigkeit185 km/h
0-100 km/h9,5 s
Verbrauch5,7 l/100 km
Testverbrauch8,9 l/100 km
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Erscheinungsdatum 03.07.2024

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