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Porsche Cayenne S mit Luftfederung im Test
Sport-SUV mit 4,8-Liter-V8

Obwohl stärker und größer geworden, schafft der neue Porsche Cayenne S im Test das Kunststück, leichter und nicht zuletzt dank Achtgang-Automatik auch sparsamer zu sein. Bleiben dabei Markenwerte auf der Strecke?

Porsche Cayenne S
Foto: Hans-Dieter Seufert

Kapitän auf Brücke – aber der standesgemäße Pfeifton bleibt aus. Zumindest liegt die Checkliste im Handschuhfach. Bei 44 Druckschaltern auf der imposanten Mittelkonsole des Porsche Cayenne S erscheint ein zügiges Ablegen zunächst nicht denkbar. Den Zigarettenanzünder nicht mitgezählt, ebenso wenig die weiteren sechs Schiebe- und zwei Drehregler. Durchschnaufen. Die anfänglichen Bedenken erweisen sich als unbegründet.

4,8-Liter-V8 des Porsche Cayenne erwacht zum Leben

Der Start gelingt wie für einen Porsche üblich mit links – auch ohne Bart am Schlüssel. Vom Maschinenraum kommt die warm wabernde Rückmeldung einer erfolgreichen Zündung. Gediegen, ohne großen Protz und wildes Getöse nimmt der bezüglich innerer Reibung und Gewicht reduzierte 4,8-Liter-V8 seinen Dienst auf.

Weniger ist das grundsätzliche Mehr der zweiten Porsche Cayenne-Generation. Obwohl sie nominell länger, breiter und höher ausfällt als der Vorgänger, weiß die Neuauflage ihre Körperfülle gefällig zu kaschieren. Im engen Stadt-Dschungel bewegt sich der Porsche Cayenne S im Test nicht mehr mit der optischen Präsenz eines Elefantenbullen im Porzellanladen, ohne mangels Übersichtlichkeit beim Rangieren auf die Signale des Parkassistenten verzichten zu können.

Porsche Cayenne bringt mehr als 2,2 Tonnen auf die Waage

Dennoch hat sich der Porsche Cayenne S reduziert – nicht auf das Wesentliche, aber um Wesentliches. Der feudal ausgestattete Testwagen geht zwar mit seinen 2.225 Kilogramm Leergewicht nicht als gertenschlank durch, aber er wird dem Versprechen seiner Entwickler gerecht. Ein vergleichbares Vorgängermodell brachte es im auto motor und sport-Test schließlich auch schon auf deutlich über 2,4 Tonnen. Es gilt also: Gewicht verloren, ansonsten spürbar gewonnen. Zunächst an Platz und Raum, wie das luftige Entree in das fein verarbeitete Innere beweist.

Vorne wie hinten kommt beinahe Queen-Mary-Atmosphäre auf. Dabei sind der Kapitän und sein Co in den 1.488 Euro teuren Komfortsitzen bequem sowie ausreichend seitenkraftstabil platziert. Und die Gäste im Fond reisen ebenso komfortabel mit. Was nicht nur auf dem subjektiv gewonnenen Eindruck basiert, sondern durch die Innenraumvermaßung objektiv belegbar ist: An Breite und Sitztiefe hat der Neue definitiv zugelegt. Sein variables und gut nutzbares Gepäckabteil bietet ebenfalls mehr Raum für Großes.

8,9 Liter Verbrauch auf der Normrunde

Womit der großen Reise mit der Familie also nichts im Weg stehen sollte. Oder doch? Der Spritverbrauch etwa? Ansichtssache. Beziehungsweise eine Sache des Gasfußes. Mit sensibler Sohle, beispielsweise auf der Normrunde, begnügt sich der lediglich bei hohen Drehzahlen akustisch vollmundige Achtzylinder des Porsche Cayenne S im Test mit 8,9 Liter Super Plus pro 100 Kilometer. Zugegebenermaßen stellt dies keinen praxisnahen Umgang mit 400 PS und 500 Nm dar. Im Alltag gelten da schon die 15,3 Liter/100 Kilometer des Testverbrauchs.

Immerhin: Der Vorgänger goss sich gut zwei Liter mehr hinter die Ventile. Ein Großteil der Ersparnis geht auf das Konto der neuen Getriebetechnik – Start-Stopp-Funktion inklusive. Wenngleich das Stoppen nicht ganz ruckfrei gelingt, der Start jedoch elegant funktioniert. Danach filetieren acht Gänge das breite Leistungsspektrum. Sanft und schnell greifen die Getriebestufen ineinander. Es genügt bereits ein leichter Gaspedalstreichler, um den zu den oberen Gängen eilenden Wandlerautomaten bei kleineren Zwischenspurts zwei Stufen nach unten zu bitten. Im Sportmodus zeigt das Getriebe noch mehr Lebensfreude. Hektisch oder gar störend wirkt der verschliffene Zahnradaktionismus zu keiner Zeit.

Adaptives Fahrwerk gegen Aufpreis

Die Sinne des Kapitäns sind also frei, um sich an anderen Dingen zu ergötzen. Zum Beispiel an der Tatsache, wie der Allradler in sich ruhend, souverän und spurstabil seine Bahn zieht. Oder für audiophile Schöngeister, wie die 4.748 Euro teure Burmester-HiFi-Anlage den Porsche Cayenne in eine fahrende, imposante Konzerthalle verwandelt. Zurück zum Kern der Sache: Trotz einer gewissen Grundstraffheit bietet die optionale, dreistufig einstellbare Luftfederung mit adaptiven Dämpfern ein ausreichendes Maß an Komfort, um die meisten Wogen zu glätten. Zur Bewältigung kurzer Stöße mag es sänftigere Vertreter unter den großen SUV geben, agilere hingegen kaum.

Bezüglich seines flinken Handlings ist der Porsche Cayenne S im Test Hausmarke, bleibt durch und durch Porsche. Dank einer Lenkung, die die Handlichkeit eines Kleinwagens suggeriert. Kernig direkt und überzeugend zielgenau werden die Kurs-Vorgaben an die 19-Zoll-Bereifung weitergereicht. Übertrieben spitzer Reaktionen aus der Nulllage heraus muss sich der Cayenne nicht bedienen, um sein hohes fahrdynamisches Potenzial darzulegen.

Cayenne lupft beim Elchtest ein Rad

Es ist das Gesamtsystem, das die ausgeprägte Agilität generiert – das hohe Gripniveau der Reifen beispielsweise und die minimale Seitenneigung. Allerdings deutet die Hinterachse beim 18-Meter-Slalom mit überraschenden Pumpbewegungen darauf hin, dass der Grenzbereich erreicht ist. Gleiches tritt in der Ausweichgasse auf. Und beim Elchtest lupft der luftgefederte Porsche Cayenne S im Test jedenfalls zuweilen auch ein Rad. Spektakulär wirkt das alles freilich nur von außen betrachtet. Innen stellt sich dabei nicht das Gefühl ein, tatsächlich in turbulentes Fahrwasser zu geraten. Schon deswegen nicht, weil das Stabilitätssystem ein wilderes Treiben relativ strikt unterbindet.

Äußerst strikt geht auch die Bremsanlage zur Sache. Sie hat den überzeugenden Vorwärtsdrang des Allradlers gut dosierbar und standfest im Griff. Allerdings kosten die Keramikkomponenten über 8.000 Euro Aufpreis. Aber an die Finanzpolitik sollten sich Cayenne-Kapitäne bereits gewöhnt haben. Manche Dinge ändern sich eben nie.

Fazit

Vor dieser Leistung ist der Hut zu ziehen: Trotz größerem Platzangebot reduziert der Porsche Cayenne S sein Gewicht und den Verbrauch. An Agilität hat er zugelegt, die Luftfederung erscheint hierbei aber nicht optimal.

Technische Daten
Porsche Cayenne S Luftfederung
Grundpreis80.112 €
Außenmaße4846 x 1939 x 1705 mm
Kofferraumvolumen670 bis 1780 l
Hubraum / Motor4806 cm³ / 8-Zylinder
Leistung294 kW / 400 PS bei 6500 U/min
Höchstgeschwindigkeit258 km/h
0-100 km/h6,2 s
Verbrauch10,5 l/100 km
Testverbrauch15,3 l/100 km
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Erscheinungsdatum 03.07.2024

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