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Porsche 911 Carrera S (2013) im Test
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Für aufregende zwei Jahre war der Porsche 911 Carrera S mit dem Kennzeichen S-GO 4022 als Dauertestgast in der Redaktion. Nun ist er weg. Fast unnötig zu betonen, dass wir ihn gar nicht gern ziehen lassen. Defekte? Keine. Doch lesen Sie selbst.

Porsche 911 Carrera S, Frontansicht
Foto: auto motor und sport

Das Besondere erkennt man ja unter anderem daran, dass es nicht zu oft eintritt. Gäbe es jeden Abend Porterhouse-Steaks, gewöhnte man sich womöglich allzu schnell daran und verlöre die Empfänglichkeit für die feinen Steppengrasnoten hochwertigen Rindfleischs. Ähnlich ist es mit dem Elfer-Fahren. Erst zwei Mal in der langen Geschichte von auto motor und sport fand sich ein Porsche 911 zum Dauertest in der Redaktion ein. Sie könnten ja nun in Ihren alten Heften nachschauen, aber weil die Ausgabe gerade hier liegt, verrate ich es: Der Erste war ein 911 2.7 mit 150 PS, ein echtes G-Modell, Modelljahr 1974, der Bericht erschien in Heft 20/1975 vor genau 40 Jahren.

Es war also mal wieder Zeit, seither ist viel passiert. Porsche hat 15 Gesamtsiege in Le Mans geholt, baut statt wie damals 9.424 nun 189. 894 Fahrzeuge pro Jahr (2014). Und der 911 des Jahrgangs 2013 unterscheidet sich doch sehr erheblich von jenem des Modelljahrs 1974. Den Motor hat er freilich immer noch hinten, es ist ein Sechszylinder-Boxer, allerdings 400 PS stark, wassergekühlt, direkteinspritzend und über ein Doppelkupplungsgetriebe mit den Hinterrädern verbunden.

100.000 km ohne außerplanmäßigen Stopp

Nun könnte der Dauertestbericht bereits fast zu Ende sein, denn viel zu berichten gibt es nicht vom 991, der zwischen den Sommern 2013 und 2015 knapp über 100.000 Testkilometer sammelte. Jedenfalls nichts Negatives. Kein außerplanmäßiger Werkstattaufenthalt, keine Panne. Wirklich keine.

Nun wollen wir nicht mehr weiter in der Vergangenheit wühlen, nur eine kleine Bemerkung sei noch erlaubt: Der heute viel gerühmte luftgekühlte Boxer musste 1975 wegen diverser Ölundichtigkeiten dreimal in die Werkstatt, der 991 benötigte zwischen den Ölwechseln über 100.000 km nur 5,5 Liter zum Nachfüllen. Undichtigkeiten? Natürlich keine.

Porsche 911 Carrera S überraschte mit Sparsamkeit

Womit wir bereits bei den guten Eigenschaften des neuen Dauertest-Elfers sind. Seiner Sparsamkeit etwa. Denn der Durchschnittsverbrauch von 11,9 l/100 km ist nur ein Aspekt. Vorausschauend und zurückhaltend gefahren kam der Porsche häufig mit weniger als zehn Litern aus, und selbst geübten Schnellfahrern gelang es sehr selten, mehr als 15 Liter durch die Direkteinspritzdüsen zu jagen. Was einige Kollegen jedoch negativ anmerkten: den zu kleinen Tank. Er fasst lediglich 64 Liter, bei schnelleren Autobahnfahrten blinkte mitunter schon nach weniger als 450 km die Reserveleuchte auf – ein eher kleines Ärgernis, angesichts der guten Langstreckenqualitäten des 991.

Die entspannte Sitzposition und die sehr guten Sitze wurden häufig gelobt, ebenso der für Sportwagenverhältnisse üppige Kofferraum, der etwa Getränkekisten und kleinere Koffer locker packt. Ebenso gefiel der lange siebte Gang des PDK, der zügiges Autobahnfahren mit niedrigen Drehzahlen erlaubt. Die weniger gelobte Seite dieser Auslegung: Bereits kleine Gaspedalbewegungen animieren das Getriebe, eine oder gar mehrere Fahrstufen zurückzuschalten.

Ansonsten schätzten die meisten Fahrer das Doppelkupplungsgetriebe, mit dem inzwischen fast alle 911 ausgerüstet sind. Das preisgünstigere Siebengang-Schaltgetriebe spielt nur noch eine Nebenrolle. Allerdings machte das PDK gegen Ende des Dauertests durch etwas ruppigeres Langsamfahrverhalten auf sich aufmerksam. Es schaltete spürbarer zurück und sorgte im Stadtverkehr für den ein oder anderen Ruckler. Das war jedoch nicht wirklich störend und fiel nur Fahrern auf, die häufig mit dem 911 unterwegs waren.

Wenig Abnutzung bei Antrieb und Interieur

Auf die Fahrleistungen hatte dieses Verhalten jedenfalls keine Auswirkungen, die waren am Ende des Dauertests noch so gut wie zu Beginn, die strapaziösen 100.000 km sind dem Triebwerk nicht anzumerken. Das gilt in fast gleichem Maße für den Rest des Autos, innen und außen zeigt es sich im Sommer 2015 fast in Neuwagenzustand. Das teure Naturleder (4.665 Euro) hat den einen oder anderen kleinen Kratzer, sonst sind nach einer gründlichen Reinigung praktisch keine Spuren der intensiven Nutzung mehr vorhanden.

Fast alles super also beim 991 Carrera S. Tatsächlich finden sich in den Notizen zum Testwagen nicht zu viele kritische Anmerkungen, dafür häufiger kurze Wortmeldungen wie „Yeah!“ (Sebastian Renz) oder „40 Jahre Warten haben sich gelohnt!“ (Ralph Alex). Wenn es etwas zu kritisieren gab, dann die suboptimale Bedienung mit den vielen Knöpfen, die praktisch nicht vorhandenen Ablagen im Cockpit, das veraltete Infotainment oder das ausgeprägte Schieben über die Vorderräder bei maximalem Lenkeinschlag und niedriger Geschwindigkeit (der Ackermann-Effekt, bedingt durch den Spurdifferenzwinkel in engen Kurven).

Porsche 911 seit jeher ein teures Vergnügen

Vom Geld müssen wir ja auch noch reden: Mit all seinen Extras war der Testwagen 133.560 Euro teuer, das Basismodell 911 S kostete 2013 105.173 Euro, rund 28.000 Euro entfielen auf Extras, von denen das erwähnte Leder, das PDK (3.510 Euro), das Sport Chrono Paket Plus (2.023 Euro), das Navi (3.148 Euro) sowie die Sportsitze Plus (3.272 Euro) die dicksten Posten ausmachten.

Rund 52 Prozent des Neupreises sind als Verlust zu verbuchen, der Wagen ist am Ende des Dauertests noch 64.000 Euro wert, mit anderen Worten: knapp 70.000 Euro Wertverlust. Schließlich hat noch nie jemand behauptet, dass Porsche-Fahren ein besonders preiswertes Vergnügen sei. Zusätzlich zum Wertverlust waren rund 3.400 Euro für Reifen aufzuwenden, drei Sätze Pirelli P Zero sowie zwei Sätze Michelin Pilot Alpin 4 wurden dem Elfer aufgezogen. Da die gewechselten Reifensätze Sommer- und Winterreifen noch reichlich Restprofil aufweisen, wurden die anteiligen Kosten berechnet.

Für Reparaturen, das wurde bereits erwähnt, fielen keine Extrakosten an. Nach etwa 60.000 km waren die Bremsscheiben samt Belägen rundum fällig (2.346 Euro), das ist aber als normaler Verschleiß anzusehen. Ansonsten benötigte der Porsche nur drei Inspektionen, Öl, Pollenfilter und Wischerblätter wurden getauscht. Die Bilanz ist also makellos, nicht nur besser als die des 911 2.7 vor 40 Jahren, sondern auch deutlich erfreulicher als bei allen Sportwagen, die davor im Dauertest gastierten. Falls Sie glauben, Porsche-Fahren sei vor 40 Jahren billiger gewesen: 26,9 Cent (ohne Wertverlust) kostete das 911-Fahren pro Kilometer beim aktuellen Dauertester, 1975 war es mit 23,08 Pfennig – kaufkraftbereinigt – ziemlich genau doppelt so teuer. Ganz wie sehr feines Rindfleisch also, eine exklusive, nicht ganz billige Freude für die Sinne.

Stärken und Schwächen des Porsche 911 Carrera S

Die gefühlsintensive, mitteilsame Lenkung zählt zur Elfer-Folklore, da macht die elektromechanische Einheit des 991 keine Ausnahme. Die teuren Optionssitze gefielen allen Fahrern: bequem, gut verstellbar, seitenhaltintensiv.

Das Infotainment ist etwas veraltet, Navi, Verkehrszeichenerkennung etc. sind nicht auf dem neuesten Stand. Insgesamt fünf Sätze Reifen verbrauchte der 911, zum Preis von 1.200 bis 1.600 Euro je Satz – nicht gerade günstig.

So beurteilen Leser den Porsche 911

„Insgesamt ist der 991 ein völlig anderes Auto als der davor gefahrene 996: Es hat veränderte Proportionen, eine Außenhaut aus Aluminium, viel mehr Elektronik an Bord und innen durch den vergrößerten Radstand viel mehr Platz. Ich bin jetzt 24.000 km gefahren und stelle bei Reisen in Deutschland einen Verbrauch von 9,3 Litern fest. Das Auto macht einen qualitativ sehr hochwertigen Eindruck. Im Detail negativ ist das veraltete Navi-System, und auch von den adaptiven Dämpfern hätte ich etwas mehr Komfort bei langsamer Fahrt auf schlechtem Asphalt erwartet.“
Joachim Finn, 20294 Hamburg

„Gerade fahre ich den zehnten 911, und das immer mit einer Laufleistung von bis zu 40.000 km pro Jahr. Einziges Manko: Für treue Kunden über 20 Jahre hinweg gäbe es bei anderen Unternehmen einen besonderen Betreuungsstatus. Das Porsche Zentrum vor Ort ist top, das Werk hält sich vornehm zurück.“
Peter Jescke, 84036 Landshut

„Seit dem G-Modell hatte ich alle 911, und dieser ist der beste von allen: kein Untersteuern mehr in engen Kurven, klasse Handling, eigentlich perfekt. Doch leider gibt es auch einen Wermutstropfen. Das Fahrzeug war während der Gewährleistung schon drei Mal wegen derselben Mängel im Porsche Zentrum, die bis heute nicht behoben sind. Und die Navigation zeigt falsche Informationen. Die A 13 in der Schweiz führt beispielsweise schon seit 40 Jahren von Chur kommend über den Bernardino nach Bellinzona und nicht über den Gotthard. Fahrtechnisch zwar ein perfektes Auto, doch wenn man einen sechsstelligen Betrag ausgibt, dürfte man erwarten, dass alles funktioniert.“
Dipl.-Ing. Siegfried Hertler, 89134 Blaustein

„Vor einigen Jahren habe ich mir einen Jugendtraum mit dem Kauf eines Porsche 911 Cabrio erfüllt. Gewisse Kritik kann man ihm dennoch nicht ersparen. Auf unebenem Gelände verwindet die Karosserie leicht und das Dach knarrt. Der Schalter des Beifahrerfensters muss manchmal öfters betätigt werden, bis es schließt. Aber das sind alles Kleinigkeiten, die die Freude am Fahren nicht mindern. Was wirklich stört, ist das laute Abrollgeräusch. Von der Verarbeitungsqualität bin ich auch etwas enttäuscht. Was unterm Strich bleibt, sind ein wunderschönes Design, ein genialer Motorsound und ein unerreichtes Image.“
Dr. Wolfgang Pfitzer, 73592 Schwäbisch Gmünd

Vor- und Nachteile
Porsche 911 Carrera S
brillanter Motor
feinfühlige Lenkung
hervorragende Sitzposition
sehr gute Sitze
niedriger Verbrauch
ausreichend großer Gepäckraum
kindertaugliche Fondsitze
sehr gute Bremsen
ansprechendes Design
sehr gutes Licht
gute Übersichtlichkeit
komplizierte Bedienung
veraltetes Infotainment
Komfortmängel bei hohem Tempo
langsames Navi
Windgeräusche vom Schiebedach bei sehr hohem Tempo
starkes Schieben über die Vorderräder bei großem Lenkeinschlag
Schaltrucke bei niedriger Geschwindigkeit
sehr hoher Wertverlust
hohes Geräuschniveau bei schneller Fahrt

Fazit

Die Freude am Porsche-Fahren ist nicht so leicht in Worte zu fassen. Der Dauertest-Elfer begeisterte mit brillantem Motor, tollen Fahreigenschaften und wohltönendem Sound. Dass er zudem die Dauertestdistanz ebenso vergnüglich wie pannenfrei absolvierte, zeigt, dass Porsche-Fahren zwar schön, doch auch erstaunlich vernünftig sein kann, wenn man einmal vom Wertverlust absieht.

Technische Daten
Porsche 911 Carrera S
Grundpreis105.946 €
Außenmaße4491 x 1808 x 1295 mm
Kofferraumvolumen145 l
Hubraum / Motor3800 cm³ / 6-Zylinder
Leistung294 kW / 400 PS bei 7400 U/min
Höchstgeschwindigkeit302 km/h
Verbrauch8,7 l/100 km
Die aktuelle Ausgabe
Sport Auto 03 / 2022

Erscheinungsdatum 04.02.2022

132 Seiten