Peugeot 2008 Hybrid 136 & VW T-Cross 1.0 TSI im Test

Peugeot 2008 Hybrid 136 & VW T-Cross 1.0 TSI im Test
Extravaganz gegen Sachlichkeit

Veröffentlicht am 04.01.2025

Wirft man einen Blick auf die Straßen, ziehen Blechkolonnen aus Weiß, Schwarz und Grau vorbei. Knallige Farben? Sind die Ausnahme. Etwa bei kleinen Crossovern wie den beiden Vergleichstest-Kandidaten: Peugeot 2008 und VW T-Cross bringen mit Elixir Rot (750 Euro Aufpreis) und Clear Blue Metallic (690 Euro) Farbkleckse ins Straßenbild. Und Lichtakzente: In den höheren Ausstattungslinien Allure und – hier getestet – GT hat Peugeot dem 2008 bei der letzten Modellpflege je drei LED-Lichtstreifen unter den Hauptscheinwerfern mitgegeben. Auch beim VW T-Cross greift das Facelift in die Lichtsignatur ein, zwischen den Tagfahrleuchten verläuft jetzt eine LED-Leiste im Grill.

Einsteigen. Gleiches Bild wie außen: sachlich-nüchtern der VW, modisch-extravagant der Peugeot. Bei der Bedienung zeigen sich ebenfalls verschiedene Philosophien. Während der Fahrer im 2008 viele Fahrzeugfunktionen über den Touchscreen bedient, geht der T-Cross den traditionelleren Weg. Bis auf die Touchslider im Klimabedienteil belässt er es in weiten Bereichen bei haptischen Tasten.

Dagegen muss sich der 2008-Fahrer intensiver mit der Bedienung auseinandersetzen – einsteigen, einstellen und losfahren gelingt hier nicht so einfach. Zudem fehlen hier die frei belegbaren Felder unter dem Screen, wie man sie aus neueren Peugeot-Modellen wie dem 408 kennt. Immerhin existiert neben einem Drehregler für die Lautstärke eine Leiste mit Kippschaltern etwa für die Warnblinkanlage und die Zentralverriegelung. Deren Schalter lassen sich jedoch nur durch Drücken in eine Richtung aktivieren und deaktivieren. Der intuitivere Griff in die Gegenrichtung zum Ein- oder Ausschalten ist nicht möglich.

Seit der Modellpflege kommt der VW T-Cross grundsätzlich mit dem vormals optionalen Digitaltacho daher. Im Peugeot 2008 ist ebenso serienmäßig ein Digitaldisplay verbaut, dort erscheint die gefahrene Geschwindigkeit in einer Darstellung mit dreidimensionalem Look. Das ist erst mal ein netter Überraschungseffekt, bietet auf Dauer jedoch keinerlei nennenswerten Mehrwert.

Fast schon ein Raumwunder

Trotz ihres kompakten Formats eignen sich die Crossover von VW und Peugeot durchaus als Reisewagen. Auf den zweifarbigen Stoffsitzen des T-Cross lassen sich dank stützender Wangen und ausreichender Beinauflage lange Autobahnetappen gut aushalten. Ähnliches Bild im 2008, wo Fahrer und Beifahrer auf einer Alcantara-Kunstleder-Kombination mit sportlicherem Zuschnitt Platz nehmen. Die Kopfstützen ragen hier weit nach vorn und sorgen bei größeren Fahrern mitunter für eine ungemütliche Haltung. Zudem scheint der Fußraum des 2008 auf kindliche Füße zugeschnitten, Fahrer mit größeren Schuhen stoßen oben und seitlich öfter an als im T-Cross, der hier großzügiger ausgelegt ist.

Auf kurvigen Landstraßenetappen sucht so mancher Beifahrer Halt an einem Griff am Dachhimmel. Im Peugeot findet er diesen vor, während er im VW ins Leere greift. Spricht da der Kostendruck? Und meldet der sich auch bei den Spiegeln in den Sonnenblenden zu Wort, die im VW T-Cross 1.0 TSI unbeleuchtet sind?

Doch zurück zum großen Ganzen: In puncto Platzangebot zählt der VW zu den geräumigsten Autos seiner Klasse – der kürzeste Crossover im Modellprogramm der Wolfsburger kann in diesen Belangen mit dem 20 Zentimeter längeren Peugeot 2008 Hybrid 136 mithalten. Hier wie dort sitzen vier Erwachsene nicht beengt, aber in den VW steigen die Hinterbänkler durch den größeren Türausschnitt komfortabler ein und aus. Zudem dürfen sie sich über einen angenehmen Kniewinkel auf ihrer Sitzbank freuen. Allerdings müssen sie wie im 2008 geduldig auf kühlende oder wärmende Luft warten, denn mit Ausströmern im Fond können beide Crossover nicht dienen. Eine Zweizonen-Klimaautomatik (375 Euro) gibt’s nur für den T-Cross.

Geht es um besondere Transportaufgaben, kann sich der VW mit seinem außergewöhnlich variablen Innenraum in Szene setzen. Wie im Peugeot lassen sich seine Rücksitzlehnen in zwei Teilen umklappen. Aber nur im VW gibt es Isofix-Halterungen für Kindersitze auch auf dem Beifahrersitz und nicht nur auf den äußeren Plätzen der Rückbank. Zudem ist im T-Cross auch die Beifahrersitzlehne flach umklappbar – damit passen sogar bis zu 2,39 Meter lange Objekte ins Auto, bis hin zum Surfbrett.

Variabel wie ein Van

Je nachdem, wie viel Platz die Fondpassagiere oder die Gepäckstücke beanspruchen, lässt sich die Rückbank des VW um 14 Zentimeter in Längsrichtung verschieben. Auf diese Weise wandelt sich der VW T-Cross zum Raumwunder, das auch vor einem Möbelhaus-Trip nicht kapitulieren muss. Da kann der Peugeot nicht mithalten. Immerhin lässt sich dessen Hutablage praktisch im Kofferraumboden verstauen, während sie beim VW nach dem Ausbau nicht unter den höhenverstellbaren Ladeboden passt, sondern in den Fußraum der zweiten Reihe ziehen oder gleich zu Hause bleiben muss.

Aber dieser kleine Schnitzer bleibt im VW die Ausnahme. Weitere clevere Details wie die in Längsrichtung und Neigung verstellbare Mittelarmlehne und die Schlüsselaussparung in der Mittelkonsole wecken Erinnerungen an den "Simply-clever"-Claim der Konzernschwester Skoda.

Jetzt aber los, die beiden Dreizylinder starten, und den Wählhebel auf Stufe D. Auch beim Fahren zeigen sich unterschiedliche Charaktere. Das beginnt beim Antrieb: Während der beim Facelift auf 116 PS erstarkte T-Cross ohne elektrische Unterstützung auskommen muss, steckt im Peugeot 2008 Hybrid 136 der neue 48-Volt-Mildhybrid. Dank der 22 PS und 51 Nm des im Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe integrierten Elektromotors kann der Franzose stets mit genug Punch aufwarten. Eine Gedenksekunde beim Anfahren, wie sie sich der VW T-Cross 1.0 TSI (mit Siebengang-DKG für 1.920 Euro) gönnt, lässt sich kaum noch wahrnehmen.

Mit seinen 136 PS gleitet der Peugeot zudem deutlich unangestrengter über Autobahnen und Landstraßen. Bei höherem Tempo und beim Gangwechsel vom Fünften in den Sechsten lässt sich das elektrifizierte Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe etwas mehr Zeit, um die nächste Stufe einzulegen.

Beim Bremsen muss sich der 2008-Fahrer mit einem eher matschigen Pedalgefühl anfreunden. Dafür verzögert der Peugeot warm kräftiger als der VW (36,1 zu 37,5 Meter aus Tempo 100), dessen Pedal sich jedoch präziser dosieren lässt.

Eigenwillige Geräusche

Beim VW hält sich der Dreizylinder akustisch noch mehr im Hintergrund als beim Peugeot, dafür kann der Peugeot 2008 mit dem Strom aus seinem 0,9-kWh-Akku innerstädtisch sogar kurzzeitig auch rein elektrisch fahren. Allerdings begleiten ihn stets diverse mechanische Geräusche, etwa ein schwaches Surren des Elektromotors, ein leichtes Pfeifen des Turboladers oder dezente Mitteilungen von der Arbeit des Getriebes, etwa beim Runterschalten vor einem Ampelstopp. Ebenfalls gewöhnungsbedürftig: die deutliche Verzögerung beim Rekuperieren im Stadtverkehr, sobald der Druck aufs Gaspedal nachlässt.

Doch so speichert der Peugeot wertvolle Energie, die beim VW verloren geht. Das spürt der Fahrer im Geldbeutel: Der VW T-Cross kommt im Testdurchschnitt auf 7,0 l/100 km, der größere 2008 begnügt sich mit 6,5 Litern. Unterschiede auf der Eco-Runde: 5,7 zu 4,9 Liter.

Mit weniger begnügt sich der Peugeot jedoch auch beim Komfort. Bodenwellen aller Art quittiert er mit stärkerem Schaukeln nach links und rechts, kurz aufeinander folgende Querrippen mit spürbaren Vibrationen. Der T-Cross lässt sich von solchen Einflüssen weniger beirren und federt gleichmäßiger und ausgewogener. Trotzdem macht er mit seiner rückmeldungsreicheren Lenkung auf kurviger Landstraße mehr Freude. Die Peugeot 2008-Steuerung ist stark auf die Mittellage zentriert, fällt mit starkem Rückstellmoment und synthetischem Gefühl auf – hier vermittelt der VW subjektiv mehr Vertrauen.

Bei den Sicherheits- und Komfort-Assistenzsystemen sind beide gut aufgestellt, wobei sie sich auf Wunsch noch weiter aufrüsten lassen. Der Peugeot etwa mit einer 360-Grad-Kamera (350 Euro), der VW mit einem Paket, das einen Parklenk-, Spurwechsel- und Ausparkassistenten umfasst (550 Euro). Die Parkbremse zieht jedoch nur der 2008 automatisch an – im VW ragt zwischen den Sitzen noch ein mechanischer Handbremshebel hervor.

Das kann man mögen, die Preisgestaltung hingegen kaum: Mit 116 PS und DKG startet der VW T-Cross 1.0 TSI bei 29.680 Euro, in der getesteten Style-Ausstattung sind es schon mindestens 32.220 Euro. Der 2008 Hybrid ist nicht günstiger, ihn gibt es erst ab 32.000 Euro (Style), für den GT sind sogar 36.350 Euro fällig. Viel Geld für einen Crossover auf Basis eines Kleinwagens.

Bei Peugeot gibt es dafür das größere und sparsamere, aber nicht das variablere, komfortablere und ausgewogenere Auto. Das ist in diesem Vergleich klar der VW T-Cross.

Technische Daten
VW T-Cross 1.0 TSI R-LinePeugeot 2008 Hybrid 136 GT
Grundpreis32.235 €37.150 €
Außenmaße4108 x 1760 x 1573 mm4304 x 1770 x 1550 mm
Kofferraumvolumen455 bis 1281 l434 bis 1467 l
Hubraum / Motor999 cm³ / 3-Zylinder1199 cm³ / 3-Zylinder
Leistung85 kW / 116 PS bei 5000 U/min100 kW / 136 PS bei 5500 U/min
Höchstgeschwindigkeit193 km/h206 km/h
0-100 km/h10,4 s9,5 s
Verbrauch4,9 l/100 km5,0 l/100 km
Testverbrauch6,9 l/100 km6,5 l/100 km