Opel Mokka 1.2 DI Turbo im 100.00-km-Dauertest

Opel Mokka im Test
So schlug sich der SUV über (fast) 100.000 km

Veröffentlicht am 20.04.2025

Die erste größte komplizierte Romanze der Weltgeschichte, die wir kannten? Nein, nicht Romeo und Julia oder Harry und Sally. Denn lange bevor wir wirklich kapierten, was Meg Ryan mit dem Satz "Nicht ein Mal; es ist ein sehr kalter, harter mexikanischer Steinfußboden" meinte, verstanden wir, dass da was ging zwischen Miss Piggy und Kermit. Dass die Hochzeit der zwei nur für die Muppet-Show inszeniert war, erfuhren wir erst später – mit Erschütterung. Womit wir bei einer anderen Liaison sind, die als Romanze startet, aber eine unerwartete, gar erschütternde Wendung nimmt: die zwischen dem kermit-froschgrünen Opel Mokka und uns.

Der Mokka, dessen Lackfarbe offiziell als Matcha Grün Metallic firmiert, startet am zweiten, einem eis- regenrutschigen Dezembermittwoch 2021 zum Dauertest. Der führt bei uns ja schon seit Ausgabe 13/1974 und der Langzeiterprobung eines VW 1302 über 100.000 km. Doch wird der Mokka zu den wenigen Unvollendeten in 51 Jahren zählen: Am Ende fehlen ihm 3.245 Kilometer.

Dabei fängt alles so gut an

Selbstredend verraten wir aber nun nicht gleich, was dazu führt, sondern beginnen mit dem heiteren Start. Denn neben der Fröhlichkeit seiner Farbe vergnügt der Mokka vom Fleck weg mit seinem quirligen Antrieb. Und ja, zwischen all den größeren Limousinen, SUV oder Elektros im Dauertest-Fuhrpark erfreuen wir uns auch an seinem kompakten Format und seinem emsigen Antrieb mit Schaltgetriebe. Den 1,2-Liter-Turbobenziner in der stärkeren 130-PS-Version (inzwischen ist es ein 136 PS starker 1.200er) verkuppelt Opel mit einer Sechsgangbox. Das Getriebe mag es mit der Präzision nicht so genau nehmen, doch der Mokka geht munter voran, etwa auf der Ausfahrt der Dauertestflotte in die Alpen.

Opel Mokka
Arturo Rivas

Andere mögen schneller auf der Passhöhe ankommen, der Opel jedoch tourt emsig durch die Gänge, drückt sich mit seinen 230 Nm wacker die Bergflanken empor. Auch auf langen Autobahntouren mangelt es ihm nicht an Kraft und Leistung – eher an einem größeren Tank. Denn treibt man den Mokka zur Eilfertigkeit, steigt der Verbrauch fast bis auf 10 l S/100 km. Und auch die 7,4 l im Testschnitt fordern wegen des kleinen 44-Liter-Behälters spätestens nach 594 km einen Tankstopp – besser aber deutlich früher. Denn die Reichweiten-Vorhersage des Bordcomputers geht ihre Berechnungen mit einem Optimismus an, der einen verdienten Kollegen mit leerem Tank ausrollen ließ. Nachts?Ja. In einer Autobahnbaustelle? Ja. Bei Regen? Haben wir uns dann nicht mehr zu fragen getraut.

Danach zählte diese Vorhersage zu den allgemein bekannten Eigenheiten des Mokka – wie bald auch die brüchige Bluetooth-Verbindung des an sich ganz cleveren und eingängig bedienbaren Infotainments. Andere Eigenschaften dagegen überraschen weniger: etwa dass der 4,15 Meter kurze Opel, wenn er Fahrer und Beifahrer durchaus ungedrängt beherbergt und in sein gut nutzbares Ladeabteil noch 350 l Gepäck verräumt, im Zwischendrin nur wenig Platz zu bieten hat. Erwachsene, die sich durch die engen Türen in den dusteren, unbeleuchteten Fond schlängeln, verklemmen sich da verrutschsicher – das mag womöglich der Grund sein, dass es hinten keine Haltegriffe am Dach gibt.

Opel Mokka
Hans-Dieter Seufert

Zupackenderes Format zeigt der Mokka daher im Bereich des Transportwesens. Hat man die Rückbank umgeklappt, plumpsen Fahrräder, Waschmaschinen oder gar Ausrüstungen für Fotografen (Sie machen sich keine Vorstellung, was die alles mitnehmen, um es auf jeden Fall dabeizuhaben, nur um es daheim unbenutzt wieder rauszuhieven) über die hohe Ladekante auf die Ladefläche.

So tourt der Opel unternehmungslustig durch seine ersten Monate, unterbrochen nur vom ersten Servicestopp bei 21.824 km. Der kostet schon stattliche 327 Euro, obwohl dem Turbobenziner 3,5 Liter Ölwechselmenge genügen. Beim nächsten Boxenstopp bei 40.171 km bekommt der Mokka noch frische Bremsflüssigkeit, was den Preis auf 669 Euro hebt. Bei der nächsten Inspektion bei 61.397 km kommen noch neue Beläge rundum, neue Bremsscheiben vorn sowie Wischerblätter dazu und so 1.208 Euro zusammen.

Und schließlich noch der weniger wegen der Rechnung über 648 Euro verhängnisvolle Servicestopp bei 79.878 km: Bei dem tauscht die Werkstatt den Zahnriemen und stellt einen leichten Ölverlust fest, verpasst es aber, auch die obere Ventilabdeckung inklusive defekter Membran für den Ölabscheider zu tauschen. Bei einem späteren Kurz-Stopp bei der Werkstatt – der Entriegelungshebel an der Motorhaube ist gebrochen – stellen die Mechaniker nach einer Motorwäsche eine Ölleckage am Triebwerk und Ölverschmutzungen am Ansaugkrümmer fest, aber keinen Riss am Zylinderkopf. Also geht die Fahrt weiter.

Opel Mokka
Achim Hartmann

Die stressigen Monate und Kilometer im Dauertestgeschehen haben dem Mokka also doch ein wenig zugesetzt. So lässt sich die Kupplung nicht mehr so fein dosieren, die Gänge rutschen leieriger gerührt durch die Kulisse, und einmal, herrje, erlegt unser Froschgrüner einen Dachs. Mit den Reifen geht der Mokka rücksichtsvoller um, nicht aber mit Komfortbedürfnissen, mit seiner straffen Fahrwerksabstimmung hoppelt er herb über Unebenheiten. Die Härte nutzt der Opel, um eine feste Kontrolle seines emporgehobenen Aufbaus zu erzielen, aber nur für wenig, was der Idee des Handlings zur Wendung ins Vergnügliche verhölfe. So fährt der Mokka gewissenhaft sicher auf Autobahnen und über Land sowie handlich in der Stadt. Doch erstaunlich unübersichtlich ist er beim Rangieren, der kleine Wagen, gerade am zugebauten Heck. Was umso mehr stört, da Schmutz die Linse der Rückfahrkamera schnell eintrübt.

Die wichtigsten Stationen zu 100.000 km:

4.101 km: Zwei Tage nach Nikolaus 2021 startet unser neuer Dauertest-Schlitten

21.824 km:
Inspektion mit Ölwechsel, Pollenfilter und Material, 327,30 Euro

40.171 km: Inspektion mit Ölwechsel, Luftfilter, Pollenfilter, Zündkerzen und Material. Bremsflüssigkeit gewechselt, 668,85 Euro

61.397 km: Inspektion mit Ölwechsel und Material, 367,50 Euro
Bremsscheiben und Beläge vorn, Beläge hinten erneuert, 761,42 Euro
Wischerblätter vorn und hinten ersetzt, 79,15 Euro

79.878 km:Inspektion mit Ölwechsel, Luftfilter, Pollenfilter und Material, 647,82 Euro
Zahnriemen erneuert (leichter Ölverlust festgestellt)

90.820 km:Entriegelungsgriff für Motorhaube abgebrochen

90.866 km:
Griff erneuert

100.348 km:
Motor geht bei Autobahnfahrt aus. Auto zeigt dabei eine Restreichweite von 50 km an. Tankanzeige steht in der Mitte der Reserve (Ursache bis Testende nicht bekannt)

100.856 km:Im Rahmen der 100.000-km-Inspektion wird erneut Ölverlust am Motor festgestellt. Nach Ursachenforschung beim Hersteller wird der Dauertest nicht fortgesetzt

Das Ende: nicht geliefert

Viel stärker trübt die Bilanz des Opel der Zwischenfall bei der letzten geplanten Inspektion bei 100.856 km. Da hat der Mokka noch 3.245 km vor sich, um die 100.000 bei uns vollzumachen, aber die Abschlussmessung schon hinter sich. Wofür wir unsere eifrige Testabteilung bejubeln wollen, da der letzte Stopp in der Werkstatt endgültig sein wird. Denn die stellt erneut einen Ölverlust fest – verursacht durch eine defekte Membran im Ölabscheider. Genau, jene, die eigentlich hätte gewechselt werden sollen.

Nur: "eigentlich", "hätte" und "sollen" helfen so wenig wie die Tatsache, dass Opel seit Anfang 2022 eine verbesserte Membran verbaut und die Garantie dafür auf zehn Jahre/ 175.000 km verlängert hat. Denn für unseren Mokka bekommt Opel keine bei – Lieferschwierigkeiten. Die ziehen sich lange. Zu lange. Wegen der anstehenden Modellpflege kann unser Dauertester nicht weiter in Opels Fuhrpark bleiben. Daher beschließt Opel, den Dauertest zu beenden.

So zählt der Mokka zu den wenigen Autos, welche die 100.000-km-Marke nicht erreichen – das gab es früher bereits: Eine stattliche Tanne knickte auf einen Subaru Legacy, ein VW Touareg verunfallte. Trotz Wertgutachten und Abschlussmessung, aber mangels Rechnung für die abgebrochene 100.000er-Inspektion und aufgrund der fehlenden Restkilometer listen wir den Opel im Mängelindex nur dieses Mal zur Einordnung. Danach nehmen wir ihn aus Gründen der Vergleichbarkeit aus der Bestenliste – durchaus mit Bedauern. Wir hatten den Kermitgrünen gern im Fuhrpark. Nun kann er den anderen Dauertestkandidaten nicht mehr zeigen, wo der Frosch die Locken hat.