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Opel Cascada 1.6 Turbo SIDI im Test
Bei Opel klappt es wieder

Neuer Name, neues Dach – der Opel Cascada soll alles besser machen als sein wenig geliebter Vorgänger Astra Twin Top. Anders als dieser faltet der Cascada ein klassisches Stoffverdeck in den Kofferraum. Überhaupt ist das neue Cabriolet ein sehr feiner Opel.

Opel Cascada 1.6 Turbo SIDI Turbo, Seitenansicht
Foto: Hans-Dieter Seufert

Namen sind – anders als Goethes Faust es im theologischen Disput mit Gretchen behauptet – mehr als Schall und Rauch. Beim Auto etwa können sie den Unterschied zwischen coolem Trendsetter und unscheinbarem Mitläufer ausmachen. Weshalb das neue Opel-Cabriolet nicht wie seine sämtlichen Vorgänger den Namen seiner Kompaktklasse-Basis aufträgt, sondern einen ganz eigenen für sich allein erhielt. Opel Cascada also, das passt. Zumal sich der neue Opel Cascada mit dynamischer Seitenlinie, ernstem Blick und vielen Chromapplikationen sehr um fließende Eleganz bemüht.

Opel Cascada ginge auch als Insignia Cabrio durch

Und allzuviel Astra steckt ohnehin nicht im Opel Cascada. Mit knapp 4,7 Meter Außenlänge und beinahe 2,7 Meter Radstand ginge er locker als Insignia Cabrio durch. Die innere Größe korrespondiert freilich nicht so ganz mit den stattlichen Außenmaßen des offenen Opel Cascada, wie sich beim ersten Probesitzen bereits feststellen lässt. Denn auf beiden Fondplätzen mangelt es den Insassen an Knieraum und Innenbreite, sodass die optionale Einstiegshilfe (Easy-Entry) der beiden Vordersessel fast unnötig erscheint. Man wird sie wohl nicht sonderlich häufig benötigen.

Vorne sitzt es sich ohnehin besser, in ergonomisch korrekten AGR-Sitzen, die für 2.500 Euro Aufpreis mit ziergenähtem Nappaleder in den Farbton „Brandy“ gehüllt sind. Weshalb das hier erwähnt wird? Weil der Opel Cascada in der getesteten Motorisierung und Ausstattung schon recht weit vom gern zitierten Viersitzer-Cabrio für wohlfeile 25.000 Euro entfernt ist.

Immer noch günstiger als ein gleich starkes Audi A5 Cabrio

Mit dem 170 PS starken Turbobenziner werden mindestens 28.245 Euro fällig, mit der Innovation-Ausstattung wie beim Opel Cascada-Testwagen beginnt der Konfigurator ab 31.845 Euro zu rattern. Dann sind zwar bereits die Klimaautomatik, das sehr empfehlenswerte Xenon-Adaptivlicht AFL+ sowie 18-Zoll-Bereifung an Bord, doch mit ein paar Feinheiten wie dem erwähnten Nappaleder, dem großen Navigationssystem, dem Flex-Ride-Fahrwerk und der Frontkamera stehen schnell deutlich mehr als 35.000 Euro für den Opel Cascada auf dem Zähler.

Damit ist er allerdings immer noch billiger als ein gleich starkes und ähnlich opulent ausstaffiertes Audi A5 Cabrio, das locker auf 48.000 Euro käme. Der noble Audi ist der erklärte Lieblingskonkurrent, so will es das Marketing. Doch damit sich die anspruchsvolle Premiumkundschaft für einen offenen Opel entscheidet, muss der einiges mehr können, als nur groß und hübsch zu sein.

Losfahren also. Bevor das Triebwerk gestartet und das Verdeck zusammengefaltet wird, gilt es noch eines festzustellen: Wie in einigen anderen Opel-Modellen ist auch im Opel Cascada die Sitzposition für den Fahrer viel zu hoch. Selbst wenn die Sessel in die tiefstmögliche Position gefahren werden, haben die Insassen das Gefühl, mehr über als im Wagen zu thronen. Der Effekt verstärkt sich bei geöffnetem Verdeck sogar, da der voluminöse schwarze Querbalken des Scheibenrahmens direkt vor der Stirn zu sitzen scheint und so die Aussicht versperrt und das Cabrio-Feeling beeinträchtigt.

Genug der Mäkelei, der Opel Cascada hat auch viel angenehmere Seiten – das serienmäßig elektrohydraulische Verdeck etwa. Es öffnet oder schließt sogar während der Fahrt, bis zu 50 km/h funktioniert das. So reicht eine langsame Ortsdurchfahrt, um den Opel Cascada offenzulegen. Die Prozedur dauert gefühlte zehn Sekunden, auf der Stoppuhr sollen es 17 sein – wir glauben es gern.

Die Montage des Windschotts (290 Euro Aufpreis) können sich die Insassen des Opel Cascada  dagegen sparen. Bei hochgefahrenen Seitenscheiben und Tempo 130 verwirbelt kaum mehr als eine sanfte Brise die Frisuren der Besatzung. Und da wir schon dabei sind, die Qualitäten der Opel Cascada-Stoffmütze mit optionaler Akustikdämmung (ab 100 Euro) zu loben: Sie sitzt so passgenau und straff, dass selbst bei 180 km/h auf der Autobahn Gespräche mit fast normaler Lautstärke möglich sind. Wer braucht da ein festes Klappdach à la Twin Top?

170 Turbo-PS agieren nur sanft

Eine wahre Neuheit verbirgt sich sehr unaufgeregt im Motorraum des Opel Cascada: der neue 1,6-Liter-Benzin-Direkteinspritzer mit der Bezeichnung 1.6 SIDI Turbo (Spark Ignition Direct Injection), der 170 PS und 280 Nm entwickelt. Der aufgeladene Vierzylinder läuft kultiviert und leise, lässt allerdings auch ein wenig das Feuer vermissen. Einen richtigen Punch hat er in keinem Drehzahlbereich, jubelt sich dafür gleichförmig hoch, ohne einen Hehl daraus zu machen, dass er mit 1,8 Tonnen plus Besatzung etwas Mühe hat.

Immerhin ist er relativ sparsam, kommt auf der ams-Verbrauchsrunde mit 6,4 Liter Super Plus aus – kaum mehr als der NEFZ-Wert von 6,3 L/100 km. Rund neun Liter pro 100 km können es bei zügiger Fahrt werden, und wenn es mal richtig pressiert, gurgeln sogar bisweilen über elf Liter durch die Direkteinspritzdüsen des Opel Cascada.

So unwahrscheinlich ist das nicht, denn das Fahrwerk mit den vom Astra OPC übernommenen, so genannten Hiperstrut-Federbeinen und dem Watt-Gestänge an der Hinterachse verträgt noch deutlich mehr Leistung. So lenkt der Opel Cascada sehr zackig ein, bleibt in Kurven lange neutral, zeigt keine Lastwechsel-Zicken und bremst zudem noch ordentlich. Das übervorsichtige ESP wirkt zwar mitunter als Spaßbremse, doch ansonsten arbeitet das optionale Adaptiv-Fahrwerk namens Flexride (980 Euro) hervorragend. Es federt in allen drei Positionen angenehm, ohne übertrieben hart oder zu knautschig zu werden.

Auch das passt zum eleganten Auftritt des neuen Opel. Was ihm noch fehlt, ist etwas Feinschliff: ein Hauch mehr Temperament im Antrieb, etwas mehr Detailverliebtheit. Dann wird der Opel Cascada selbst gegen die Premium-Konkurrenten gut aussehen.

Vor- und Nachteile
Karosserie
Opel Cascada 1.6 Turbo SIDI Turbo Innovation
erstklassiges Stoffverdeck
schnelle Verdeckbetätigung
gutes Platzangebot
sehr guter Windschutz
schlechte Übersichtlichkeit
kleine Kofferraumklappe
bei geöffnetem Verdeck sehr kleiner Kofferraum
durch Scheibenrahmen eingeschränktes Sichtfeld
Fahrkomfort
mit Adaptiv-Fahrwerk sehr gute Federungseigenschaften
erstklassige Optionssitze
niedriges Geräuschniveau
ausgeprägte Karosseriebewegungen im Tour-Modus
Antrieb
sehr kultivierter, leiser Motor
schwacher Durchzug im 5. und 6. Gang
Fahreigenschaften
neutrales und sicheres Eigenlenkverhalten bis in den Grenzbereich
direkte Lenkung
bisweilen zu frühzeitig regelndes ESP
Sicherheit
sehr umfangreiche Sicherheitsausstattung
gute Bremsen
keine Airbags hinten
Umwelt
niedriger Minimalverbrauch
Start-Stopp-System
stark steigender Verbrauch bei hohem Tempo
Kosten
günstiger Grundpreis
umfangreiche Serienausstattung
jährliche Inspektion erforderlich
benötigt Super Plus

Fazit

Ganz so günstig wie das Basismodell ist der Opel Cascada mit 170-PS-Benziner und Top-Ausstattung nicht, doch ansonsten ein komfortables und sparsames Cabriolet, dem es nur etwas an Temperament mangelt.

Technische Daten
Opel Cascada 1.6 SIDI Turbo Innovation
Grundpreis32.875 €
Außenmaße4696 x 1839 x 1443 mm
Kofferraumvolumen280 l
Hubraum / Motor1598 cm³ / 4-Zylinder
Leistung125 kW / 170 PS bei 6000 U/min
Höchstgeschwindigkeit222 km/h
0-100 km/h10,1 s
Verbrauch6,3 l/100 km
Testverbrauch9,8 l/100 km
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Erscheinungsdatum 03.07.2024

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