MISSING :: structure.inactiveTabOverlay
{"irCurrentContainer":"8212867","configName":"structure.inactiveTabOverlay"}

Nissan Qashqai 1.2 DIG-T im Test
Wie gut ist Nissans Nummer eins?

Der erste Qashqai war mehr als ein neuer Wagen: Er war ein Wagnis, weil er das Kompaktmodell Almera ersetzte. Viel riskiert, alles gewonnen, der Qashqai ist Nissans Bestseller. Ob auch die 2. Generation das Zeug dazu hat erfahren Sie im Tset des Nissan Qashqai 1.2 DIG-T.

Nissan Qashqai 1.2 DIG-T, Frontansicht
Foto: Hans-Dieter Seufert

Mut ist ja mitunter nichts anderes als die Fehleinschätzung von Risiko. Wenn wir uns an den Nissan Almera erinnern, merken wir, dass wir uns anstrengen müssen, uns überhaupt an ihn zu erinnern. Dennoch war es 2007 eine mutige Entscheidung, die bis 1966 zum Sunny B10 zurückreichende Tradition konventioneller Kompaktwagen zu beenden, um mit dem Qashqai etwas Neues zu starten.

Nissan Qashqai – Allradversion ab 28.900 Euro

Sieben Jahre und zwei Millionen verkaufte Nissan Qashqai später wissen wir, dass die Japaner alles richtig gemacht hat. Wegen der hohen Nachfrage läuft die Produktion im nordenglischen Sunderland rund um die Uhr, alle 61 Sekunden rollt ein Qashqai vom Band – am 22. Januar das erste Mal ein Modell der zweiten Generation. Die hat nun etwas zu verlieren, daher minimierten die Designer das Risiko, dazu packten die Ingenieure alles rein, was es in der Nissan-Renault-Allianz an moderner, kompaktklassetauglicher Technik gibt – oder entwickelten gleich ganz neu. So baut der Nissan Qashqai als erstes Modell auf der neuen, – klar – modularen Konzernplattform namens CMF auf. Die sieht bei den Frontantriebsmodellen wie dem Testwagen eine Verbundlenker-Hinterachse vor. Die vorerst einzige Allradversion (1.6 dCi All-Mode 4x4i, ab 28.900 Euro) führt die Hinterräder an einer aufwendigeren Mehrlenkerachse.

Allen Modellen gemein ist das Längenwachstum um 4,7 Zentimeter. Weil der Radstand dabei nur um 1,6 Zentimeter zunahm, bleibt es innen bei fast unveränderten Längenverhältnissen. Als bedeutsamer erweist sich die vorn um sechs, hinten um einen Zentimeter üppigere Innenhöhe, die nun großen Passagieren ausreicht. 20 Liter legte der Kofferraum zu, der sich mit einem zweiteiligen Zwischenboden variieren lässt.

Spurhalteassistent ist serienmäßig enthalten

Damit zählt der Nissan Qashqai zu den geräumigen Kompakt-SUV, darüber hinaus auch zu den besonders praktischen. Das beginnt bei Details wie leicht nutzbaren Isofix-Ankern, bequemem Einstieg, zeigt sich aber vor allem am umfassenden Assistenzarsenal. Zu dem gehört die Surround-Kamera, die das Auto von oben zeigt, und mit der sich der Nissan Qashqai trotz der schlechten Rundumsicht zentimeterexakt einparken lässt – mit dem Parklenkassistenten erledigt er das alleine. Dieser ist Teil des Sicherheitsschildes, das Aufmerksamkeitsassistent, Totwinkelwarner und einen Bewegungmelder beinhaltet, der beim Rückwärtsfahren vor querenden Personen oder Autos warnt. Alle Systeme funktionieren zuverlässig wie auch der ab der mittleren Ausstattung Acenta serienmäßige Spurhalteassistent (ohne Lenkeingriff), die Tempolimit-Erkennung und der Kollisionswarner.

Um sie zu aktivieren, muss sich der Fahrer aber umständlich mit Lenkradtasten durch Bordcomputermenüs klicken. Es bleibt die einzige Umstandskrämerei bei einer Bedienung, die sich bis aufs neue, leicht programmierbare Infotainment und die nun elektrische Handbremse so erheblich nicht vom Vorgänger unterscheidet. Alles nicht gerade Rocket Science.

Nissan Qashqai mit 115 PS

Im Gegensatz zu den Sitzen! Denn für die holte sich Nissan Hilfe von der NASA. Die amerikanische Nationale Luft- und Raumfahrtbehörde lieferte wissenschaftliche Informationen zu Drücken und Blutflüssen im unteren Rücken. Dank der vereinigten Daten sollen Pilot und Co. lange Strecken ermüdungsfrei auf den angenehm gepolsterten Sitzen verbringen.

Eine Rakete ist der Qashqai mit Basismotor dennoch nicht, macht sich eher gemächlich auf als loszuspurten. Sein 1200er stammt von Renault, werkelt in Clio, Capture, Scénic, Kangoo, Mégane, dazu in Dacia Lodgy, Dokker und Duster in manigfaltigen Leistungs- und Drehmomentvarianten. Im Nissan bringt es der Turbo-Direkteinspritzer auf 115 PS und 190 Nm, wirkt angesichts der 1.380 Kilo Leergewicht jedoch etwas überfordert.
Trotz des kleinen Laders, der schnell Druck aufbauen soll, bringt der kultivierte Vierzylinder den Qashqai nur mühsam in Schwung, legt erst ab 2.000/min los. Für gemütliche Fahrten mit wenig Zuladung reicht das Temperament. Doch trotz des nominell ordentlichen Drehmoments sowie der passenden Übersetzung des – bis auf den hakeligen Übergang vom fünften auf den sechsten Gang – präzisen Getriebes fehlt es dem Antrieb auf der Autobahn an Durchzugskraft.

Runterschalten also, dann geht es etwas entschlossener voran, der Motor dreht dennoch unbegeistert, bei hohen Touren ist der Downsizing-Vorteil dahin. Mit 8,6 l /100 km Testverbrauch liegt er 0,6 l/100 km über dem eiligeren Skoda Yeti 1.4 TSI.
Die milden Fahrleistungen treffen auf ein dynamisch gestimmtes Fahrwerk. Zwar bietet der Qashqai insgesamt ordentlichen Federungskomfort, rollt aber mit 19-Zoll-Rädern herb ab. Am straffen Grund-Setup ändern die Doppelkolben-Stoßdämpfer, die zwischen zwei Kanälen wechseln – einer für kurze, einer für lange Wellen –, ebenso wenig wie die Komfortregelung.

Wie gut ist der Komfort?

Auch die ist serienmäßig und funktioniert folgendermaßen: Durch kleine Brems- oder Beschleunigungsimpulse wird eine dynamische Achlastverschiebung initiiert – beim Abbremsen senkt sich der Bug, das Heck federt aus, andersherum beim Beschleunigen. Damit wird das Fahrwerk auf die folgende Unebenheit konditioniert, was Karosseriebewegungen verringern soll. Tja, soll, denn was in der Theorie so beeindruckend und aufwendig klingt, macht sich in der Praxis kaum bemerkbar, denn der Qashqai wankt auch bei deaktiviertem System kaum.

Wo wir gerade beim Sollen sind: Die elektromechanische Servolenkung soll exakter und direkter reagieren. Trotzdem mangelt es ihr an Rückmeldung und Präzision, im Comfort-Modus wie in der Sport-Kennlinie, in der sich nur die Servounterstützung verringert. Erfolgreicher arbeitet die per Bremseingriff simulierte Quersperre an der Vorderachse. Sie hält den Qashqai beim Herausbeschleunigen auf Spur. Das Kurveneingangs-Untersteuern davor bremst das ESP wie alle potenziellen Fahrsicherheitsgefährungen rigide weg. Zum hohen Sicherheitsniveau tragen zudem vehemente Bremsen und LED-Scheinwerfer bei. Die schlagen eine tiefe, fast taghelle Lichtschneise in die Nacht. Damit setzt der Qashqai buchstäblich Glanzlichter. Nur Mut, Nissan!

Vor- und Nachteile
Karosserie
Nissan Qashqai 1.2 DIG-T
gutes Platzangebot vorn und hinten
geräumiger und variabler Kofferraum
solide Verarbeitung
eingängige Bedienung
bequemer Einstieg
praktische Isofix-Anker
schlechte Sicht beim Einparken nach hinten
Aktivierung der Assistenzsysteme per Bordcomputermenü
Fahrkomfort
bequeme Vordersitze
niedriges Geräuschniveau
insgesamt ordentlicher Federungskomfort
schlechter Abrollkomfort mit 19-Zoll-Bereifung (Serie)
Antrieb
gute Laufkultur
passend gestuftes Getriebe
schwacher Durchzug
wenig drehfreudig
Fahreigenschaften
sicheres Kurvenverhalten
gute Traktion
unpräzise Lenkung mit wenig Rückmeldung
frühe, kräftige ESP-Eingriffe
Sicherheit
viele Assistenzsysteme (serienmäßig oder optional)
LED-Licht Serie bei Tekna
starke, standfeste Bremsen
Surround-View-Kamera
Umwelt
niedriger Norm-CO2-Ausstoß
bei sachter Fahrweise geringer Verbrauch
bei etwas weniger sachter Fahrweise deutlich steigender Verbrauch
Kosten
günstiger Grundpreis
reichhaltige Ausstattung
drei Jahre Garantie
jährliche Inspektion nötig

Fazit

Auf Revolution folgt Kontinuität: Der Neue – etwas geräumiger, viel sicherer, unverändert günstiger – setzt den Weg des Qashqai konsequent fort. Doch schwächelt der Motor mit müdem Antritt und beim Verbrauch.

Technische Daten
Nissan Qashqai 1.2 DIG-T Tekna
Grundpreis28.850 €
Außenmaße4377 x 1806 x 1590 mm
Kofferraumvolumen430 bis 1585 l
Hubraum / Motor1197 cm³ / 4-Zylinder
Leistung85 kW / 115 PS bei 4500 U/min
Höchstgeschwindigkeit185 km/h
0-100 km/h11,8 s
Verbrauch5,8 l/100 km
Testverbrauch8,6 l/100 km
Die aktuelle Ausgabe
AUTO MOTOR UND SPORT 15 / 2024

Erscheinungsdatum 03.07.2024

148 Seiten