Mercedes GLC 450 d im Test

Wenn es ein Mercedes GLC schafft, Gesprächsthema auf unserem Redaktionsflur zu werden, dann muss was Besonderes dran sein. W16-Motor, Wasserstoff-Wankel oder gar Perpetuum-mobile-Reaktor? Nö. Dreiliter-Diesel, Reihensechszylinder. Doch: Wie immer kommt es darauf an, was man draus macht. Und Mercedes hat was draus gemacht. Im GLC läuft OM 656 M zu einer Form auf, die uns hoffen lässt, der Schlusspfiff für Typen wie ihn möge bitte erst nach unserem Ableben ertönen. Wie spontan er anspricht, wie sorgfältig er Pedalkommandos umsetzt, wie sämig er läuft, wuchtig durch die Mitte schiebt und dabei noch famos klingt!

Unter uns: ein ganz klein wenig so, wie wir es von den guten Sechszylinder-Benzinern aus München kennen. Jener Marke also, deren Fans sich R6-Sticker ans Revers heften. Der Daimler macht weniger Aufhebens um die Zylinderkonfiguration, obwohl der 48-Voltmildhybridisierte 2,1-Tonner ohne jene Gedenksekunde losschnalzt, die sich manche Konkurrenten genehmigen.

Er besitzt Stufenmuldenkolben aus Stahl mit natriumgefüllten Bohrungen (Shaker-Kühlung), Alu-Zylinder mit im Nanoslide-Verfahren beschichteten Laufbahnen, zweistufige Aufladung, variable Ventilsteuerung, 2.700 bar Einspritzdruck sowie eine aufwendige, teils motornahe Abgasnachbehandlung. Dieser Aufwand ermöglicht lebensfrohe Power, sauberes Abgas und niedrige Verbräuche. In unserem Test liegen diese zwischen 5,8 und 9,5, im Schnitt bei 7,3 l/100 km. Günstig für so einen druckvollen SUV.

Dynamischer Kumpel

Denn das Drumherum beherrscht der sauber verarbeitete GLC ebenfalls. Auf bequemen Sitzen ergonomisch untergebracht, kommandiert man eine zwar eher leichtgängige, jedoch sehr präzise Allradlenkung, während sich Luftfedern und Adaptivdämpfer um die nötige Aufbaukontrolle bei Top-Komfort kümmern.

So wie man sich einen Mercedes vorstellt, nur dass dieser mehr Dynamik und Antriebsemotion liefert als erwartet. Alltagstauglichkeit überdies – von Top-Digitallicht (Option) über sehr gute Sprachsteuerung, ein umfangreiches, aber für die Funktionsfülle gut organisiertes Infotainment, gekonnt abgestimmte Assistenzsysteme bis hin zur brauchbaren Lenkassistenz und zu einem Staufach samt Klappbox unterm Ladeboden.

Alles nicht billig angesichts des Grundpreises jenseits von 78.000 Euro, aber dafür so etwas wie der ideale SUV. Nicht nur für Dieselfans, aber auch. Höchste Zeit für den Stufenmuldenkolben am Revers.