Mercedes CLE 450 Cabrio im Test

Wenn in der sonnenhellen Ferne die B 27 verschwimmt und bald darauf als 17-Mile-Drive wieder an Schärfe gewinnt, liegt das womöglich an der flirrenden Hitze. Denn: Eben noch Neckartal, jetzt schon Pazifikküste – das schafft das Mercedes CLE Cabrio auch als 450er nicht, obwohl es sich bemüht.

Das Biturbo-Triebwerk beschleunigt den 2.053 kg schweren Viersitzer in 4,9 s von null auf 100 km/h. Doch nicht deshalb muss es genau dieser Motor sein, mit dem der Mercedes CLE in die heimische Garage rollt. Allein das dezente, unüberhörbar tiefe Summen im Leerlauf hebt ihn von dem etwas schnöden Hall ab, der dem durchaus kultivierten Vierzylinder-Benziner des CLE 300 immer bleibt.

Schnelle Welle

Bei nur unwesentlich höherer Drehzahl (1.800/min) kurbelt das Aggregat sein maximales Drehmoment von 500 Nm auf die Welle, womit bereits die nackten Zahlen den Fahrcharakter ausdrücken. In diesem Umfeld muss der Motor nicht liefern, er darf meistens einfach dienen. Der tiefenentspannten Fortbewegung beispielsweise, der eine Souveränität innewohnt, die eben auch mal die B 27 zum 17-Mile-Drive morpht. Weil dir im CLE Cabrio schon mal die Gedanken abhandenkommen. Schließlich vermittelt dir der Mercedes bereits mit dem bestens ausgeformten, vielfach einstellbaren, tief und optimal zum Lenkrad positionierten Fahrersitz den zu erwartenden Grad der Lässigkeit in der Fortbewegung.

Die Lenkung selbst lässt dich in Ruhe, spricht also nicht zu hektisch an, wirkt angenehm balanciert, schenkt viel Vertrauen. Und die Fahrwerksabstimmung? Im Gegensatz zur C- und E-Klasse willst du nicht automatisch den Sport-Modus wählen, um die etwas zu ausufernden Karosseriebewegungen einzudämmen. Sprich: Der Mercedes CLE 450 Cabrio fährt mit einer etwas strafferen Grundabstimmung, aber weiterhin mit betont komfortabler Note – weshalb du dann doch bald beim Sport-Modus landest. Er lässt den CLE souverän gleiten, nie nervös zappeln. Unruhe kommt hingegen beim Anfahren auf, wenn sich das Neunstufen-Automatikgetriebe und der integrierte Startergenerator nicht optimal synchronisieren. Weiterer Mangel: der eine oder andere Absturz des Infotainmentsystems. Beides kostet den fünften Stern.

Nicht ärgern, weiter gleiten. Und wenn dabei mal wieder die Gedanken abschweifen, rettet im Ernstfall die tapfer verzögernde Bremsanlage. Soll ja niemand baden gehen im Mercedes CLE 450. Weder im Neckar noch im Pazifik.