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Vergleichstest Mercedes Citan gegen VW Caddy
Neues im Kasten-Wesen

Die Ehe zwischen Mercedes und Renault hat einen ersten gemeinsamen Zögling: Es ist ein Kastenwagen. Aus dem Renault Kangoo wird der Mercedes Citan. Ist er besser als der VW Caddy? Das zeigt unser Vergleichstest.

12/2012 ams27/2012, Vergleichstest Mercedes Citan 109 CDI VW Caddy 1.6 TDI Trendline
Foto: Rossen Gargolov

Dass sich ausgerechnet der Kangoo, traditionell und seit 1997 Revoluzzer gegen die Herrschaft des Premiums, zum Mercedes wandelt, mag wie der Marsch durch die Institutionen aussehen, gründet aber in einer Lücke im Modellprogramm. Seit Ende des Vaneo fehle Unternehmern mit Mercedes-Nutzfahrzeug-Fuhrpark ein Kastenwagen, meint das Marketing. Spätestens seit dem Vaneo kennt Mercedes auch die Schwierigkeiten, in diesem Segment allein ein profitables Auto zu bauen, eines auf Mercedes-Niveau zudem. Die Lösung: der Kangoo von Kooperationspartner Renault.

Mercedes Citan bleibt bei Zuladung zurück

Als Mercedes Citan gibt es ihn ebenfalls in einer familientauglichen Pkw-Version. Fahrwerk, Interieur und Design seien auf Mercedes-Qualitätsniveau gehoben, heißt es. Ob man das Äußere und die Innenarchitektur gelungener findet als beim Kangoo, mag jeder selbst entscheiden, es gibt außer bequemeren Sitzen keine Vorzüge. Auch nicht gegenüber dem nüchtern eingerichteten Caddy .

In ihm reisen die Passagiere vorn besser gepolstert und noch geräumiger. Dazu bietet seine schwach konturierte Dreierbank im Fond mehr Komfort als die weiche, ebenfalls schwach ausgeformte Mercedes Citan-Couch. Die überzeugt mit ihren Klapptalenten: Lehne und Sitzfläche tauchen zu einer ebenen Ladefläche ab. Im Caddy dagegen muss erst die Lehne flachgelegt und dann das ganze Biest zusammen hinter die Vordersitze gewuchtet werden. Das asymmetrisch geteilte Monstrum lässt sich auch herausnehmen, was etwa denselben Kraftaufwand erfordert, wie eine volle Badewanne herumzutragen. Doch selbst wenn die Bank drin bleibt, bietet der Caddy das üppigere Volumen. Und kann es mit 670 kg Zuladung tatsächlich nutzen, während der Mercedes Citan für die Klasse nur deutlich unterdimensionierte 446 Kilo packt.

Mercedes Citan mit mäßiger Verarbeitung

Er punktet zwar bei der Rundumsicht – im VW lässt sich das Fondkopfstützen-Trio nicht versenken -, liegt aber bei der Qualitätsanmutung klar hinter dem Caddy – und weit hinter den Erwartungen an einen Mercedes: Abstehende Gummidichtungen, ungleichmäßige Spaltmaße und leger geschnittene Verkleidungen passen nicht zum strengen Qualitätsanspruch von Daimler. Gleiches gilt für die Sicherheitsausstattung. Reden wir erst gar nicht vom Verzicht auf Assistenzsysteme, der Mercedes Citan hat nicht mal optional bis zur C-Säule durchgehende seitliche Kopfairbags. Dass die auch im Caddy grundsätzlich fehlen, ist keine Erklärung, sondern ebenso inakzeptabel für ein Familienauto. Unverständlich: Im Kangoo gibt es die Windowbags für 380 Euro extra.

Besorgter waren die Mercedes-Entwickler offensichtlich beim Fahrwerk. Um dem Mercedes Citan das kangootypische Schunkeln abzugewöhnen, stimmten sie es deutlich härter ab – bis zum Ende des Federungskomforts. Selbst der Caddy, der mit seiner blattgefederten, starren Hinterachse bekannt herb über Unebenheiten bockt, steckt Schläge besser weg. Handling? Ist natürlich nicht das Thema bei Kastenkombis, aber im Caddy zumindest in Ansätzen vorhanden. Richtungsänderungen beim Mercedes Citan dagegen haben mit Fahrdynamik wenig zu tun, dafür sorgt neben der unpräzisen und indirekten, elektrisch unterstützten Servolenkung auch das ESP.

ESP bremst Mercedes Citan aus

Es regelt wie in den Tagen der ersten A-Klasse voreilig, bremst den Mercedes Citan völlig unerwartet in harmlosen Kurven so heftig ab, dass der Hintermann fast auffährt. Beim Ausweichtest zuckelt der Mercedes mit Tempo 31 aus der letzten Gasse – der niedrigste Wert, den auto motor und sport in dieser Disziplin je gemessen hat. Zwar hegt auch der Caddy keinerlei Dynamik-Ambitionen, untersteuert aber weniger heftig und bietet so trotz weniger autoritärem ESP mehr Fahrsicherheit.

Am geringsten fallen die Unterschiede beim Antrieb aus. Der 1,5-Liter-Diesel im Mercedes Citan rumort etwas heftiger, zieht etwas träger, verbraucht dafür minimal weniger als der kultiviertere und stärkere TDI im Caddy. Der kostet etwas mehr, ist aber ein deutlich besseres Auto als der Mercedes Citan. Für 2.500 Euro Aufpreis zum Kangoo gibt es also nicht wirklich Mehr-cedes.

Fazit

1. VW Caddy 1.6 TDI Trendline BMT
462 von 1000 Punkte

Mit seinem enormen Platzangebot, solider Verarbeitung und dem trotz der hinteren Blattfedern besseren Komfort können die etwas höheren Anschaffungskosten für den Caddy dessen souveränen Sieg nicht gefährden.

2. Mercedes Citan 109 CDI
420 von 1000 Punkte

Mehr als Kosmetik sind die Siege im Umwelt- und Kostenkapitel nicht. Der Citan weist deutliche Defizite beim Fahrkomfort auf, Qualität und Sicherheitsausstattung liegen unter bekannten Mercedes-Maßstäben.

Technische Daten
VW Caddy 1.6 TDI BMT 5-Sitzer Trendline BlueMotion TechnologyMercedes Citan 109 CDI Tourer m. PKW- Zulassg
Grundpreis23.372 €22.491 €
Außenmaße4406 x 1794 x 1811 mm4321 x 1829 x 1809 mm
Kofferraumvolumen750 bis 3030 l438 bis 2080 l
Hubraum / Motor1598 cm³ / 4-Zylinder1461 cm³ / 4-Zylinder
Leistung75 kW / 102 PS bei 4400 U/min66 kW / 90 PS bei 4000 U/min
Höchstgeschwindigkeit170 km/h160 km/h
0-100 km/h13,6 s14,9 s
Verbrauch5,1 l/100 km4,3 l/100 km
Testverbrauch7,2 l/100 km7,1 l/100 km
Die aktuelle Ausgabe
AUTO MOTOR UND SPORT 21 / 2024

Erscheinungsdatum 26.09.2024

148 Seiten