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Land Rover Discovery SDV6 Supertest
Was hat der Discovery wirklich drauf?

Mit dem Discovery schlägt Land Rover eine Brücke zwischen dem Freelander und dem Range Rover. Was kann der Oberklasse-Offroader im Gelände? Wir haben den Land Rover Discovery zum Supertest gebeten.

Land Rover Discovery TDV6 Supertest
Foto: Torsten Seibt

Schon bei seiner Premiere war der Discovery eigentlich ein kleiner Range Rover. 1989 bereits basierte die erste Serie auf Chassis, Getriebe und Antrieb des edlen Bruders, versehen mit einer eigenständigen Karosserie und rustikalerem Interieur. Land Rover hatte das Baukasten-Prinzip in der Automobilfertigung schon früh erfolgreich eingesetzt. Inzwischen sind wir bei Generation 4 angekommen. Und auch heute noch teilt sich der aktuelle Land Rover Discovery viele Komponenten bis hin zum Chassis mit dem Range Rover (sowie inzwischen mit dem Range Rover Sport).

Unsere Highlights

Während der Discovery II im Jahr 1997 noch eine relativ moderate Weiterentwicklung des bisherigen Konzepts war, brach der 2004 vorgestellte Discovery III radikal mit seinen Urahnen. Nicht nur wegen der völlig neuen Optik, vor allem wegen der vom Range Rover abgeleiteten Einzelradaufhängung und der ausgefeilten Elektronik bis hin zum Terrain Response System.

Der Land Rover Discovery TDV6 wurde für 2010 von Grund auf erneuert

Mit dem im Herbst 2009 eingeführten neuen Modell spricht Land Rover, nicht zu Unrecht, vom Discovery 4, obwohl die Karosserie bis auf neu gestaltete Front- und Heckanbauten erhalten blieb. Umfangreiche Änderungen an Fahrwerk, Lenkung, im Innenraum und nicht zuletzt der neue Dreiliter-V6-Diesel rechtfertigen es dennoch, von einem neuen Modell zu sprechen. Dieser Biturbo-Diesel ist ein echter Kraftprotz, schickt 245 PS und stolze 600 Newtonmeter Drehmoment in Richtung Sechsgang-Automatik – die ist beim neuen Dreiliter-TDV6 immer an Bord.

Durch die strenge Kastenform realisiert der Land Rover Discovery auf 4,89 Meter Außenlänge ein fürstliches Platzangebot. Schon ohne umgeklappte Rücksitze schluckt das Gepäckabteil 1.260 Liter, mit 1,95 Meter maximaler Laderaumlänge kommt man in den seltensten Fällen in Bedrängnis. Ebenso luftig geht es auf allen Sitzplätzen zu. Selbst auf den ausklappbaren Zusatz-Stühlen im Siebensitzer (Aufpreis: 1.570 Euro) lässt es sich ein Weilchen aushalten.
Der 3.0 SDV6 ist erst ab der SE-Ausstattung (Grundpreis: 52.900 Euro) zu haben, die bereits bis hin zu Xenonscheinwerfern, Harman-Kardon-Soundsystem und Luftfederung mit Terrain Response gediegen luxuriös ausgestattet ist.

Der Land Rover Discovery TDV6 ist ein Schwergewicht

Die Fahrwerks- und Lenkungsüberarbeitung hat aus dem 2,7 Tonnen schweren Brummer keinen grazilen Rennwagen machen können. Sie hält aber all zu wildes wanken des schweren Aufbaus im Zaum und bietet mit ausreichend Lenkreaktion auch Potential für etwas flottere Fahrweise auf der Straße. Das ist durchaus angemessen, denn der V6-Diesel ist ein echter Kraftprotz – teils fast zu ungestüm. Besonders aus dem Stand stürmt der Discovery nach einem kleinen Innehalten vehement und ruckartig los, als sei seine einzige Passion der nächste Ampelsprint.

Das Sechsgang-Getriebe müht sich bei forschem Vorwärtsdrang redlich, den anbrandenden Drehmoment-Tsunami zu bändigen, hält dann aber deutlich spürbare Schaltrucke bereit. Man hat es nicht immer leicht, einen gepflegt-britischen Fahrstil zu verfolgen, schon kleine Bewegungen des Gaspedals werden mit mächtigem Vortrieb beantwortet. Was in der Stadt und im dichten Überlandverkehr ein wenig nervös und stressig wirkt, ist auf der Autobahn eine echte Freude. Auch jenseits 120 km/h gibt es bei Bedarf massiven Schub, dem das Getriebe bei diesen Tempi allerdings souveräner begegnet und überflüssige Schaltmanöver unterlässt. Bis bei Tacho 190 der Begrenzer sanft einsetzt, haben auch kräftigere Limousinen ihre liebe Not, dem großen Kasten zu folgen.

Der Discovery bietet überragenden Fahrkomfort

Pluspunkt der schweren Bauweise mit der eher soften Fahrwerksauslegung ist ein überragender Fahrkomfort. Das sehr niedrige Innengeräusch und ein extrem schluckfreudiges Fahrwerk, das sich auch von derben Schlaglöchern auf frostzerfurchten Nebenstraßen nicht aus dem Takt bringen lässt, paaren sich mit guten Sitzen und einer ausgezeichneten Übersicht. Reisen lässt es sich mit dem Discovery sehr entspannt und ermüdungsfrei.

Wie schlägt sich der Land Rover Discovery im Supertest?

Um so gespannter waren wir, wie sich Generation 4 im genormten Supertest-Gelände in Horstwalde schlagen kann, wo bereits Freelander, Defender und Range Rover jeweils Bestnoten einfuhren. Ob der Discovery in dieser Hinsicht ein würdiges Familienmitglied ist, lesen Sie in unseren Einzelwertungen – einfach den Reiter oben anklicken. In der Fotoshow zeigen wir weitere Einzelheiten.

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Suzuki
Lada
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Iveco
Test Wertungen
Unterboden
42
maximal 10 Punkte

Gut und stabil sieht das aus, was man unter dem Discovery erblickt. Ein massiver Unterfahrschutz erstreckt sich unter dem Motor bis zum vorderen Achsträger, das Getriebe duckt sich tief innerhalb der Rahmenlängsträger, die unterhalb der Karosserieschweller liegen und diese damit gleichermaßen vor Kaltverformung schützen. Einziger kleiner Patzer ist die exponiert unter dem Wagenboden verlaufende Abgasanlage. Die ist allerdings am Heck wieder mustergültig. Beide Endrohre verstecken sich innerhalb der Heckschürze, so sind sie sowohl in unwegsamem Gelände als auch beim zurückstoßen in tiefem Schlamm sicher vor Beschädigung geschützt. Massive, rahmenfeste Bergeösen liegen unter zwei Kunststoff-Abdeckungen an Front und Heck. Die vordere entfernt man (mittels mehrerer Kunststoff-Splinte) ohnehin besser gleich vor jeder Geländefahrt. Das verbessert den Böschungswinkel und verhindert Verlust – in der Supertest-Wasserdurchfahrt ging die Plastikschürze unfreiwillig schwimmen.

Land Rover Discovery TDV6 Supertest
Torsten Seibt
Verschränkung
178
maximal 200 Punkte

Vor der Turnübung durch die Verschränkungsbahn steht Terrain Response. Per Drehregler in den Felsenklettermodus gestellt, reagiert das Gaspedal sensibler auf Befehle, das Fahrwerk fährt nach oben und die Differentialsperren werden in Alarmbereitschaft gesetzt. Die Verschränkung des Discovery ist rekordverdächtig, 335 Millimeter messen wir. In einer Welt aus lustlos schaukelnden SUVs mit kaum wahrnehmbarem Federweg hält er die wahre Gelände-Lehre aufrecht. Entsprechend durchkreuzt er die erste Bahn mit den flacheren Amplituden ohne Aufregung und ohne die Passagiere irgendwie durchzuschaukeln, die Räder heben in den stärkeren Wellen kaum ab. Auch im zweiten Bahnabschnitt, wo schon mancher Allradler scheiterte, macht er auf sanften Alleskönner. Die Traktionskontrolle muss so gut wie nie eingreifen, stattdessen schaltet das Terrain Response unmerklich, zu erkennen nur am Bordmonitor, die Differentialsperren im Verteilergetriebe sowie der Hinterachse an und wieder aus. Praktisch ohne Radschlupf durchmisst der Discovery die Verschränkungspassage, der Freigang an Front und Heck ist ausreichend. Nicht aber der unter dem Fahrzeug, am steilsten Buckel sitzt der Rahmen auf – der Range Rover ist hier drüber gekommen, der Defender auch. Außerdem auffällig: in voller Verschränkung verwindet sich die Karosserie so sehr, dass die Heckklappe nur noch schwer zu schließen ist. Die Seitentüren öffnen und schließen aber einwandfrei.

Land Rover Discovery TDV6 Supertest
Torsten Seibt
Fahrwerk
94
maximal 100 Punkte

Das Luftfederfahrwerk des Discovery zeigt sich auch nach der Überarbeitung zum Facelift als Referenz im Geländewagenbereich. So wie es auf der Straße grobe Unebenheiten egalisiert und auf Feldwegen und Pisten Schlaglöcher ignoriert, benimmt es sich auch auf der Fahrwerks-Teststrecke im losen Geröllhang. Geschmeidig pressen die Federn die Räder auf den Boden, ohne spürbaren Versatz oder überbremsen stolziert der Discovery bergab. Bergauf lässt es sich ebenso behutsam gleiten. Erst bei erhöhtem Tempo kann man auf dem Bordmonitor beobachten, wie die Differentialsperren zugeschaltet werden. Von alledem spürt der Fahrer nichts. Für die Bergabfahrt genügt die Motorbremse im ersten, untersetzten Gang. Das Anfahren im Geröllhang bereitet ebenfalls keine Probleme, ohne übermäßigen Schlupf gleitet der Discovery los.

Land Rover Discovery TDV6 Supertest
Torsten Seibt
Steigfähigkeit
188
maximal 200 Punkte

Die jüngst beim Range Rover eingeführte Überarbeitung des Terrain Response mit justierbarem Tempo für die Bergabfahr-Kontrolle und einer integrierten Berganfahrhilfe hat der aktuelle Discovery noch nicht zu bieten. Bergab bleibt es daher bei der Standardgeschwindigkeit, mit leise ratternder Bremsanlage sieht er sich auch von der steilsten Abfahrt mit 65 Prozent vor keine Herausforderung gestellt. Die Bergauffahrt gerät ebenfalls zur tollen Vorstellung. Mit jedem gewünschten Tempo schnürt der Discovery die Steigungsbahnen empor, der bärenstarke Diesel zeigt sich wenig beeindruckt von der Herausforderung. Die Anfahrt aus dem Stand erfordert zwei Füße: weil sich das Automatikgetriebe im Stand weitgehend abkoppelt, muss mit dem Gaspedal erst entsprechend Drehzahl aufgebaut werden, bevor die Bremse gelöst werden kann – ein schnell erlernbarer Balance-Akt. Wer der Elektronik in Form der ausgezeichnet arbeitenden Hill-Descent-Control misstraut, freut sich über ein anderes Detail: wegen der kurzen Gesamtübersetzung genügt die Motorbremse im ersten Gang sogar noch beim 45%-Gefälle, erst bei 55% baut der Discovery langsam Tempo auf. Für einen Automatik-Geländewagen ein hervorragendes Ergebnis.

Land Rover Discovery TDV6 Supertest
Torsten Seibt
Handling
70
maximal 100 Punkte

Schiere Kraft ist der hauptsächliche Eindruck, den der Land Rover Discovery 3.0 TDV6 auf der Handling-Strecke hinterlässt. Mit maximalem Druck schießt er über die tiefe Sandbahn. Die Lenkung steht dieser Performance teils ratlos gegenüber, denn Richtungswechsel erfolgen auf diesem Untergrund deutlich zeitverzögert. Es braucht nach dem Lenkbefehl Zeit, bis der schwere Discovery die Richtung ändert, das hat schon etwas von surfen. Die Aufbaubewegung ist geringer als beim Vor-Facelift-Modell, bei wiederholten scharfen Richtungswechseln beginnt der Discovery aber tüchtig zu schwanken. Das abgeschaltete ESP kommt bei solchen Manövern ungewollt zum Vorschein und bremst den Wagen mit einer (wenigstens nicht übermäßig harten) Restregelung wieder ein.

Land Rover Discovery TDV6 Supertest
Torsten Seibt
Wat-Verhalten
93
maximal 100 Punkte

Mit der Freigabe für 70 Zentimeter Wassertiefe gehört der Discovery zu den besten seiner Zunft. Die Luftansaugung liegt im Innenkotflügel, Aggregate wie die Lichtmaschine sind laut Land Rover speziell für solche Bedingungen modifiziert und standfest. Die komplett verpackte Kühleranlage erlaubt allerdings kaum Zugang für eine spätere Reinigung, nach tiefen Schlammwasser-Durchfahrten ist da viel Arbeit angesagt. Die Wasserlinie liegt bei der Durchfahrt weit über den Türeinstiegen, doch kein Tröpfchen verirrt sich in den Innenraum – mustergültig! Selbst die bisherige Eigenheit jedes Land Rover im Supertest – von innen beschlagene Scheinwerfer nach der Wasserdurchfahrt – gibt es bei unserem Testwagen nicht. Eine hervorragende Performance.

Land Rover Discovery TDV6 Supertest
Torsten Seibt
Übersichtlichkeit / Wendigkeit
60
maximal 100 Punkte

Von Spiegel zu Spiegel misst der Discovery 2,16 Meter, das ist üppig. Das Einklappen der Außenspiegel per Knopfdruck bringt lediglich zehn Zentimeter Gewinn. Unser Testwagen war nicht mit dem Surround-Kamerasystem ausgerüstet, das alle Seiten des Fahrzeugs auf dem Bordmonitor abbilden kann (Aufpreis: 1.310 Euro). Doch der Discovery zeigt auch, dass man solche Technik bei praxistauglichem Design nicht dringend braucht. Die Übersicht ist für ein so großes Fahrzeug hervorragend. Besonders trickreich ist die einseitig abgesenkte Heckscheibe, die für mehr Durchblick auf die hintere rechte Ecke sorgt. Die hohe Sitzposition und die betont geraden Karosserielinien machen das Einschätzen leicht, auch nach vorne lässt es sich zentimetergenau an Hindernisse heran rangieren. Der Wendekreis ist ausreichend klein, die Möglichkeit, ohne Differentialsperre in der Untersetzung zu arbeiten, sehr praxistauglich. Er braucht wegen der Breite seinen Freiraum, lässt sich in diesen Grenzen aber sehr gut nutzen.

Land Rover Discovery TDV6 Supertest
Torsten Seibt
Traktion
38
maximal 50 Punkte

Etwas schwerfällig segelt der Discovery bei der Durchfahrtsprüfung durch den Tiefsand. Obwohl das passende Fahrprogramm vorgewählt und das ESP abgeschaltet ist, verändert das ABS seine Arbeitsweise nicht wesentlich. Das ist insbesondere im tiefen Sand tückisch, weil die Stotterbremse den Anhalteweg ins Unendliche verlängert. Überraschend, weil frühere Land-Rover-Modelle mit Terrain Response im Sand eine andere Bremssteuerung zeigten und mit blockierenden Rädern den in solchen Situationen gewünschten Keil vor den Rädern aufbauten. Den Vortrieb erledigt der Discovery mit schierer Kraft, wirkt aber unhandlich. An der Traktion gibt es wenig auszusetzen.

Land Rover Discovery TDV6 Supertest
Torsten Seibt
Antriebssystem
78
maximal 100 Punkte

Technik ist nicht alles: beim Discovery erweist es sich, dass ein geübter Fahrer bestimmte Situationen besser meistert als die Bits und Bytes der elektronischen Steuerung. Im Sandhang zeigt sich das deutlich. Wird nur im entsprechenden Modus der Terrain-Response-Kontrolle gefahren, ist die Vorstellung unterdurchschnittlich. Mit dem spitzen Leistungseinsatz gräbt sich der Discovery schnell ein und muss dann mit viel Gas und unter Einsatz aller Traktionshilfen zentimeterweise nach vorne bugsiert werden. Sehr viel besser sieht die Vorstellung aus, wenn der Fahrrer eingreift und einen Gang vorschreibt. Im Sandhang ist die dritte Fahrstufe in der Untersetzung die beste Wahl – die Kraft des V6-Diesel reicht völlig aus, der Motor arbeitet im Drehmoment-Optimum und die Kraftabgabe läuft weicher, ohne unnötige Rucke. So funktioniert dann auch das Anfahren im Hang problemlos.

Land Rover Discovery TDV6 Supertest
Torsten Seibt

Fazit

Der Land Rover Discovery ist trotz seines luxuriösen Auftretens ein ausgezeichneter Geländegänger. Seine Größe und sein Gewicht setzen gewisse Limits. Die größtenteils stimmig arbeitende Terrain-Response-Regelung unterstützt ungeübte Fahrer beim Bewältigen schwerer Geländeformationen. Das Luftfederfahrwerk arbeitet perfekt und verschränkt sehr gut. Die Bärenkräfte des Dreiliter-TDV6 machen, entsprechende Traktionsreifen vorausgesetzt, selbst tiefste Passagen zur einfachen Sache. Störend ist der besonders bei kniffligen Sektionen zu aggressive Leistungseinsatz des Motors und das im Gelände zu eifrige ABS. Den Supertest hat der Land Rover Discovery 3.0 SDV6 bestanden.

Technische Daten
Land Rover Discovery 3.0 TDV6 7-Sitzer SE
Grundpreis52.700 €
Außenmaße4829 x 1915 x 1887 mm
Kofferraumvolumen280 bis 2558 l
Hubraum / Motor2993 cm³ / 6-Zylinder
Leistung180 kW / 245 PS bei 4000 U/min
Höchstgeschwindigkeit180 km/h
Verbrauch9,3 l/100 km
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Erscheinungsdatum 03.07.2024

148 Seiten