Land Rover Defender 130 P500 im Test

In Rente darf er noch nicht. Wer, der Defender ? Ach was, der wirkt eh noch frisch. Nein, der V8-Kompressormotor von Jaguar Land Rover ist gemeint. Hier und da bereits von BMW-Triebwerken ersetzt, darf er im Defender 130 noch einmal ran. Genau, der mit dem langen hinteren Überhang. Wegen der acht Sitzplätze, von denen selbst die hintersten drei nicht nur Kinder beherbergen können. Zugegeben, für eine Deutschland-Durchquerung entlang der A 7 von Füssen nach Flensburg reicht der Komfort dort dann nicht, die noch verbleibenden 290 Liter Kofferraumvolumen ebenfalls nicht. Im Zweifelsfall: Dachbox drauf. Was in Anbetracht des Leergewichtes von 2,7 Tonnen ziemlich wurscht wäre.

Masse-Phase

Den Motor dürfte noch mehr Masse ebenfalls kaum jucken. Dem Fünfliter-Aggregat gelingt es, den Offroader unter tosendem Donnergefauche in nur 5,9 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h zu beschleunigen. Muss das denn sein? Tja nun, der Land Rover Defender 130 P500 liefert jedenfalls. Vor allem aber das Gefühl, immer höchst souverän voranzukommen. Die Begleitmusik: der polternde Bass des Hubraums, die helle Hintergrund-Stimme des Kompressors, das voluminöse Rauschen der Luftführung.

Natürlich wird der Defender auch mit diesem Triebwerk kein begnadet kurvenmampfendes Handlinggerät, doch das erwartet hoffentlich auch niemand. Statt durch Kurven geht’s im Zweifelsfall einfach geradeaus, unabhängig vom Untergrund, der sich dort breitmacht. Womöglich limitieren hier die Continental-Cross-Contact-Reifen in 22 Zoll eher den Vortrieb, sie ermöglichen jedoch eine akzeptable Verzögerung auf Asphalt: 10 m/s² sind drin. Zudem schafft es das Fahrwerk mit Luftfederung und adaptiven Dämpfern, ordentlichen Federungskomfort zu erarbeiten. Einzig bei wechselseitigen Anregungen neigt der Defender zum Staksen.

Dann hält dich der ausreichend konturierte, bequem gepolsterte Sitz gut fest, und du hast alles immer bestens im Blick. Kein Wunder, liegt doch der Hüftpunkt ganze 86 Zentimeter über der Straße. Zum Vergleich: Bei einem VW Tiguan sind es 65 cm. Überdies lassen sich die digitalen Instrumente prima ablesen, das Infotainment-System arbeitet schnell und zuverlässig. Gut, dass dort Tankstellen verzeichnet sind, denn wegen des Verbrauchs von 15,0 l/100 km lassen sich höchstens 600 km am Stück zurücklegen – die aber mit Genuss. Okay, wer will, kommt auch mit 11,0 l/100 km aus. In jedem Fall schön, dass der V8-Kompressor noch nicht in Rente muss.