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Kindersitz-Test 2015 (Gruppe II-III)
Sichere Fahrt für die Großen

Bis unser Nachwuchs rund 12 Jahre alt ist, muss er in einem Kindersitz im Auto mitfahren. Im Test zeigen drei Produkte, wie gut und vor allem sicher sie wirklich sind.

Kindersitz Test 2015 (Gruppe II-III)
Foto: Dino Eisele, Hans Peter Seufert

Gäbe es in diesem Test eine Sympathiewertung, würde der Starter SP von Disney kräftig Punkte sammeln. Lightning McQueen aus dem Film „Cars“ ziert den Kindersitz und gewinnt schnell Freunde. Doch was zählt, sind die Ergebnisse aus Praxis- und Crashtest, Letzteren führt auto motor und sport zusammen mit dem TÜV Süd durch. Und dabei kann der günstige Starter SP nicht überzeugen.Zwar kostet er nur knapp 70 Euro – das ist ein Bruchteil der Preise, die für den Cybex- und den Recaro-Kindersitz im Test fällig sind –, doch den niedrigen Preis merkt man dem Disney-Sitz in allen Punkten an. So ist zur Polsterung lediglich eine dünne Schaumstoffhülle lose über die einfache Kunststoffform gezogen. Im Gegensatz zu den anderen Sitzbezügen darf diese nur von Hand gewaschen werden.

Unsere Highlights

Kindersitz von Disney spart bei der Sicherheit

Um den Disney Starter SP an die Größe des Kindes anzupassen, kann nur die Kopfstütze über Rasten in der Höhe verschoben werden. Ein Pluspunkt für den Sitz ist das niedrige Gewicht von knapp vier Kilo. Damit klappen der Ein- und Ausbau schnell, unkompliziert und auch mal mit nur einer freien Hand. Sichernde Isofix-Befestigungsarme gibt es allerdings nicht. Deshalb sollte der Kindersitz während jeder Fahrt – auch ohne Kind – angeschnallt sein, damit er bei Brems- und Ausweichmanövern nicht ungesichert durchs Fahrzeug fliegt. Hinweise zum korrekten Gurtverlauf liefern lediglich kleine, auf den Sitz gedruckte Skizzen. Diese sind aber auf der Innenkante nur schlecht sichtbar sowie teils durch die Kopfstütze verdeckt. Eine Bedienungsanleitung mit Tipps und Erklärungen zum Disney-Sitz gibt es nicht.

Viel schwerer wiegen jedoch die hohen Messwerte beim Crash. Die Belastungen im Brustbereich sind so hoch, dass bei einem realen Unfall mit Verletzungen zu rechnen ist. Die Vorverlagerung liegt zwar noch im grünen Bereich, ist im Vergleich aber am größten. Zudem bietet der Disney-Kindersitz kaum Schutz beim Seitenaufprall. Doch an der Sicherheit sollte auch in den Sitzkategorien II und III keinesfalls gespart werden. Immerhin begleiten diese Sitze den Nachwuchs ab einem Alter von rund drei Jahren, bis dieser zwölf Jahre oder 1,50 Meter groß ist. So lange dürfen Kinder nur mit passender und zugelassener Rückhalte-Einrichtung im Auto mitfahren. Welche Sitzgruppe für Ihr Kind infrage kommt, lesen Sie rechts oben.

Kindersitz von Recaro universell für Gruppe I bis III

Einige Kindersitze schaffen den Spagat, die Gruppen I bis III abzudecken, und sind somit schon für Kinder ab circa neun Monaten geeignet. Während die meisten ihre Mitfahrer im Kleinkindalter mit einem Fangtisch sichern, kommt der Young Sport Hero von Recaro ohne dieses bei Experten umstrittene und von Kindern nicht immer akzeptierte System aus. Stattdessen sitzen die Kleinen zu Beginn auf einem zusätzlichen Polster und werden von einem integrierten Fünfpunktgurt gehalten.

Wenn sie groß genug sind, werden Zusatzpolster und Gurt entfernt. Das ist zwar etwas fummelig, in der Anleitung aber gut beschrieben und meist nur einmal nötig. Zudem zeigen gut verständliche Skizzen am Kindersitz, wie der Fahrzeuggurt verlaufen muss. Denn dieser sichert nach dem Umbau Kind und Sitz gemeinsam – und das wirkungsvoll. Zwar liegen die Messwerte der Kopfbeschleunigung nur knapp im Bereich für ein empfehlenswertes Urteil, allerdings reagieren die neuen, in diesem Jahr zum ersten Mal verwendeten Q-Dummys etwas sensibler als die bisherigen H-III-Dummys.

Solution M von Cybex inklusive Isofix-Rastarme für 180 Euro

Im Praxistest schneidet der Recaro Young Sport Hero ebenfalls gut ab, wobei auch er ohne Isofix-Befestigungsarme auskommen muss. Angenehmer wäre die Handhabung allerdings, wenn der Sitz nicht ganz so schwer und voluminös wäre. Auch einige Funktionen wie die Höhenverstellung der Kopfstütze sind recht umständlich. Dafür punktet der Recaro-Sitz mit der Flexibilität, ihn für Kinder zwischen 9 und 36 Kilogramm nutzen zu können. Das rechtfertigt zudem den hohen Preis von knapp 240 Euro.

Unbedingt teuer muss ein Kindersitz jedoch nicht sein, wie der letzte Kandidat im Test beweist. Der Solution M-fix von Cybex kostet knapp 180 Euro. Ohne die empfehlenswerten Isofix-Rastarme ist er als Solution M 30 Euro günstiger. Das Kind wird aber in beiden Fällen mit dem normalen Dreipunktgurt angeschnallt. Denn das Isofix-System stabilisiert in den größeren Gruppen den Sitz nur zusätzlich. Allerdings steht dieser damit auch dann fest und sicher im Auto, wenn er ohne Kind unterwegs ist. Vorgeschrieben ist die Nutzung jedoch nicht.

Der Solution M-fix darf sowohl mit als auch ohne Isofix eingebaut werden, die Rastarme verschwinden bei Bedarf im Gehäuse. Die Investition lohnt sich also in jedem Fall – wenn nicht beim aktuellen Fahrzeug ohne entsprechenden Isofix-Haken, dann spätestens beim neuen Wagen. Innerhalb der rund acht bis neun Jahre Einsatzzeit kann ein Fahrzeugwechsel durchaus anstehen.

Kindersitze aus zweiter Hand mit Vorsicht behandeln

Egal ob mit oder ohne Isofix, der Cybex-Sitz überzeugt mit seinem einfachen Handling und durchdachten Funktionen. Dank der leichten und luftig wirkenden Konstruktion lässt er sich schnell und problemlos einbauen. Selbst regelmäßige Wechsel zwischen verschiedenen Autos stellen keine Schwierigkeit dar. Damit der Kindersitz immer optimal im Auto steht, schmiegt sich die Rückenlehne in der Neigung variabel an die Sitzbank an. Je nach Platzverhältnissen im Fahrzeug verbessert ein zusätzlicher, ausfahrbarer Seitenaufprallschutz den stabilen Stand. Außerdem ist die Kopfstütze stufenlos höhenverstellbar, und die variable Neigung soll ein Vorkippen des Kopfes beim Schlafen verhindern. In Summe verdient der Solution M-fix das Urteil „empfehlenswert“. Im Praxistest punktet der Kindersitz von Cybex mit guter Bedienungsanleitung, hochwertiger Verarbeitung sowie komfortabler Polsterung.

Viel wichtiger und für das Urteil entscheidend sind aber die Ergebnisse im Crashtest. Und dort überzeugt er mit den niedrigsten Belastungswerten in dieser Sitzgruppe. Voraussetzung dafür ist allerdings der korrekte Einbau des Kindersitzes mit Sitzteil und Rückenlehne. Für einen platzsparenden Transport können beide Teile voneinander getrennt werden, was in der Folge dazu verleiten kann, das Unterteil nur als einfache Sitzerhöhung zu nutzen. Das ist aber weder zugelassen noch empfehlenswert. Denn die Tests der vergangenen Jahre haben bewiesen, dass solche billigen Sitzerhöhungen sehr unsicher sind und dass das Verletzungsrisiko bei einem Unfall extrem hoch ist.

Ähnlich mit Vorsicht zu behandeln sind gebrauchte Kindersitze, obwohl die Versuchung aus Kostengründen oftmals groß ist. Selbst als Not- oder Zweitsitz sollten sie nur dann eine Option sein, wenn die Vorgeschichte des Sitzes bekannt ist und ein Unfall ausgeschlossen werden kann. Denn kleinste Beschädigungen und Haarrisse im Material sind mit bloßem Auge nicht sichtbar, können bei einem erneuten Crash aber verheerende Folgen haben. Zudem altern die Kunststoffe durch Sonneneinstrahlung und Temperaturwechsel im Auto und können mit der Zeit spröde werden. Und: Die Hersteller entwickeln ihre Sitze in puncto Sicherheit kontinuierlich weiter. Die Investition in moderne – und getestete – Sitze lohnt sich also in jedem Fall.

Übersicht und Preisvergleich

Welcher Sitz passt zu meinem Kind?

Für Kinder bis zwölf Jahre und 1,50 Meter Körpergröße ist in Deutschland ein Kindersitz vorgeschrieben. Die Zulassungsnorm ECE R 44 unterteilt die Rückhaltesysteme nach dem Gewicht des Kindes in fünf Gruppen: Gruppe 0 für Babys bis zehn Kilogramm (Alter: rund neun Monate), Gruppe 0+ für Babys bis 13 kg (rund achtzehn Monate), Gruppe I für Kinder zwischen 9 und 18 kg (neun Monate bis vier Jahre), Gruppe II für Kinder zwischen 15 und 25 kg (drei bis sieben Jahre) und Gruppe III für Kinder zwischen 22 und 36 kg (sechs bis zwölf Jahre). Seit 2013 gilt parallel die UNECE R 129, auch i-Size genannt, bei der die Körpergröße entscheidend ist. Wichtig ist zudem, dass der Hersteller den gewünschten Sitz für das jeweilige Auto freigegeben hat. Vor allem bei Isofix-Systemen kann es Einschränkungen geben.

So haben wir getestet

Seit über 20 Jahren testet auto motor und sport zusammen mit dem TÜV Süd Kindersitze. Um einen Frontalaufprall zu simulieren, wird die Crash-Karosserie eines Golf V aus über 50 km/h mit dem bis zu 31-Fachen der Erdbeschleunigung abgebremst. Zum Vergleich: Die Zulassungsnorm ECE R 44 verlangt nur Werte bis maximal 28 g. Zum Praxistest standen Mazda 2, Opel Zafira Tourer und Renault Grand Kangoo für den Einbau bereit. Bewertet wurden dabei Handling, Komfort für das Kind und wie verständlich die Anleitung ist.

Fazit

Was darf Sicherheit eigentlich kosten – und ist teuer automatisch gut? Diese Fragen stellt sich wohl jeder vor einem Kauf, egal bei welchem Produkt. Geht es aber um das Wohl unserer Kleinen, sollte der Preis niemals entscheiden. Eine Pauschalaussage lässt sich daraus allerdings nicht ableiten. Während in der ersten von drei Testfolgen eine günstige Babyschale im Crash überzeugte, zeigte im zweiten Teil ein Markenprodukt leichte Schwächen. Diesmal punktet die goldene Mitte – der Kindersitz von Cybex bietet hohe Sicherheit und gute Qualität zu einem angemessenen Preis. Der günstige Starter SP von Disney spart auf Kosten der Sicherheit. Messwerte im gelben Bereich bedeuten zwar nicht zwangsläufig schwere Verletzungen, das Risiko ist aber in jedem Fall erhöht. Zudem bietet er keinen Seitenaufprallschutz, und der Komfort fällt sehr dürftig aus. Das kann der Recaro Young Sport Hero besser. Dank guter Ergebnisse beim Crash und flexibler Einsatzmöglichkeit in verschiedenen Altersgruppen lautet das Urteil „empfehlenswert“.

Die aktuelle Ausgabe
AUTO MOTOR UND SPORT 15 / 2024

Erscheinungsdatum 03.07.2024

148 Seiten