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Kia Rio 1.4 Spirit im Test
Polo-Konkurrent mit üppiger Ausstattung

Wie groß die Entwicklungssprünge bei Kia derzeit sind, zeigt der Test des Kia Rio 1.4 Spirit – noch vor wenigen Jahren erntete der Kompakte wenig Lob in unseren Tests, heute entpuppt er sich als echte Empfehlung und überrascht mit inneren Werten.

Kia Rio 1.4 Spirit, Seitenansicht
Foto: Dino Eisele

Shopping-List, Shopping-List ... Wir müssen unbedingt auf die Shopping-List der Autokäufer!„ Mit solchen Kampfansagen heizen sich Marketing-Profis gern auf, um ihre Marke auf die Wunschliste vieler Autofans zu bringen. Ob dieses Kopfkino funktioniert? Machen wir den Test: Wer hat sportliche Limousinen im Programm? BMW – stimmts? Und wer baut den besten deutschen Sportwagen? Klar, Porsche.

Ein Kia Rio war bislang von den meisten Shopping-Listen so weit entfernt wie eine Corvette von einem Vierzylinder. Kurzer Rückblick ins Jahr 2000: Während BMW Appetit auf den ersten X5 macht und Smart mit dem günstigsten Cabrio lockt, versucht Kia mit dem ersten Rio, den Ruf der billigen Korea-Schnäppchen abzuschütteln. Unglücklicherweise sieht der – zuerst als Schrägheck präsentierte – Viertürer so aus, wie er fährt: langweilig und wie von gestern

Erstklassige Ausstattung

Elf Jahre später sorgt der neue Kia Rio für großes Staunen; ein geschmackvoll geschneidertes Kompaktmodell ist er geworden, optisch auf Augenhöhe mit VW Polo, Ford Fiesta und Opel Corsa. Dass der Kia Rio hinter allen vier Türen (als Zweitürer 700 Euro günstiger) etwas luftiger wirkt als das deutsche Trio, liegt an seiner Außenlänge. Mit 4,05 Metern überragt er die meisten aktuellen Kleinwagen um ein paar Zentimeter, bleibt aber handlicher als jeder aus der Golf-Clique und dürfte damit allen gefallen, denen ein Opel Astra zu groß und ein Corsa zu klein ist. Ein wichtiger Punkt für die Shopping-List.

Auftritt und Platzierung des Kia Rio am Markt passen. Und wie siehts mit modernen Ausstattungsdetails aus? Etwa LED-Tagfahrlicht? Hat er in der besten der drei Ausstattungen Spirit serienmäßig. Gute Scheinwerfer, Abbiegelicht? Gibt es ebenfalls, wenn auch ohne Xenontechnik. Schlüsselloses Türöffnen? Das kann er auch; Start-Knopf inklusive. Und da Sie bestimmt nicht drauf kommen: Sogar Lenkradheizung und eine präzise Rückfahrkamera bietet Kia an, im Paket mit einem festeingebauten Navigationssystem, dessen Sieben-Zoll-Berührungsbildschirm gute Kartendarstellungen liefert, sich aber manchmal im Weg irrt.

Glauben Sie es ruhig, dieser Kia Rio lässt sich tatsächlich so erstklassig ausstatten, dass man Bekannten mit frühen Kia-Modellen ein Taschentuch reichen muss. Und das alles, ohne die 20.000-Euro-Marke zu knacken. Der Startpreis liegt übrigens bei 9.990 Euro – wenn das kein Argument ist.

Beim Fahren wird es schwieriger für den Kia Rio

Nach dem ersten Staunen wollen die meisten wissen, “wie er denn so fährt„. An diesem Punkt wird es etwas schwieriger für den Kia Rio. Denn ganz so satt, wie er seine Türen ins Schloss fallen lässt, liegt er trotz der breiten 17-Zoll-Räder nicht auf dem Asphalt. Die Präzision seiner Lenkung ist in der Stadt nicht das Problem, auch wenn sie bis Tempo 50 etwas mehr Rückmeldung geben könnte. Auf dem Weg zum Kindergarten, Supermarkt und Bio-Bäcker stört eher das Fahrwerk. Kleine Schlaglöcher kann es noch ganz gut ausbalancieren, größeren begegnet es dagegen oft nur mit Poltern. Sobald die Straßen schlecht sind, spürt der Fahrer zudem, wie steif die 205er-Reifen der Spirit-Version abrollen.

Huscht der Kia Rio über Land oder Autobahnen, nimmt das künstliche Lenkgefühl zu und schmälert die Fahrfreude. Das ist schade, denn entgegen früheren Kia-Erfahrungen bieten die Vordersitze Seitenhalt – sogar die Lehne der Rückbank ist anständig ausgeformt. Dank der vier großen Türausschnitte gibt es auch hinten kein Verrenken beim Ein- und Aussteigen. Mit dem Fußraum im Fond verhält es sich wie mit der Kopffreiheit: Es ist so ausreichend viel davon da, dass man frühe BMW 1er-Fahrer neidisch machen kann. Das trifft auch aufs Kofferraumvolumen zu. 288 Liter lassen sich über die hohe Ladekante ins Gepäckabteil packen, und wer die Rückbank umklappt, stapelt über 900 Liter hinein.

Kia Rio mit großem Preisvorteil gegenüber VW Polo

Die Leistung des getesteten Benziners gefällt nur, wenn man die Nadel des Drehzahlmessers öfter nach oben tanzen lässt. Seine 109 PS schafft der Vierzylinder nämlich erst jenseits von 6.000 Umdrehungen, zwischen 2.000 und 4.000 Touren fühlt sich der Sauger eher nach 80 PS an – was in den meisten Fällen völlig ausreicht. Andererseits: Das Schaltgetriebe besitzt sechs Gänge, was bei fleißiger Befolgung der serienmäßigen Schaltempfehlung die Drehzahl und damit die Geräuschentwicklung senkt.

Auch den Durst? 5,3 Liter gibt Kia für den 1,4-Liter an, auf der zurückhaltend gefahrenen Normrunde kamen wir auf 6,2 Liter/100 km. Wer es eilig hat, liest im übersichtlichen Bordcomputer aber auch schon mal Verbräuche mit einer neun vor dem Komma. Vorbildlich wäre Kia, wenn jeder Rio eine Start-Stopp-Automatik hätte, die bekommen aber nur die Spirit-Versionen serienmäßig. Unseren Testwagen brachte die Technik jedoch ab und an nicht zügig genug zum Laufen.

Ob es der Kia Rio dauerhaft auf die Wunschliste schafft, hängt auch von der künftigen Motorenentwicklung ab. Kia sollte rasch moderne, aufgeladene Benziner nachschieben. Zusammen mit einem besseren Fahrwerk könnte sich der Rio dann als ernsthafte VW Polo-Alternative in den Köpfen der Autokäufer festsetzen – was bei einem Preisvorteil von über 3.500 Euro (getestete Version) nicht schwerfallen dürfte.

Vor- und Nachteile
Karosserie
Kia Rio 1.4 Spirit
Gutes Raumangebot vorn und hinten
Beim Viertürer bequemer Einstieg in den Fond
Anständige Verarbeitung
Ausreichend Zuladung
Hohe Ladekante
Schlechte Sicht nach hinten
Nur durchschnittlich viel Kofferraumvolumen
Fahrkomfort
Gute Bedienungsergonomie
Bequeme Sitze vorn und hinten
Wenig Federungskomfort auf schlechten Wegen
Antrieb
Leiser Motorlauf
Leistungsentfaltung erst im oberen Drehzahlbereich
Mäßiger Durchzug
Fahreigenschaften
Gute Handlichkeit
Künstliche Lenkung, dahet eingeschränkter Fahrspaß
Sicherheit
Wirksame Bremsen
Gute Sicherheitsausstattung
Keine Assistenzsysteme lieferbar
Umwelt
Schaltanzeige und Start-Stopp-Automatik Serie
Hoher Verbrauch
Kein Umweltzertifikat
Kosten
Günstiger Preis
Reichhaltige Ausstattung
Sieben Jahre Garantie
Jährliche Inspektion nötig
Hoher Wertverlust

Fazit

Der Entwicklungssprung des Kia Rio ist enorm, das Auto steht gut da, ist anständig verarbeitet, fährt sicher und glänzt mit viel Ausstattung. Motor, Fahrwerk und Lenkung im Kia Rio 1.4 Spirit brauchen etwas Feinschliff.

Technische Daten
Kia Rio 1.4 Spirit
Grundpreis16.790 €
Außenmaße4045 x 1720 x 1455 mm
Kofferraumvolumen288 bis 923 l
Hubraum / Motor1396 cm³ / 4-Zylinder
Leistung80 kW / 109 PS bei 6300 U/min
Höchstgeschwindigkeit183 km/h
0-100 km/h11,6 s
Verbrauch5,3 l/100 km
Testverbrauch7,9 l/100 km
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