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Kia Optima und Renault Laguna im Test
Aufstiegskandidat gegen Stammspieler

Groß, günstig und cool gestylt - so soll der neue Kia Optima im Feld der Mittelklasse-Limousinen für Unruhe sorgen. Ob das gelingt, zeigt ein erster Vergleich mit dem ausgereiften Renault Laguna. Unter der Haube: sparsame Common-Rail-Diesel.

Kia Optima 1.7 CRDi Spirit, Renault Laguna Energy dCi 150, Motorhaube
Foto: Hans-Dieter Seufert

Clarus und Magentis. Klingelt es da bei Ihnen? Vielleicht graue Mittelklasse? Kia? Stimmt. Und, wie sahen die aus? Öhh - keine Ahnung. Vergessen. Genau dieser Effekt ließ die Koreaner bislang in der Mittelklasse scheitern. Damit sich das ändert, holten sie vor sechs Jahren Peter Schreyer, Ex-VW- und Audi-Mann, als neuen Designchef ins Team. Seitdem fährt die Marke mit immer mächtigeren Modellen vor. Das sorgt für Aufsehen, Designpreise und Engpässe in der Produktion. Auch aus diesem Grund fährt der Kia Optima erst jetzt in Deutschland vor, denn die hohe Nachfrage in Asien und den USA verzögerte die Markteinführung in Europa über ein Jahr.

Kia Optima mit beeindruckend vielen Extras

Die Ursache ist auf den ersten Blick klar: Mit ihrem kühnen Design und den üppigen Dimensionen sorgt die sportlich-schicke Limousine für mehr Aufmerksamkeit als Ford Mondeo und Mazda 6 zusammen. Enorm aufgeholt hat Kia auch in der Innenraumgestaltung. So lockt die Topversion Kia Optima Spirit nicht nur mit sauber vernähten und gut konturierten Teilledersitzen inklusive Sitzheizung (im Fond optional) sowie gekühltem, elektrisch verstellbarem Fahrersessel, auch die fahrerorientierte Mittelkonsole verwöhnt mit edel anmutenden Leder- und Holzimitaten. Große, klar gekennzeichnete und beleuchtete Tasten erleichtern die Bedienung, reichlich Ablagen das Verstauen von CDs, Wasserflaschen und Mobiltelefonen. Selbst das Navi lässt sich via hochauflösendem Touchscreen vorbildlich einfach aktivieren.

33.090 Euro verlangt Kia für den Optima 1.7 CRDi Spirit, packt dafür aber beeindruckend viele Extras rein. Selbst die erwähnten Ledersessel, das Navigationssystem, Xenon-Scheinwerfer, Elfkanal-Soundsystem, Rückfahrkamera sowie Park- und Spurhalteassistenten sind Serie.

Renault Laguna gibt sich eher zurückhaltend

Mit einem Grundpreis von 30.200 Euro ist der Renault Laguna dCi 150 FAP Dynamique zwar deutlich günstiger, doch für die Ausstattungsschmankerl des Kia Optima müssten Renault-Kunden locker noch mal 4.000 Euro zusätzlich hinlegen. Wenn es sie denn gibt. Denn wer die 200 Euro teure Start-Stopp-Automatik ordert, darf keine Sitzheizung oder eine größere Navigation dazubuchen. Ärgerlich, da sich das serienmäßige TomTom-Navi weder gut ablesen noch so einfach und intuitiv bedienen lässt wie das im Kia Optima. Moderne Features wie Spurhalteassistent oder Rückfahrkamera sind für den Laguna gar nicht erst zu haben. Ganz zu schweigen von der siebenjährigen Herstellergarantie, die Kia bis zu einer Laufleistung von 150.000 Kilometern gewährt.

Schon optisch bevorzugt der Renault Laguna eher den zurückhaltenden, fast schüchternen Auftritt. Seine Karosserie ist 15 Zentimeter kürzer, flacher (zehn Millimeter) und schmaler (19 mm). Die Haube reicht brav bis ans Nummernschild heran, Tagfahrlichter gibt es nur optional, und von markigen Lufteinlässen oder ausgeformten Seitenschwellern keine Spur. Die zwei verchromten Endrohre wirken da schon fast etwas übertrieben.

Viel Platz für Fondpassagiere im Kia Optima

Der nüchterne Auftritt setzt sich im Innenraum fort. Cockpit und Mittelkonsole vermitteln wenig Flair. Neben einigen Chromteilen dominieren schwarze und graue Kunststoffflächen. Lieblos ausgestanzte Fächerdeckel, billige Lüftungsdüsen (im Fond) und eine labbrige Bodenmatte tragen nicht gerade zu einem gemütlicheren Ambiente bei. Auch der Sitzkomfort und das Platzangebot im Fond reichen nicht an die des Kia Optima heran.

Im Gegenzug präsentiert sich der Renault Laguna mit einer großen Heckklappe und einem leicht zugänglichen Kofferraum (450 Liter), der sich zudem mit wenigen Handgriffen in einen 1.377 Liter großen Stauraum verwandeln lässt (inklusive ebener Ladefläche) Im Kia Optima muss man dagegen den 505 Liter fassenden Kofferraum durch eine deutlich kleinere Öffnung befüllen und auf die freistehenden Scharnierbügel achten. Dabei macht die billige Hutablage mit freiliegenden Lautsprechern samt Verkabelung klar: Auch Kia muss irgendwo sparen.

Für wenig Freude sorgt zusätzlich das uneinsehbare Heck des Kia Optima, das sogar Einparkprofis verzweifeln lässt. Eine massive C-Säule und der Design-Knick in den Fondfenstern lassen Fahrräder und Zäune gleichermaßen verschwinden. Wer sich im Zuge der Einparkmanöver streckt und hektischer umdreht, stößt mit seinem Kopf bisweilen am Dachhimmel an - auf allen Plätzen. Das zweigeteilte Panorama-Schiebedach (im Paket ab 1.290 Euro) fordert hier seinen Tribut.

Beim Nullhundert-Sprint hinkt der Kia Optima hinterher

Erspart bleibt den Renault-Passagieren ebenso der kernig-nagelige Unterton des 1,7-Liter-Diesels. 136 PS und maximal 325 Newtonmeter stark, beschleunigt er den 1,6 Tonnen schweren Kia Optima in 10,3 Sekunden auf Tempo 100 - mit deutlichen Vibrationen bis ins Lenkrad und einer ausgeprägten Anfahrschwäche.

Der 150 PS starke Zweiliter-Diesel im Laguna verbrennt dagegen deutlich kultivierter und zieht zudem mächtig an. 8,9 Sekunden für den Nullhundert-Sprint sind top, und auch der 200-km/h-Strich des klar ablesbaren Tachos ist kein unerreichbares Ziel. Schade nur, dass die Schaltbox mit ihren indifferenten Wegen immer wieder die Freude raubt. Einigkeit herrscht an der Zapfsäule. Mit nur 0,1 Liter Differenz im Testverbrauch bleiben die Selbstzünder (beide mit Start-Stopp-System) nahe an der Sieben-Liter-Marke, auch fünf Liter sind machbar.

Ungewöhnlich deutlich sind die Unterschiede im Fahrverhalten. Trotz präziser und direkter Lenkung irritiert der betont komfortabel abgestimmte Kia Optima bereits auf der Autobahn mit einem schwammig-trägen Fahrverhalten. Auf den kurvigen Landstraßen der Schwäbischen Alb überrascht er zudem immer wieder mit einem stark nach außen drängenden Heck. Oft kann nur das rigoros eingreifende ESP Quersteher noch verhindern. Wohlgemerkt: Es handelt sich um einen Fronttriebler! Also, liebe Kia-Ingenieure: Bitte nachbessern!

Renault Laguna ist leichtfüßiger und agiler

Der Renault Laguna zeigt, wie es richtig funktioniert. Trotz ebenbürtigen Fahrkomforts geht er die kurvige Alb viel leichtfüßiger und agiler an, bleibt selbst auf scharf eingebremsten Kurven verlässlich spurstabil und zieht aus engen Kehren dank sensibler agierendem ESP schneller wieder heraus. Eine Abstimmung, die in Kombination mit dem kräftigen Diesel richtig Laune machen kann. Da lässt sich die leicht stößige Lenkung, die vor Antriebseinflüssen nicht gefeit ist, leicht verschmerzen.

So flott, wie der Laguna dem Kia Optima aus jeder Kehre wegfährt, so punktet er letztlich auch in nahezu jeder Wertung. Dem feschen Aufstiegskandidaten aus Korea bleibt dafür nur der Sieg im Kostenkapitel und die Gewissheit, nicht in Vergessenheit zu geraten.

Fazit

1. Renault Laguna Energy dCi 150 FAP Dynamique
483 von 1000 Punkte

Gut gemacht. Der Renault Laguna ist schneller, sparsamer, komfortabler und sicherer. Mit seinem kultivierten Diesel und dem harmonisch abgestimmten Fahrwerk weist er den Kia klar in die Schranken.

2. Kia Optima 1.7 CRDi Spirit
459 von 1000 Punkte

Das Fahrverhalten und der raue Dieselton vermasseln dem Kia Optima den Aufstieg. Dennoch: Eine üppiger ausgestattete Limousine zu diesem Preis ist kaum zu finden, und mehr Garantie bietet kein Konkurrent.

Technische Daten
Kia Optima 1.7 CRDi SpiritRenault Laguna dCi 150 FAP Dynamique Energy
Grundpreis34.140 €30.200 €
Außenmaße4845 x 1830 x 1455 mm4695 x 1811 x 1445 mm
Kofferraumvolumen505 l462 bis 1377 l
Hubraum / Motor1685 cm³ / 4-Zylinder1995 cm³ / 4-Zylinder
Leistung100 kW / 136 PS bei 4000 U/min110 kW / 150 PS bei 4000 U/min
Höchstgeschwindigkeit197 km/h210 km/h
0-100 km/h11,2 s8,9 s
Verbrauch6,0 l/100 km4,5 l/100 km
Testverbrauch7,9 l/100 km7,2 l/100 km
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Erscheinungsdatum 03.07.2024

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