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Jeep Wrangler Unlimited 2.8 CRD 2012 im Supertest
Wrangler reloaded – Härtetest für die neue Generation

An eine Legende Hand anlegen ist immer heikel. Jeep hat den Wrangler gründlich überarbeitet und modernisiert. Ob das der Allrad-Ikone gut getan hat, klären wir im 4wheelfun-Supertest.

Jeep Wrangler Unlimited 2.8 CRD Sahara Supertest 2011

Zum 70. Geburtstag des „Ur-Jeep“ Willys kam der Jeep Wrangler unters Messer, doch dabei wurde behutsam vorgegangen. Mit dem aktuellen Facelift bekam der Wrangler einen modernisierten Innenraum, mehr Ausstattungsoptionen und bei den für Europa wichtigen Diesel-Modellen ein Motoren-Update sowie ein neues Automatik-Getriebe. Im Supertest haben wir uns das Topmodell, den Jeep Wrangler 2.8 CRD Unlimited in der Sahara-Ausstattung zur Brust genommen.

Unsere Highlights

Jeep Wrangler 2012: Preis gesenkt

Mit dem neuen Modelljahrgang ist es günstiger geworden, einen Wrangler zu fahren. Der kurze Einstiegs-Diesel in der kargen Sport-Ausstattung liegt bei 29.550 Euro. Für den getesteten Jeep Wrangler Sahara als fünftüriger Unlimited sind 35.950 Euro fällig. Mit den im Testwagen verbauten Paket-Extras schrammt man allerdings an der 40.000-Euro-Grenze, noch ohne das aufpreispflichtige Hardtop.
 
Auf der Haben-Seite sind umfangreiche Komfort-Überarbeitungen zu vermelden. Dazu gehören versteckte Details wie die verbesserte Geräuschdämmung (Neudesign der Windschutzscheibe, mehr und bessere Dämmstoffe). Allerdings auch die auf den ersten Blick auffällige Renovierung des Innenraums. Der spröde Plastik-Charme des Vorgängers weicht einem gefälligeren und hochwertiger wirkenden Ambiente, das dennoch robust und abwaschbar bleibt – die Details finden Sie in unserer ausführlichen Produktvorstellung .
 
Wichtigste technische Änderung ist die Euro-5-Umrüstung des 2.8-CRD-Vierzylinder-Dieselmotors, der es jetzt bei unverändertem Drehmoment auf 200 PS bringt. Bei der Gelegenheit wurde eine neue Fünfgang-Automatik angeflanscht, das beim Jeep Wrangler Unlimited Sahara serienmäßig ist.

Jeep Wrangler 2012: Sparsamer, leiser, kräftiger

Bereits auf den ersten Metern wird der Fortschritt deutlich. Die Automatik reagiert beim Anfahren spontaner, der Wrangler setzt sich spürbar lebendiger in Bewegung als das Vorgängermodell. Das lässt sich auch an den Messwerten ablesen, sowohl bei der Beschleunigung als auch beim Durchzug hat der neue Jahrgang deutlich zugelegt, nimmt dem Vorgänger in jeder Disziplin einige Sekunden ab. Auch das Innengeräusch wurde stark gesenkt. Bis 100 km/h können sich die Passagiere ohne Geschrei verständigen, laut wird es erst auf der Autobahn, wenn der Fahrtwind gegen das Softtop des Unlimited donnert.

Dass der Motor nicht nur kräftiger, sondern auch sparsamer wurde, ist ein zusätzlicher Bonus. Im Test waren es mit 11,0 Liter im Durchschnitt 1,3 Liter weniger als beim Unlimited-Vorgängermodell, was allerdings auch zum Teil auf das Konto der effektiveren Automatik geht. Gemeinsam mit den neuen, bequemen und langstreckentauglichen Sitzen schafft das die besten Voraussetzungen für die lange Anfahrt zu unserem Supertest-Gelände in Horstwalde. Wie sich der Jeep Wrangler 2.8 CRD Unlimited dort geschlagen hat, lesen Sie in den Unterkapiteln unserer Einzelwertungen. Weitere Details zum neuen Jahrgang stellen wir Ihnen in der Fotoshow vor.

Testwerte auf einen Blick:

  • 0-100 km/h:  11,0 s
  • 80-120 km/h (Kickdown):   9,1 s
  • Innengeräusch bei 100/130 km/h:   77/83 dB(A)
  • Höchstgeschwindigkeit:  178 km/h
  • Testverbrauch: 11,0 l Diesel
  • Grundpreis: 35.950 Euro
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Test Wertungen
Unterboden
35
maximal 10 Punkte

Nicht unwichtig: die Rostvorsorge sieht beim neuen Jahrgang erheblich besser aus als bisher, alle verbauten Teile zeigen sich makellos. Vorne und hinten gibt es stabile Bergeösen. Das neue Automatikgetriebe baut nicht mehr so tief, ist über einem stabilen Querträger besser geschützt als bislang. Der Tank ist blechummantelt. Nichts ragt unterhalb des Rahmens heraus, auch die Auspuffführung ist gut gelöst. Ein kleines Schutzblech behütet das Verteilergetriebe, der Motor und seine Ölwanne zeigen sich bis auf die Plastikverkleidung ungeschützt.

Jeep Wrangler Unlimited 2.8 CRD Sahara Supertest 2011
Verschränkung
173
maximal 200 Punkte

Der lange Vorbau aus Kunststoff eckt nicht an, nur an einer Kuppe wird es unter dem Auto laut, als der Querträger leichten Bodenkontakt hat. Die Bauchfreiheit ist um Nuancen besser als beim Vorgängermodell. Die Verschränkung (290 mm) ist beeindruckend, allerdings verwindet sich die Karosserie sichtbar. Die Traktionskontrolle arbeitet bei den teils abhebenden Rädern gut und reaktionsschnell. Schnell ist auch das Stichwort für die Fortbewegung: der Wagen ist trotz Untersetzung und gesperrtem ersten Gang eine Spur zu flott unterwegs, teils muss er gebremst werden.

Jeep Wrangler Unlimited 2.8 CRD Sahara Supertest 2011
Fahrwerk
90
maximal 100 Punkte

Eine stimmige Vorstellung liefert der Jeep Wrangler Unlimited am Geröllhang ab. Gefühlvoll schreitet er nach unten, ohne dass die Räder den Bodenkontakt verlieren. Die neue Bergabfahrkontrolle arbeitet mustergültig, auch beim rückwärts rollen. Das Anfahren im Geröllhang stellt keine Herausforderung für das Fahrwerk dar, die Traktionskontrolle muss nicht eingreifen.

Jeep Wrangler Unlimited 2.8 CRD Sahara Supertest 2011
Steigfähigkeit
188
maximal 200 Punkte

Zeit, die neue Elektronik auszuprobieren: Der 2012er Jahrgang des Jeep Wrangler Unlimited verfügt über eine Bergan- und -abfahrkontrolle. Erstere scheint bei einem Automatik-Geländewagen entbehrlich, sie arbeitet aber sehr effektiv. Bis zu drei Sekunden hält sie den Jeep auch in der steilsten Steigungsbahn ohne Zutun des Fahrers, bis der Gas gibt. Die Bergabfahrkontrolle meistert das steilste Stück mit 65% Gefälle ebenfalls vorbildlich in Kriechgeschwindigkeit. Die Regelgeschwindigkeit wird dabei über den Schalthebel bestimmt: je höher der manuell eingelegte Gang ist, desto flotter macht sich der Wrangler bergab auf den Weg - gut gelöst! Die reine Motorbremse genügt für das 35%-Gefälle, bevor der Wrangler spürbar Fahrt aufnimmt. Bergauf bleibt er gänzlich unbeeindruckt, fährt die steilste Bahn in einem Stück oder auch mit mehrmaligem Anhalten in der Steigung unbeeindruckt hinauf. Die Elektronik bringt hier einen klaren Fortschritt gegenüber dem Vorgänger.

Jeep Wrangler Unlimited 2.8 CRD Sahara Supertest 2011
Handling
73
maximal 100 Punkte

Trotz langem Radstand ist der Jeep Wrangler ein relativ handliches Auto, das sich beherzt bewegen lässt. Die Seitenneigung ist deutlich, aber nicht dramatisch. Gut gefällt die spürbar spontanere Kombination von neuem Motor und neuer Automatik, die mehr Power auf dem tiefen Boden bereit stellt. Weniger gut ist die Tatsache, dass das Getriebe auch im Handschaltmodus bei gesperrtem Fahrgang eigenständig hochschaltet. Die Lenkung könnte direkter ausfallen. Das ESP lässt sich komplett abschalten.

Jeep Wrangler Unlimited 2.8 CRD Sahara Supertest 2011
Wat-Verhalten
82
maximal 100 Punkte

Der neue Jahrgang bringt in Sachen Watverhalten keine Änderung. Das betrifft auch die Kunststoff-Verkleidung unter dem Motor, die wie beim Vorgänger in dieser Sektion das Weite sucht und sich ablöst. Die Lichtmaschine ist weit oben angebracht, die Luftansaugung liegt seitlich in Motorhaubenhöhe gut geschützt außerhalb des Schwallwasser-Bereichs. Mit den genehmigten 48 Zentimeter Wassertiefe reicht die Furt nicht an die Türkanten, innen bleibt deshalb alles trocken. Auch die Scheinwerfer halten dicht. Gefühlsmäßig dürfte der Wrangler auch deutlich tiefere Wasserdurchfahrten problemlos meistern.

Jeep Wrangler Unlimited 2.8 CRD Sahara Supertest 2011
Übersichtlichkeit / Wendigkeit
54
maximal 100 Punkte

Wendigkeit im engen Terrain ist keine Spezialität des Jeep Wrangler Unlimited mit seinem 2,95 Meter langen Radstand. Hier leidet er nicht nur unter der langen, schlecht einschätzbaren vorderen Plastiknase. Die Übersicht zu den Seiten und nach hinten ist ebenfalls nicht die allerbeste. Immerhin erlaubt die kantige Karosserieform, die hinteren Ecken besser einzuschätzen. Hinderlich ist der extrem stark verspannende Allrad, der selbst auf losem Untergrund spürbar rupft.

Jeep Wrangler Unlimited 2.8 CRD Sahara Supertest 2011
Traktion
38
maximal 50 Punkte

Im Tiefsand-Becken bringt der spontanere Antritt einen Rückschritt gegenüber dem behäbigeren Vorgänger, die Tendenz zum eingraben hat zugenommen. In der Durchfahrtsprüfung schlägt sich der schwere Unlimited dagegen wacker und marschiert wuchtig durch den weichen Untergrund. Die eigenmächtig schaltende Automatik trübt das Bild, die rigide arbeitende Traktionskontrolle bremst bei heftigem Leistungseinsatz zu stark ab.

Jeep Wrangler Unlimited 2.8 CRD Sahara Supertest 2011
Antriebssystem
53
maximal 100 Punkte

Nicht alles am neuen Jeep Wrangler ist Fortschritt, wie sich am Sandhang beweist. In dieser Sektion lassen sich unter anderem auch Rückschlüsse darauf ziehen, wie sich das Auto in tiefen, schweren Böden, beispielsweise bei einer extremen Schlammdurchfahrt, verhält. Und da bringt der neue Jahrgang klare Defizite im Vergleich zum Vorgänger. Das Anfahren im Sandhang war im Test nicht möglich. Der Grund dafür ist zum einen die drastische Leistungsentfaltung, zum anderen die neu abgestimmte Traktionskontrolle. Die nimmt durchdrehende Räder buchstäblich in die Zange. Das fühlt sich beim Versuch, sich den Hang hinauf zu arbeiten an, als würde der Motor schier abgewürgt: dreht ein Rad durch (was in dieser Sektion unbedingt gewollt ist), wird es bis zum Stillstand abgebremst. Leider auch das gegenüberliegende, so dass der Motor mit voller Kraft gegen die Radbremsen anarbeiten muss. Das gelingt ihm nicht. Wie sehr sich der Wrangler hier schinden muss, zeigt auch das Getriebe: schon nach kurzer Zeit überhitzt es so stark, dass eine Warnmeldung samt eindinglichem Piepton vor der Weiterfahrt mahnt. Der einzige Ausweg wäre es, in solchen Situationen die Traktionskontrolle abschalten oder zumindest wie beim Terrain-Response-System von Land Rover mit einem höheren Schwellwert zu programmieren - doch das ist leider nicht möglich. Wenigstens gibt sich der Wrangler bei der Hangfahrt mit Anlauf keine Blöße, die bewältigt er problemlos.

Jeep Wrangler Unlimited 2.8 CRD Sahara Supertest 2011

Fazit

Im Alltag läuft der neue Jeep Wrangler zu bisher unerreichter Form auf. Leiser, sparsamer, flotter und komfortabler ist er geworden. Off Road ist er nach wie vor ein echter Profi, der den neumodischen SUV zeigt, wo es lang geht. Die neue Bergabfahrkontrolle ist ein echter Gewinn im Gelände. Schade allerdings, dass die Abstimmung der Traktionskontrolle für einzelne Situationen deutlich verschlechtert wurde. Für dauerhafte extreme Einsätze lohnt es sich deshalb mehr denn je, stattdessen den Gelände-Profi Jeep Wrangler Rubicon mit dem kurzen Verteilergetriebe und den mechanischen Achssperren zu wählen. Den Supertest hat der Wrangler Unlimited Sahara bestanden.

Technische Daten
Jeep Wrangler Unlimited 2.8 CRD 4x4 Sahara
Grundpreis40.300 €
Außenmaße4751 x 1877 x 1800 mm
Kofferraumvolumen498 bis 935 l
Hubraum / Motor2777 cm³ / 4-Zylinder
Leistung147 kW / 200 PS bei 3600 U/min
Höchstgeschwindigkeit172 km/h
Verbrauch8,3 l/100 km
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