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Jeep Cherokee 3.2 V6 Pentastar Trailhawk im Test
Wanderer zwischen den Welten

Der neue Jeep Cherokee 3.2 V6 Pentastar will im Revier von X3 und Q5 wildern. Als Sondermodell Trailhawk fährt er ihnen im Gelände davon. Wir haben den amerikanischen Neuzugang ausführlich getestet.

Jeep Cherokee 3.2 V6 Pentastar Trailhawk im Einzeltest

Es gibt Autos, bei denen muss man einfach die Historie bemühen, wenn man sich Ihnen zum ersten Mal nähert. Und der Jeep Cherokee ist unbedingt ein solcher Fall. Mitte der 1980er Jahre brachte der erste kompakte Jeep Cherokee die Trendwende für Jeep, weg von den Blechsauriern und hin zu modernen, smarten Offroadern. Der immerhin 17 Jahre lang gebaute Cherokee war ein Verkaufsschlager, auch in Deutschland. Bei uns mischte er besonders mit dem High-Output-Sechszylinder dank über 180 PS selbst – für damalige Verhältnisse – sportliche Pkw auf und brachte mit seiner modernen Unibody-Konstruktion und der Schraubenfeder-Vorderachse ein überraschend komfortables und sicheres Handling auf der Straße mit. Was in den beiden Generationen danach kam, war objektiv betrachtet eine Reihe von Missverständnissen nicht nur designtechnischer Natur, die letztlich dazu führte, dass in Europa der Verkauf des Cherokee eingestellt wurde. Mit Generation vier, interner Produktcode KL, geht es nun zurück auf Start.

Unsere Highlights

Jeep Cherokee Trailhwak – hot or not?

Man kann sich dem neuen Cherokee auch nicht nähern, ohne das Thema Design anzuschneiden. Dass insbesondere die Frontgestaltung zu Diskussionen führen kann, ist unzweifelhaft. Die Frage „hot or not?“ muss sich letztendlich aber jeder selbst beantworten. In den USA, wo der Jeep Cherokee jetzt seit einem Jahr auf dem Markt ist, fällt das Votum jedenfalls deutlich aus: mit über 140.000 Verkäufen in den ersten zehn Monaten des Jahres steht der Jeep Cherokee auf Platz 4 der insgesamt 21 dortigen Modelle von Fiat-Chrysler.

In Deutschland, wo der Jeep Cherokee in der oberen Mittelklasse gegen die Platzhirsche von Audi, BMW und Mercedes antritt, dürfte ein vergleichbarer Marktanteil schwieriger werden. Das Zeug dazu, einem GLK oder Q5 die Stirn zu bieten, hat der neue Jeep Cherokee aber allemal: vergleichsweise üppig ausgestattet unterbietet er die deutschen Premium-SUV beim Preis spürbar, mit der modernen Technik inklusive aller aktuellen Assistenzsysteme ist er dagegen auf Augenhöhe.

Zwei Diesel und ein Benziner stehen zur Wahl, von den drei verfügbaren Motorisierungen des Jeep Cherokee kommt jedoch nur eine in Frage, wenn man mehr als Allwetter-Tauglichkeit erwartet: das Sondermodell „Trailhawk“ ist ausschließlich mit dem brandneuen 3,2-Liter-Pentastar-V6 erhältlich. Der Leichtmetall-Motor mit modernster Technik ist eine Ableitung der aus Grand Cherokee und Wrangler bekannten 3,6-Liter-Maschine und leistet 272 PS.

Gegenüber den Standard-Modellen ist der Jeep Cherokee Trailhawk in vielen Details für bessere Gelände-Performance verbessert. Das Fahrwerk ist um 25 mm höher gelegt, die gröbere Mischbereifung mit hoher Flanke ist im Gelände weitaus praxistauglicher als die heute üblichen Niederquerschnitts-Gummis moderner SUV. Die Frontschürze ist gegenüber den normalen Cherokee-Modellen stärker abgeschrägt, was einen praxistauglichen Böschungswinkel zum Ergebnis hat. Das wichtigste Detail jedoch hält der unscheinbare Drehregler vor dem Schalthebel parat: eine zuschaltbare, mit 2,92:1 auch noch superkurz abgestufte Geländeübersetzung sorgt dafür, dass die eingangs genannten Nobel-SUV der deutschen Mitbewerber völlig ratlos zurückbleiben, wenn es im Gelände wirklich grob wird.

Fein auf der Straße, kompetent im Gelände

Auf der Straße gelten jedoch andere Anforderungen, denen sich der Jeep Cherokee mit aller Ernsthaftigkeit nähert. Das moderne Fahrwerk mit Einzelradaufhängung ist weit weg von allem, was der Stammtisch-Volksmund amerikanischen Geländewagen andichten möchte. Kurzform: fährt sich klasse. Der Federungskomfort ist hoch, die Abstimmung eher auf der straffen Seite beheimatet. Das unterstreicht die sehr zielgenaue, bei schnellerer Fahrt fast schon etwas schwergängige Lenkung. Wer es darauf anlegt, kann sich auf kurvigen Strecken jederzeit mit sportlichen Pkw anlegen, wozu auch der leistungsfrohe V6-Motor beiträgt. In dieser Beziehung wird der neue Jeep Cherokee seinem Urgroßvater Cherokee XJ mehr als gerecht.

Die Abstimmung der neunstufigen Wandler-Automatik fällt hingegen durchaus amerikanisch aus. Im Tempolimit-Land generieren viele Fahrer ihren Spaß durch gewonnene Ampel-Sprints. Entsprechend vehement drischt der Jeep Cherokee Trailhawk aus dem Stand los. Es bedarf etwas Gewöhnung, beim losfahren keinen krawalligen Show-Start hinzulegen, schon der kleinste Zucker am Gaspedal und der Zirkus beginnt. Das lässt auch gleich ein Manko des neuen Jeep Cherokee Trailhawk aufscheinen: der automatische Allradantrieb verteilt die Kraft mit einer kleinen, aber spürbaren Verzögerung an die Hinterachse weiter, wenn vorne Schlupf auftritt.

In den höheren Gängen herrscht dagegen Sanftmut. Speziell ganz oben ist die Übersetzung ausgesprochen lang ausgeführt, was das Drehzahlniveau auf ein erstaunlich niedriges Level bringt. So dreht der V6 bei Autobahn-Tempo 160 mit gerade einmal 2.200 Touren. Im Verein mit der guten Geräuschdämmung und den kaum wahrnehmbaren Windgeräuschen bringt dies ein sehr entspanntes Fahrerlebnis auf langen Strecken. Eine kleine Kehrseite der Medaille: um einen Zwischensprint etwa zum überholen auf der Landstraße auszuführen, sortiert die Neungang-Automatik etwas langwierig die Gänge, bis der feudale Schub einsetzt. Immerhin: Der Verbrauch bleibt angesichts der Motorleistung verhältnismäßig bescheiden, wie auch unser Testwert unterstreicht. Wer es ruhig angeht, kann durchaus mit einer Acht vor dem Komma rechnen.

Jeep Cherokee Trailhawk mit viel Offroad-Technik

Wie es sich für einen modernen Offroader heute offenbar gehört, bietet auch der neue Jeep Cherokee Trailhawk diverse, per Drehregler auswählbare Gelände-Fahrprogramme, die Einfluss auf Gaspedal-Charakteristik, Getriebesteuerung und Traktionskontrolle nehmen. Zusätzlich gibt es im Trailhawk eine zuschaltbare Hinterachs-Differentialsperre, welche ein weiteres Traktionsplus bringt. Im Verein mit der erwähnt kurzen Geländestufe des Verteilergetriebes bringt das Gesamtpaket den Jeep Cherokee Trailhawk auf ein Kompetenz-Level, das ihm von außen betrachtet kaum jemand attestieren würde.

Tatsächlich aber lässt es sich mit dem Jeep Cherokee Trailhawk so behutsam und effektiv auch durch hartes Gelände surfen, dass selbst gestandene Offroader neidlos Anerkennung zollen müssen. Einzig die kaum wahrnehmbare Achsverschränkung lässt erkennen, dass es sich um einen modernen Geländewagen handelt. Wer sich in tieferen Löchern vom kippeln auf drei Rädern nicht aus der Ruhe bringen lässt, kann anschließend erstaunt zur Kenntnis nehmen, wie souverän und mit verhältnismäßig geringem Bremseneingriff der Traktionskontrolle sich der Jeep Cherokee Trailhawk selbst wirklich kernige Abschnitte zur Brust nimmt.

Fazit

Abseits aller Design-Diskussionen kann man den Entwicklern des neuen Jeep Cherokee nur gratulieren: well done! Die Straßen-Performance ist abgesehen vom hektischen Anfahr-Verhalten tadelfrei, der Komfort hoch, die Ausstattung und Verarbeitung gediegen. Der Cherokee Trailhawk setzt noch eins obendrauf, was man bei der Klassen-Konkurrenz nicht bekommt: unbedingte Offroad-Kompetenz.

Technische Daten
Jeep Cherokee 3.2 V6 Pentastar 4x4 Trailhawk
Grundpreis48.000 €
Außenmaße4626 x 1904 x 1722 mm
Kofferraumvolumen412 bis 1267 l
Hubraum / Motor3239 cm³ / 6-Zylinder
Leistung200 kW / 272 PS bei 6500 U/min
Höchstgeschwindigkeit180 km/h
Verbrauch9,6 l/100 km
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Erscheinungsdatum 03.07.2024

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