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Jaguar XE 20d und BMW 320d Test
Erster Vergleich der Premium-Limousinen

Lange dauert es nicht, bis Jaguar-Offizielle im Gespräch erklären, man habe sich bei der Entwicklung des XE den BMW 3er sehr genau angeschaut. Wir machten eine erste Ausfahrt mit den Konkurrenten.

BMW 320d, Jaguar XE 20d, Frontansicht
Foto: Achim Hartmann

Jag is back, Jaguar ist wieder da in der ambitionierten Mittelklasse: Dienstwagenberechtigte und Privatkunden sollen im Jaguar XE eine reizvolle Alternative zu den üblichen Verdächtigen Audi A4, BMW 3er und Mercedes C-Klasse sehen. Als der X-Type, der im Wesentlichen auf dem Ford Mondeo basierende Vorgänger, 2009 nach durchaus respektablen Verkaufszahlen vom Markt verschwand, fehlte Jaguar bekanntlich in diesem Marktsegment.

Limousine im Coupé-Design

Doch im Sommer kommt der Jaguar XE in den Handel und soll mit ambitionierter Leichtbau-Architektur, einer neuen, besonders sparsamen und dank AdBlue-Zugabe sauberen Generation von Dieseln und leichtfüßigem Handling Punkte sammeln. Nicht zu vergessen auf der Liste der Verführungen: das aufregende, bei aller Eleganz sehr wohl dynamische Design.

Chef-Gestalter Ian Callum hat eine Limousine gezeichnet, die bei anderen als Viertürer-Coupé durchginge. Obwohl nur knapp zwei Zentimeter flacher und fünf Zentimeter länger als der BMW, wirkt der Jaguar XE viel gestreckter. Lang ist die Haube mit der markanten Erhebung, die aus der Fahrerperspektive erhabener wirkt, als sie es eigentlich ist.

Der BMW, sehnig gezeichnet und von Haus aus nicht unter Langweilerverdacht, erscheint weniger expressiv. Auch am Bug, denn zwischen den besonders flachen XE-Scheinwerfern, die mit Bi-Xenon-Brennern sowie Kurven- und Abbiegelicht aufgerüstet werden können (1.500 Euro), liegt ein XXL-Kühllufteinlass.

Jaguar XE mit 180 PS

Showtime also bei den Fotofahrten in der Stuttgarter City: Während der BMW als bekanntes Auto unbeachtet bleibt, schauen Passanten dem Jaguar neugierig und sehr wohlwollend hinterher – und das nicht nur des englischen Nummernschildes wegen.

Das aktuelle Motorenprogramm umfasst drei Benziner von 200 bis 340 PS, Dieselfreunde werden mit Zweiliter-Vierzylindern bedient, wobei der schwächere 163-PS-Motor mit nur 99 Gramm CO2/km (3,8 l/100 km) glänzt. Für den ersten Fahreindruck ist der Jaguar XE mit dem gleich teuren, aber 180 PS starken 20d ausgerüstet, der wie der 320d – Zufall? – ab 36.500 Euro zu haben ist. Üppige 430 Newtonmeter bringt der Langhuber auf die Kurbelwelle und macht damit das PS-Defizit gegenüber dem BMW (184 PS, 380 Nm) locker wett.

Fahren. Beide Limousinen gehen gleichermaßen energisch zur Sache. Ohne merkliche Verzögerung hängt der Jaguar XE am Gas, dreht leichtfüßig hoch und gibt sich fast so drehfreudig wie der kurzhubigere BMW-Motor. Beide sind mit der ZF-Achtgangautomatik ausgerüstet, für die Jaguar 2.500, BMW nur 2.150 Euro extra berechnet.

F-Type Fahrwerk im XE

Manuelle Eingriffe per Schaltwippen erübrigen sich hier wie da: Passgenau surfen die zwei durch die Gänge, schalten weich zurück und spontan hoch. So soll es sein. Dass das Jaguar-Triebwerk etwas schnarrender als der ebenfalls nicht mustergültig laufruhige BMW-Diesel in den Innenraum tönt, sollte nicht überbewertet werden: Ein roter Notausschalter hinter dem markentypischen Automatik-Drehknauf untermauert die Erklärung von Jaguar-Offiziellen, dieser Jaguar XE verkörpere noch nicht den Serienstand, da werde es noch Feinschliff geben.

Den braucht das Fahrwerk – die vordere Radaufhängung entspricht im Grunde der des F-Type, hinten ist eine neue Mehrlenker-achse verbaut – nicht mehr, denn dem Ziel der Agilität auf BMW-Niveau sind die Jaguar-Entwickler sehr nahe gekommen. Enorm spontan folgt der Hecktriebler auch kleinen Lenkbefehlen und lädt den Fahrer zum leichten Kurven-Swing. Dabei wankt er mit seinem Serienfahrwerk zwar ein wenig stärker als der mit Adaptivdämpfern ausgerüstete BMW (1.100 Euro Aufpreis wie beim Jaguar XE), sorgt dafür aber beim Komfort für eine Überraschung.

Jaguar XE 20d mit viel Komfort

Denn der XE 20d nimmt Querfugen sanfter als der 320d und kommt mit langen Wellen ebenfalls bestens klar. Muss die Federung wirklich grobe Attacken parieren, leistet sich der BMW zudem mehr Fahrwerkspoltern. Dieses hohe Komfortniveau unterstreicht der Jaguar XE mit bequemen Vordersitzen und einer sehr guten Schalldämmung: Bei schneller Fahrt weht der Wind eindeutig leiser um Außenspiegel und A-Säulen als beim BMW.

Nicht ganz das Niveau des 3er erreicht der Herausforderer von der Insel beim Raumangebot. Der bei geklappten Lehnen stufige Kofferraum fasst eine Reisetasche weniger, doch erheblicher sind die Unterschiede im Innenraum. Vorn wie hinten wirkt der Jaguar XE wegen der flacher stehenden Scheiben und der Richtung Heck früher abfallenden Dachlinie weniger luftig, lang geratene Menschen kommen dem Dach daher sehr nahe. Das kann man – Stichwort Viertürer-Coupé – aber durchaus mögen.

Objektiv taugt der BMW also eher zum Viersitzer für vier Erwachsene als der Jaguar, der auch bei der Funktionalität Federn lässt: Die Übersichtlichkeit ist durch die schräger stehenden A-Säulen und die flachere Heckscheibe schlechter, die Bedienung in Teilbereichen auch komplizierter. Dennoch: Der Jaguar XE, der bei der auto motor und sport-Leserwahl Best Cars mit vielen Vorschusslorbeeren bedacht wurde, ist rundum gut gelungen. Der erste Vergleichstest gegen das Establishment dürfte spannend werden.

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