Chinas Hoffnungsträger für die elektrische Mittelklasse heißen BYD Seal und XPeng P7. Beide schicken sich an, mit modernen Antrieben und markantem Design europäische Platzhirsche wie den VW ID.7 oder den Hyundai Ioniq 6 zu verdrängen. Doch wer den direkten Vergleich wagt, merkt schnell: Ein schickes Außendesign allein reicht nicht. Und billig sind die chinesischen Herausforderer längst nicht mehr. Stattdessen zeigt sich: Der Volkswagen bleibt der Maßstab, obwohl auch er sich gewisse Schwächen erlaubt.
Das Fahrwerk als Schlüssel zur Harmonie
Die entscheidende Stärke des VW ID.7 liegt in einem Bereich, den man nicht offensichtlich auf dem Datenblatt erkennt: der Abstimmung. Während der XPeng P7 mit vertikalen und horizontalen Bewegungen kämpft und der BYD Seal eher straff als souverän federt, zeigt der VW, wie ein Mittelklasse-Stromer heute fahren sollte. Das optionale DCC-Fahrwerk bügelt Unebenheiten weg, bleibt aber in Kurven präzise und agil. Eine Abstimmung wie ein Maßanzug.
Auch beim Verbrauch liefert der ID.7 ein ausgewogenes Bild. Mit 17,1 kWh/100 km im Eco-Modus liegt er leicht hinter dem sparsamen Hyundai (14,8 kWh), aber vor den deutlich energiehungrigeren Chinesen (bis 18,2 kWh). Diese Balance zwischen Effizienz und Fahrkomfort zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte Fahrzeugkonzept.
Bedienung mit Licht und Schatten
Im Alltag zählt nicht nur, wie gut sich ein Auto fährt, sondern auch, wie gut man es bedienen kann. Hier präsentiert sich der ID.7 zwiespältig. Einen Pluspunkt gibt es für die weiterentwickelte Spracherkennung, die Kommandos verlässlich und schnell umsetzt. "Fahr mich nach Hause" versteht er beim ersten Mal. Das können weder der XPeng noch der BYD von sich behaupten.
Andererseits gibt es weiterhin Kritikpunkte: Die Touchflächen zur Lichtsteuerung wirken unintuitiv, und die Klimabedienung über den zentralen Bildschirm fordert Aufmerksamkeit, die man lieber auf die Straße richten sollte. Dennoch: Im Vergleich zu den teils konfusen Menüführungen im XPeng oder dem überladenen Cockpit des BYD ist der ID.7 das zugänglichste Fahrzeug.
Größe allein macht noch keinen guten Innenraum – aber beim ID.7 stimmt beides. Das Raumangebot ist vorn wie hinten großzügig, der Einstieg bequem, die Kopffreiheit ausreichend. Besonders überzeugend: der große, leicht zugängliche Kofferraum mit breiter Öffnung – hier zeigt sich der VW besonders praktisch. Auch bei der maximalen Zuladung liegt er mit 451 Kilogramm über dem Niveau des BYD Seal (402 kg) und auf Augenhöhe mit dem Hyundai (455 kg).
Teurer als die Konkurrenz – aber durchdachter
Dass Qualität ihren Preis hat, zeigt sich beim Blick auf das Preisschild: 53.995 Euro ruft VW für den ID.7 Pro auf. Der getestete Wagen mit umfangreicher Ausstattung kratzt an der 70.000-Euro-Marke. Das klingt nach Oberklasse. Aber auch BYD und XPeng verlangen rund 50.000 Euro, bieten dafür aber weniger ausgereifte Technik und teils enttäuschende Assistenzsysteme. So bleibt der ID.7 zwar kein Schnäppchen, rechtfertigt aber seinen Preis durch eine in sich stimmige Gesamtabstimmung, durchdachte Funktionen und überzeugende Alltagstauglichkeit.