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Hyundai i30 Fastback N, Toyota GR Supra 2.0
Coupé oder Hot Hatch?

Man muss nicht gleich aus allem eine Glaubensfrage machen, meinen Sie? Och, warum nicht? Bietet sich so schön an, wenn Toyota GR Supra und Hyundai i30 Fastback N in Hockenheim wetteifern, was sportlicher ist – Coupé oder Hot Hatch.

Hyundai i30 Fastback N, Toyota Supra, Exterieur
Foto: Dino Eisele

Es hat keinen Sinn, nach Helden zu suchen. Aber du kannst darauf vertrauen, dass sie dich finden. Was nach einer kleinen Abwandlung eines Zitats des großen Literaten und Fußballkenners Nick Hornby klingt, ist – nun – eben eine kleine Abwandlung eines Zitats von Nick Hornby. Dazu ist es eine Erklärung dafür, warum wir voller Begeisterung und im zaghaften Morgenlicht vor einem Toyota und einem Hyundai stehen. Beiden Marken waren der Automobilfaszination ja lange unverdächtig. Und nun? Haben sie i30 Fastback N Performance und GR Supra 2.0.

Unsere Highlights

Es war – wir erinnern uns natürlich genau – ein Donnerstag im Juli 2017, der 13., an dem Hyundai den i30 N präsentierte. Trotz all des Marketingwirbels und Nordschleifenerprobungs-Gejubels war er so grandios wie versprochen. Mehr noch: Mit dem i30 N gelang Hyundai der wildeste, heißeste Hot Hatch.

Seit Oktober 2018 gibt es ihn als Fastback, seit Anfang 2019 nur noch in der 275-PS-Performance-Version. Allein dass man sich für 180 Euro eine Strebe in den Kofferraum spaxen lassen kann, welche die Federbeine überdomt, zeigt eine Lässigkeit, die man nicht nach Vorgabe herbeientwickeln kann – so was entwickelt sich aus Begeisterung. Dazu gibt es vier fixe Modi und einen fünften, um sich die sieben Parameter, welche die Kennlinien von Stoßdämpfern, Lenkung, ESP, Gasannahme, e-Sperrdiff sowie die Drehzahlanpassung und die Klappen im Auspuff variieren, selbst zu konfigurieren – wenngleich das nicht immer zum besseren Ergebnis führt als der voll auf Dynamik getakelte N-Modus. Doch es eröffnet dem Piloten die Illusion, den Wagen perfekt auf die eigenen Bedürfnisse und Fähigkeiten hin abzustimmen.

Kavalier alter Schule

Hyundai i30 Fastback N, Interieur
Dino Eisele
Im i30 gibt es eine Launch Control für die Kavalierstarterei, große Drehzahl-Lichtspiele mit Schaltlämpchen wie in der Formel 1 und einen LED-beleuchteten Bereich des Drehzahlmessers, der mit erwärmendem Motor weiter nach hinten weicht.

Zudem gibt es eine Launch Control für die Kavalierstarterei, große Drehzahl-Lichtspiele mit Schaltlämpchen wie in der Formel 1 und einen LED-beleuchteten Bereich des Drehzahlmessers, der mit erwärmendem Motor weiter nach hinten weicht – eine Folklore, deren Tradition die M-Modelle von BMW begründeten. Kurz, der i30 N war gleich etwas Besonderes: ein Held, aber kein Traumwagen. Selbst als Fastback ist er nicht nur alltagstauglich, sondern erreichbar. Wenn wir ihn selbst nicht besitzen, liegt es nur an unserem Mangel an entschlossenem Mut.

Oder doch nicht? Auftritt GR Supra 2.0. Vor einiger Zeit erklärte Toyota-Chef Akio Toyoda, es werde keine langweiligen Autos seiner Marke mehr geben. Schau an, denkst du dir, und dass sie da beim Corolla aber noch einiges vor sich haben. Nicht aber beim Supra. Der übernimmt vom BMW Z4 Antrieb sowie das ganze technische Unterzeug – eine ganz hervorragende Basis. Und es zeugt von der Kunst der Toyota-Ingenieure, dass sie mit ihrer Abstimmung noch an Qualität gewann.

Der Vierzylinder mit 258 PS/400 Nm hat ein anderes Set-up als der Supra mit dem Dreiliter. Das liegt an offiziell 100 kg Mehrgewicht des weiter in den Bug ragenden Sechszylinders, von denen nach unseren Messwerten aber nur 42 Kilo zugunsten des Vierzylinders bleiben. Wichtiger als das Gewicht ist die Balance, die idealer kaum sein könnte: 49,9 : 50,1.

Beim i30 N beträgt sie 62 : 38. Seine Ausgewogenheit zeigt sich eher darin, wie er bei aller Dynamik auch allerhand Alltagsbelange unterbringt – mit vier Türen, großer Heckklappe und dem großen, variablen Kofferraum. Auch sonst ist alles dabei, von Isofix hinten bis zur induktiven Ladestelle vorn. Damit gleicht er das knappere Assistenz-Arsenal und das rustikalere, aber sehr solide Innenraum-Ambiente locker aus.

Toyota Supra, Interieur
Dino Eisele
Die Stattlichkeit des Supra-Laderaums von 290 Litern kann man schätzen, wegen nur 241 kg Zuladung aber selten ganz nutzen kann.

Beim Supra müssen wir uns nicht lang mit dem Aufspüren von Alltagstalenten aufhalten: Sitze für Pilot und Co., die eine gewisse Vertrautheit verbinden sollte, wenige Ablagen und ein Laderaum, dessen Stattlichkeit von 290 Litern man schätzen, wegen nur 241 kg Zuladung aber selten ganz nutzen kann. Einige Punkte holt der Supra mit dem klasse Infotainment – BMWs iDrive. Doch wenn er gewinnen will, muss er um den Sieg fahren. Also: Starten wir die Motoren.

Es zählt zu den unvergänglichen Zaubern eines heißen Kompakten, dass du dich darin immer gleich jung fühlst und von jener romantischen Naivität erfüllt, im Leben ginge es immer nur um die nächste Kurve. Dafür gibt es derzeit kaum ein besseres Auto als den i30 N, der sich mit Verwegenheit in Kurven wirft, sich mit den Vorderrädern in die Linie krallt, während die Hinterachse der Front hinterherhechtet oder auf Lastwechsel nach außen drängelt. Der E-Servomotor der sehr direkten (12,3 : 1) Lenkung sitzt für schnelleres Ansprechen und höhere Präzision am Lenkgetriebe. Sie lässt dich nichts verpassen, keinen Einlenkpunkt, keinen Moment, in dem du flugs gegensteuern musst, aber auch nicht, wie sehr der Antrieb trotz modifizierter Achsgeometrie an den Vorderrädern zerrt, wie oft sie um Traktion rangeln, trotz elektronisch gesteuerter Differenzialsperre.

Beschränkt sich die Bandbreite der Adaptivdämpfer in Komfortbelangen auf Varianten zähneklappernder Härte, reicht jene des kernigen Zweiliter-Turbos weiter. Nach kleinem Ladedruckzaudern drängt er vehement von unten, bald aufgeplustert von 1,2 bar Überdruck und einer Drehgier, die erst oberhalb von 6.000 Touren endlich verebbt. Endlich? Ja, denn dann gilt es, den nächsten der sechs perfekt gestuften Gänge des grandios-präzisen Getriebes zu schalten.

So denkst du, was sollte der Supra denn noch besser machen können? Nun: alles eigentlich. Aber anders.

Einfach mehr Sport wagen

Toyota Supra, Exterieur
Dino Eisele
Der Supra ist kein sportlicher Wagen, sondern ein Sportwagen. Das merkst du gleich beim Reinsetzen: tief, zentriert, auf haltfesteren Sitzen. Wie anders er fährt, spürst du schon, wenn er sich aus der Parklücke stemmt – mit Hinterradantrieb.

All das Wilde, Vorlaute und Vordergründige des i30 N, das hat der Supra nicht – vielleicht auch nicht nötig. Er ist kein sportlicher Wagen, sondern ein Sportwagen. Das merkst du gleich beim Reinsetzen: tief, zentriert, auf haltfesteren Sitzen. Wie anders er fährt, spürst du schon, wenn er sich aus der Parklücke stemmt – mit Hinterradantrieb. Er und die Balance charakterisieren den Supra und machen den Unterschied – nicht etwa die Tatsache, dass er trotz 17 PS weniger bei gleichem Gewicht vehementer beschleunigt. Das liegt auch an der Achtstufenautomatik mit kurzen unteren und langen oberen Gängen.

Besteht der Reiz des i30 N immer auch darin, dass du mitunter nicht ganz sicher bist, ob du mit oder gegen ihn über Landstraßen scharmützelst, prägt den Supra die Harmonie, mit der er fährt – so leicht, so weich, so direkt. Die Vorderräder vergrippen sich in die Kurve, und die Hinterräder drücken nach – traktionsgefördert vom aktiven Hinterachsdifferenzial, das die Momente stufenlos und abhängig von Lenkwinkel, Gierrate, Motordrehzahl sowie Gaspedalstellung an die Hinterräder aufteilt.

Es fördert die perfekte, neutrale Balance, die in leicht beherrschbares Übersteuern driftet, wenn du mehr Gas gibst. Auch wegen seines Torque Vectorings gibt es kein Untersteuern im Supra. Und natürlich kein Zerren in der Lenkung, die etwas weniger direkt (15,1 : 1) ist, aber dennoch präziser, feinsinniger rückmeldet. Damit fährt der Supra auch auf der Handling-Strecke agiler, neutraler und einfach schneller als der i30 N. Mit dem rangelst du mehr über die Strecke, in engen, langsamen Kurven schubbert er mit dem schweren Bug ins Untersteuern, lässt sich nie so leichtfertig auf der Linie halten wie der Supra.

Heute an morgen denken

Hyundai i30 Fastback N, Toyota Supra, Exterieur
Dino Eisele
Achtzehntausendachthundertundvier Euro kostet der Supra mehr. Erst daran entscheidet sich der Test zugunsten des Hyundai.

Trotz straffer Abstimmung vermeidet dessen Fahrwerk mit Adaptivdämpfern und zwei Kennlinien Rüpeleien, bietet in der Komfort-Stufe Geschmeidigkeit auch für lange Reisen. Der Supra bremst vehementer als der i30 N, verbraucht im Test weniger (8,7 zu 9,5 l/100 km). Der Zweiliter-Turbo mit elektronisch gesteuertem Wastegate-Ventil macht weniger Krawall und mehr Druck. Zusammen mit der absolut treffsicheren Automatik erlangt der Antrieb eine Brillanz, von der du erst mal entscheiden musst, ob du die mehr für ihre Vehemenz oder Harmonie bewundern magst.

Jetzt wäre es an der Zeit für ein leises Aber, meinen Sie. Nun, es brüllt uns eher an: Achtzehntausendachthundertundvier Euro kostet der Supra mehr. Erst daran entscheidet sich der Test zugunsten des Hyundai.

Das kann doch aber so nicht das Ende sein, meinen Sie? Stimmt, wir haben da noch eine Lösung für alle Supra-Fans: 2022. Denn in zwei Jahren hat der Toyota ziemlich genau seinen Aufpreis an Wert verloren, kostet als Gebrauchter voraussichtlich so viel wie der i30 N Fastback jetzt neu. Ob der Supra auch in zwei Jahren noch so heroisch sein wird wie jetzt? Na, sicher – der Held, was er verspricht.

Fazit

1. Hyundai i30 Fastback N Performance
404 von 1000 Punkte

Er mag einer der heißesten Kompakten sein, gegenüber dem Supra fährt er aber nur lau. Trotz viel mehr Platz und Alltagsnutzen gewinnt er erst durch den niedrigeren Preis.

2. Toyota GR Supra 2.0
398 von 1000 Punkte

Unser neuer Sportwagenheld? Der Supra. Nach der ersten Kurve weißt du, dass er alles Geld wert ist: grandios im Handling, schnell, effizient, nicht mal arg ungeschickt im Alltag.

Technische Daten
Hyundai i30 Fastback N Performance N PerformanceToyota GR Supra 2.0
Grundpreis34.900 €52.054 €
Außenmaße4455 x 1795 x 1419 mm4379 x 1854 x 1292 mm
Kofferraumvolumen450 bis 1351 l290 l
Hubraum / Motor1998 cm³ / 4-Zylinder1998 cm³ / 4-Zylinder
Leistung202 kW / 275 PS bei 6000 U/min190 kW / 258 PS bei 5000 U/min
Höchstgeschwindigkeit250 km/h250 km/h
0-100 km/h6,4 s5,3 s
Verbrauch7,7 l/100 km6,3 l/100 km
Testverbrauch9,5 l/100 km8,7 l/100 km
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Erscheinungsdatum 03.07.2024

148 Seiten