Zwei nebeneinanderliegende Drehregler dominieren die Mittelkonsole – ein klarer Designakzent. Doch in der Praxis stellt sich schnell heraus, dass diese zu Verwechslungen führen können. Mit dem einen Regler wählt der Fahrer den Fahrmodus – Park (P), Reverse (R), Neutral (N) oder Drive (D). Der darüberliegende Regler steuert das Infotainmentsystem an. Nun kann es beim hektischen Rangieren passieren, dass man entweder einen falschen Fahrmodus wählt, weil sich der Drehregler nicht so präzise einstellen lässt, wie ein Wahlhebel, oder man erwischt direkt den falschen Regler. Im Alltag, wo es manchmal schnell gehen soll und man zügig ein- oder ausparken möchte, ein wenig hinderlich.
Wir bleiben im Cockpit. Wie schon angedeutet, setzt der Hersteller hier auf wunderbar hochwertige Materialien, wie Aluminium, Leder und strukturierte Oberflächen – alles fein. Auch die Haptik der Knöpfe und deren Rückmeldung fühlt sich hochpreisig an. Doch eine Sache stört uns im Alltag – die Bedienlogik. Der Trailer-Modus beispielsweise ist sehr tief in den Komfort-Menüs vergraben. Und nur das Navigationssystem darf die Lade-Vorkonditionierung aktivieren. Da muss sich der Fahrer oder Beifahrer erst einmal durchsuchen.
Rückfahrkamera: Sauber ist Glückssache
In Sachen Rückfahrkamera muss man ebenfalls aufpassen, denn nicht immer ist das Bild einwandfrei und verlässlich. Genesis hat sie tief über dem hinteren Kennzeichen positioniert, was grundsätzlich eine gute Idee ist. Denn diese Position vereinfacht das Anpeilen von einem Anhänger oder einer Parklücke. Doch sobald das Wetter etwas schlechter wird oder der Winter naht, verschmutzt die Linde rasend schnell. Schon nach 200 Kilometern Autobahnfahrt ist das Bild unbrauchbar. Der Fahrer bleibt im sprichwörtlichen Blindflug zurück oder muss, falls es die Situation erlaubt, aussteigen und putzen. Was nun wirklich nicht viel mit einem luxuriösen Auto zu tun hat.
Ladeklappe ohne Komfort
Ein weiteres Detail, das den ein oder anderen Luxus-Fan stören könnte, ist die Ladeklappe. Da kostet der E-SUV schon über 90.000 Euro, aber das Öffnen und Schließen der Ladeklappe bleibt Handarbeit. Der Kia EV6 – technisch eng verwandt – öffnet und schließt hingegen elektrisch. Im Winter vereist die Klappe gerne und schmutzige Finger bekommt man auch noch. Die Gummidichtungen zum Schutz vor Wasser und Schmutz wirken eher pragmatisch als elegant.
Trotz einzelner Details, die im Alltag nicht optimal gelöst sind, bleibt der Genesis Electrified GV70 ein durchweg gelungenes Fahrzeugkonzept. Er kombiniert komfortables Reisen mit einer klaren gestalterischen Linie und bietet in vielen Bereichen genau das, was man in diesem Segment erwartet. Wer sich auf die Eigenheiten einlässt, bekommt einen E-SUV, der souverän auftritt und in seinem Gesamtauftritt eigenständig bleibt.