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Ford Mondeo 2.3 Turnier im Test
Geräumiger Kombi mit Elektronik-Macken

Der letzte Ford Mondeo meisterte vor sechs Jahren den auto motor und sport-Dauertest mit Erfolg. Das aktuelle Modell schneidet über 100.000 Kilometer sogar noch besser ab. Unerklärliche Elektronik-Macken trüben das positive Bild jedoch.

Ford Mondeo Turnier
Foto: Christian Bangemann, Konrad Bezold, Dino Eisele, Thomas Fischer, Beate Jeske, Reinhard Schmid, Jürgen Schollenberger, Peter Wolkenstein 

Es ist März 2009 in Genf. Zwei auto motor und sport-Redakteure stehen nach ihrem Messerundgang vor dem Ford Mondeo 2.3 Turnier-Dauertestwagen und wollen zurück nach Stuttgart – allerdings will der Ford nicht. Sein Akku liefert etwa noch so viel Spannung wie eine leere Knopfzelle, es reicht nicht einmal mehr, Kontollleuchten im Kombiinstrument des Ford Mondeo zum Glimmen zu bringen. Immerhin, der Mondeo verharrt im Parkhaus der Genfer Automesse, und natürlich ist auch Ford auf dem Salon vertreten. Kompetente Hilfe naht daher schnell, und per Überbrückungskabel wird der große Kombi zurück ins Leben gerufen. Doch nur wenige Tage später wiederholt sich das Spiel ein weiteres Mal.

Ford Mondeo ohne Batterie-Power

Auf beide Einsätze des Überbrückungskabels folgt ein Werkstattbesuch, bei dem sich im Fehlerspeicher des Ford Mondeo jedoch nichts finden lässt. Kurz nachdem der Ford sein 100.000-Kilometer-Pensum absolviert hat, kommt es dann sogar noch ein drittes Mal zum unerklärlichen Stromschwund. Auch andere Mondeo leiden sporadisch darunter, wie Leserzuschriften zeigen. Ford ist weitgehend ratlos. Ob eventuell ein Bedienfehler vorliegen könnte, wird vorsichtig nachgefragt. Eine unwahrscheinliche, aber nicht unmögliche Annahme. Und weil die Devise beim Dauertest „im Zweifel für den Angeklagten“ lautet, tauchen die Fremdstarts nicht in der Mondeo-Pannenstatistik auf, selbst wenn die Häufung des Problems gegen die Theorie vom Bedienfehler spricht.

Ford liefert immerhin einen Erklärungsversuch. Der Dauertest- Mondeo ist mit dem schlüssellosen Zugangssystem ausgestattet, bei dem ein Powerknopf am Armaturenbrett das Zündschloss ersetzt. Wird er zum Motorabstellen gedrückt und dann erneut betätigt, um die Zündung des Ford Mondeo zu aktivieren (ohne den Motor anzulassen), weil man beispielsweise noch ein Fenster schließen muss, saugen die Steuergeräte binnen weniger Stunden den Akku leer. Offenbar auch dann, wenn der Ford Mondeo per Fernbedienung verriegelt wird. Bleibt die Frage, warum er sich nicht selbsttätig in einen Ruhezustand schaltet, um seinem Fahrer solche Unannehmlichkeiten zu ersparen.

Ford Mondeo verlangt nach 20.000 km nach Inspektion

Kurz nach den beiden Batterieproblemen folgt die nächste Elektro-Malaise, denn bei Kilometerstand 38.550 gab die Funkfernbedienung zur Verriegelung des Ford Mondeo ihren Geist auf und musste ersetzt werden. Die mysteriösen Elektronikmängel begannen allerdings schon 30.000 Kilometer zuvor, als plötzlich zahlreiche Fehlermeldungen auf dem Instrumenten-Display des Ford Mondeo auftauchen. Eine betraf den etwas ruppig arbeitenden Abstandsregeltempomat, und so vermutete die Werkstatt einen Zusammenhang mit seinem möglicherweise defekten Steuerungsmodul. Ein Tausch folgte im Rahmen der ersten Inspektion, womit die Fehlermeldungen zunächst abgestellt waren.

Bei dieser Gelegenheit wurde auch der innen feuchte rechte Scheinwerfer ersetzt – eine Arbeit, die außerhalb der Garantie mit knapp 540 Euro zu Buche schlägt. Entschieden günstiger fallen da die Inspektionskosten mit etwa 200 Euro aus, die allerdings bereits nach 20.000 Kilometern fällig werden. Die Konkurrenz wie der VW Passat muss erst nach 25.000 Kilometern in die Werkstatt. Dort sollte der Ford Mondeo noch zwei Mal außerplanmäßig einkehren.

Defekte Radio-Navi-Einheit kostet über 3.000 Euro

Ein Mal bei Kilometerstand 41.049, weil die Instrumenteneinheit des Ford Mondeo mit wild zuckenden Tacho- und Drehzahlmesser-Zeigern Fantasiewerte auswies, sich Radio und Klimaanlage selbstständig verstellten – im Fehlerspeicher war wieder nichts zu finden. Und dann 2.400 Kilometer später, weil die nun völlig defekte Radio-Navigations-Einheit samt Monitor ausgetauscht werden musste. 3.347 Euro hätte ein Kunde dafür zahlen müssen, wenn er mit diesem Schaden außerhalb der Garantie in die Werkstatt gekommen wäre.

Eine enorme Summe für ein System, das im Ford Mondeo nicht voll überzeugen kann. Denn die Bedienung über den unsensiblen Berührbildschirm ist umständlich, die Kartengrafik von gestern. Von seinen zahllosen Schwächen sollen nur zwei genannt werden: Wer die Funktion „Mautstraßen meiden“ wählt, wird in Österreich trotzdem über kostenpflichtige Autobahnen geleitet. Verlässt man sich auf das System, kauft keine Vignette und wird von der Polizei angehalten, zahlt man Strafe. Weniger teuer, aber ebenso ärgerlich: Das Navi des Ford Mondeo kennt keine Autozüge. Auf dem Weg nach Westerland auf Sylt leitet es über Wirtschaftswege durch das Watt auf die Insel.

Keine Probleme an der Mechanik des Mondeo

Schließlich wurde beim Service nach 80.700 Kilometern vorbeugend der Sensor für die Alarmanlage des Ford Mondeo gewechselt, um einem erneuten Zuschlagen des Elektrowurms vorzubeugen. Freilich gilt bei diesem Mondeo: Wo viel Schatten, da viel Licht. Denn die stark pflegebedürftige Elektronik steckte in einer gesunden mechanischen Hülle. Motor, Getriebe, Fahrwerk und Karosserie des Ford Mondeo kamen mit der planmäßigen Wartung nahezu problemlos über die Distanz – zwei durchgebrannte Glühlampen sind kaum der Rede wert. An den Kunststoffoberflächen im Interieur und Lederbezügen der Sitze ist die zweijährige intensive Nutzung beinahe spurlos vorübergegangen, nur der bequeme Fahrersitz wirkt zum Testende etwas plattgesessen. Der Teppich im Kofferraum – ein Schmutzmagnet – präsentiert sich nach vielen Reinigungen mit dem Tankstellen-Staubsauger einigermaßen zerzaust.

Davon abgesehen erntete der Ford Mondeo viel Lob für sein Raumangebot für Passagiere und Gepäck, das besonders jene Kollegen zu schätzen wussten, die mit großer Fotografen-Ausrüstung unterwegs waren. Sie reisten komfortabel, denn das aktive Fahrwerk bot gleichermaßen Komfort, Fahrsicherheit und die fordtypische Dynamik. Wobei sich die unterschiedlichen Einstellungen (sportlich, normal oder komfortabel) kaum spürbar voneinander unterschieden, wenn man davon absieht, dass sportlich mit stuckerig gleichzusetzen ist.

Automatik raubt dem Motor die Dynamik

Weniger erfreulich wirkte allerdings die inzwischen nicht mehr angebotene Antriebseinheit des Ford Mondeo. Die Sechsgang-Wandlerautomatik raubte dem durchzugsschwachen 2,3-Liter-Motor jede Dynamik. Nur wenn man den Mondeo als gemütlichen Langstrecken-Gleiter begriff, fuhr man einigermaßen zufrieden. Wer dagegen bei 160 km/h ein Überholmanöver einleiten wollte, brauchte viel Geduld. Bei diesen Aktionen hatte man stets den Eindruck, dass der Ford Mondeo zwar schnell lauter, aber nur langsam schneller wurde. Selbst der Durchschnittsverbrauch setzt kein Glanzlicht, er liegt nahezu gleichauf mit dem des wesentlich kräftigeren 200 PS starken VW Passat Variant 2.0 TFSI-Dauertestwagen aus dem Jahr 2009. Sparsam ging der Ford Mondeo immerhin mit seiner Bereifung um, hier hatte die motorische Drehmoment-Armut ihr Gutes.

Die Kilometerkosten bewegen sich ebenfalls auf Passat-Niveau, allerdings fällt der Wertverlust des Ford Mondeo noch höher aus. Was erneut belegt, dass sich eine umfangreiche Ausstattung mit teuren Extras wie beim Testwagen nur beim Neukauf im Preis niederschlägt, nicht jedoch beim Wiederverkauf.

Am Ende bleibt der Eindruck, dass Ford zwar die Mechanik, nicht jedoch die Elektrik und Software des Mondeo wirklich im Griff hatte. Hoffen wir, dass die Elektronik-Dämonen mit dem jüngst erfolgten Facelift ausgetrieben wurden.

Vor- und Nachteile
sehr gutes Platzangebot
ebener Kofferraum, tiefe Ladekante
angenehmer Reisewagen für gemäßigtes Tempo
insgesamt guter Komfort
zugfreie Klimaautomatik
gut erreichbar platzierte Radio-/Navigationseinheit
bequeme Sitze
kaum Abnutzungserscheinungen im Interieur
zäher, unelastischer Motor
großer Wendekreis
wirkt in Tiefgaragen unhandlich
schwere Motorhaube ohne Gasdrucklifter
Navigation mit vielen Schwächen
Berührbildschirm reagiert zu unsensibel
Schmutz- und abriebempfindlicher Laderaumteppich
umständliche Bedienung, insbesondere Bordcomputer
Getriebeabstufung passt schlecht zur Motor-Charakteristik
adaptives Fahrwerk bietet kaum Varianz von Sport zu Komfort
adaptive Geschwindigkeitsregelung arbeitet ruckelig

Fazit

100.000 Kilometer ließen die Mechanik des Mondeo unbeeindruckt. Den elektronischen Bauteilen machte die Distanz jedoch zu schaffen, freilich ohne einen klassischen Liegenbleiber zu provozieren. Nicht zuletzt wegen seiner umfangreichen Ausstattung ist der Wertverlust des Testwagens hoch. Der Ford wird der Redaktion als geräumiger Gleiter in Erinnerung bleiben.

Technische Daten
Ford Mondeo Turnier 2.3 Trend
Grundpreis29.400 €
Außenmaße4830 x 1886 x 1512 mm
Kofferraumvolumen554 bis 1745 l
Hubraum / Motor2261 cm³ / 4-Zylinder
Leistung118 kW / 160 PS bei 6500 U/min
Höchstgeschwindigkeit202 km/h
Verbrauch9,3 l/100 km
Die aktuelle Ausgabe
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Erscheinungsdatum 03.07.2024

148 Seiten