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Fiat Panda 1.3 Multijet im Test
Modern, aber immer noch nicht neumodisch

Der neue Fiat Panda 1.3 Multijet ist hochwertiger und moderner als sein Vorgänger, aber immer noch nicht neumodisch. Was der Kleinwagen sonst noch zu bieten hat, offenbart der Test des 75 PS starken Diesel-Bären aus Italien.

Fiat Panda 1.3 Multijet 16V Lounge, Cockpit
Foto: Hans-Dieter Seufert

„Der Fiat Panda ist unsere Antwort auf schwindende Energiereserven“, so der Fiat-Generaldirektor Vittorio Ghidella anlässlich der Premiere des Kleinwagens – im Januar 1980. Und der 3,38-Meter-Würfel machte seine Sache geschickt, ersetzte Luxus durch Cleverness, infiltrierte statusfrei das Kleinwagensegment, krabbelte durch Szene-Reviere und als 4x4 bis zum Basislager des Mount Everest. Seine Möblierung mit stoffbespannten Rohrgestellen erinnerte an Gartenstühle; von denen ließ sich Designer Giugiaro in einem Urlaub inspirieren.

Und heute – von wem oder was haben sich die Schöpfer des neuen, dritten Fiat Panda wohl inspirieren lassen? Er ist weder anarchistisch wie der Opa noch revolutionär erwachsen wie Nummer zwo. Stattdessen sorgen eine niedrige Gürtellinie für ungestörte Rundumsicht, abgerundete Karosseriekanten für weniger Luftwiderstand und höhergesetzte Scheinwerfer für bessere Crashsicherheit und Lichtausbeute.

Fiat Panda 1.3 Multijet verheimlicht sein Arbeitsprinzip nicht

Auf zum Erstkontakt in der schummrigen Tiefgarage, in deren Halbdunkel der neue Fiat Panda 1.3 Multijet noch schwerst seinem Vorgänger ähnelt. Der Einstieg offenbart wenig Neues, wie gehabt werden Fahrer & Co. auf straffen Polstern mit spärlicher Kontur platziert. Hinten geht es klassentypisch spartanischer, quasi seitenhaltfrei zu. Was solls, G-Force-Exzesse gilt es an Bord eines Kleinwagens auch kaum zu feiern, viel eher die Beherrschung des Alltags. Der beginnt mit dem Griff zum lediglich vertikal verstellbaren Lenkrad und dem hochgesetzten Schalthebel, bevor der 1,3-Liter-Diesel nach Schlüsseldreh zu nageln beginnt.

Unter der Haube des Fiat Panda 1.3 Multijet geht es übrigens aufgeräumt zu. Ob Ölstand messen, Öl und Wischwasser nachfüllen – all das gelingt ebenso problemlos wie der Lampenwechsel: dank gut zugänglicher Kappen ein Traum. Nicht ganz so traumhaft fällt die Laufkultur des kleinen Diesels aus. Der Vierzylinder versucht gar nicht erst, sein Arbeitsprinzip zu verheimlichen, macht aus der Not spärlicher Dämmung eine Tugend und klingt sympathisch-kernig. Ducato statt Ducati, aber quirlig und durchzugsstark, sobald die lethargische Zone unterhalb 1.500/min. überwunden ist.

Wir haben nun endlich das Parkhaus überwunden und bekommen vom Tageslicht einen kleinen Schock: Es wird grell im Fiat Panda 1.3 Multijet, er präsentiert ein sauber gemachtes Diorama aus Hochglanzschwarz und Mattrot. Selbst wenn das Schwarz ein wenig handgepinselt aussieht – irgendwie cool ist es doch. Die Tasten groß genug beschriftet, das Monochrom-Display ordentlich ablesbar, und vom lebendigen Sound der Stereoanlage bewegen sich sogar zaghaft die Hosenbeine.

Kollisionswarner und ESP gegen Aufpreis

Die offene Maxi-Ablage auf der Beifahrerseite zitiert den Ur-Panda, nur dass der Neue darunter noch ein konventionelles Handschuhfach und weitere kleinere, offene Ablagen besitzt. Und natürlich zeitgemäße Sicherheitsfeatures: Wo beim alten ein spärlich gepolstertes Metallrohr als Knieschutz genügte, pusten sich beim neuen Fiat Panda im Notfall vier Airbags auf. Gegen Aufpreis gibt es einen Kollisionswarner (LSCM), der per Laser nach vorn spickt und bis 30 km/h eine Notbremsung einleiten kann.

Für das ESP verlangen die Italiener 300 Euro extra. Das treibt den Grundpreis des Panda Diesel in Lounge-Ausstattung von 13.790 Euro ebenso hoch wie der dritte Platz hinten, die asymmetrisch teilbare und verschiebbare Rückbank. Immerhin: Luftige Platzverhältnisse mit viel Kopffreiheit und ordentlicher Komfort sind Serie. Zwar beließ es Fiat bei der Plattform, die er mit dem 500 teilt, doch dank Feinschliff wirkt der neue Fiat Panda 1.3 Multijet einen Tick komfortabler, selbst wenn er ungepflegte Pisten immer noch mit Achspoltern und Stuckerneigung passiert. Lange Wellen verarbeitet er für einen 3,65-Meter-Kleinwagen ordentlich, das Geräuschniveau ist – abgesehen vom Dieselmotor – erträglich, selbst bei Tempi um 160 km/h.

Flott liegt ihm. Statt auf glasklare Rückmeldung setzt der Fiat Panda 1.3 Multijet auf sicheres, weitgehend problemloses Fahrverhalten. In Kurven untersteuert der 1,1-Tonner (Gewichtsverteilung 65 zu 35 Prozent), bremst sich dabei selbst ab. Wird Gas gegeben, zieht er sich entweder aus der Kurve oder wird vom ESP zurückgepfiffen. Wer das Gaspedal lupft, erntet ein zartes Eindrehen des Hecks, harsche Lastwechselreaktionen sind dem gutmütigen Panda fremd. Bremsfading ebenfalls, die Wege liegen jedoch durchweg einige Meter über denen der Konkurrenz.

Fiat Panda 1.3 Multijet mit der Macht von 190 Nm

Andererseits kann der Fiat Panda 1.3 Multijet mit der Macht seiner 190 Newtonmeter auf kurviger Piste auch mal einem garstigen VW Corrado die Rücklichter zeigen (Okay, es war unsere Hausstrecke, und es ging bergab -, schön wars trotzdem). Ebenso handlich saust er durch die City, der gleichnamige Modus der Lenkung bleibt allerdings, weil zu leichtgängig, Geschmacksache.

Zur Nervenprobe wird hingegen die Start-Stopp-Automatik, wenn sie den Diesel nur halblebig anwirft, dieser wieder abstirbt und der Fiat Panda 1.3 Multijet erst nach neuem Startversuch und Hupkonzert der Umgebung wegquietscht. Wer ihn geruhsam bewegt, kommt mit gut vier Liter/100 km aus, Express kostet rund sechs Liter. Womit sich auch der Neue nicht allzu sehr an den schwindenden Energiereserven vergehen dürfte, lieber Herr Ghidella.

Vor- und Nachteile
Karosserie
Fiat Panda 1.3 Multijet
Gutes Raumangebot vorn
Akzeptabler Platz im Fond
Ordentliche Verarbeitung
Problemlose Standardbedienung
Ausreichende Ablagen
Gute Übersichtlichkeit
Echte Variabilität nur gegen Aufpreis
Infotainment-Bedienung teils umständlich
Fahrkomfort
Befriedigender Federungskomfort
Bequeme Vordersitze
Stuckerneigung
Lauter Dieselmotor
Mäßige Heizleistung
Antrieb
Gute Fahrleistungen
Kräftiger Antritt
Mäßige Schaltpräzision
Eingeschränkte Laufkultur
Fahreigenschaften
Sicheres, untersteuerndes Fahrverhalten
Etwas träges Handling mit deutlicher Karosseriebewegung
Sicherheit
Optionales City-Notbremssystem (bis 30 km/h)
Gut abgestimmtes ESP
ESP kostet Aufpreis
Nur durchschnittliche Bremsleistungen
Umwelt
Angemessener Verbrauch
Start-Stopp ist Serie
Kosten
Gute Ausstattung
Günstiger Unterhalt
Nur zwei Jahre Garantie

Fazit

„Panda Nummer drei ist sich treu geblieben – hochwertiger und moderner, aber nicht neumodisch.“ Jörn Thomas kann sich für die Evolution begeistern.

Technische Daten
Fiat Panda 1.3 16V Multijet Lounge
Grundpreis13.890 €
Außenmaße3653 x 1643 x 1551 mm
Kofferraumvolumen225 bis 870 l
Hubraum / Motor1248 cm³ / 4-Zylinder
Leistung55 kW / 75 PS bei 4000 U/min
Höchstgeschwindigkeit168 km/h
0-100 km/h12,5 s
Verbrauch3,9 l/100 km
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Erscheinungsdatum 03.07.2024

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