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Jeep Cherokee 2.8 CRD Limited im Test
Mut zur Kante: Der Jeep Cherokee 2.8 CRD

Einst führte der kompakte Cherokee die Marke Jeep in die Neuzeit. Heute ist er einer der letzten seiner Art. Der Jeep Cherokee 2.8 CRD trat in seiner Top-Ausstattung zum 4wheelfun-Test an.

Mut zur Kante: Der Jeep Cherokee 2.8 CRD
Foto: Thomas Starck

Man möchte ihn einen der letzten Mohikaner nennen. Rebell gegen die Zeit und immer noch eine Ikone der Marke Jeep. Die stilistischen Experimente mit dem Vorgänger KJ, der aus runden Kulleraugen treuherzig in die Welt blickte, hat er überwunden. Seit 2008 ist der Jeep Cherokee wieder Macho, kantig, cool. Er sieht aus wie ein kleiner Bruder des großen Jeep Commander und teilt gleichzeitig dessen Schicksal: seine Tage sind gezählt. Unter Fiat-Regie wird es keinen direkten Cherokee-Nachfolger geben, Ende Legende.

Unsere Highlights

Was bei Jeep auf den Cherokee folgt, wird wohl etwas ähnlich massenkompatibles sein wie die zahlreichen SUV aus deutscher und fernöstlicher Produktion. Brav, trendy und super auf der Autobahn. Bis dahin bleibt noch etwas Zeit, um sich für einen aufrechten Allradler mit Stil zu entscheiden - und das ist der Cherokee zweifellos.

Cherokee-Design erzählt vom Abenteuer

In einer Welt aus genormten Business-Anzügen und Designer-Dresscode ist er der Typ mit dem Holzfällerhemd und den groben Outdoorstiefeln. Das zeigt er nicht nur bei seinem Karosseriedesign, sondern auch innen. Platz genommen wird auf einem erstaunlich bequemen und gut konturierten Fahrersitz - die Zeiten der watteweichen Kinosessel sind auch bei Jeep längst vorbei. Der geometrische Look der Außenhülle setzt sich bei der Innenarchitektur fort. Gerade Linien, große und handfeste Einheiten. Die Klimatisierung wird noch über Drehregler bedient, für die man keinen Programmierkurs benötigt. Wer das 2690 Euro teure Limited-Paket wählt, bekommt außerdem ein sprachgesteuertes Festplatten-Navi und ein ausgezeichnet klingendes Infinity-Soundsystem installiert, dass einem bei der morgendlichen Fahrt ins Büro den Scheitel gerade blasen kann.

Lediglich ein Dieselmotor für den Jeep Cherokee

Allerdings sind, Jeep hin oder her, die Zeiten großvolumiger Benziner im deutschen Modellprogramm längst gezählt. Als Einheitsmotor der drei erhältlichen Ausstattungslinien dient der schon aus dem Vorgänger bekannte Vierzylinder-Diesel. Noch so ein Charakterkopf, der im kalten Zustand erschütternd nagelt und selbst wamgefahren so vernehmlich seinem Tagwerk nachgeht, dass nie Zweifel über das Verbrennungsprinzip aufkommen. Zum Cherokee passt das handfeste Auftreten, mit dem der Commonrail-Motor seine 460 Newtonmeter generös an die Zahnräder des Antriebsstrangs verteilt. Dieser besteht aus dem Selec Trac II-Allradsystem, das bei den Limited-Modellen stets von einer Fünfgang-Automatik bedient wird. Nur im Basismodell Sport werden die (dann sechs) Gänge von Hand sortiert. Selec Trac II bedeutet: Wahlweise reiner Hinterradantrieb auf der Straße, permanenter Allrad für schlechtes Wetter oder leichtes Gelände.

Im Gelände hat der Jeep Cherokee noch handfeste Technik zu bieten

Wird es knifflig, arretiert man die kurze Geländeübersetzung und knipst - soviel Modernität gönnt er sich dann doch - die Bergabfahrkontrolle an und das ESP aus. Dann kann die Traktionskontrolle ungestört ihrer Arbeit nachgehen, der Motor seine 177 PS antreten lassen und der Fahrer bergab der Elektronik den Job überlassen. Dass der Cherokee im Gelände nach wie vor Bestmarken setzen kann, bewies er bereits in unserem Supertest. Mit einer Ausnahme: die unrühmliche Boden- und indiskutable Bauchfreiheit setzt ihm sehr frühe Limits an steilen Kuppen und ausgefahrenen Wegen. Wer die vorhandenen Fähigkeiten dauerhaft im Gelände umsetzen möchte, sollte den Weg zum Umrüster einschlagen und in Fahrwerk sowie grobstollige Gummis investieren.

Im Straßenbetrieb ist der Jeep Cherokee ein komfortabler Gleiter

Auf der Straße gibt der Cherokee aller zur Schau getragenen Kernigkeit zum Trotz den Gentleman. Sieht man vom rauhbeinigen Auftritt des Dieselmotors ab, ist dieser Jeep ein ausgesprochen komfortabler Alltagsbegleiter. Die sehr leichtgängige Lenkung wirkt etwas gefühllos und in Kurven lässt man es wegen der spürbaren Wankneigung generell etwas früher gut sein als mit VW Tiguan, BMW X3 und Co. Die Federung blendet selbst grobe Unebenheiten souverän aus, mit der strammen Dämpfung reagiert sie aber unsensibel auf kurze, schnelle Stöße.

Etwas mehr Agilität wünscht man sich allerdings vor allem vom Automatikgetriebe, das mit einer gewissen Überheblichkeit des öfteren den Wunsch nach zügiger Beschleunigung ignoriert und statt einem hilfreichen Schaltvorgang lieber lustloses Rühren im Wandler praktiziert. Dies und die nicht mehr ganz taufrische Motorentechnik sowie die aufrechte Haltung der Karosserie verhindern Sparrekorde. Im Alltag muss man sich auf einen Schnitt von zehn Liter Diesel einstellen.

Die kantige Form des Jeep Cherokee bringt Vorteile beim Innenraum

Das Raumangebot genügt auch für den Familienbetrieb, das Gestühl ist absolut langstreckentauglich. Einzig die merkwürdig große Beule, die aus dem Getriebetunnel in den Fahrerfußraum ragt, schränkt den Platz unnötig ein. Auf der Rücksitzbank finden sich ausgewachsene Mitteleuropäer nicht ganz so kommod untergebracht, die Sitzfläche ist etwas zu kurz.

Der Laderaum fällt in der Länge eher kompakt aus, lässt sich dank der Kastenform aber gut nutzen. Praktisch ist das zusätzliche Staufach unter der Laderaumabdeckung, die sich umdrehen lässt, auf der Unterseite ist sie schmutzabweisend beschichtet. Damit verlieren dann auch verschlammte Bergstiefel im sauberen Kofferraum ihren Schrecken. Die Zuladung, je nach Ausstattung auf bis zu 355 Kilo reduziert, lässt allerdings keinen Wunsch nach Expeditionsgepäck aufkommen. Als Zugfahrzeug darf der Cherokee immerhin bis zu 2,8 Tonnen an den Haken nehmen.

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Fazit

In einem Segment, in dem andere Modelle längst eingestellt oder im Laufe der Jahre immer weicher wurden, hält er als letzter die Stellung: Wer heute noch einen kernigen Mittelklasse-Geländewagen sucht, der nicht nur auf Show macht sondern seine Versprechen auch im abseits der Straße einlösen kann, kommt am Jeep Cherokee kaum vorbei. Vernunftmenschen könnte die sechsjährige Rundum-Sorglos-Garantie ihre Entscheidung etwas leichter machen. Das Zeug zum Massenschlager hat der Cherokee in Zeiten eines VW Tiguan längst verloren. Sein Motor ist nicht der modernste; der schnellste und sparsamste ist der Jeep ebenfalls nicht. Aber er hat etwas, was den meisten Konkurrenten mittlerweile fehlt: Charakter.

Technische Daten
Jeep Cherokee 2.8 CRD Limited
Grundpreis35.490 €
Außenmaße4493 x 1839 x 1736 mm
Kofferraumvolumen419 bis 1404 l
Hubraum / Motor2777 cm³ / 4-Zylinder
Leistung130 kW / 177 PS bei 3800 U/min
Höchstgeschwindigkeit179 km/h
0-100 km/h11,1 s
Verbrauch9,0 l/100 km
Testverbrauch11,9 l/100 km
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