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Dacia Lodgy dCi 90 im Test
Voll das Leben statt Lifestyle

Lebensnahe Pragmatik statt Lifestyle-Premiumambitionen, Platz statt Protz: Dacia kann jetzt auch Van, bringt den kompakten Lodgy zum Kleinwagentarif. Doch um seinen Wert zu erkennen, muss man mehr über ihn wissen als nur den Preis.

Dacia Lodgy dCi 90, Seitenansicht
Foto: Hans-Dieter Seufert

Unter dem Bestellcode 000884 und für 30 Euro bietet Volvo für den V40 einen innenbeleuchteten Schalthebel an. Willkommen im Jahr 126 nach der Erfindung des Automobils, in dem wir uns so konzentriert um innenbeleuchtete Schalthebel kümmern, dass wir darüber vergessen, worum es beim Auto eigentlich geht.

Auftritt Dacia Lodgy . Diese aufdringliche Anti-Status-Werbung mal beiseite, gibt er uns wie jeder Dacia vor ihm die glamour- und lifestylefreie Erfahrung der reinen Mobilität zurück – ein Gefühl, dem hunderttausende Oldtimerbesitzer mit ihren Klassikern nachspüren und huldigen. Beim Lodgy gibt es das neu, serienmäßig, ab 9.990 Euro.

Dacia Lodgy bietet reichlich Auto und reichlich Platz

3.500 Euro über dem Basisbenziner liegt der Lodgy Ambiance mit dem 90 PS starken 1,5-Liter-Diesel. Die Ausstattung gipfelt hier in elektrischen Fensterhebern vorn, einer Dachreling, asymmetrisch umklappbaren Rücksitzen, vier Airbags und einem Bordcomputer. Dazu hat sich der Lodgy als erster Dacia das Dreifach-Blinken angewöhnt, und die Wisch-Wasch-Automatik hat nun eine Nachwischfunktion. Nachwischfunktion – Renault-Nissan-Chef Carlos Ghosn weiß offenkundig, wie man Kunden verwöhnt.

Die erhalten aber vor allem eine Menge Auto. Auf 7,9 Quadratmeter Grundfläche beherbergt der Lodgy bis zu sieben Passagiere. Der Testwagen ohne die 18 Kilogramm schwere, umklapp- und herausnehmbare Zweierbank ganz hinten für 590 Euro kommt mit Extras auf 14.890 Euro – bei vielen anderen Testwagen ergibt schon die Addition der aufpreispflichtigen Optionen eine höhere Summe.

Das ändert den Blick auf den Dacia Lodgy. Darauf, dass er seinen Innenraum mit torxverschraubtem Hartplastik und Blech vertäfelt, auf das Bordwerkzeug, das aus der sanften Umklammerung zweier Plastikhalter in den Kofferraum poltert, oder auf die Laderaumabdeckung mit der Materialgüte einer Frischhaltefolie. Abgesehen davon ist der Dacia Lodgy klapperfrei und durchaus solide verarbeitet. Er mag es eben robust und setzt auf andere Stärken als Oberflächenglitter.

Auf Platz vor allem. Schon das Standardvolumen des Kofferraums übertrifft mit 827 Litern den gewiss nicht unterdimensionierten Laderaum des VW Touran um 132 Liter. Faltet sich die Rückbank hinter die Vordersitze, entsteht Raum für 2.617 Liter Gepäck – beim Touran sind es 1.989 Liter. So lässt sich leicht darüber hinwegsehen, dass der Ladeboden nicht ganz eben ist und es keine Ablagefächer für Kleinkram gibt. Der Dacia Lodgy ist eben eher einer für Großkram.

Dacia-Diesel ist laut, aber sparsam

Passagiere etwa. Pilot und Co. reisen auf seitenhaltschwachen, etwas grob einstellbaren Sitzen. Die Bedienung des ablagereichen Cockpits bleibt herausforderungsfrei – schon wegen der überschaubaren Anzahl an Funktionen. Die Hupe im Blinkerhebel verbuchen wir als kleine Reminiszenz an die Renault-Ahnenschaft. Für das Drehrad der Leuchtweitenregelung gibt es aber ergonomischere Positionen als auf Höhe des linken Fahrerschienbeins. Ziemlich genau jede andere nämlich.

Den Fond möbliert eine platte, zur Mehrung des Kofferraumvolumens weit vorn positionierte Bank. Sitzkomfort und Kniefreiheit? Schon okay. Wichtiger aber: Die Breite reicht für drei Erwachsene oder drei Kinder mit isofixierten Sitzen. Den an sich bequemen Einstieg – du latschst einfach in den Dacia Lodgy rein – erschweren die langen Fondtüren in engen Parklücken. Wobei Parken ohnehin nicht zu den Kernkompetenzen des Lodgy zählt. Der weite Radstand bedingt einen sperrigen Wendekreis, die breite D-Säule mindert die Übersicht, die kurze Haube duckt sich aus dem Blick.

Unter ihr nagelt sich der 1,5-Liter-Turbodiesel warm und gegen die dürre Geräuschdämmung an. Höflich formuliert zählt der 1.500er zu den besonders bewährten Renault-Motoren. Im Dacia verzichtet er auf potenziell anfällige und definitiv teure Sparmaßnahmen, knausert dennoch beim Normwert mit 4,2 Liter/100 km. Und während wir gerade anheben wollen, mal wieder darüber zu lamentieren, dass die Normwerte der NEFZ-Angabe mit der Realität nichts zu tun hat, stoppt der Lodgy nach der auto motor und sport-Verbrauchsrunde an der Tankstelle. Die paar Liter Diesel, die es nach der Strecke braucht, bis der Tank wieder randvoll ist, ergeben umgerechnet exakt die angegebenen, hervorragenden 4,2 L/100 km.

Dacia Lodgy mit wenig Dynamik und schwachen Bremsen

Auch der Gesamtverbrauch liegt mit 5,9 L/100 km sehr niedrig. Dabei zerrt der Common-Rail-Diesel den mit 1.283 Kilo bemerkenswert leichten Dacia Lodgy vehement voran. Weil das etwas hakelige, von Modus und Mégane übernommene Fünfganggetriebe mit Seilzugschaltung lang übersetzt ist, fällt der Motor zwar nach jedem Hochschalten in eine kleine Laderlethargie. Doch da rappelt er sich eilig heraus und überzeugt dann mit strammem Durchzug. Selbst bei voller Zuladung – urlaubs-/baumarkt-/WG-umzugstaugliche 587 Kilogramm – ebbt das Temperament nicht drastisch ab.

Wie den Antrieb kramt Dacia auch das Fahrwerk aus dem Teile-Regal. Es basiert auf dem des Kombis Logan MCV, geht damit konstruktiv also noch auf den Clio II zurück. Da die sehr konventionelle Kombination aus McPherson-Vorderachse mit Stabi und Verbundlenkerachse hinten belastbar straff abgestimmt wurde, hoppelt der Lodgy leer herb über Querfugen und kurze Unebenheiten. Ein paar Zentner Zuladung erweichen zwar die Federung, doch der Van lässt das Schunkeln sein und bleibt unverändert fahrsicher. Das serienmäßige ESP greift früh und kräftig ein.

Ohnehin hegt der Dacia Lodgy nur verhaltene Dynamikambitionen. Mit seiner wenig präzisen, rückmeldungsarmen und etwas stößigen Servolenkung umkurvt der Lodgy Biegungen mit Begeisterung für den Vorgang des Untersteuerns. Anteil daran haben seine schmalen und hohen 185er-15-Zoll-Rädchen, die zudem die mäßigen Bremswege mit verantworten. Selbst in der U-10.000-Euro-Klasse schaffen die Besten Bremswege unter 37 Metern. Den Lodgy kosten seine Bremsen den vierten vollen Stern.

Was nichts daran ändert, dass Dacia ein bemerkenswertes Auto gelang. Es geschafft zu haben, diesen enorm geräumigen, uneitlen, praktischen, sparsamen, soliden Van ab 9.990 Euro anzubieten, setzt ein Highlight, das vermeintliche andere- auch innenbeleuchtete – Glanzpunkte überstrahlt. Der Lodgy – kein Auto für Lifestyle, sondern eines für ein Leben voller Leben.

Vor- und Nachteile
Karosserie
Dacia Lodgy dCi 90 Ambiance
üppiges Platzangebot vorn und im Fond
großer, gut nutzbarer Kofferraum
optional als Siebensitzer
ordentliche Verarbeitung
hohe Zuladung
sehr einfache Materialauswahl
einige schlecht erreichbare Schalter
mäßige Rundumsicht
Fahrkomfort
insgesamt akzeptabler Federungskomfort
auf langen Strecken unbequeme Sitze
Dröhn-/Abrollgeräusche
Antrieb
temperamentvoller und sparsamer Turbodiesel
hohe Elastizität
passend gestuftes Getriebe
kerniger Motorlauf
Fahreigenschaften
sicheres, leicht beherrschbares Fahrverhalten
geringe Agilität
wenig präzise, stößige Lenkung
Sicherheit
ESP serienmäßig
Dreifach-Isofix
keine Kopf-Airbags
befriedigende Verzögerung
keine Assistenzsysteme
Umwelt
niedriger Kraftstoff-Verbrauch
kein Start-Stopp-System
Kosten
sehr niedriger Kaufpreis
günstige Extras
niedrige Steuer
Drei Jahre Garantie
geringe Kraftstoffkosten
hohe Versicherungskosten

Fazit

Pragmatik ist sein Stil: Beim Lodgy gelingt das Dacia-Prinzip bisher am besten. Er ist enorm geräumig, praktisch, solide und sparsam. Lücken bei der Sicherheit verhindern vier Sterne.

Technische Daten
Dacia Lodgy dCi 90 Ambiance
Grundpreis13.490 €
Außenmaße4498 x 1751 x 1714 mm
Kofferraumvolumen827 bis 2617 l
Hubraum / Motor1461 cm³ / 4-Zylinder
Leistung66 kW / 90 PS bei 3750 U/min
Höchstgeschwindigkeit169 km/h
0-100 km/h12,1 s
Verbrauch4,2 l/100 km
Testverbrauch5,9 l/100 km
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Erscheinungsdatum 26.09.2024

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