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Dacia Duster dCi 110 4WD im Test
Am Ende ganz schön geschafft

Als zweiter Dacia trat der Duster dCi 110 4WD zum Dauertest an und lockte mit überaus erprobter Technik zum günstigen Tarif. Am Ende schaffte der SUV die strapaziösen 100.000 km, doch die Distanz schaffte auch ihn.

Dacia Duster dCi 110 4WD, Heckansicht
Foto: auto motor und sport

Das schmerzt uns – eine Redaktion beheimatet im Epizentrum des sparsamen Schwabentums –, mehr als Sie. Aber wir müssen feststellen: Es gibt keine Schnäppchen. Dinge sind entweder besonders günstig, weil sie keiner will, oder weil sie günstig produziert werden. Mit mangelnder Nachfrage lässt sich das Preisgefüge von Dacia nicht erklären, immerhin übertraf der Dacia Duster zweitweise den Verkaufserfolg des Markencousins Renault Mégane. Seit 2010 kurvt er durch diese Republik, für die er nicht gedacht war. Eigentlich sollte er auf nord-afrikanische Schotterpisten, südamerikanische Feldwege und russische Taigatrails treffen, doch dann traf ihn hier der SUV-Boom.

So ganz günstig ist Deutschlands günstigster SUV Dacia Duster mit Allradantrieb, dem 110 PS starken Diesel und in der Prestige-Ausstattung nicht mehr. Beim Dauertestwagen kamen zu den 18.590 Euro Grundpreis noch 450 Euro für Metallic-Lack, 50 für ein Ersatzrad hinzu – sowie 300 Euro für ESP. Das passt weder in die Zeit noch zum Sicherheitsanspruch von Dacia-Mama Renault – und auch nicht mehr zum Preisniveau. Da konkurriert der Dacia Duster schon mit den 100-PS-Benzinern von VW Golf, Renault Scénic oder Nissan Qashqai. Doch für ähnlich geräumige Kompakt-Kraxler mit Allrad, Dieselmotor und Lederpolstern beginnen die Preise bei anderen Herstellern noch ein paar tausend Euro weiter nördlich.

Getriebeprobleme bremsen den Dacia Duster

Lassen wir also das Mäkeln, dass der Dacia Duster – der aus der Walachei kommt – im Dacia-Stammwerk Pitesti salopp zusammengezimmert wird und die Materialien eher mit dauerhafter Rustikalität als mit anmutigem Charme überzeugen.

Man muss sich auf den Dacia Duster einlassen. Wer ihn zu kurz fährt, stört sich an Kleinigkeiten wie der Hupe im Blinkerhebel, den Fensterhebern in der Mittelkonsole, der Außenspiegelverstellung unterm Handbremshebel oder wackelnden Sitzen (in den acht Jahren, in denen wir nun Dacia testen, gab es noch keinen Testwagen, bei dem die Sitze nicht wackelten: Das ist Konstanz!). Aber wer den Dacia Duster ein paar Tage am Stück fährt, beginnt seine Reize zu verstehen. Mancher erliegt ihnen sogar, wobei es hilft, vor 15, 20 Jahren mit verstruwwelten R4 durch Studentenzeit und Weltgeschichte geschunkelt zu sein. Wie wenig Auto genügt: 4,32 Meter Länge setzt er in viel Platz und Laderaum um. Dazu kommt die geradezu erleichternde Einfachheit und Robustheit des Autos, das dir für nichts zu schade sein muss, weil es sich für nichts zu schade ist.

Der sachte Komfort der Dacia Duster-Federung gleicht zumindest etwas die unbequeme Polsterung der Sitze aus, das eher milde Temperament des Motors hemmt Ambitionen auf hohes Tempo – besser so, da überheult der tobende Fahrtwind das Nageln des Motors. Doch so strapazierfähig der Dacia Duster auch daherkommt, er klappert doch bald und krankt an der eigentlich so ausgereiften Technik.

So springt der Motor bei Temperaturen unter –10°C schlecht an, poltert die Vorderachse, zerknirscht das Getriebe. Die Sechser-Box, deren erster Gang kurz abgestuft ist und so ein Untersetzungsgetriebe erspart, lässt sich nach rund 20.000 km nur noch schlecht in den zweiten Gang schalten. Knarzen und Knirschen eskalieren, so dass die Box bei 23.190 km getauscht wird. Späne im Getriebe werden als Grund für den Schaden diagnostiziert. Außerhalb der drei Jahre langen – und gegen 760 Euro auf 72 Monate verlängerbaren Garantie – hätte die Reparatur 2.484 Euro gekostet. Und in jedem Fall viel Geduld: Es dauert über eine Woche, bis Dacia ein Getriebe für den Dacia Duster auftreiben kann.

Probleme bei der Ersatzteilbeschaffung

Nicht der einzige Fall, in dem es Probleme mit der Ersatzteilbeschaffung gibt. Kurz vor der 30.000-km-Inspektion verliert der Dacia Duster Öl durch ein Leck an der Leitung zum Turbolader. Weil kein Ersatz lieferbar ist, fleddert die Werkstatt einen Vorführwagen.

Das war es dann mit großen Ärgernissen. Ein paar kleine gibt es noch: eine lose Unterbodenverkleidung, ein defektes Abblendlicht, und jenseits von 90.000 km irrlichtert die komplette Warnlampen-Girlande auf, von ESP bis ABS. Da schafft das Auslesen des Fehlerspeichers Abhilfe – im Gegensatz zur Dauernerverei der digitalen Tankuhr. Sie verharrt lang auf „Voll“, sackt dann nach unten ab. Wie in Flugzeug-Katastrophenfilmen hilft es da nicht, gegen die Tankuhr zu klopfen. Einzige Reparaturmöglichkeit ist der komplette Austausch der Anzeigeeinheit samt Kilometerzähler. Weil dem die aktuellen 89.790 km nicht einprogrammiert werden können, fängt der Dacia Duster wieder von vorn an.

Dacia Duster mit erhöhten laufenden Kosten

Das wollte man dem Dacia Duster da schon nicht mehr antun. Im Gegensatz zum Logan MCV, der den Dauertest 2009 pannenlos beendete, sieht der Kraxler abgekämpft aus, mit Kratzern im dünnen Lack und auf der ungeschützten Kofferraumkante. Dabei hat es an Fürsorge nicht gemangelt: Die erste Inspektion gibt es schon nach 17.746 km. Weil Dacia das 15.000-km-Intervall für Diesel und Allradler danach nicht mehr vorschreibt, wechseln wir auf den 30.000er-Rhythmus. Gut 320 Euro kosten die großen Inspektionen im Schnitt, bei der 60.000er kommen 157 Euro für Bremsbeläge vorn dazu. Ansonsten verschleißt der Dacia Duster nur je einen Satz Winter- und Sommerreifen sowie zwei Wischblätter – wobei es bei Regen aufgrund des kleine Wischfelds ohnehin nicht viel zu sehen gibt.

Wegen des mit 7,7 L/100 km etwas hohen Verbrauchs und der aufwendigeren Wartungskosten liegt der Dacia Duster am Ende bei den Kilometerkosten mit 12,9 Cent gleichauf mit dem Skoda Yeti (Heft 8/2013), obwohl der mit 20.400 Euro mehr an Wert verloren hat, als der Dacia Duster je verlieren könnte. Zwar hat der Dacia mit 53,3 Prozent den höchten prozentualen Wertverlust in seiner Klasse, aber man verpulvert sein Geld ja nicht prozentual, sondern absolut. Und so sind es eben nur 10.340 Euro.

Auch das relativiert den wenig glanzvollen Dauertest des Dacia Duster. Der frischt sich übrigens zur IAA auf, bleibt aber eher billig als günstig, pragmatisch statt protzig und so selbst morgen noch etwas von gestern.

Lesererfahrungen mit dem Dacia Duster dCi 110 4WD

Mit meinem 2011 gekaufte Duster dCi 4WD bin ich 43.000 km gefahren, davon 90 Prozent Autobahn, fast immer voll beladen mit fünf Personen und Gepäck. Bilanz: kein Defekt, keine Reklamation. Autobahnverbrauch bei 160 km/h neun Liter, sonst sieben L/100 km. Besonders gut: weiche Federung, großer Kofferraum. Nur ein Automatikgetriebe würde ich mir wünschen – und 140 statt 110 PS.
Gerhard Haunert, 14167 Berlin

Meine Frau hat so lange auf mich eingeredet, bis ich den Duster im Oktober 2010 gekauft habe – eine gute Entscheidung! Unser Wagen ist ein Fronttriebler mit werksseitiger LPG-Umrüstung. Zunächst war ich skeptisch – wir haben auch einen Audi TT –, aber für seinen Preis ist der Dacia Duster sehr gut. Natürlich ist der Motor brummiger und schlechter gedämmt, aber er hat den Riesenvorteil der Flüssiggas-Umrüstung. LPG kostet bei uns nur rund 70 Cent pro Liter, der Verbrauch damit liegt bei 11,8 L/100 km. Bisher hat alles ohne Probleme funktioniert.
Jan Camps NL-5091 Middelbeers

Unser Dacia Duster dCi 110 hat 32.000 km auf dem Tacho. Wir waren samt Wohnanhänger auf einer 6.000 km großen Reise durch England. Es gab nicht das kleinste Problem, der Verbrauch lag bei moderaten neun Liter/100 km. Gleichzeitig ist der Dacia mit der hohen Bodenfreiheit und Allradantrieb ein perfektes Winterauto und in dieser Hinsicht vielen teureren Geländewagen ebenbürtig. Aber: So mancher große SUV verliert in kurzer Zeit den Gegenwert des Duster-Neupreises.
Alfred Remmert,73450 Neresheim

Vor- und Nachteile
Dacia Duster dCi 110 4x4 Prestige
gutes Platzangebot
durchzugsstarker Dieselmotor
angemessener Verbrauch
sehr günstiger Grundpreis
hohe Traktion mit Allrad
angenehmer Federungskomfort
ausreichende Fahrleistungen
einfache Bedienung
großer Kofferraum
gute Rundumsicht
günstige Betriebskosten
geringer absoluter Wertverlust
kompakt und wendig
sehr hohe Windgeräusche
ungenaue Tankuhr
kratzempfindliche Stoßfänger
lauter Motor
unbequeme Vordersitze
sehr einfache Materialien
dürre Sicherheitsausstattung
träges Fahrverhalten
labberige Kofferraumabdeckung
dürftige Komfortausstattung
hakeliges Schaltgetriebe
deutliche Klappergeräusche

Fazit

Auf 100.000 Kilometer mit dem Dacia Duster dCi 110 4WD relativiert sich die Frage, wie viel Auto nötig ist. Er reicht, auch weil er gekonnt auf dem schmalen Grat zwischen preiswert und billig balanciert. Doch während man für 10.490 Euro dem Basis-Duster selbst einen Getriebeschaden verzeihen mag, spielt das Topmodell preislich in einer anderen Liga. Hier verderben Komfortmängel und mäßige Zuverlässigkeit den Schnäppchen-Charakter. Für 19.000 Euro gibt es keinen anderen allradgetriebenen SUV, aber viele andere bessere Autos.

Technische Daten
Dacia Duster dCi 110 FAP 4x4 Prestige
Grundpreis18.490 €
Außenmaße4315 x 1822 x 1695 mm
Kofferraumvolumen443 bis 1604 l
Hubraum / Motor1461 cm³ / 4-Zylinder
Leistung81 kW / 110 PS bei 4000 U/min
Höchstgeschwindigkeit168 km/h
Verbrauch5,2 l/100 km
Die aktuelle Ausgabe
AUTO MOTOR UND SPORT 21 / 2024

Erscheinungsdatum 26.09.2024

148 Seiten