Der nach eigenen Angaben viertgrößte Autobauer Chinas will den europäischen Markt zunächst mit reinen Elektroautos beackern. Später sollen auch Hybrid- und Plug-in-Hybrid-Modelle nachgeschoben werden. Den Auftakt macht der Elektro-SUV S07 der Changan-Tochtermarke Deepal, der ab 45.000 Euro zu haben sein wird, und laut Hersteller im dritten Quartal 2025 das Segment der Mittelklasse-SUV entert.
Mit einer Länge von 4,75 Meter, einer Breite von 1,93 Meter sowie einer Höhe von 1,625 Meter reiht er sich als Konkurrent zu Modellen wie zum Beispiel Tesla Model Y, Nissan Ariya, VW ID.4, Skoda Enyaq Kia EV6 und Co. ein. auto motor und sport hat den neuen China-Stromer schon mal ausprobiert, und der erste Eindruck passt ganz gut zur Vorstellung, die man von einem solchen Kompakt-SUV hat. Abgesehen von einem wichtigen Punkt – aber der Reihe nach.
Durchdachtes Design
Optisch rollt der Deepal S07 dank Changans in Turin und München sitzender Designabteilung und nicht zuletzt aufgrund der schneidenden Front im Haifischnasen-Style mit markant geformter Karosserie an. Farblich abgesetzte große Lufteinlässe am Stoßfänger sorgen für Kontrast – und sportlichen Charakter, zu welchem auch die schmalen Scheinwerfer mit auffälliger Tagfahrlicht-Signatur, der dezente Dachkantenspoiler und die 19-Zoll-Räder beitragen.

Die Designabteilung sitzt in München und Turin. Der S07 rollt nicht zuletzt aufgrund der schneidenden Front im Haifischnasen-Style mit markant geformter Karosserie an.
In die Karosserie versenkte Türgriffe, rahmenlose Seitenscheiben und ein durchgängiger LED-Streifen am Heck runden das Gesamtbild ab. Man merkt, dass hier Leute wie Klaus Zyciora, Vice President und Global Head of Changan Design, der bis 2023 noch als VW-Design-Chef tätig war, ihre Handschrift hinterlassen haben. Die moderne Linie des Deepal S07 wirkt durchdacht.
Fahrverhalten auf Alltag getrimmt
Doch hält der stilbewusste Chinese, was er optisch verspricht – auch in Sachen Fahrverhalten? Mit seinem 160 kW (217 PS) starken E-Motor, der an der Hinterachse sitzt und für 320 Nm Drehmoment sorgt, stromert der Deepal S07 insgesamt solide in 7,9 Sekunden von null auf 100 km/h. Leistungstechnisch klar auf Alltag ausgelegt, ist er eher nichts für diejenigen, die nach dramatischem Elektro-Punch gieren – oder nach Fahrspaß. Grobe Unebenheiten nehmen die Stoßdämpfer etwas knüppelig entgegen und absorbieren diese ruckartig, was den Eindruck eines straffen Fahrwerks erweckt.

Mit seinem 160 kW (217 PS) starken E-Motor, der an der Hinterachse sitzt und für 320 Nm Drehmoment sorgt, stromert der Deepal S07 insgesamt solide in 7,9 Sekunden von null auf 100 km/h.
Bei Bodenwellen und schnellen Gewichtswechseln während zügiger Kurvenfahrten wankt der Chinese aber unnötig auf, verliert etwas an Stabilität – kein Einzelfall unter chinesischen Elektro-Kandidaten, die häufig schwammig abgestimmt sind. Er bleibt jedoch immer beherrschbar und lässt sich ohne großes Theater manövrieren. Passt schon. Auch, weil er sich überraschend direkt dirigieren lässt. In puncto Rückmeldung ist lenktechnisch aber nicht viel los – war auch nicht zu erwarten. Fahrfreude? Kommt wenig auf. Unzufriedenheit aber auch nicht.
Ladeleistung enttäuschend, Reichweite akzeptabel
Letztere macht sich dafür bezüglich der Ladeleistung breit, erhofft man sich doch heutzutage von einem modernen E-SUV, dass man dahingehend nicht enttäuscht wird. Dass der Deepal S07 hier lahmt und seinen 80 kWh großen Lithium-Ionen-Akku im Peak mit nur 93 kW DC- und 11 kW AC-seitig bespaßt: ärgerlich. Und insofern unverständlich, da die Ladeleistung bekanntlich eins der wichtigsten Kaufkriterien am europäischen E-Auto-Markt ist. "Von 30 auf 80 Prozent" in 35 Minuten lautet Changans Ladeversprechen – immerhin.
Die Reichweite geht mit 475 Kilometern (WLTP) in Ordnung. Real dürfte sie nach erster Einschätzung bei plus minus 400 km liegen. Ob man es im Winter noch über die 300-km-Marke hinausschafft, muss die Erfahrung zeigen.

Der Sitzkomfort spielt in der oberen Liga – beledert, bequem, heiz- und kühlbar (vorn).
Interieur, Ausstattung, Preis-Leistung
Was fest steht: Sie legen Wert auf Komfort, die Chinesen, – das zeigt sich im Interieur, wo der Radstand von 2,90 Meter in Kombination mit dem Elektroantriebskonzept ein ordentliches Raumangebot ermöglicht. Für den Laderaum werden zwischen 570 und 1.510 Liter angegeben. Dazu addieren sich noch 125 Liter, die der Frunk unter der vorderen Haube beisteuert. Auch der Sitzkomfort ist obere Liga – beledert, bequem, heiz- und kühlbar (vorne), mit ausreichend Seitenhalt sowie passabler Beinauflage im Fond. Zudem ein nettes Feature: ein spezieller Modus für einen 20-minütigen Powernap, bei dem die Vordersitze in Liegeposition gebracht werden.

Leider verliert man sich gerne mal in den Menü-Ebenen – gerade, wenn zum Beispiel im Alltag schnell die Rekuperationsstufe angepasst werden soll.
Die erdig braune Farbgebung des Testwagens-Interieurs ist indes ebenso Geschmacksacke wie der Fakt, dass die Bedienung im Deepal S07 größtenteils über den automatisch in Fahrer- oder Beifahrerrichtung drehbare 15,5-Zoll-Touchscreen erfolgt. So wird etwa die Außenspiegel-Einstellung am Infotainment aktiviert und lässt sich per Lenkradtaste steuern. Auch die Anpassung der Strömungsrichtung der Klimaanlage erfolgt zentral über das Infotainment, bei dem man sich gerne mal in den Menü-Ebenen verliert – gerade, wenn man zum Beispiel im Alltag schnell die Rekuperationsstufe anpassen will. Zwar bietet der Deepal S07 ein individuell belegbares Shortcut-Menü, aber insgesamt bleibt die Bedienung etwas unübersichtlich.
Smartphones werden über Apple CarPlay und Android Auto eingebunden. Ausreichend Rechenpower stellt ein Qualcomm-Snapdragon-8155-Chip bereit. Zur weiteren Ausstattung zählen Gestensteuerung, eine 360-Grad-Kamera mit transparenter Fahrgestellansicht beim Parken sowie zahlreiche Fahrerassistenzsysteme, die teilautonomes Fahren auf Stufe 2 erlauben. Zu diesen Systemen gehören eine adaptive Geschwindigkeitsregelung, ein Spurhalteassistent, Verkehrszeichenerkennung und automatische Notbremsung.

Insgesamt plant Changan in drei Jahren, acht Modelle auf den Markt zu bringen. Zudem sollen Hybrid- und Plug-in-Hybrid-Modelle nachgeschoben werden.
Wer sich von den Infotainment-Menüs nicht den Blick trüben lässt, den begeistert die Aussicht durch das serienmäßige Panoramaglasdach und der geringe Geräuschpegel – den doppelverglasten rahmenlosen Seitenscheiben sei Dank.
Das Preis-Leistungs-Verhältnis des Deepal S07 erscheint insgesamt attraktiv. Für 45.000 Euro gibt’s üppige Serienausstattung sowie eine umfangreiche Garantie – sieben Jahre oder 160.000 Kilometer für das Fahrzeug beziehungsweise acht Jahre oder 200.000 Kilometer für die Batterie. Klingt verlockend, was? Ob diese Argumente ausreichen, um Kunden von etablierten Marken zu gewinnen, bleibt abzuwarten – vor allem auch aufgrund der schwachen Ladeleistung.