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Bureko 6x6 im Fahrbericht
Innenstadt-tauglicher Dreiachser mit 720 PS

Der 5,82-Meter-Koloss kommt aus Tschechien und basiert auf dem Chevrolet Silverado. Eine erste Testfahrt zeigt: Der Bureko fährt sich lange nicht so martialisch, wie er aussieht – und ruft bei den Passanten alle möglichen Reaktionen hervor.

03/2019, Bureko 6x6
Foto: Bureko

Anfangs zieht man reflexartig den Kopf ein, wenn eine Unterführung oder Tunneleinfahrt naht. Da man im Bureko 6x6 weit über allen anderen thront, selbst über den SUV-Fahrern, zweifelt man anfangs immer wieder unbewusst, ob das wirklich passt. Aber es passt, und deshalb legt sich dieser Reflex bald wieder. Überhaupt fühlt sich alles schnell ziemlich normal an. Das überrascht, schließlich mutet der Bureko wirklich außergewöhnlich an. Oder absurd. Oder ziemlich cool – je nach automobiler Vorliebe.

Unsere Highlights

Erst Hummer, dann Land Rover, nun Silverado

Aber Moment… Bureko, was ist das eigentlich? Was klingt wie ein Kühlschrank-Hersteller oder eine Hauptstadt in Afrika, ist ein ziemlich martialischer Pick-up-Truck aus Tschechien. Der Dreiachser stammt von der Firma Burekone aus Budweis, die sich schon vor einigen Jahren auf diese Art von Autos spezialisiert hat. Zuerst erschufen sie Pick-ups auf Hummer-Basis, später steckte ein Land Rover Discovery darunter. Nun verwenden die Tschechen den Chevrolet Silverado als Basis.

Davon hätten wir allerdings nicht viel, gäbe es nicht Andreas Braun und Herbert Herrmann. Burekone baut das Auto zwar, will sich aber all das, was mit Homologation, Zulassung, Marketing und Vertrieb zu tun hat, nicht antun. Braun, ansässig in Johanngeorgenstadt auf der deutschen Seite des Erzgebirges, kümmert sich um die beiden ersten Themen und optimiert die Technik des Bureko. „Unsere Kunden haben höhere Ansprüche als jene in den meisten anderen Ländern. Zum Beispiel muss der Motor absolut vollgasfest und tauglich für deutsche Autobahnen sein“, sagt Braun. Herrmann aus dem schwäbischen Leinfelden-Echterdingen hat eher die geschäftliche Seite im Blick – und kurzfristig die Testfahrt mit dem 6x6 ermöglicht.

Klassischer US-Pick-up-Chic im Interieur

03/2019, Bureko 6x6
Bureko
Ortstermin in Stuttgarts Innenstadt: Redakteur Harloff mit dem Bureko 6x6.

Dessen Abstammung vom Standard-Pick-up wird direkt nach dem Einsteigen – oder besser: Erklimmen – des mit 30 bis 37 Zentimetern Bodenfreiheit gesegneten Bureko deutlich. Im naturbelassenen Silverado-Cockpit empfängt die Insassen klassischer US-Nutzfahrzeug-Chic, dazu ein gerüttelt Maß an Cupholdern, Ablagen und sonstigen Fächern. Wie in Pick-ups üblich ist das Armaturenbrett eher vertikal ausgerichtet, vor den vorderen Insassen bäumt sich eine graue Plastiklandschaft auf. Dafür bietet die Double Cab viel Platz in alle Richtungen, alle Mitfahrer hätten durchaus ihre Cowboyhüte mitbringen und auf dem Kopf lassen können.

Aber um das Ambiente geht es heute eher am Rande. Der Bureko soll zeigen, wie er sich fährt. Also den eher labberig geführten Lenkradhebel für die Automatik auf Stellung „D“ gebracht, und der mit 2,8 Tonnen Leergewicht gar nicht mal so schwere 6x6 setzt sich dezent in Bewegung. Nicht im optischen Sinne, denn neben der schieren Größe des 5,83-Meter-Kolosses schinden der Kühlergrill im Hummer-Style, die scharf geschlitzten Scheinwerfer, die Haltegriffe, die XXL-Lichtanlage und vor allem die Carbon-Planken an Kotflügeln und Seitenteilen Eindruck. Akustisch ist der mit B-Klasse-Führerschein fahrbare Dreiachser dagegen lammfromm. Bis der Bureko eine Sportauspuffanlage mit Sidepipes erhält, die sich gerade im Zulassungsprozess befindet, ist er ein eher leiser Geselle. Das Abrollgeräusch der grobstolligen Offroad-Reifen und das Kompressor-Jaulen übertönen meist den Auspuff.

Hennessey-Kompressor-Tuning für den 6,2-Liter-V8

Augenblick: Kompressor-Jaulen? Über Zwangsbeatmung verfügt der Silverado ab Werk nicht, aber dieser Mangel kann behoben werden. Unter anderem vom US-Tuner Hennessey, der verschiedene Leistungskits für den Chevy-Pick-up anbietet. Nach europäischem Geschmack ist das Ganze von den Texanern allerdings etwas grobschlächtig arrangiert. Andreas Braun steigt deshalb noch einmal tief in die Antriebstechnik des Dreiachsers ein und sorgt dafür, dass der Motor 720 PS leistet und der Fahrer die Kraft auch möglichst oft und lange abrufen kann.

Wie viele Pferdchen am Gasfuß tatsächlich ankommen, ist auf der kurzen Testfahrt nicht zu ergründen. Zu verregnet ist dieser Vormittag, zu urban sind die Gegenden, durch die der Bureko in den wenigen Stunden rollt. Angesichts der langen Pedalwege und der Gedenksekunden von Motor und Automatikgetriebe wird schnell klar: Wer die ganze Leistungsfähigkeit abrufen möchte, muss ihm mehr Auslauf gewähren. Aber wenn er einmal im Rollen ist, ist ihm einiges zuzutrauen. Dies suggeriert allein das im nun warmen Zustand dumpfe Grollen aus dem Auspuff und das ab 4.000 Umdrehungen verfügbare maximale Drehmoment von 1.013 Newtonmetern.

Die dritte Achse fällt nicht auf

03/2019, Bureko 6x6
Bureko
Beeindruckende Verschränkung: Im Gelände ist dem Bureko 6x6 einiges zuzutrauen.

Grundsätzlich ist das Fahrgefühl im Bureko ein entspanntes. Dass da eine weitere Achse mitrollt, fällt nicht auf. Auch an die Dimensionen hat man sich schnell gewöhnt; selbst an die Breite von 2,19 Meter mit angeklappten Außenspiegeln. Es ist ein bisschen wie eine Dampferfahrt auf Asphalt. Wie ein Kapitän auf der Brücke sitzt der Fahrer hinter dem erstaunlich leichtgängigen, aber auch ziemlich indirekten und gefühllosen Steuerrad und erfreut sich nach dem anfänglichen Kopfeinziehen an der Erhabenheit, die die extrem hohe Sitzposition mit sich bringt. Derweil sitzt Andreas Braun auf dem Beifahrersitz und macht einen entspannten Eindruck; zum rechten Fahrbahnrand scheint meist genug Platz zu herrschen. Und wenn es mal eng wird, weichen die anderen aus – manchmal sicherlich aus purer Angst.

Während dieser Tour ist der Bureko meist im Mittelradantrieb unterwegs; standardmäßig wirkt die Motorkraft auf die zweite Achse. Wird es mal schlüpfrig, regelt das die Silverado-Elektronik und leitet einen Teil der Power zu den Vorderrädern. Soll der Bureko zum Allradler und die dritte Achse zugeschaltet werden, bedarf es eines Knopfdrucks auf dem eigens installierten Panel in der Mittelkonsole. Dann schaltet sich über ein weiteres Getriebe die zusätzlich installierte Kardanwelle hinzu und holt die dritte Achse mit ins Boot.

Wendekreis: 14,80 Meter, Grundpreis: 309.000 Euro

Wozu der Tscheche nun in der Lage ist, lässt sich nach unserer kurzen Begegnung auf Asphaltstraßen und bepfützten Feldwegen nur erahnen. Es wäre schon mal interessant, den Bureko auf eine ausladende Offroad-Spielwiese zu entführen. Wahrscheinlich ist er hier zu beeindruckenden Verschränkungen und Schlamm-Eskapaden fähig, schließlich ist die Bodenfreiheit riesig und sind die Überhänge kurz – beides ist hilfreich in Sachen Rampen- und Böschungswinkel. Ein limitierender Faktor könnte aber seine Ungelenkigkeit sein; der Wendekreis beträgt 14,80 Meter.

So spaßig die erste Begegnung mit dem Bureko war, so stellt sich an deren Ende dann doch die entscheidende Frage: Ist dieses Vergnügen mindestens 309.000 Euro wert, im Fall des Testwagens sogar 380.000 Euro? Die Antwort können nur Menschen geben, die ihn sich leisten können und bereit sind, so viel Geld für diese Art von Auto auszugeben. Geht man nur nach dem Präsenz-Faktor, dann ist er es locker wert. So viele Smartphone-Fotosessions, nach oben gestreckte Daumen und Benzingespräche mit Passanten gibt es bei Testfahrten mit einem normalen Chevrolet Silverado jedenfalls nicht.

Technische Daten Bureko 6x6

Kategorie

Wert

Zylinder

8 in V-Form

Hubraum

6,2 Liter

Aufladung

per Kompressor

Leistung

528 kW / 720 PS

Max. Drehmoment

1.013 Nm bei 4.000/min

0 - 100 km/h

ca. 5 s

Höchstgeschwindigkeit

160 km/h (wegen Offroad-Reifen elektronisch abgeregelt)

Verbrauch lt. Bordcomputer

zw. 15,6 (Autobahn) und 21,6 (Stadtverkehr) l / 100 km

Länge / Breite / Höhe

5,82 / 2,19 / 2,15 m

Leergewicht

2.800 kg

Zul. Gesamtgewicht

3.490 kg

Böschungswinkel vorne

55 Grad

Bodenfreiheit vorne

37 cm

Böschungswinkel hinten

65 Grad

Bodenfreiheit hinten

30 cm

Wendekreis

14,80 m

Grundpreis

309.000 Euro

Fazit

Eines ist nach der kurzen Testfahrt klar: Auch wenn man mit dem Bureko 6x6 in einer deutschen Großstadt durchaus klarkommt, gehört ein solches Auto in andere Gefilde. In die russische Taiga, in die arabische Wüste, auf amerikanische Highways. Da fällt auch der Durchschnittsverbrauch von um die 20 Liter im Schnitt nicht weiter ins Gewicht. Insgesamt war das Fahrgefühl aber um einiges unspektakulärer, als es das Aussehen des Dreiachsers vermuten ließ. Vielleicht etwas zu unspektakulär, um den Preis zu rechtfertigen. Aber allein um die sich ständig nach dem Auto umdrehenden Köpfe zu erleben, hat sich die Ausfahrt gelohnt.

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Erscheinungsdatum 03.07.2024

148 Seiten