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BMW X5 xDrive 30d, VW Touareg V6 TDI im Vergleich
Groß ja, aber große Klasse?

Feinschliff an Motor, Getriebe und Infotainment: Vor allem der Technik des Touareg verpasste VW eine Frischzellenkur. Kann er damit den deutlich jüngeren BMW X5 überholen? Wir vergleichen die großen SUV mit Sechszylinder-Dieselmotoren.

BMW X5 xDRIVE 3.0d, VW Touareg V6 TDI, Frontansicht
Foto: Hans-Dieter Seufert

Bei großen SUV ist es wie mit der Generation Y: Das sind die, die ihre Jugend in den Nuller-Jahren verbracht haben, aus bestem Elternhaus kommen, sich aber ewig nicht entscheiden können, ob sie Popstar, Astronaut oder vielleicht doch Tierarzt werden wollen. Wie der BMW X5, der bei seinem Debüt 1999 noch mächtig Sportler-Flausen im Kopf hatte, um in dritter Generation als bequemer Reisewagen zu sich zu finden.

Abgasnorm Euro 6 wird von beiden SUV erfüllt

Ein Ypsiloner wie der BMW X5 und der geliftete Touareg. Einst mit großen Geländeambitionen gestartet, spricht heute keiner mehr von Achsverschränkung oder Wattiefe, VW listet die Werte nicht mal mehr in den technischen Daten zum Facelift. Per Knopfdruck pumpt sich der Touareg zwar immer noch auf 300 Millimeter Bodenfreiheit hoch, im echten Leben dürfte die Luftfederung jedoch eher zum Absenken des Hinterteils genutzt werden – damit sich die Wochenendeinkäufe leichter verstauen lassen.

Der große VW ist in der Realität angekommen und dabei ziemlich sauber geworden: Sein V6-TDI leistet mit 262 PS deren 17 mehr als bisher und erfüllt dank Harnstoffeinspritzung samt Chemielabor im Abgasstrang wie der BMW X5 Euro 6. Jede Menge Feinschliff an Aerodynamik und Antrieb schrumpften den NEFZ-Verbrauch um 0,6 l/100 km. Geht der Fahrer beispielsweise bis Tempo 150 vom Gas, trennt eine Kupplung Getriebe vom Motor, wodurch dieser durch sein fehlendes Schleppmoment nicht mehr zum Bremsklotz wird. Um den gesparten Sprit nicht mit höherem Bremsenverschleiß bezahlen zu müssen, kuppelt das Getriebe jedoch sofort ein, sobald der Fahrer die Bremse streichelt. Das alles funktioniert so gut und ruckfrei, dass man schon auf den Drehzahlmesser schauen muss, um den Dreiliter-Direkteinspritzer beim Segeln zu ertappen.

Entspannt flanieren im Touareg

Doch der Maxi-VW segelt nicht nur, er surft auch talentiert auf einer 580 Nm (plus 30 Nm) hohen Drehmomentwelle, weshalb die sanfte Automatik früh hochschaltet und schnell die achte Stufe erreicht. Bei Bedarf schiebt der TDI den 2,3-Tonner ohne Hektik oder Getöse in unter acht Sekunden auf Tempo 100, auch Wind- oder Fahrwerksgeräusche dringen kaum ins doppelverglaste Interieur durch. Touareg-Fahrer lassen es dennoch gern entspannt angehen, weil die gefühlvolle, aber indirekte Lenkung ebenso wenig zum Kurvenwedeln einlädt wie die starke Seitenneigung. Komfort ist viel eher das Ding des Stelzen-Phaeton, dessen Luftfederung feinfühlig auf kurze Unebenheiten anspricht und selbst übelste Marterstrecken ohne durchzuschlagen entschärft.

Zudem beherbergt er seine Passagiere wie der BMW X5 auf bequemen Ledersesseln vorn und einer nicht minder kommoden Rückbank, die sich serienmäßig in der Lehnenneigung justieren und um 16 Zentimeter verschieben lässt – je nachdem, ob es auf Beinfreiheit oder Ladevolumen ankommt. Soll noch mehr eingeladen werden, schnalzt die Fondlehne auf Knopfdruck nach vorn, wodurch ein riesiger, wenn auch nicht ganz stufenfreier Laderaum entsteht.

BMW X5 mit optionaler dritten Sitzreihe

Auch der acht Zentimeter längere BMW X5 macht sich gern nützlich, bietet ein riesiges Zusatzfach unter dem Kofferraumboden, der durch einen Gasdrucklift angehoben wird. Auf dem Unterteil seiner zweigeteilten Heckklappe lässt sich schweres Transportgut erst einmal abstellen, bevor es in den stufenfreien Gepäckraum geschoben wird. Sein maximales Ladevolumen übertrifft das des Touareg um einen vollbepackten Kleinwagenkofferraum, sodass sogar noch Platz für eine dritte Sitzreihe da ist (1.980 Euro). Dass es auf der Rückbank nicht ganz so luftig zugeht wie auf der des VW, lässt sich verschmerzen, schließlich reicht das Platzangebot selbst für Sitzriesen aus.

Technik-Fans kommen ohnehin vorn auf ihre Kosten. In Sachen Elektronik zeigt der BMW X5 nicht nur, wo es langgeht – er fährt sogar selbstständig dahin: So heftet sich sein Stauassistent bis Tempo 60 an die Fersen des Vordermanns. Darüber hinaus hält eine Wärmebildkamera nachts nach Fußgängern und Tieren Ausschau, hebt sie mit Zusatz-Spots hervor und blendet im Head-up-Display Warnhinweise ein.

BMW X5 wartet bietet modernes Infotainment

Dass nichts so schnell altert wie Elektronik, demonstriert der Touareg mit seinem Spurhalteassistenten, der sich bei ungewolltem Verlassen der Fahrbahn nur mit ein paar Lenkradvibrationen zu helfen weiß. Ähnlich überholt wirkt das Infotainment-System RNS 850, das seinen großen Touchscreen nur unzureichend nutzt: Wer im MP3-Modus den Klang verändern möchte, muss in die allgemeinen Einstellungen wechseln, obwohl genug Platz für ein entsprechendes Bedienfeld gewesen wäre, Album-Cover werden hingegen gar keine angezeigt. Anders der BMW X5, der mit einem modernen Infotainment aufwartet.

Obwohl VW zum Facelift ein paar Internet-Funktionen (Live-Staudaten, Google-Sonderzielsuche) integriert hat, dürften Touareg-Fahrer neidisch auf die Multimedia-Neuzeit im Passat oder gar dem BMW X5 schielen. Dessen voll vernetztes System spielt Musik von Streaming-Anbietern, verschickt SMS und E-Mails, die während der Fahrt diktiert werden, und bietet rund 70 weitere Online-Funktionen für nahezu alle Lebenslagen. Über den inzwischen äußerst ausgereiften iDrive lassen sie sich zudem meist intuitiv bedienen.

BMW X5 und VW Touareg mit angemessenen Verbräuchen

Sie drehen lieber am Lenkrad statt am iDrive und diktieren höchstens die Ideallinie? Dann bleiben Sie ruhig im BMW X5 sitzen, lassen den ebenfalls drei Liter großen Sechszylinder mit 258 PS an und starten durch. Nach wie vor verblüfft der große BMW mit seinem angesichts der Masse exakten Einlenken, pflügt neutral sowie seitenneigungsarm durch schnelle Kehren und lässt sich problemlos beherrschen.

Im Fahrdynamik-Parcours gegen die Stoppuhr kann er sich jedoch nicht vom VW absetzen, da ihn sein ESP im Grenzbereich stärker zurückpfeift. Über zwei Zentner weniger auf den Rippen verhelfen dem BMW X5 dafür zu etwas besseren Fahrleistungen und geringeren Verbräuchen. Mit 10,2 l/100 km im Schnitt und einem Minimalverbrauch von 6,6 Litern lässt sich der X5 jedenfalls nicht mehr als Spritfresser verhöhnen. Im Vergleich zu früheren Generationen federt der aktuelle X5 sogar manierlich. Sein optionales Komfortfahrwerk spricht vor allem auf kurze Stöße sensibel an, schlechte Strecken sorgen jedoch für deutlich mehr Unruhe als im gelasseneren Touareg.

Seinen knappen Vorsprung aus der Eigenschaftswertung baut der VW über die Kosten aus. Trotz geringeren Grundpreises bringt er eine etwas bessere Serienausstattung mit und kommt in der Versicherung günstiger. Doch egal ob komfortabler VW oder multimedialer BMW X5: Mit ihrer Ausgewogenheit stehen beide Dickschiffe voll im Leben. Anders ausgedrückt: Die Ypsiloner sind erwachsen geworden.

Fazit

1. VW Touareg V6 TDI
518 von 1000 Punkte

Der geräumige und solide Touareg überzeugt mit hoher Variabilität und bestem Fahrkomfort. Sein Multimedia-System ist inzwischen jedoch in die Jahre gekommen.

2. BMW X5 xDRIVE 30d
512 von 1000 Punkte

Der BMW X5 fährt äußerst agil und bietet eine faszinierende Vielfalt an Infotainment-Funktionen. Beim Komfort und den Kosten verliert er jedoch gegenüber dem Touareg an Boden.

Technische Daten
VW Touareg V6 TDI BlueMotion TechnologyBMW X5 xDrive30d
Grundpreis58.100 €62.700 €
Außenmaße4801 x 1940 x 1709 mm4886 x 1938 x 1762 mm
Kofferraumvolumen697 bis 1642 l650 bis 1870 l
Hubraum / Motor2967 cm³ / 6-Zylinder2993 cm³ / 6-Zylinder
Leistung193 kW / 262 PS bei 3800 U/min190 kW / 258 PS bei 4000 U/min
Höchstgeschwindigkeit225 km/h230 km/h
0-100 km/h7,8 s6,6 s
Verbrauch6,8 l/100 km5,9 l/100 km
Testverbrauch11,2 l/100 km
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Erscheinungsdatum 03.07.2024

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