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BMW X5 25d xDrive im Test
Mängelfreier SUV mit schwachem Motor

Ob große Autos generell hohe Erwartungen wecken? Gute Frage, der BMW X5 jedenfalls erfüllt Erwartungen an seine Zuverlässigkeit im Dauertest mit Bravour: null Ausfälle, null ungeplante Werkstattaufenthalte.

BMW X5 25d xDrive, Frontansicht
Foto: Dino Eisele

Um es gleich auf den Punkt zu bringen: Glückwunsch, null Fehler, Note eins. Der BMW X5 war während der 100.000 Kilometer in der Redaktion ein mustergültiger, weil zuverlässiger Weggefährte. Null Mängel. Null Ausfälle. Und null außerplanmäßige Werkstattbesuche. Damit teilt er sich mit dem Nissan Qashqai Platz eins in der Mängel-Tabelle für SUV-Modelle.

Abgesehen davon war der X5 in der Redaktion auch einfach beliebt. Sehr beliebt sogar – vor allem bei unseren Fotografen. Die erkannten den großen BMW-SUV schnell als prima Transporter fürs Equipment. Und sie nutzten so gerne wie häufig die horizontal geteilte Heckklappe als Hochstand. Sehen Sie sich dazu einfach das Bild in der Bildergalerie an.

BMW X5 25d xDrive, Montafon
Hans-Dieter Seufert
Dank zweigeteilter Heckklappe hat der X5 stets eine Aussichtsplattform dabei.

Sie zeigte sich der ungewöhnlichen Aufgabe ebenso gewachsen wie der ganze Wagen, der die 100.000 Kilometer mit professioneller Routine abspulte: unaufgeregt, nützlich, treu. Und er ließ sich seine sechsstellige Laufleistung nicht einmal ansehen; gewaschen und poliert ginge er glatt als Zehntausender durch und wäre laut Schätzung noch 45.475 Euro wert – von ehemals 87.070 Euro, die der gut ausgestattete X5 neu gekostet hat (inklusive seiner Extras im Wert von 30.170 Euro).

Kleiner Motor, schwerer Wagen

Bei einem über den Testzeitraum gemittelten Durchschnittsverbrauch von 9,5 l/100 km ergeben sich 15,6 Cent pro Kilometer – kaum mehr als etwa beim deutlich kleineren Kia Sportage 2.0 CRDi. Zusätzlich will der X5 allerdings noch mit AdBlue gefüttert werden – auf 1.000 Kilometer im Schnitt mit 1,08 Litern. Mit Schmierstoffen geht der Motor sehr sparsam um: Neben den vorgeschriebenen Ölwechseln (15,6 Liter) verlangte das Triebwerk über die 100.000 Kilometer nur nach einem halben Liter. Im Übrigen behandelte der X5 seine Reifen pfleglich. Das liegt einerseits daran, dass er sein Drehmoment auf alle vier Räder verteilt – und andererseits nicht übermäßig viel davon mitbringt. Damit wären wir beim Motor: ein Zweiliter-Turbodiesel mit 218 PS (seit Oktober 2015 mit 231 PS) und 450 Nm (500 Nm).

Obwohl einen bei diesen Daten nicht spontan das Grausen der Untermotorisierung beschleicht, zeugen einige Einträge im Bordbuch vom Wunsch nach mehr – gerade beim Überholen plagt sich der Vierzylinder rau und vorlaut knurrend. Schließlich wollen beladen bis zu 2,75 Tonnen beschleunigt werden; dann zeigt sich eine gewisse Lethargie im Antritt, denn der aufgeladene Zweiliter muss erst einmal seinen Turbolader in Schwung bringen. Ist das geschehen, schnürt der X5 klaglos mit Reisetempo dahin.

BMW X5 25d xDrive, Frontansicht
Tobias Greiner
Den weltberühmten Circuit de Spa besucht der BMW nur als Tourist. Das Tor zur Rennstrecke bliebt versperrt - mit dem kleinen Diesel wäre sowieso nichts zu holen gewesen.

Das wirkt nicht gerade souverän und deckt sich noch weniger mit der Luxuserwartung, die der teure BMW weckt. Zur Erinnerung: Wir reden von einem Fahrzeug, das über 87.000 Euro kostet und dem eine gewisse Überlegenheit im Antrieb immanent sein sollte. Doch wirklich gelassen treibt erst der Dreiliter-Sechszylinder des 30d den großen Wagen an. Auch die Bremsen haben mit dem hohen Gewicht zu kämpfen: Nach rund 55.000 Kilometern mussten die Beläge rundum und die Scheiben vorne getauscht werden, nach weiteren 47.000 km noch einmal Scheiben und Beläge vorn. Warum der X5 so schwer ist? Weil er so groß ist ... Das macht ihn übrigens nicht nur unhandlich in der Stadt – was weniger BMW- als SUV-spezifisch ist –, es hat auch handfeste praktische Nachteile: Nur gestreckt auf Zehenspitzen erreicht man die oberen Bereiche der Frontscheibe zum Säubern. Oder zum Eiskratzen.

BMW X5 mit typischen SUV Vor- und Nachteilen

Gerade im Winter ist das ein wiederkehrendes Übel für Laternenparker, wäre der Testwagen nicht mit Standheizung ausgerüstet – programmierbar und per Fernbedienung vom Fenster aus einschaltbar, falls der X5 neben dem Haus parkt.
Ein weiteres SUV-Spezifikum ist die hohe Ladekante: Wer hoch sitzen will, muss sie in Kauf nehmen und sein Transportgut zum Verstauen höher heben als etwa in einem Kombi mit vergleichbarer Kapazität. Und wer hoch sitzen will, muss sich zudem beim Einsteigen mit schmutzigen Hosen abfinden – man streift unweigerlich am weit herausragenden Schweller entlang.


BMW X5 25d xDrive, Aostatal
Hans-Dieter Seufert
Während der 100.000 Kilometer hat der X5 quer durch Europa diverse Landesgrenzen und Mautstellen passiert.

Nun hat so ein großer SUV natürlich auch Vorteile – er bietet viel Platz. Platz für die Familie, für Gepäck, für Sportgeräte, für Sperriges. Wobei sich auch am Beladen die Geister scheiden: Die einen beklagen sich darüber, dass Schweres erst über die untere Ladeklappe hinweg in den tiefen Schlund des Kofferraums geschafft werden müsse. Die anderen nennen die geteilte Heckklappe eine hervorragende Sache (etwa unsere Fotografen). Was trotz des leicht überforderten Antriebs immer wieder lobend erwähnt wird, sind die guten Reiseeigenschaften des X5. Reichlich Platz und Ausstattung schnüren mit sehr bequemen Komfortsitzen und einem wiegenden Fahrwerk sowie hoher Reichweite beim Autobahn-Cruisen ein angenehmes Paket.

Wobei schon die Auslegung des Fahrwerks eine Sowohl-als-auch-Betrachtung erfordert: In Stellung Komfort der adaptiven Stoßdämpfer federt der BMW lange Bodenwellen sanft schwingend aus, stolpert aber über kurze Anregungen hinweg. Gleichzeitig neigt sich der hohe Aufbau in schnell gefahrenen Kurven merklich. Das lässt sich eindämmen, indem man auf die Sport-Stufe der Adaptivdämpfer wechselt. Doch darunter leidet der Komfort merklich. In diesem Dilemma befinden sich konzeptbedingt praktisch alle SUV.

Digitales Ärgernis

Weniger SUV-spezifisch als vielmehr eine Eigenheit des X5-Testwagens scheint es dagegen zu sein, gelegentlich den digitalen Überblick zu verlieren: Das Navigationssystem stürzte vor allem zu Beginn des Dauertests mehrfach ab. Ähnliches geschah mit der Bluetooth- und Sprachsteuerung. Solche technisch nicht nachvollziehbaren Mankos gehen nicht in den Mängelindex ein, ärgern aber gehörig und schränken gerade im Falle eines ausgefallenen Navigationsgeräts die Nutzung ein.

Außerdem säen solche Fehler Zweifel an der Sinnhaftigkeit der weiteren Digitalisierung der Autos, wenn schon tradierte Funktionen wie Navigationssystem, Sprachsteuerung und Bluetooth-Koppelung nicht immer, überall und bedingungslos funktionieren.
Unter die Rubrik „Ärgernis“ fällt zudem die Belegungserkennung des Beifahrersitzes, die sich schon dann dingdongend meldet, wenn auf dem Sitz nur leichte Gegenstände abgelegt werden. Und ein Keyless-Entry-System, das immer wieder den in der Winterjacke mitgeführten Schlüssel nicht erkennt. Diese Kritik darf nicht unerwähnt bleiben, schmälert aber nicht die große Leistung des X5: Er reiht sich nach 100.000 Kilometern in die ruhmreiche Liste der Null-Fehler-Heroen ein.

Leser-Erfahrungen: So beurteilen Leser den BMW X5

„Mein X5 xDrive 40d mit Vollausstattung ist ein traumhaft gutes Auto. Schon die Selbstabholung in der BMW-Welt in München war ein echtes Erlebnis. Besonders gut gefällt mir das LED-Licht, es ist einfach klasse. Das Night-Vision erkennt alle Rehe, und das Online-Entertainment begeistert unsere Kinder. Wobei auch das ConnectedDrive samt Navigationssystem und Real Time Traffic eine Klasse für sich ist. Vor allem auf Urlaubsreisen im Ausland (mit Geschwindigkeitsbegrenzung) ist der Driving Assistant top und erleichtert die Reise. In Deutschland benutze ich ihn aber nicht, da zu viel Verkehr auf den Autobahnen herrscht und ich manuell schneller reagiere als das System. Das Auto ist schnell (für mich nie schnell genug, das nächste muss die 5.0-Motorisierung sein!) und komfortabel. Und es fährt sich trotz der Größe und des Gewichts wie ein Sportwagen. Bis auf ein leichtes Knarren der Mittelkonsole bei Belastung kann ich keine Mängel feststellen. Ich gebe eine Eins mit fünf Sternen!“

Thomas Menzel, 24326 Ascheberg

„Der xDrive 30d mit M-Ausstattung ist nun mein zweiter X5 innerhalb von vier Jahren. Gegenüber dem Vorgängermodell hat er eine attraktivere Optik und ein noch besseres und ruhigeres, limousinenartiges Fahrverhalten. Aufgrund des Allradantriebs empfinde ich das Fahrverhalten als sehr sicher, was sich gerade in den Alpen bemerkbar macht und als sehr vorteilhaft darstellt. An der Materialbeschaffenheit im Innenraum gibt es nichts auszusetzen, alles ist perfekt eingepasst, informativ sowie für den Fahrer leicht zu verstehen und zu bedienen. Ohne dass ich den Eco-Modus angewählt habe, verbraucht mein X5 im Schnitt zehn Liter Diesel auf 100 Kilometern. Als eher nervig empfinde ich die Start-Stopp-Funktion, die nur per Schalter abgewählt werden kann. Großes Manko bei den eingesetzten Sportfelgen für die M-Serie ist die Sichtbarkeit von Flugrost, alle vier Bremsscheibentöpfe sind stark befallen. Das ist optisch sehr hässlich, liegt aber laut BMW München nicht am Material, sondern unter anderem an Umwelteinflüssen beziehungsweise eventuell an den eingesetzten Reinigern der Waschstraßen. BMW versieht diese Teile mit einem Korrosionsschutz anstatt hier ein anderes Material einzusetzen. Zudem fallen mir Knarrgeräusche im Kofferraum auf, die wie beim Vorgänger von der Kofferraumklappe oder der Bodenabdeckung kommen können. Mein Fazit: Fahrverhalten, Komfort und Ausstattung sind je nach Auswahl perfekt, der Verbrauch dagegen zu hoch. Flugrost an den Bremsscheibentöpfen trübt meinen Gesamteindruck“

Paul Heggen, 41068 Mönchengladbach

Vor- und Nachteile
BMW X5 25d xDrive
tolles Platzangebot für Fahrer, Beifahrer und Fondpassagiere
auch auf langer Strecke bequeme Komfortsitze
großer Kofferraum
einfache Bedienung
gute Fahrleistungen
unauffällig schaltende Automatik
der Wagengröße angemessener Kraftstoffverbrauch
hohe Wintertauglichkeit
robuste Verarbeitung
separat zu öffnende Heckscheibe
gut funktionierender Stauassistent
angenehme Standheizung
Sitzbelegungserkennung Beifahrer spricht zu empfindlich an
überstehende Schweller verschmutzen Hosen beim Einsteigen
Frontscheibe beim Putzen/Eiskratzen kaum zu erreichen
hohe Ladekante
bei Lastanforderung raues und lautes Motorgeräusch
Federung spricht auf kurze Bodenwellen schlecht an
Navigation und Sprachsteuerung mit Rechnerproblemen
Schlüsselerkennung Keyless Entry mit Aussetzern

Fazit

Ein mängelfreier SUV mit schwachem Herz. Ob ein Vierzylinder-Diesel mit zwei Litern Hubraum in einem großen SUV als Motorisierung ausreicht? Ja, er reicht aus – mehr aber nicht. Das Prinzip des Downsizing kommt im X5 an seine Grenze: Wer angesichts des luxuriösen Auftritts des sehr gut ausgestatteten BMW einen entsprechenden Antritt einfordern will, muss zum 30d mit Sechszylinder greifen. Vom schwächlichen Motor und einigen Digital-Bugs abgesehen, ist dem SUV wenig vorzuhalten.

Die aktuelle Ausgabe
AUTO MOTOR UND SPORT 15 / 2024

Erscheinungsdatum 03.07.2024

148 Seiten