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BMW X3 x-Drive 30d im Test
Kompakter Diesel-SUV im Praxistest

Casting für den BMW X3: Als x-Drive 30d betritt der 258 PS starke Allradler die Bühne des umfangreichen Praxistests und steht somit unter verstärkter Beobachtung, wie er sich neben dem harten Testprogramm auch bei ganz alltäglichen Anforderungen schlägt – Geländeeinsatz inklusive.

BMW X3 x-Drive 30d, Front, Frontansicht
Foto: Hans-Dieter Seufert

Zum Start kommt es knüppeldick für den BMW X3. Obwohl er fein herausgeputzt mit serienmäßigen 18-Zoll-Leichtmetallrädern, cremefarbenem Leder und tiefseeblauem Metallic-Lack in der Sonne steht, sieht er sich mit einer 60-prozentigen Steigung konfrontiert. Nicht einmal angemessen grobstolliges Schuhwerk bringt er mit. Seine Pirelli P Zero-Pneus wirken auf dem schotterigen Untergrund so deplatziert wie Lackschuhe am Nanga Parbat.

Allradantrieb mit intelligenter Kraftverteilung

Trotzdem begegnen die aufpreispflichtigen Xenon-Lichter der steinigen Aufgabe mit festem Blick. Und tatsächlich straft der schicke BMW X3 alle Zweifler Lügen. Nicht etwa, weil die bärige Kraft seines laufruhigen Dreiliter-Dieselmotors sowieso im Stande ist, jeden Hügel zur Flunder zu plätten. Es ist die intelligente Kraftverteilung im Antriebsstrang des BMW X3, die Tatsache also, dass der x-Drive genannte Allradantrieb das maximale Drehmoment von 560 Newtonmeter auch exakt dorthin platziert, wo es bestmögliche Verwendung findet.

Gekonnt variiert die elektronisch gesteuerte Lamellenkupplung zwischen Vorder- und Hinterachse. An den beiden Achsen selbst halten gezielte Bremseingriffe haltlos scharrende Räder im Zaum, der kernige Anstieg ist problemlos zu bewältigen – willkommen am Gipfelkreuz. Der BMW X3 kann also auch etwas grob werden, wenn’s denn wirklich sein muss.

BMW X3 ohne große Kletterambitionen

Beim Abstieg hat die Regelelektronik ebenfalls alles im Griff, wenn die per Knopfdruck auf der Mittelkonsole aktivierte Hill Descent Control den immerhin 1.922 Kilogramm schweren Mittelklasse-SUV wieder heil zum Basislager hinunterbringt. Anspruchsvollere Kletteraufgaben will der BMW X3 ohnehin nicht meistern. Dabei setzen weniger die annehmbaren Böschungswinkel, sondern die Bodenfreiheit von 212 Millimeter dem Geländespaß ein Ende. Mit der maximal möglichen Verschränkung der Achsen ist es auch nicht sonderlich weit her. Wer alternativ ein spezielles Offroad-Paket für den BMW X3 sucht, der wird im ansonsten reichhaltigen Options-Repertoire gar nicht erst fündig, was offensichtlich macht, auf welches Ziel der Münchner made in Spartanburg/USA abzielt: auf die flache, platte Straße.

Mit der Betonung auf platt. Wellen, womöglich auch noch kurz aufeinander folgende, verdaut das straffe Fahrwerk nur sehr widerwillig. Hinzu kommt die reduzierte Eigendämpfung der Runflat-Reifen, womit der Abrollkomfort wenig elegant ausfällt. Daran vermag auch die 1.100 Euro teure Dynamische Dämpfer Kontrolle nichts Maßgebliches zu ändern, die via Tastenwippe neben dem Getriebewählhebel die Abstimmung strafft.

BMW X3 mit ausgeprägter Agilität

Aus der Stufe Normal geht es weiter in Richtung Sport. Dann wird die für ein Fahrzeug dieser Kategorie extrem direkte Lenkung noch etwas spitzer, die Dämpfungsqualität hingegen stumpfer. In Stellung Sport Plus gesellen sich eine hektische Schaltphilosophie sowie spätere ESP-Eingriffe hinzu. Also für den Alltagsgebrauch zurück auf Normal, wenngleich sich die Spurrillenempfindlichkeit des BMW X3 dadurch nicht verbessert. Jedoch bleibt die sehr ausgeprägte Agilität nach wie vor erhalten.

Diese erleben die fünf Insassen des BMW X3 in einem hochwertigen Ambiente. Verwendete Materialien? Verarbeitung? Um beides steht es zum Besten. Mit der einfach zu bedienenden elektrischen Sitzverstellung (1.290 Euro) finden die unterschiedlichsten Piloten hinter dem Lenkrad Platz. 630 Euro Aufpreis für die optionalen Sportsitze sind ebenfalls gut investiert. Damit reist es sich bequem, ermüdungsfrei und seitenstabil geführt.

Niedrige Verbrauchswerte verdienen Respekt

An den Reisequalitäten hat der ruhige und sehr elastische Sechszylinder-Diesel einen großen Anteil. Im Verbund mit der serienmäßigen, extrem schnell und sanft schaltenden Achtgang-Automatik ist die Antriebseinheit einfach ein Gedicht. Nur die ruppigen Start-Stopp-Attacken des BMW X3 verwässern das gute Bild etwas, ebenso wie die starken Windgeräusche. Die Entschädigung folgt an der Tankstelle: 6,6 Liter Minimalverbrauch verdienen Respekt.

Für Reiseproviant bietet der BMW X3 nicht übermäßig viele, aber ausreichende Ablagemöglichkeiten. In die vorderen Türtaschen passen 1,5-Liter-Flaschen nur mit Nachdruck, hinten dafür locker. Dazu gibt‘s noch zwei mittig platzierte Cupholder: Prost. Klapptische hinter den Sitzlehnen finden sich nur im Zubehörprogramm, Serie sind hingegen knappe Netze: na Mahlzeit.

Kofferraum – Mehr Schein als Sein

Diätprogramm auch beim Kofferraum des BMW X3 – trotz nominell 550 bis 1.600 Liter Volumen. Mit der einfach zu montierenden, aber schweren Quertraverse für Gepäcknetz und Laderaumabdeckung sind dem nutzbaren Fassungsvermögen Grenzen gesetzt. Die positive Meldung: Die Rücksitzlehnen sind im Verhältnis 40/20/40 gedrittelt, ermöglichen also Variationsmöglichkeiten und ergeben einen nahezu ebenen Ladeboden. Verzurrösen und Haken für die Einkaufstüte? Im Ablagenpaket (360 Euro) enthalten. Achtung allerdings vor Knockouts beim Einladen: Die Stehhöhe unter der auch vom Innenraum aus elektrisch bedienbaren Heckklappe beträgt bestenfalls 180 Zentimeter.

Und die Bedienung des BMW X3? Die ist exzellent. Via i-Drive geht es flugs und unkompliziert vom Radio übers Internet zum Navigationssystem Professional (2.590 Euro) mit 8,8 Zoll großem Bildschirm. 1.190 Euro mehr, und die Richtungspfeile werden auch im praktischen Head-up-Display eingespiegelt. Um beim Praktischen zu bleiben: Die plausibel zu bedienende Klimaautomatik kostet 650 Euro zusätzlich. Dafür wird sie ihrem Namen absolut gerecht, kühlt den großzügigen Innenraum zugfrei und anstandslos. Und der nächtliche Weg nach Hause wird durch das effektive Xenonlicht (1.040 Euro) des BMW X3 bestens ausgeleuchtet.

BMW X3 bietet wenig Assistenzsysteme

Mit Fernlichtassistent? Gegen 150 Euro Aufpreis. Überhaupt wird dem Fahrer im neuen BMW X3 herzlich wenig assistiert. Während der kürzlich aufgefrischte VW Tiguan selbsttätig einparkt oder beispielsweise auch die Spur hält, hat der BMW nicht mal den toten Winkel im Blick – von einer Verkehrsschilderkennung oder einem Abstandsregelradar ganz zu schweigen.

Dafür kann der BMW X3 mit Top View dienen: Dem Blick aus der Vogelperspektive herab, ob der angepeilte Parkplatz auch tatsächlich mittig geentert wird. Oder auch mit der Zoom-Funktion für die Rückfahrkamera, um die vorher elektrisch ausgefahrene Anhängekupplung exakt an die Deichsel zu manövrieren.

Schließlich gibt der BMW X3 auch als Zugmaschine eine gute Figur ab, zumal er bis zu 2,4 Tonnen schleppen darf. Und die 258 PS wuchten die angedockte Segelyacht ebenso locker den Brenner hinauf, wie sie die standfesten Bremsen auch wieder sicher hinabbringen. Zum Lago di Garda beispielsweise – als elegantes, zum X3 passendes Ziel.

Vor- und Nachteile
Karosserie
sehr solide Verarbeitung
hohe Qualitäts- und Materialanmutung
luftiges Raumgefühl
gute Variabilität
ausreichend großer Gepäckraum
ebener Ladeboden
hohe Zuladung
mäßige Übersichtlichkeit
Fahrkomfort
sehr gute Klimatisierung
bequeme und gut stützende Sitze
großzügiger Einstieg
straffes Fahrwerk
hohe Windgeräusche
Antrieb
durchzugsstarker Motor
komfortabel und schnell schaltende Automatik
verhaltener Motorklang
Fahreigenschaften
sehr exakte Lenkung
agiles Fahrverhalten
problemlose Beherrschbarkeit
exzellente Traktion
Sicherheit
kräftige und standfeste Bremse
zu wenig Assistenzsysteme
Umwelt
sehr guter Minimalverbrauch
guter Test-Verbrauch
noch kein Umweltzertifikat ausgewiesen
Kosten
lange Wartungsintervalle gute Wertstabilität
hoher Anschaffungspreis

Fazit

Fahrdynamik und Platzangebot zählen zu den Stärken des X3, wie seine Motor-Getriebe-Einheit. Die Praktikabilität ist gut, das Angebot an Assistenzsystemen mau, das Fahrwerk straff.

Technische Daten
BMW X3 xDrive30d
Grundpreis50.300 €
Außenmaße4648 x 1881 x 1675 mm
Kofferraumvolumen550 bis 1600 l
Hubraum / Motor2993 cm³ / 6-Zylinder
Leistung190 kW / 258 PS bei 4000 U/min
Höchstgeschwindigkeit230 km/h
0-100 km/h6,3 s
Verbrauch6,0 l/100 km
Testverbrauch9,4 l/100 km
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Erscheinungsdatum 03.07.2024

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