Beharrlich sind sie ja, die Modellplaner in München. Da bringen sie 2018 einen BMW X2 auf den Markt, der nicht zum Kassenschlager reift, halten aber trotzdem an der Idee fest. Seit ein paar Monaten rollt im Werk Regensburg nun die Neuauflage vom Band: Hinten länger und schräger und vorne gewiss nicht bescheidener, muss sie es jetzt rocken, als E-Mobil oder mit Verbrennern im mächtigen Bug. Volvos Weg ist längst nicht so beschwerlich. Der Volvo XC40 hat als günstigster Schweden-SUV bereits viele Freunde gefunden, trotz Preisen, die bei rund 43.000 Euro starten.

Welcher SUV-Crossover kann Sie überzeugen?
Beim BMW kostet der Einstieg sogar 47.500 Euro. Dafür kauft der X2-Kunde mehr Blech. Mit 4,55 Metern ist die Neuauflage des bayerischen SUV-Coupés elf Zentimeter länger als der XC40 und sogar 19 Zentimeter länger als der Vorgänger-X2. Die Insassen und deren Gepäck profitieren vom Längenwachstum jedoch herzlich wenig. Natürlich schränkt die Coupé-Form die Innenhöhe im Fond spürbar ein. Für Passagiere über 1,85 Meter gilt es, den Kopf einzuziehen. Der Kofferraum des Testwagens, wir fahren einen mildhybridisierten sDrive20i, fasst 515 Liter. Die zugehörige 48-Volt-Technik und die Batterie im Unterboden knapsen sich 45 Liter ab. Immerhin verfügt der BMW X2 sDrive20i über eine dreiteilige Lehne, die sich in drei Stellungen arretieren lässt.

Volvo: Die im Vergleich zum BMW geringere Auflagefläche der Rückbank schmälert den Reisekomfort. Gleiche Innenhöhe.
Der würfeliger geformte XC40 B4, gleichfalls ein Mildhybrid, kann da mit 452 Litern gut mithalten. Das Raumangebot passt ebenso für vier Insassen – trotz Panoramadach. Nur die Beinfreiheit und die Rückbank fallen etwas knapper aus.
Typisch Volvo, punktet der XC40 dafür mit Gepäcktrennnetz, aufstellbarem Ladeboden und elektrisch einklappbaren Kopfstützen, was die Sicht nach hinten durch die große Heckscheibe stark verbessert. Die Rundumsicht im X2 mit seinem extrem schrägen Heckfenster, das auch noch ohne Wischer auskommen muss, ist dagegen überaus dürftig. Das ist offenbar auch BMW bewusst – Rückfahrkamera, Parkassistent und Piepser sind serienmäßig an Bord.

BMW: Lob verdient die große induktive Ladestation.
Gut bei beiden: die großen Fächer in allen Türen, zahlreiche Ablagen und Becherhalter in den Konsolen, sinnvoll platzierte induktive Ladestationen, die zuverlässig Strom weitergeben, sowie genügend USB-Anschlüsse. Wer fernab von CarPlay und Musikstreaming einen einfallsreichen Entertainer sucht, der dürfte dagegen nur im taufrischen X2 fündig werden. Gaming, YouTube, Mediatheken, Nachrichten – dank 5G-Bordnetz und der bei BMW noch neuen Android-Architektur geht das alles. Zugleich liegt der Touchscreen exzellent im Blickfeld. Die knalligen Digitalanzeigen würden wir dagegen gern gegen klassische Rundinstrumente tauschen. Over the Air vielleicht?
Immer schön locker bleiben
Der Volvo erfreut dagegen mit unverspielten, top ablesbaren Anzeigen. Mit seinem ebenfalls androiden Google-Infotainment auf dem etwas kleineren Hochkantmonitor bespaßt er die Passagiere nicht ganz so deftig, auch wenn sich der Play Store stetig füllt. Sein Kartenmaterial holt sich der XC40 live aus Kalifornien. Damit alles rundläuft, benötigen beide SUV eine gute Netzanbindung. Bei längeren Touren kann es daher nicht schaden, Karten vorab zu sichern.
Längere Touren? Da widmen wir uns jetzt doch mal dem Fahren und starten mit dem X2, der es in diesem Kapitel nicht leicht haben wird. Trotz Dreizylinder-Basismotorisierung (156 PS) rollt er auf 20 Zoll großen Pirelli P Zero, und ein M Sportpaket für 3.950 Euro verhilft ihm zu einem straffen Fahrwerk plus Tieferlegung (15 Millimeter) und einer direkter übersetzten Lenkung. Die Konsequenz ist klar: Der BMW kippelt mehr, als dass er Komfort spendiert, schüttelt seine Passagiere teils gehörig durch und bleibt auf der Autobahn nicht immer streng auf Kurs. Vielmehr fordert er häufig kleine Korrekturen. Ruhe im Aufbau kommt so keine auf, auch wenn sich der X2 größere Hubbewegungen verkneift.

5,6 l/100 km verbraucht der BMW auf unserer Eco-Runde.
Nur wer über Land sich und den Wagen mal etwas forscher durch Kurven treibt, erkennt den Sinn dieser Konfiguration. Der flache SUV lenkt willig ein und lässt sich präzise dirigieren, während man die Sportsitze mit jedem Meter mehr schätzen lernt und tatsächlich etwas Fahrfreude aufkommt. Gut abzulesen übrigens an unseren Fahrdynamikversuchen. Im doppelten Spurwechsel eilt der BMW 10,3 km/h schneller durch die Hütchen als der Volvo – ein krasser Unterschied.
Nur der Volvo kann Komfort
Im Volvo XC40 B4 genießt man eher den Ausblick über die Haube, das luftige Raumgefühl und die ansehnliche, teils etwas hochwertigere Inneneinrichtung. Ein typischer Volvo eben, nur kein großer. Dem engagierten X2-Piloten folgen? Mühsam. Dazu wankt der hohe Schwede zu nachdrücklich und unterdrückt mit seiner diffusen Lenkung alle sportlichen Ambitionen. Dass sie per Touchscreen auch auf Sport getrimmt werden kann – geschenkt. Deutlich relevanter ist das harmonisch abgestimmte XC40-Fahrwerk, das Querfugen, kurze und lange Wellen kompetent verarbeitet. Egal wo – und trotz der üppigen Räder im 19-Zoll-Format, die der Volvo in der Ausstattungsvariante Ultra Dark in Schwung bringen und halten muss.
Da passt es bestens, dass die Motorenbauer in Schweden ein ausgeglichenes und kräftiges Antriebskonzept ausgetüftelt haben. Basismotor ist der modellübergreifend eingesetzte Zweiliter-Benziner mit variablem Turbolader und Zylinderabschaltung, der es in dieser Ausbaustufe auf 197 PS bringt; 300 Nm stehen ab 1.500/min parat. Hinzu kommen ein sehr ruckarmes Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe und ein Riemenstartergenerator. 40 Nm stark, hilft er nicht nur aus dem Stand spürbar mit; er sorgt für eine tadellose, homogene Leistungsentfaltung über das gesamte Drehzahlband.

36,2 Meter Bremsweg benötigt der Volvo mit kalten Bremsen aus 100 km/h bis zum Stillstand.
Auch gut: Der Volvo schaltet bei kleinen Spurteinlagen nicht hektisch runter, sondern verlässt sich lieber auf sein Drehmoment. Dadurch eilt er unaufgeregt über die Autobahn – und durchaus fix bis 180 km/h. Mehr erlaubt der Hersteller ja nicht. Auffällig: Trotz des kräftigen Motors verfehlt der Volvo XC40 auf der Messstrecke bei sommerlichen Temperaturen seine Werksangabe weit (8,8 zu 7,6 s). Der BMW X2 hingegen schwächelt nicht, rennt laut Hersteller maximal 213 km/h. Im Zwischenspurt liegen die beiden gleichauf. Nicht schlecht für den BMW-SUV, der mit einer Systemleistung von 170 PS und dem kleinen Dreizylinder längst nicht so viel Kraft entwickeln kann.
Wo bleibt die Laufkultur?
Doch so leicht lassen wir den BMW X2 SDrive20i nicht davonkommen. Negativ fallen sein erst zögerliches Ansprechverhalten und die spürbar zerrenden Vorderräder bei hohen Touren auf. Auch BMW setzt auf die übliche Mildhybridtechnik mit integriertem Startergenerator, der im X2 sogar 55 Nm in petto hat. Das Doppelkupplungsgetriebe sollte aber etwas geschmeidiger walten, und dass der Benziner früh angestrengt klingt, flößt dem Fahrer auch nicht eben wärmere Gefühle für den Motor ein.

Hier die unterschiedlichen Fahrmodi, wobei sich nur der Sport-Modus auf das Fahrverhalten auswirkt.
Immerhin: Motorsteuerung, Kameras und Radar kommen gut miteinander klar. So rekuperiert der BMW auch adaptiv gewissenhaft und füllt seine Batterie im Kofferraum aktiv wieder auf. Wobei auch der Volvo Energie einsammelt – gut zu erkennen im Display vor dem Fahrer.
Passt denn da zumindest der Spritverbrauch des BMW X2? Ja. 7,1 l/100 km sind angesichts der Fahrleistungen sehr in Ordnung. Der etwas schwerere Volvo liegt mit 7,3 Litern knapp drüber. Darüber hinaus gilt für beide SUV, dass ihre Aggregate bei zurückhaltender Fahrweise bereitwillig einen Liter weniger konsumieren.

Beide Crossover verzögern aus 100 km/h trotz Sportbereifung eher mittelmäßig, mit leichten Vorteilen für den XC40. Zudem lässt sich seine Bremskraft feinfühliger dosieren.
Hilfsbereit zeigen sich die beiden, sobald es um die Sicherheit geht, wenn auch meist gegen ordentlich Zuzahlung. Pilotierter Spurwechsel, Ampelerkennung, cloudbasierte Warnungen – das Angebot fällt üppig aus, ist aber nicht billig. Empfehlenswerte Klassiker wie ein adaptiver Tempomat oder mitlenkende LED-Scheinwerfer zählen hier wie dort nicht zur Serienausstattung. Frech, schließlich schreiben wir hier über Autos zu hohen Preisen. Wobei sich der Volvo spendabler gibt als der BMW, bei dem nicht einmal ein Reifenpannenset im Preis mit drin ist.
Ohnehin lohnt sich ein Blick aufs Kleingedruckte oder auf unsere Kostentabelle. Die Versicherer stufen den BMW X2 in der Vollkasko sehr hoch ein, entsprechend happig fallen die Fixkosten aus. Dafür verlangt der Volvo bei der Inspektion nach mehr Öl.
Ob sich für BMW das Beharren auf dem X2 lohnt? Seinen ersten Vergleichstest gewinnt er jedenfalls.
BMW X2 sDrive20i M Sportpaket | Volvo XC40 B4 Ultra Dark | |
Grundpreis | 51.450 € | 52.390 € |
Außenmaße | 4554 x 1845 x 1590 mm | 4440 x 1873 x 1652 mm |
Kofferraumvolumen | 515 bis 1400 l | 443 bis 1319 l |
Hubraum / Motor | 1499 cm³ / 3-Zylinder | 1969 cm³ / 4-Zylinder |
Leistung | 115 kW / 156 PS bei 4700 U/min | 145 kW / 197 PS bei 4800 U/min |
Höchstgeschwindigkeit | 213 km/h | 180 km/h |
0-100 km/h | 8,3 s | 8,8 s |
Verbrauch | 6,0 l/100 km | 6,9 l/100 km |
Testverbrauch | 7,1 l/100 km | 7,3 l/100 km |