BMW verleiht dem M5 G90 ein hochgradig digitales Cockpit-Layout. Großformatige Displays dominieren den Sichtbereich, unterstützt von animierten Effekten, kantigen Schriftarten und farblich akzentuierten Bedienelementen. Der Innenraum wirkt dadurch nicht wie der klassische Arbeitsplatz eines Autofahrers, sondern eher wie das Interface eines High-End-Simulators.
Der Fahrer wird eingebunden in eine Architektur aus Touchflächen, M-Menüs und Lichteffekten. Eine klassische Instrumentenansicht fehlt ebenso wie ein konventioneller Wählhebel. Letzterer wurde durch einen kleinen Schalter in der Mittelkonsole ersetzt – funktional, aber so mancher Purist könnte sich daran stören. Die Orientierung im System setzt eine gewisse digitale Affinität voraus, weshalb man Rückschlüsse auf eine jüngere Zielgruppe ziehen kann. Außerdem ist die Strukturierung der Menüs recht unübersichtlich, was markenfremden Fahrern den Einstieg unnötig schwer machen kann.
Porsche setzt auf Reduktion
Im Gegensatz dazu verfolgt Porsche im Panamera Turbo S E-Hybrid eine andere Philosophie. Zwar verfügt auch der Panamera über digitale Instrumente und zentrale Displays, doch sie treten optisch nicht in den Mittelpunkt. Der Gesamteindruck ist geprägt von klaren Linien, hochwertigen Materialien und gezieltem Verzicht auf visuelle Effekte. Aluminium, Leder und Glas bilden eine homogene Fläche.
Die Wahlfunktion des Getriebes ist auch auf einen Schalter reduziert wie beim BMW. Statt eines klassischen Hebels übernimmt eine kleine Wippe rechts neben dem Lenkrad diese Aufgabe. Doch die Integration wirkt stimmig, das Bedienelement tritt in den Hintergrund. Porsche überlässt dem Fahrer die Kontrolle, ohne ihn mit Auswahlmöglichkeiten zu überfordern.
Unterschiedliche Ausrichtung, mit unterschiedlicher Zielgruppe
Der Vergleich beider Cockpit-Konzepte zeigt: Es geht nicht um besser oder schlechter, sondern um zwei unterschiedliche Interpretationen. BMW versteht den Innenraum als Erlebnisraum – Porsche als Werkzeug. Der M5 appelliert an Technikbegeisterte, der Panamera an Puristen.
Dabei sprechen die Hersteller auch unterschiedliche Alters- und Zielgruppen an. Während der BMW auf digitale Funktionen und konfigurierbare Profile setzt, bleibt Porsche bei klassischen Tugenden wie Ergonomie, Sichtführung und Materialqualität. Das Fahrerlebnis entsteht hier nicht durch Lichteffekte, sondern durch Rückmeldung und Haptik. Beides hat seine Berechtigung und seine Liebhaber – doch die Ansprache ist unterschiedlich.