BMW 520d Touring, Skoda Superb und VW Passat im Diesel-Kombi-Test

BMW 520d, Skoda Superb und VW Passat im Test
Diesel-Kombis doch nicht von gestern?

Veröffentlicht am 27.04.2025

Der Diesel als Personenwagen-Antrieb erweist sich ja als erstaunlich zählebig. Entgegen allen Prognosen und Untergangsszenarien stellt er zumindest auf dem europäischen Markt immer noch eine feste Größe dar. Beispiele gefällig? Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland fast eine halbe Million Diesel-Pkw neu zugelassen, nur knapp weniger als Elektroautos samt Plug-ins sowie Vollhybride, die auf jeweils etwas mehr als eine halbe Million Zulassungen kamen.

Nach ausgiebigen Testfahrten mit den drei Kandidaten dieses Vergleichstests scheint es leicht, auch weiter an die Zukunft des Selbstzünders zu glauben. Denn als ebenso ökonomische und klimaschonende wie praxisgerechte und angenehme Antriebsquelle liegt der Dieselmotor nicht so schlecht im Rennen. Zudem entlässt er dank aufwendiger Abgasbehandlung vergleichsweise wenig Schadstoffe in die Atmosphäre. Jedenfalls dann, wenn er in so hoch entwickelter Form wie im 520d Touring, Superb TDI Combi und Passat TDI Variant auftritt.

Na, dann testen wir mal los – und zwar mit Allrad-Kombis. Weil es zu den Eigenarten der Skoda- und VW-Produktpalette gehört, die kräftigsten Versionen ausschließlich mit Allradantrieb anzubieten, tritt auch der BMW als xDrive an.

Die drei Kombis als sparsame Selbstzünder

145 kW oder 197 PS leistet der Zweiliter-Diesel aus der Motorenfamilie B47 im 5er , bedient sich dabei der Hilfe eines Startergenerators und eines 48-V-Bordnetzes. In Skoda und Volkswagen arbeitet je ein Zweiliter-Vierzylinder vom Typ EA288 evo in der 193-PS-Version.

Das Leichtmetall-Triebwerk gibt sich in beiden Kombis akustisch und vibrationstechnisch sehr zurückhaltend – obgleich der BMW-Diesel das noch eine Nuance besser kann – und glänzt obendrein mit niedrigen Verbräuchen sowie guten Fahrleistungen. Rund sechs Liter ermittelten wir als Testverbrauch, wobei der Skoda ein paar Zehntel Diesel-Treibstoff mehr verklappt. Und zwar sowohl im Testmittel als auch beim Eco-, Pendler- und Sportfahrer-Verbrauch. Als praktisch genauso sparsam erweist sich der Antrieb des 520d.

Ein gutes Zeugnis für den BMW-Antrieb, denn immerhin wiegt der 5er Touring beinahe vier Zentner mehr als die vergleichsweise schlanken Superb und Passat. Oder anders gesagt: Ohne 48-V-Netz und mitschiebendem Elektromotor schnitte der BMW vermutlich nicht so gut ab.

Dabei ist der Testverbrauch nur ein Aspekt. Im wahren Leben muss man schon ordentlich Gas geben, um auf Durchschnittsverbräuche über sechs Liter je 100 Kilometer zu kommen. In den allermeisten Alltagssituationen ist man deutlich sparsamer unterwegs. Sparfüchsen gelingt es problemlos, mit knapp fünf Litern über die Runden zu kommen. Das sind ziemlich sensationelle Werte, denn schließlich sind wir nicht mit frugalen Kleinwagen unterwegs, sondern mit ausgewachsenen Zweitonnen-Kombis, die bis zu fünf Personen Platz bieten, deutlich mehr als 500 kg Zuladung vertragen und deutlich über 200 km/h schnell sind.

Natürlich entsprechen alle drei der aktuellen Euro-6e-Norm. Und falls Sie der CO2-Ausstoß bei Testverbrauch interessiert: Der liegt bei rund 160 Gramm pro km – einem Wert, der vor Kurzem noch in den Kleinwagenbereich gehört hätte.

Zum Thema Umwelt gehört ebenso, dass die drei Kombis in der EU gefertigt werden: der BMW in Dingolfing, Skoda und VW in Bratislava, jeweils nur einen kurzen Transportweg vom deutschen Käufer entfernt.

BMW 520d Touring, Skoda Superb, VW Passat
Rossen Gargolov

Mehr Platz in Skoda und VW

Was mit den Fahrleistungen sei, fragen Sie? Da gibt’s selbst für verwöhnte Zeitgenossen wenig zu klagen. Das gilt auch für den 520d, obwohl der ja leistungsmäßig am unteren Ende der Fünfer-Skala rangiert. Doch mit einer Beschleunigung auf 100 km/h in 7,7 Sekunden und einer Vmax von 218 km/h kann man gut leben, ohne wirklich untermotorisiert zu sein.

In Superb und Passat fühlen sich die praktisch gleichen Fahrleistungen etwas fixer an, was möglicherweise auch an der Erwartungshaltung liegt. Beide Konzernbrüder sind als 2.0 TDI 4x4 und 2.0 TDI 4Motion die Diesel-Topmodelle ihrer Baureihen. Langsamer als der BMW sind sie ohnehin nicht, im Gegenteil. Ab etwa 80 km/h ziehen sie davon und erreichen mit 230 (Skoda) und 232 km/h (VW) zudem höhere Endgeschwindigkeiten.

Skoda Superb
Rossen Gargolov

Nicht, dass es im Kombi-Alltag eine große Rolle spielte. Da sind eher andere Qualitäten gefragt. Etwa, wie viel Raum für Passagiere und Gepäck der Wagen bietet -– eine Disziplin, in der Superb und Passat kaum zu übertreffen sind. Der 520d Touring ist zwar ein paar Zentimeter länger, und es mangelt ihm wahrlich nicht an Raumfülle, doch mit den Ladevolumina von Superb Combi und Passat kann er nicht ganz mithalten. Bis zu 1.920 Liter passen in deren hintere Abteile, 1.700 sind es beim BMW.

Gut nutzbare Gepäckräume haben alle drei Kombis, wenngleich keiner eine komplett ebene Ladefläche zu bieten hat. Der BMW kann drei getrennt umklappbare Rücklehnenteile vorweisen, bei der Konkurrenz sind die Lehnen nur zweigeteilt inklusive einer Durchreiche klappbar. Was nebenbei auffällt: Nun haben sie auch beim 5er die separat zu öffnende Heckscheibe eingespart. Sie war nicht nur ein besonders praktisches, sondern auch recht extravagantes Detail der BMW-Kombis und SUV – und zwar seit dem ersten 5er Touring der Baureihe E34 von 1991. Schade drum.

BMW 520d Touring, Kofferraum
Rossen Gargolov

Mit Adaptivfahrwerken

Nicht gespart haben sie in Dingolfing hingegen beim Fahrwerk. Der Testwagen bekam das adaptive Professional-Fahrwerk (2.440 Euro) untergeschraubt, das neben den adaptiven Dämpfern auch die Integral-Aktivlenkung enthält, mit der die Hinterräder bis zu 2,5 Winkelgrade einschlagen. Es verleiht dem 520d einen durchaus angenehmen Federungskomfort, selbst wenn mittels der My-Mode-Touchflächen der Sportmodus aufgerufen wird.

Dennoch erweisen sich auch hier Superb und Passat als noch etwas geschmeidiger. Die Unterschiede sind gering, aber das Testteam war sich nach gemeinsamer Fahrt über die Komfortstrecken einig: Die Reihenfolge bei diesem Kriterium lautet Skoda vor VW vor BMW. Bei schneller Fahrt mit geringer Beladung zeigt sich hingegen ein etwas anderes Bild: Da scheint das Fahrwerk des BMW besonders fein anzufedern, während die beiden Fronttriebler einen Hauch herber zu Werke gehen.

Wohlgefühl ist dennoch in allen drei Kombis angesagt, sie sorgen bereits mit sehr gutem Gestühl in beiden Sitzreihen dafür, dass sich die Insassen gut umsorgt fühlen. Besonders hochwertige Sitze finden sie im BMW (Komfortsitze, 1.200 Euro) und im VW (Lederpaket inklusive Ergo-Active-Sitze, 2.255 Euro) vor, während der Skoda mit serienmäßiger Massagefunktion aufwarten kann.

Beim Raumangebot und beim Sitzkomfort im Fond fallen die Unterschiede wiederum erstaunlich gering aus. Im Skoda lassen sich sogardie Kopfstützen zu Schlafstützen umformen, Passagiere können sich in eine ebenfalls zum Familienpaket (490 Euro) gehörende Kuscheldecke hüllen. Eine dieser markentypischen Simply-clever-Ideen hat auch im VW Einzug gehalten: der Regenschirm in der Fahrertür.

VW Passat, Regenschirm in Tür
Rossen Gargolov

BMW bremst am besten

Den hätte das Testteam bei den Fahrten über die Schwäbische Alb gut gebrauchen können. Bei unfrühlingshaftem Nieselregen und einstelligen Plusgraden ist der schönste Platz dennoch am Lenkrad. Ganz besonders, wenn es darum geht, fahrdynamische Qualitäten auszuloten.

Dabei bestätigt sich, was sich bereits in anderen Vergleichstests andeutete: Der aktuelle G60-Fünfer hat die traditionelle Handling-Spitzenposition in der Klasse der Business-Limousinen eingebüßt. Das gilt nicht nur im Vergleich mit der Mercedes E-Klasse, sondern auch in diesem Test. In kurviger Umgebung wirken Passat und Superb agiler und angriffslustiger als der gewichtige 5er. Der bewahrt in den Biegungen eine gewisse oberklassige Gravität, die freilich weniger fahrspaßig wirkt.

Das liegt sicherlich zum Teil an der Lenkung, der es an Spontaneität und Biss mangelt. Möglicherweise verwischt die Hinterachslenkung etwas den präzisen Strich durch die Kurve. Der VW kann das am besten, er fegt bei Bedarf munter um die Ecken, ohne merkliches Untersteuern und mit fast unerschütterlicher Neutralität. Fast, denn bei den dynamischen Fahrübungen auf dem Testgelände zeigt sich, dass der Passat es mitunter übertreibt und nach dem griffigen Einlenken mit deutlichen Heckschwenks reagiert.

BMW 520d Touring
Rossen Gargolov

Derlei Leichtlebigkeit liegt den beiden anderen Kombis fern. Bei ihnen schreiten die elektronischen Fahrhilfen früher nachdrücklich ein. Was der BMW im Übrigen besser kann als die beiden Mitbewerber, ist Bremsen. Er benötigt mit kalter wie warmer Anlage jeweils ein, zwei Meter weniger, um aus 100 km/h zum Stehen zu kommen. Wenngleich das Bremsgefühl unter dem etwas matschigen Pedal-Feedback leidet.

Wenig bürgerliche Preise

Womit wir nun zu einem anderen Kapitel kommen, in welchem BMW eine weitere Führungsposition verloren hat: die Bedienung. Zwar verfügt das Fünfer-Cockpit weiterhin über eine Version des Dreh-Drück-Controllers, doch so klar und übersichtlichgegliedert wie früher ist das alles nicht mehr. Jedenfalls nicht viel übersichtlicher als bei der Konkurrenz.

BMW 520d Touring, Cockpit
Rossen Gargolov

Was gäbe es noch anzumerken zu den Kombis? Dass die Preise für Kraftwagen dieses Formats Preisregionen erreicht haben, für die das Adjektiv "bürgerlich" nicht mehr gilt, werden Sie, liebe Leser, längst wissen.

Eine Ausnahme macht hier Skoda. Den Superb mit stärkstem Diesel und Vierradantrieb gibt es schon ab 49.200 Euro, weil diese Kombination bereits ab der einfachsten Ausstattung zu haben ist. Da können Passat und 520d nicht mithalten. So gewinnt der Skoda am Ende den Vergleichstest nach Punkten obwohl der BMW in der Eigenschaftswertung knapp vorn liegt.

Technische Daten
VW Passat 2.0 TDI 4Motion R-LineSkoda Superb Combi 2.0 TDI 4x4 SelectionBMW 520d Touring xDrive M Sportpaket
Grundpreis61.360 €52.470 €70.500 €
Außenmaße4917 x 1849 x 1521 mm4902 x 1849 x 1521 mm5060 x 1900 x 1515 mm
Kofferraumvolumen690 bis 1920 l690 bis 1920 l570 bis 1700 l
Hubraum / Motor1968 cm³ / 4-Zylinder1968 cm³ / 4-Zylinder1995 cm³ / 4-Zylinder
Leistung142 kW / 193 PS bei 3500 U/min142 kW / 193 PS bei 3000 U/min145 kW / 197 PS bei 4000 U/min
Höchstgeschwindigkeit232 km/h230 km/h218 km/h
0-100 km/h7,6 s7,8 s7,7 s
Verbrauch5,8 l/100 km5,7 l/100 km5,5 l/100 km
Testverbrauch6,0 l/100 km6,2 l/100 km6,1 l/100 km