MISSING :: structure.inactiveTabOverlay
{"irCurrentContainer":"8528050","configName":"structure.inactiveTabOverlay"}
MISSING :: ads.vgWort
{"irCurrentContainer":"8528050","configName":"ads.vgWort"}

BMW 320d und Mercedes C 220 Bluetec im Vergleich
Dauer-Duell der cleveren Diesel

Beruhigend, dass es noch Konstanten gibt – wie die Rivalität zwischen BMW 3er und Mercedes C-Klasse. Sie geht nun ins vierte Jahrzehnt und in eine neue Runde, diesmal treten mit C 220 Bluetec und dem 320d die beliebtesten und cleversten Diesel an.

BMW 320d, Mercedes C 220 Bluetec, Frontansicht
Foto: Hans-Dieter Seufert

Es scheint, als ginge das Verständnis für die anspornende Wirkung einer tiefen Rivalität zunehmend verloren. So wurde das Wort Konkurrent wohl beim Marketing-Scrabble durch den Begriff Marktmitgestalter ersetzt, der nun ständig in Powerpoint-Präsentationen auftaucht. Halten wir uns lieber an den dreifachen Pulitzer-Preisträger Thornton Wilder, der meinte, man habe seinen Feinden viel zu verdanken, "schließlich verhindern sie, dass wir uns auf die faule Haut legen".

BMW-Motor nach Euro 5

Und wahrscheinlich wäre der BMW 3er nicht das Auto, das er heute ist, hätte er nicht 1982 im Mercedes 190 (W201) einen Feind fürs Leben gefunden. Schon seit fünf Generationen treiben sich beide zur Perfektion, seit März 2012 gilt der 320d als beste Diesel-Limousine der gehobenen Mittelklasse. Jetzt aber kommt der neue Mercedes C 220 Bluetec.

Beginnen wir mit dem 2,1-Liter im Mercedes. Es ist unser alter Kumpel, der OM 651, biturbogeladen und nach Euro 6 abgasrein. Eines wird schnell klar: Die Techniker haben ihn eindeutig besser gedämmt. Wenn er nun unter der Haube werkelt, klingt das, als höre man vom Westflügel aus, wie im Salon ein Kaminfeuer knistert. Auf der Autobahn übertönt das sachte Branden des Fahrwinds das Selbstzünden. Herber klingt der Motor des Mercedes C 220 erst beim Ausdrehen – ein ebenso seltenes wie unnützes Ereignis. Denn die 170 PS hat er schon bei 3.000/min zusammen, 400 Nm bei 1.400/min, hält sie bis 2.800. So stellt die gemächliche Siebenstufenautomatik sicher, dass er nur in diesem Bereich herumtourt.

Im Gegensatz zum X3 20d hat der BMW 320d noch den alten, nach Euro 5 abgasreinen (das Chemielabor für Euro 6 kostet 1.190 Euro extra), 184 PS starken Zweiliter-Diesel N47 unter der Haube. Leistungsvorsprung und Gewichtsvorteil kann er zwar nur in unwesentlich bessere Fahrleistungen umsetzen. Doch der Monoturbo dreht beherzter, und mit dem treffsicheren, schnelleren und überhaupt brillanten Achtstufenautomaten wirkt der 3er temperamentvoller, holt einen winzigen Vorteil beim Verbrauch heraus. Wobei beide in knapp acht Sekunden auf Tempo 100 spurten, maximal etwa 230 km/h rennen und nur rund sieben Liter auf 100 km brauchen – schon klar, dass BMW 320d und Mercedes 220 Bluetec die Beliebtesten bei 3er und C-Klasse sind. Mehr Motor braucht keiner.

Mercedes C 220 mit mangelndem Kopfraum

Mehr Platz womöglich schon – zumindest im Fond des Mercedes C 220. Auf der tief positionierten Rückbank mangelt es an Oberschenkelauflage, wegen der flachen, selbstredend coupéhaften Dachlinie fehlt es etwas an Kopfraum. Pilot und Co. reisen trotz der um zwei Zentimeter abgesenkten Sitzposition erhaben auf Optionssitzen, die Heizung und Kühlung bieten, aber nicht ganz so viel Halt wie die Sportsitze des 3er (Serie bei Sport Line). Die integrieren Fahrer und Beifahrer tief ins Auto, auch auf der Rückbank kommen Passagiere bequemer unter, haben dabei wenige, aber entscheidende Zentimeter mehr Platz. Knapp kalkuliert erscheint beim hartplastikreichen BMW jedoch die Material- und Verarbeitungsgüte. Wohingegen der C mit feinen Details und hochwertig-solider Verarbeitung den selbstgesetzten Anspruch erfüllt, eine kleine S-Klasse zu sein.

Das gilt ebenso bei der Sicherheit. Bis auf den Nachtsichtassistenten bekommt der C optional das komplette Assistenzarsenal, verzögert zudem bei Trockenheit souverän. Auf links und rechts unterschiedlich griffigem Untergrund (μ-Split) dagegen überrascht er: Die ersten Meter sichert das ABS nur die Stabilität ab, dann erst packen die Bremsen zu, was wiederum deutliche Korrekturen vom Fahrer verlangt, um den Mercedes C 220 Bluetec in der Spur zu halten.

Mercedes C 220 mit hohen Handling-Ambitionen

Das ändert nichts am hohen Sicherheitsniveau, das sich auch an der fast unerschütterlichen Fahrsicherheit zeigt. Wie bei eigentlich jeder Generation zuvor heißt es auch beim neuen Mercedes C 220 wieder, er hege nun höchste Handling-Ambitionen. Doch dann biegt er eben doch besonnener um Kurven, schubbert spät und sacht ins Untersteuern, wirkt trotz der exakten und direkten Lenkung mit variabler Übersetzung nicht so unmittelbar wie der BMW. Der mag in den Fahrdynamik-Tests nicht schneller sein, aber wenn der 3er über Land fegt, ist er noch immer eine Klasse für sich. Da begeistert die Lenkung, die auf der Autobahn noch zappelig wirkt, mit enormer Präzision und Rückmeldung. So biegt der 3er ansatzlos in Kurven, durchzirkelt sie neutral bis sacht untersteuernd – wobei das fein abgemischte ESP ein bisschen harmloses Heckdrücken immer durchgehen lässt. Adaptivdämpfer (1.100 Euro) samt zehn Millimetern Tieferlegung sichern bei aller Dynamik ausgewogenen Komfort – zumindest leer, da spricht die Federung sacht an. Beladen allerdings – nur 431 Kilo dürfen mit – droht der 320d auf sehr schlechten Straßen durchzuschlagen.

Die Vierlenker-Vorderachse des Mercedes C 220 trennt Radführung und Federbein, wodurch die Dämpfer sachter ansprechen sollen. Mit der Luftfederung (1.416 Euro) setzt er tatsächlich Maßstäbe in seiner Klasse. Bis auf steifes Anfedern auf harten Querfugen bügelt er kurze Wellen sanft weg, flauscht über lange, rempelt selbst im recht überflüssigen Sport+-Modus nicht zu sehr. Mit 500 Kilo Zuladung allerdings steckt die C-Klasse herbe Schläge nicht mehr ganz so locker weg.

Wirklich locker gewinnt der Mercedes C 220 auch nicht – wegen des hohen Preises. Bald bekommt der BMW 320d den neuen Motor, dann gibt es das nächste Duell. Bis dahin bleiben sich beide treu – und feindschaftlich – verbunden.

Fazit

1. Mercedes C 220 Bluetec
528 von 1000 Punkte

Der Sieger – und das trotz des hohen Preises. Dass er den wert ist, beweist er mit hervorragendem Komfort, umfassender Sicherheitsausstattung und solider Verarbeitung. Nun agiler, aber ein echter Mercedes.

2. BMW 320d
524 von 1000 Punkte

Nun komfortabler, aber ein echter BMW: Der 3er feiert dennoch mit sparsamem, temperamentvollem Antrieb und Weltklasse-Handling die Markentugenden. Vehementere Bremsen, und er hätte gewonnen.

Technische Daten
BMW 320d Sport LineMercedes C 220 Bluetec Avantgarde
Grundpreis40.550 €42.424 €
Außenmaße4624 x 1811 x 1429 mm4686 x 1810 x 1442 mm
Kofferraumvolumen480 l480 l
Hubraum / Motor1995 cm³ / 4-Zylinder2143 cm³ / 4-Zylinder
Leistung135 kW / 184 PS bei 4000 U/min125 kW / 170 PS bei 3000 U/min
Höchstgeschwindigkeit230 km/h233 km/h
0-100 km/h7,6 s7,8 s
Verbrauch4,4 l/100 km4,3 l/100 km
Testverbrauch6,7 l/100 km6,8 l/100 km
Die aktuelle Ausgabe
AUTO MOTOR UND SPORT 21 / 2024

Erscheinungsdatum 26.09.2024

148 Seiten