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BMW 135i und VW Golf R im Test
Zweikampf der Kompaktsportler

Der VW Golf R tritt mit einem 270 PS starken Turbo-Vierzylinder an, der BMW 135i kontert im Duell der Kompaktsportler mit einem 306 PS-Turbo-Sechszylinder. Der Vergleichstest klärt, wer wem den Marsch bläst.

VW Golf R, BMW 135i Coupé
Foto: Hans-Dieter Seufert

Ein BMW 1er oder ein VW Golf soll es sein? Wunderbar, denn sie strahlen aufgrund ihrer Größe und Qualität mehr Sozial-Kompatibilität als jeder Zivildienstleistende aus. Umso reizvoller also, die beiden mit richtig viel Leistung vollzupacken, die man ihnen kaum ansieht - ihre Preise übrigens auch nicht, doch dazu kommen wir später. 

VW Golf R mit stattlichen 270 PS

Zugegeben, der ansonsten so zurückhaltende VW Golf hat sich im Trainingslager der R GmbH vielleicht ein paar Hip-Hop-Videos zu viel angesehen. Die üppige Frontschürze unseres Testwagens schafft Platz für Lufteinlässe, in die ganze niedersächsische Dörfer umsiedeln könnten. Für deren Beleuchtung sorgen funkelnde LED-Tagfahrlichter. Typisches VW Golf R-Merkmal: Mittig angeordnete Auspuffendrohre als deutlicher Hinweis auf ordentlich Leistung. Stattliche 270 PS presst VW mit einem Turbolader aus dem Zweiliter-Vierzylinder, der jedoch nicht aus dem aktuellen VW Golf GTI stammt. Als Basis für das Hochleistungstriebwerk dient der intern EA 113 genannte Direkteinspritzer der vorherigen Generation. Mit einem verstärkten Zylinderkopf und neuen Pleueln wappnet er sich gegen 1,2 bar Ladedruck und dankt es mit einem maximalen Drehmoment von 350 Newtonmeter. Die Kraftübertragung erfolgt per optionalem Doppelkupplungsgetriebe mit sechs Gängen an alle vier Räder.

In 5,5 Sekunden von null auf 100 km/h

Technik-Freaks tupfen sich angesichts dieser Eckdaten die ersten Schweißtropfen freudiger Erregung von der Stirn. Nach einem kurzen Moment des Luftholens schnalzt der VW Golf R seine Insassen in 5,5 Sekunden von null auf 100 km/h - was im Übrigen exakt der Werksangabe entspricht -, frei von Schlupf und der üblichen Golf-Gewöhnlichkeit. Immer wieder beeindruckend: die ultrakurzen, ruckfreien Gangwechsel unter Volllast, die sich nur in der blitzartig verändernden Position der blauen Nadel des Drehzahlmessers äußern. Speziell, wenn sich das gerade Asphaltband in Kurven unterschiedlicher Radien verliert, zupft der Fahrer im Test daher gerne einmal mehr als nötig an den Schaltpaddeln.

BMW 135i ist deutlich leiser

Wenn er es ordentlich fliegen lässt, bekommt er allerdings zu spüren, dass auch ein VW Golf R durchaus das Wort Lastwechselreaktion buchstabieren kann. Der Allradantrieb mit elektronisch geregelter Haldexkupplung trägt erst auf nasser Fahrbahn entscheidend zur Steigerung der Agilität bei. So nass kann es gar nicht sein, als dass er den Zweitürer im Test nicht wieder schnell und zuverlässig auf die Ideallinie zurückbrächte - selbst bei schwerem Gasfuß. Den dabei auftretenden Fliehkräften wirken sehr gut justierbare Sportsitze mit hohem Seitenhalt entgegen, die bequeme Polsterung muss hingegen kleine Unzulänglichkeiten des Fahrwerks ausbügeln. Trotz adaptiver Dämpfer erschüttern kurze Unebenheiten die Karosserie heftig, lassen die Innenverkleidungen knistern - mit besten Grüßen von den aufpreispflichtigen 19-Zoll-Rädern. Sie sind zudem für hohe Abrollgeräusche verantwortlich, für das deutliche Zirpen an der A-Säule bei hohem Tempo können sie hingegen nichts.

Beim BMW 135i vernehmen die Insassen im Test dagegen nur das Rauschen des Windes - sowie den rauchig-heiseren Klangteppich des Reihensechszylinders. Trotz der Zwangsbeatmung mit nunmehr einem Turbolader giert er nach hohen Drehzahlen wie ein reinrassiger Sportmotor. Zudem präsentiert er sich als aufgewecktes Kerlchen, das bereits ab der Leerlaufdrehzahl verzögerungsfrei die Leistungskurve emporklettert.

BMW unterbietet  Werksangabe

Richtig bissig reagiert das Dreiliter-Triebwerk im BMW 135i auf Gaspedalbefehle, wenn es mittels Druck auf die Sport-Taste aufgestachelt wird. Dann feuert auch das Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe die Gänge schneller rein, als die bayerischen Gebirgsjäger schießen können. Derart ruckfrei wie der VW Golf R gelingt ihm das im Test jedoch erst im Normal-Modus, dann allerdings spürbar langsamer. Nichtsdestotrotz hilft die Schaltung dem Testwagen, mit 5,1 Sekunden die Werksangabe für den Sprint von null auf 100 km/h um ein Zehntel zu unterbieten. Bei annähernd identischem Fahrzeuggewicht macht sich hier das Leistungsplus des BMW 135i deutlich bemerkbar. Obwohl Start-Stopp-Automatik und Rekuperation fehlen, geht der Testverbrauch mit 11,6 L/100 km in Ordnung. Der VW Golf R benötigt zwar einen halben Liter weniger, speziell bei Volllast macht aber der überproportional ansteigende Kraftstoffkonsum die derzeitigen Grenzen des Downsizings deutlich.

BMW 135i überzeugt mit hoher Agilität und guter Traktion

Die Grenzen des Heckantriebskonzepts rücken angesichts des maximalen Drehmoments von 400 Newtonmeter ins direkte Sichtfeld - doch der BMW 135i kontert lässig mit einer ausgewogenen Gewichtsverteilung. Die Vorderachse wird mit 52,1 Prozent belastet, was ihm zusammen mit der serienmäßigen 18-Zoll-Mischbereifung im Test eine sehr hohe Agilität und gute Traktion beschert - zumindest auf trockener Piste. Andernfalls bekommt das ESP alle Regelkreise voll zu tun, stabilisiert das Coupé sanft und ohne ausufernde Geschwindigkeitsverluste. Das Schöne dabei: Die direkte - übrigens rein hydraulische - Servolenkung versorgt den Fahrer optimal mit Informationen über den anliegenden Fahrzustand. Einzig bei schnellen Autobahnetappen spricht sie einen Tick zu sensibel an, was in Verbindung mit dem straffen Fahrwerk zu einem etwas nervösen Geradeauslauf führt.

Insgesamt bietet der BMW 135i erstaunlich viel Restkomfort. Im Gegensatz zum VW Golf R machen ihm jedoch lange Wellen zu schaffen, da sie die Karosserie in anstrengende Wippbewegungen versetzen. Die Insassen finden den nötigen Halt in vielfach einstellbaren Sportsitzen, immerhin Bestandteil der mageren Serienausstattung. Auf VW Golf R-Niveau aufgerüstet wächst der Preisabstand des BMW auf über 6.000 Euro, was ihn letztlich den Test-Sieg kostet - besonderer Genuss wird wohl immer teuer bleiben.

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Fazit

1. VW
495 von 1000 Punkte

Als R bläst sich der VW Golf so richtig auf - optisch wie fahrdynamisch. Den Sieg holt er sich allerdings über seine klassischen Tugenden im Karosserie- und Kosten-Kapitel. Der Komfort leidet selbst mit adaptivem Fahrwerk über Gebühr. Trotz immens kräftigem Vierzylinder und Allradantrieb muss sich der R richtig strecken, um an den agilen BMW heranzukommen.

2. BMW 135i Coupé
491 von 1000 Punkte

Aufgrund des unpraktischen Coupé-Kleids und der selbstbewussten Preisgestaltung kommt der BMW 135i nicht am VW Golf R vorbei - jedoch nur auf dem Papier. In der Praxis spurtet er schneller, bremst besser und verbraucht kaum mehr. Deshalb gewinnt er auch die Eigenschaftswertung.

Technische Daten
VW Golf R RBMW 135i Coupé
Grundpreis39.275 €42.360 €
Außenmaße4212 x 1779 x 1461 mm4360 x 1748 x 1408 mm
Kofferraumvolumen275 bis 1230 l370 l
Hubraum / Motor1984 cm³ / 4-Zylinder2979 cm³ / 6-Zylinder
Leistung199 kW / 270 PS bei 6000 U/min225 kW / 306 PS bei 5800 U/min
Höchstgeschwindigkeit250 km/h250 km/h
0-100 km/h5,5 s5,1 s
Verbrauch8,4 l/100 km8,5 l/100 km
Testverbrauch11,2 l/100 km11,7 l/100 km
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Erscheinungsdatum 03.07.2024

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