Dass uns die dicken Elektro-Summer beim vollen Beschleunigen gern den Petit Mort, also den kleinen Tod, verpassen, hat sich ja mittlerweile herumgesprochen. Doch dass sich so ein Apparat auf Wunsch auch heckagil bis zur Drift-Provokation bewegt, das ist neu. Genau darauf hat Audi den E-Tron Sportback S getrimmt. Nix mit Display-Bäumchen, das Öko-Feigenblatt verfliegt im bis zu 973 Nm starken Kilowattsturm der drei Asynchronmotoren. Hinten powern zwei relativ kleine, von denen einer sonst die Vorderachse des E-Tron antreibt, vorn wiederum ein größerer, der sonst für die Hinterachse zuständig ist – alle mit eigener Leistungselektronik, im Boost hinten 264 kW (sonst 196), vorne 150 kW (sonst 124) zusammenstromend.
Im Heck platzsparend koaxial, vorn achsparallel montiert, leiten sie ihr Antriebsmoment jeweils per Planetengetriebe an die Räder. Warum Asynchronmotoren? Sie sind relativ robust, verkneifen sich allzu große Schleppverluste, eignen sich gut für hohe Geschwindigkeiten.
Telekolleg Physik, Praxis
Zeit zum Stromgeben im hochwertigen, top verarbeiteten Ambiente. Zart futuristisch und nach etwas Gewöhnung sogar intuitiv und alltagspraktisch zu bedienen (mechanischer Lautstärkeknopf samt Titelsprungfunktion!). Das Fahren an sich braucht keine Gewöhnung, je nach Modus von komfortabel bis sportiv inklusive ausreichend präziser Lenkung. Die Motoren arbeiten leise, Luftfederung und Adaptivdämpfer flauschen bei Bedarf Unebenheiten weg, ohne Wanken zuzulassen. Dabei profitiert der e-tron auch vom langen, schweren Akku mit 86 kWh netto im Boden, der die Steifigkeit erhöht und den Schwerpunkt senkt.
Den Schwerpunkt eines hohen Gesamtgewichts jedoch, das beim Fahren kaum zu spüren ist – bis man das erste Mal zu spät, zu schnell, zu mutig einlenkt. Telekolleg Physik, live: 2,7 Tonnen geben eine Lektion zum Thema Massenträgheit. Nix mit Im-Unterricht-Wegdämmern, jetzt werden die Augen groß. Merke: langsamer rein, progressiv aufs Pedal und – yeah! Das ist sie, die dunkle Seite von Ingolstadt, der Sportback stellt ein sportliches Back aus, stets fein dosierbar. Sollte die fröhliche Fahrt länger dauern, leuchtet das optionale Digitallicht die Fahrbahn sorgfältigst aus. Langstrecke? Möglich, aber bei einem Testverbrauch von 39,9 kWh (sparsam gefahren sind 29,8 kWh/100 km möglich) geht es alle rund 200 Kilometer für mindestens eine halbe Stunde an die CCS-Säule – Zeit, in der auf einer Dienstreise dieser Text entstand. 2020 halt ...
Fazit
Cool-dynamisch, hochmodern und komfortabel zugleich, begeistert der Audi solvente E-Pioniere. Diese müssen sich aber mit hohem Gewicht und mittelprächtigem Verbrauch arrangieren.
Audi E-Tron Sportback S Quattro S | |
Grundpreis | 96.050 € |
Außenmaße | 4902 x 1976 x 1615 mm |
Kofferraumvolumen | 617 bis 1655 l |
Höchstgeschwindigkeit | 210 km/h |
0-100 km/h | 4,3 s |
Verbrauch | 26,4 kWh/100 km |
Testverbrauch | 39,9 kWh/100 km |