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Audi A6 Hybrid, BMW Active Hybrid 5, Infiniti M35h im Test
Beim Verbrauch Strom abwärts

Der neue Audi A6 Hybrid tritt mit einem Vierzylinder-TFSI gegen die etablierten Sechszylinder-Konkurrenten BMW Active Hybrid 5 und Infiniti M35h an. Wer spart am besten?

Audi A6 Hybrid, BMW Active Hybrid 5, Infiniti M35h, Frontansicht
Foto: Karl-Heinz Augustin

Mehr als 70 Verbrauchsfahrten über eine Distanz von rund 12.000 Kilometer: Der Aufwand für den aktuellen Hybrid-Vergleich könnte kaum größer sein. Anders als bei herkömmlichen Tests fühlt auto motor und sport diesmal nicht Lenkung, Fahrwerk oder Infotainment-Systemen auf den Zahn, sondern kümmert sich in erster Linie um die Hybrid-Antriebe.

Ein idealer Hybrid muss deutlich genügsamer fahren als das Verbrenner-Modell, von dem er abgeleitet wurde. Daher wurde das Sparpotenzial aller Kandidaten unter identischen Bedingungen auf speziellen Autobahn-, Stadt- und Überlandrunden ermittelt. Durch den zusätzlichen Elektromotor sollte ein gutes Hybrid-Modell flinker losspurten und dabei geschmeidig und ohne Ruckeln das Zusammenspiel der beiden Antriebe regeln. Auch eine clever untergebrachte Hybrid-Batterie, die das Ladevolumen möglichst wenig einschränkt, sowie ein moderater Aufpreis sind wünschenswert.

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Audi A6 Hybrid mit 245 PS Systemleistung

Das ist doch mal konsequent: Anstelle einen Sechszylinder auf Elektro-Diät zu setzen, nutzt Audi beim Audi A6 Hybrid gleich einen sparsameren Vierzylinder. Der aufgeladene Zweiliter mit 211 PS wird dabei von einem 40-kW-Elektromotor unterstützt, der zusammen mit einer automatisierten Kupplung im Getriebegehäuse an Stelle des Drehmomentwandlers sitzt. Mit einer Systemleistung von 245 PS überflügelt er seinen konventionellen Verbrenner-Kollegen um stramme 65 PS, da der 2.0 TFSI im Audi A6 nur in einer auf 180 PS gedrosselten Variante angeboten wird.

Entsprechend gestärkt ledert der Audi A6 Hybrid seinen 145 Kilo leichteren Benzin-Bruder mit stufenloser Multitronic beim Sprint auf Tempo 100 um 1,1 Sekunden ab. Ebenfalls erfreulich, dass es Audi als Einziger geschafft hat, die Hybrid-Batterie so flach in den Kofferraum zu integrieren, dass zumindest ein Teil der Durchreiche erhalten blieb. Dass der 1,3 kWh fassende Akku 155 Liter vom Standard-Gepäckraum schluckt, dürfte für viele Hybrid-Interessenten damit leichter zu akzeptieren sein.

Das geringe Sparpotenzial der Hybrid-Variante wiegt hingegen schwerer. Auf der äußerst moderat gefahrenen auto motor und sport-Verbrauchsrunde genehmigte sich der Audi A6 Hybrid zwar nur 6,1 Liter/100 km und unterbot damit sogar ihren NEFZ-Normverbrauch um ein Zehntel. Der Basis-Benziner absolvierte die Runde mit 7,1 Litern jedoch ebenfalls sehr genügsam. In der Stadt schmolz der Verbrauchsvorteil sogar auf 0,8 Liter – umso erstaunlicher, da es gerade im städtischen Stop-and-go-Verkehr viel zu rekuperieren und segeln gibt.

Audi A6 Hybrid macht wenig Gebrauch von Elektroantrieb

Allerdings macht der Audi A6 Hybrid erstaunlich wenig von seinem Elektroantrieb Gebrauch. Selbst bei gedrückter EV-Taste, die den E-Modus arretieren soll, eilt der Benziner bereits bei mäßig gedrücktem Gaspedal zur Hilfe. Wer rein elektrisch anfahren möchte, wird unweigerlich zum Schleicher. Auf der Autobahn, wo beide Varianten mit rund acht Litern nahezu gleichauf liegen, ist es mit dem Sparen dann ganz vorbei.

Auch beim Antriebskomfort setzt der Audi A6 Hybrid keine Maßstäbe: Dass sein Vierzylinder prinzipbedingt profaner klingt, lässt sich noch am ehesten verschmerzen. Weniger hingegen, dass es oft einen Moment dauert, bis er sich mit seinem Strom-Gehilfen auf Schub geeinigt hat, was von spürbarem Ruckeln begleitet wird. Das künstliche, nicht immer optimal zu dosierende Bremsgefühl beim Rekuperieren erfordert ebenfalls Gewöhnung. Umso enttäuschender, da Audi für den Audi A6 Hybrid einen Aufpreis von über 14.500 Euro verlangt, der nur zum Teil durch eine umfangreichere Serienausstattung (u. a. Schiebedach, Vier-Zonen-Klimaautomatik und MMI-Navigation Plus) wettgemacht wird.

BMW Active Hybrid 5 mit 306 PS starkem Dreiliter-Turbo

Der Hybridantrieb des BMW Active Hybrid 5 ähnelt in seinem Grundaufbau dem des Audi A6 Hybrid. Auch beim BMW nimmt ein 40-kW-Elektromotor samt automatisierter Kupplung den Platz des Drehmomentwandlers im Gehäuse der Achtgangautomatik ein. Allerdings soll das Hybridmodul keinem Vierzylinder, sondern dem kräftigen Dreiliter-Turbo mit 306 PS das Sparen beibringen, ohne den Fahrspaß zu vernachlässigen.

Zumindest Letzteres klappt bestens: So setzt sich der Hecktriebler ansatzlos und von souveränem Sechszylinder-Sound untermalt in Bewegung, um mit reichlich Leistung in allen Lebenslagen zu erfreuen. Dabei beeindruckt, wie sicher der BMW Active Hybrid 5
mit den unterschiedlichen Betriebsmodi jongliert, wie geschmeidig die automatisierte Kupplung den fehlenden Drehmomentwandler ersetzt und wie gut sich die elektrische Bremse beim Rekuperieren dosieren lässt.

Dem ausstattungsbereinigt rund 5.000 Euro günstigeren 535i kann er jedoch nicht ernsthaft davonfahren. Trotz höherer Systemleistung holt der BMW Active Hybrid 5 im Boost-Modus beim Sprint auf Tempo 100 nur 0,2 Sekunden heraus. Ähnlich übersichtlich fällt auch der Spareffekt aus: In der Stadt unterbietet der Hybrid den 535i immerhin um 0,8 Liter. Auf der auto motor und sport-Verbrauchsrunde mit hohem Überland-Anteil schrumpft sein Vorsprung auf 0,3 Liter, während der Teilzeit-Stromer auf der Autobahn nur noch ein Zehntel über die Ziellinie rettet. Dabei knipst er den Verbrenner im Eco Pro-Modus bis 160 km/h ab und kuppelt aus, wenn der Fahrer vom Gas geht, um möglichst weit zu rollen.

Verbräuche enttäuschen angesichts des hohen Aufwandes

Die Verbräuche enttäuschen angesichts des hohen Aufwandes, denn BMW hat nicht nur den Antrieb zum Sparen verdonnert. Auch das Navigationssystem soll beim Verlängern der Reichweite mithelfen: Meldet der Routenführer etwa eine vorausliegende Gefällestrecke mit der Möglichkeit zum Rekuperieren, gibt die Steuerelektronik grünes Licht, um verbleibende Batteriereserven in den ökonomischen Vortrieb zu stecken. Allerdings nutzt der BMW Active Hybrid 5 unabhängig von Navigationsanweisungen maximal die Hälfte der 1,3 kWh fassenden Batterie – gut für deren Lebensdauer, aber schlecht für das Spritspar-Potenzial.

Wie beim Audi A6 Hybrid darf das Gaspedal nur gestreichelt werden, um den Verbrenner nicht aufzuwecken. Wer bei vollständig geladenem Akku vier Kilometer elektrisch zurücklegen möchte, muss sich mit einem Durchschnittstempo von 35 km/h begnügen. Zum lautlosen Rangieren oder in verkehrsberuhigten Zonen reicht die elektrische Kraft daher aus. Anfahren an Ampeln wird jedoch zur Geduldsprobe für den Fahrer – und noch mehr für den nachfolgenden Verkehr.


Infiniti M35h setzt auf zwei automatisierte Kupplungen

Infinitis Nobel-Sparer Infiniti M35h setzt im Gegensatz zur deutschen Konkurrenz gleich auf zwei automatisierte Kupplungen. Numero eins sitzt zwischen dem 306 PS starken V6-Sauger und dem 50-kW-Elektromotor und schaltet zwischen den unterschiedlichen Betriebsmodi um. Die hinter dem Getriebe untergebrachte zweite Kupplung soll in erster Linie den Komfort erhöhen, indem sie Drehzahlunterschiede bei niedrigen Geschwindigkeiten mit etwas Schlupf ausgleicht. Was jedoch nicht immer ganz überzeugend funktioniert. Vor allem die etwas holprigen Gangwechsel der Siebenstufen-Automatik sorgen für Unruhe im Antriebsstrang. Hinzu kommt die zum Teil überaus giftig ansprechende Rekuperationsbremse, die ein gefühlvolles Anhalten vor Ampeln erschwert.

Dafür machen die Hybrid-Komponenten ihren Hauptjob – das Spritsparen – richtig gut: Mit 7,4 Liter/100 km fährt der Infiniti M35h in der Stadt volle 4,2 Liter genügsamer als sein reiner Benzin-Kollege M37 und schlägt zudem die deutschen Wettstreiter deutlich. Darüber hinaus schafft es der Infiniti hier als einziger Hybrid, Autobahnetappen signifikant ökonomischer zurückzulegen als der Benziner (minus 2,3 Liter), womit er in der Gesamtabrechnung sogar den vierzylindrigen Audi A6 Hybrid unterbietet. Den Verzicht auf 150 Liter Kofferraumvolumen versüßt der Infiniti M35h zudem mit begeisterndem Temperament. Beim Sprint auf Landstraßentempo bleibt er mit 5,9 Sekunden sieben Zehntel unter dem Benziner und schlägt damit knapp den turbogeladenen BMW.

Niedriges Zusatzgewicht von 93 Kilogramm

Auf der Suche nach Erklärungen für den hohen Spareffekt fällt zunächst das niedrige Zusatzgewicht von 93 Kilo für die Elektro-Ausrüstung auf. Darüber hinaus ist der Infiniti M35h als Einziger in der Lage, längere Strecken rein elektrisch zurückzulegen. Während seine Konkurrenten auf den Verbrauchsfahrten schon früh ihre Verbrenner anschmissen und damit das elektrische Fahrerlebnis auf ein Minimum reduzierten, segelt der Infiniti selbst außerhalb der Stadt erstaunlich weit. Dabei speichert seine Lithium-Ionen-Batterie mit 1,4 kWh nur geringfügig mehr Energie. Allerdings gibt die Steuerelektronik einen höheren Anteil davon zur tatsächlichen Nutzung frei. Als nette Idee hilft im "Eco-Modus" eine spürbare Gegenkraft im Gaspedal, zu einer spritsparenden Fahrweise zu finden.

Und das Beste daran: Auch wenn der Infiniti M35h absolut gesehen kein billiges Auto ist, fällt der Hybrid-Aufpreis mit 3.100 Euro wesentlich geringer aus als bei Audi A6 Hybrid und BMW Active Hybrid 5. Die anfangs gestellte Frage nach dem besten Hybrid entscheidet der Infiniti damit für sich. Trotz seiner Komfortschwächen macht er als Einziger das, was man von einem Hybrid erwartet – nämlich viel Sprit sparen.

Gute Hybride kommen nach wie vor aus Japan

Für die elektrifizierten Limousinen von Audi und BMW fällt das Fazit enttäuschend aus: Sowohl der Audi A6 Hybrid als auch der BMW Active Hybrid 5 sparen viel weniger, als die prominent am Fahrzeug aufgeklebten Hybrid-Schriftzüge suggerieren. Wie man es richtig macht, zeigt der Infiniti M35h, der wesentlich häufiger den Verbrenner ausknipst und rein elektrisch fährt. Die deutschen Hersteller sind hier vermutlich vorsichtiger und wollen die Lebensdauer ihrer Stromspender nicht mit einer zu hohen Beanspruchung verkürzen. Doch wozu dann überhaupt ein Hybrid-Modell mit wesentlich kleinerem Kofferraum nehmen? Wenn sich der Verbrauch im Alltag nur um ein paar Zehntel reduzieren lässt, bringt die ganze aufwendige Technik nichts.

Fazit:
4 Sterne - Infiniti M35h: Auch wenn‘s im Antriebsstrang ab und zu mal ruckelt, zeigt der Infiniti M35h, was ein guter Hybrid können muss: deutlich sparsamer fahren, kräftiger beschleunigen und dabei kaum mehr kosten als der vergleichbare Benziner.

2 - Sterne Audi A6 Hybrid: Obwohl der Audi A6 Hybrid nur einen Vierzylinder als Verbrenner nutzt, verbraucht er mehr als der Infiniti mit seinem kräftigen V6. Da auch sein Aufpreis happig ausfällt, bleibt als Pluspunkt nur der Erhalt der umklappbaren Rückbank.

2 Sterne- BMW Active Hybrid 5: Der BMW Active Hybrid 5 macht seinem Namen alle Ehre und begeistert mit Turbo-Wumms und geschliffenen Manieren. Der Spareffekt fällt jedoch so gering aus, dass sich der happige Mehrpreis zum 535i nicht lohnt.

Technische Daten
Infiniti M35h GT PremiumAudi A6 Hybrid BMW Active Hybrid 5
Grundpreis62.840 €54.150 €63.200 €
Außenmaße4945 x 1845 x 1500 mm4915 x 1874 x 1455 mm4899 x 1860 x 1475 mm
Kofferraumvolumen350 l375 bis 995 l375 l
Hubraum / Motor3498 cm³ / 6-Zylinder1984 cm³ / 4-Zylinder2979 cm³ / 6-Zylinder
Leistung268 kW / 364 PS bei 6800 U/min180 kW / 245 PS bei 4000 U/min250 kW / 340 PS bei 5800 U/min
Höchstgeschwindigkeit250 km/h240 km/h250 km/h
0-100 km/h5,9 s7,6 s6,0 s
Verbrauch6,9 l/100 km6,2 l/100 km6,4 l/100 km
Testverbrauch11,1 l/100 km
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Erscheinungsdatum 03.07.2024

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