Aston Martin V12 Motor: Der letzte Zwölfzylinder?

Aston Martin Vanquish
Ist das Aston Martins letzter V12?

Veröffentlicht am 02.08.2025

Der V12-Motor ist in der modernen Automobilwelt zur Ausnahmeerscheinung geworden. Downsizing, Elektrifizierung und Flottenverbrauchsnormen haben ihn aus dem Alltag verdrängt. Aston Martin hält dennoch daran fest – zumindest vorerst. Im Vanquish Volante kommt ein 5,9 Liter großer Zwölfzylinder zum Einsatz, der mit 835 PS und 1.000 Nm Drehmoment die technischen Reserven dieser Bauform auslotet.

Die offene Variante verstärkt dabei nicht nur die akustische Wahrnehmung, sondern lenkt die Aufmerksamkeit zurück auf das Aggregat selbst: als zentrales Element eines Fahrzeugs, das sich konsequent um seinen Antrieb herum aufbaut.

V12-Charakteristik: Kurzhubig, druckvoll, präsent

Im Vanquish Volante arbeitet eine Weiterentwicklung des bekannten Aston-V12, intern als AM29 bezeichnet. Der aufgeladene Zwölfzylinder schöpft seine Leistung aus vergleichsweise kurzem Hub (89 mm), bei gleichzeitig großem Bohrungsdurchmesser (89 mm). Das sorgt für hohe Drehfreude und unterstützt die Charakteristik eines Motors, der auf spontane Gasannahme und aggressives Hochdrehen ausgelegt ist.

Der maximale Ladedruck von 2,25 bar ist ungewöhnlich hoch für ein Aggregat dieser Baugröße. Damit erreicht der V12 seine Nenndaten bereits bei mittleren Drehzahlen, verliert jedoch etwas an Linearität. Die Leistungsentfaltung erfolgt in Wellen, mit klar spürbarem Leistungsanstieg ab etwa 3.000 U/min. Der Übergang zwischen den Modi ist nicht weich gezeichnet, sondern scharf konturiert – mit dem Effekt, dass sich der Schub bei plötzlichem Gaspedaleinsatz plötzlich entlädt.

Die offene Bauart verstärkt die akustische Wirkung

Im Volante verstärkt sich der akustische Eindruck des V12 deutlich. Anders als im Coupé entfallen Dämmung und feste Dachstruktur, was insbesondere die mittleren und hohen Frequenzbereiche stärker zur Geltung bringt. Das Klangbild setzt sich aus drei akustischen Ebenen zusammen: tiefes Gurgeln im Leerlauf, sonores Grollen unter Last und ein helles, fast blechartiges Posaunen bei maximalem Ladedruck.

Diese Differenzierung ist typisch für aufgeladene Großmotoren, wird jedoch bei Aston Martin durch die Bank weg klarer ausgeprägt als bei vielen Wettbewerbern. In der offenen Karosserieform tritt sie deutlicher zutage.

Der letzte seiner Art?

Ob der V12 im Vanquish Volante der letzte seiner Art bleibt, ist offen – doch vieles deutet darauf hin. Aston Martin hat bereits angekündigt, in naher Zukunft auf elektrifizierte Antriebe zu setzen, auch in der Spitzenklasse. Ein vollständig neuer V12 ist angesichts regulatorischer Hürden und Investitionsvolumen unwahrscheinlich. Der aktuell verbaute Zwölfzylinder dürfte somit nicht nur in technischer, sondern auch in historischer Hinsicht das finale Kapitel einer Ära markieren.