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Qualitätsreport 2013
So gut sind unsere Autos

Warum der ganze Aufwand um perfekte Fugen, akkurate Passungen und hochwertige Materialien? Weil genau dann ein zuverlässiges Auto herauskommt. Dies beweist der Qualitäts-Check von auto motor und sport. Im Test: 20 Modelle von zehn Marken.

Qualität, Lack, Kantenabstände
Foto: Ingolf Pompe

Exakt 91 Prozent. Wenn nur jedes Votum so eindeutig wäre wie das der Teilnehmer der Leserbefragung von auto motor und sport im Rahmen von Best Cars. Fast allen von ihnen ist also die Qualität ihres Autos wichtig. Eine Binsenweisheit? Na ja: Falls sie umgesetzt würde, müssten - dem Kundenwunsch entsprechend - ja alle Neuwagen perfekt ausgeliefert werden. Dass dies nicht der Fall ist, zeigt der Qualitätsreport. Zehn Marken stellten sich mit jeweils zwei Modellen den kritischen Augen, Ohren und Fingern der auto motor und sport-Tester. Und das Ergebnis wird einigen Verantwortlichen zu denken geben.

Unsere Highlights

Kunden wollen ordentlich verarbeitete Autos

Aus Sicht der Kunden sind die Ansprüche nicht gerade utopisch: Sie wollen, dass ihre Autos ordentlich verarbeitet sind und zuverlässig fahren. Diese Forderung sollte über alle Klassen hinweg erfüllbar sein. Klar, dass ein Luxusmodell mit hochwertigeren Materialien aufwartet als ein Kleinwagen; doch selbst harter Kunststoff kann klapper- und knarzfrei montiert werden.

So viel zur Minimal-Forderung. Sie wird leider nicht immer erfüllt. Das zeigt die Auswertung der Leserumfrage ähnlich deutlich wie der Dekra-Mängelindex, der ebenfalls in den Qualitätsreport von auto motor und sport einfließt. Dekra bewertet die Resultate der Hauptuntersuchungen, zeichnet ein scharfes Bild der Langzeit-Haltbarkeit.

Gemeinsam mit der Beurteilung durch die auto motor und sport-Leser ergibt sich eine auf hohe Fallzahlen angelegte Zuverlässigkeits-Studie. Und hier liegen die Hersteller BMW und Lexus vor Audi und Mercedes, gefolgt von VW. Völlig abgeschlagen rangiert Peugeot auf dem letzten Platz. Eine zusätzliche Auswertung der Leserwahl bezieht sich auf das Thema Qualitäts-Empfinden. Hier setzt sich Audi knapp an die Spitze, dahinter BMW und Mercedes.

Premium-Hersteller liegen vorn

Betrachtet man alleine die Feldstudie aus den Daten der Dekra sowie der auto motor und sport-Leser, addiert dazu die Ergebnisse aus der Qualitäts- und der Zuverlässigkeits-Umfrage, dann liegen auch hier die Premium-Hersteller vorn: Audi und BMW knapp vor Mercedes und Lexus; VW schließt mit leichtem Abstand an. Erneutes Schlusslicht: Peugeot. Interessanterweise behauptet sich Kia bei der Zuverlässigkeit auf dem Niveau von Skoda und Ford - doch alle drei Hersteller haben Probleme hinsichtlich der wahrgenommenen Qualität: Hier strafen die Leser sie deutlich ab.

Nicht erst seit der Adelung durch Perfektionist und VW-Chef Martin Winterkorn ("Da scheppert nix") gelten die Koreaner als Qualitäts-Aufsteiger unter den asiatischen Marken. Zu Recht? Sowohl am Kleinwagen Rio als auch am SUV Sportage beweist Kia, dass man die Karosserie-Verarbeitung im Griff hat - und zwar auf dem hohen Niveau einer Mercedes S-Klasse und eines Audi A7. Erst beim Interieur sinkt die Wertigkeit deutlich, bleibt aber immer noch auf Höhe von Opel.

Beide Kia-Modelle fallen innen mit einfachem Hartplastik auf, werden hier nur vom Skoda Rapid Spaceback unterboten. Letzterer ist allerdings immerhin sauber gefertigt, wogegen bei Kia unzureichend entgratete Kunststoffe und Ablagefächer stören. Vom hohen Niveau der Karosserie-Verarbeitung ist die koreanische Marke im Innenraum noch ein Stück weit entfernt. Wie die Annäherung an Perfektion aussieht, zeigt Audi beim A7. Wer nun meint, dass das in dieser Klasse die Regel sein sollte, sieht sich getäuscht: Nur der Lexus GS glänzt ähnlich; doch schon beim BMW Gran Coupé, dem VW Touareg und der Mercedes S-Klasse fehlt das Wort "perfekt" in den Aufzeichnungen der auto motor und sport-Tester.

Audi A3 übertrifft den A7 im Qualitätsreport

Interessant auch der Abgleich der großen mit den kleineren Modellen eines Herstellers. So liegt der Audi A3 nicht nur bei der Interieur-Qualität gleichauf mit dem A7; er übertrifft das Luxus-Modell sogar beim Fugenbild der Karosserie sowie bei der Lackierung. Ähnlich bei Lexus: Da ist der kompakte CT sogar besser lackiert als der große GS. Noch deutlicher fällt der Unterschied bei Peugeot aus: Entspricht der 508 noch den enttäuschenden Leser-Bewertungen, so liegt der kompakte 308 beim äußeren Erscheinungsbild gleichauf mit dem Audi A7 und der Mercedes S-Klasse.

Hier hat der französische Hersteller in Riesenschritten aufgeholt. Bis er im Innenraum auf dem Niveau eines Audi A3 angelangt sein wird, muss Peugeot aber noch einiges investieren. Genauso übrigens ins Image: Die auto motor und sport-Leser bewerten Qualität und Zuverlässigkeit der französischen Modelle als inakzeptabel, und auch der Dekra-Report weist schlechte Noten aus.

Bestünde die Mercedes-Welt ausschließlich aus der S-Klasse, so wäre sie vielleicht nicht vollkommen, aber schon ziemlich rosig - man läge hinter Audi und Lexus auf Platz drei, zumal sowohl Leser als auch Dekra durchweg gute Beurteilungen aussprechen. Das Problem heißt Mercedes A-Klasse: Sie zieht die Marke herunter. Schiefe Klebenähte, offen liegende Schrauben und unfeine Schweißpunkte widersprechen schwäbischer Perfektion. Innen finden sich scharfe Kanten, und auf Kopfsteinpflaster zirpt es hörbar aus dem Armaturenbrett.

Opel Adam übertrifft Insignia in der Interieur-Qualität

Das Gegenbeispiel liefert Opel: Der Kleinwagen Adam übertrifft das Mittelklasse-Modell Insignia in der Interieur-Qualität deutlich. Zusammen mit dem besseren Abschneiden beim Dekra-Report gelingt Opel in der Gesamtwertung immerhin noch ein Platz vor Peugeot, aber hinter Skoda - auf einem enttäuschenden achten Rang.

Noch enttäuschender: Das Ford-Ergebnis. Spricht Dekra noch gute Noten aus, so halten die auto motor und sport-Leser von der Qualität der Produkte wenig - was die getesteten Modelle Ford Focus und S-Max mit ungleichmäßig angebrachten Dichtungen, schlecht eingepassten Türen, Versatz bei Stoßfängern sowie variierenden Fugen bis hin zu Lackierung mit Cellulitis-Dellen und Hammerschlag-Optik bestätigen.

Speziell beim Ford S-Max gehen die Beanstandungen mit speckig glänzendem Armaturenbrett, hakendem Schminkspiegel, bauchiger Verkleidung der A-Säule sowie kratzanfälligem Hartplastik im Kofferraum weiter.

Ford-Autos mit Knarz- und Zirpgeräuschen

Und selbst beim Fahren auf schlechter Fahrbahn ärgern beide Ford-Autos mit Knarz- und Zirpgeräuschen, denen der Ford S-Max noch vernehmliches Klappern aus dem Kofferraum beifügt. Alles nur schlecht aufgetragene Schminke? Die Leser-Umfrage lässt andere Schlüsse zu: Bei der Bewertung der Zuverlässigkeit schließt nur noch Peugeot verheerender als Ford ab. Und Opel steht kaum besser da. Offensichtlich besteht eben genau jener vermutete Zusammenhang aus Verarbeitung und Langzeithaltbarkeit. Denn Audi, BMW, Mercedes und Lexus erhalten hier ein positives Zeugnis - und landen in der Gesamtwertung weit vorn.

Die Modelle der siegreichen Marken bringen anscheinend die besten Voraussetzungen mit, ihren Kunden über viele Jahre Freude zu bereiten - und sie nicht mit Mängeln, Schäden oder Ausfällen zu nerven. Denn dieser Qualitätsreport beweist: Aus der Güte der Verarbeitung lassen sich direkt Rückschlüsse ziehen, wie lange Autos voraussichtlich halten werden. Qualität ist eben alles andere als Zufall.

So haben wir getestet

Im Grunde definieren zwei Kriterien die Qualität eines Autos: seine Zuverlässigkeit und seine Qualitätsanmutung - außen wie innen. In diese beiden Bereiche teilt sich folglich auch der Qualitäts-Report von auto motor und sport auf. Basis für die Bewertung der Zuverlässigkeit liefert einerseits der Dekra-Mängelindex. Er dokumentiert, wie häufig bei der Hauptuntersuchung Mängel beanstandet wurden. Zum Vergleich werden je zwei Modelle aus Kompakt- und Mittelklasse mit 50.000 bis 100.000 km Laufleistung herangezogen.

Als zweites Standbein fließt die Erfahrung der auto motor und sport-Leser ein, die im Rahmen von Best Cars 2013 an der Leserwahl teilgenommen haben. Dabei finden nur die Aussagen der Fahrer der jeweiligen Marke Berücksichtigung. Den zweiten Teil des Qualitäts-Checks erledigt das Test-Team von auto motor und sport; es beurteilt je zwei Fahrzeuge der zehn Hersteller nach Karosserie- und Interieur-Qualität. Dabei werden Fugenbild, Lack und Türpassungen ebenso unter die Lupe genommen wie Materialbeschaffenheit, Haptik sowie Stoff- und Lederverarbeitung.

Zuletzt müssen die 20 Autos noch auf einer Schlechtwegstrecke über Kopfsteinpflaster, Bahngleise und Kanaldeckel beweisen, ob sie klapperfrei verarbeitet sind. Die Summe der einzelnen Unterpunkte ergibt das Gesamtergebnis, wobei die Rangfolge nicht die einzelnen Modelle, sondern die Marke ausweist.

Fazit

Erwartungsgemäß liegen die Premium-Hersteller vorn - mit Audi an der Spitze. Wobei es auch hier Überraschungen gibt: etwa, dass der Audi A3 besser verarbeitet ist als der A7. Oder dass sich die Mercedes A-Klasse deutlich vom hohen Qualitäts-Standard der S-Klasse entfernt. Jedes Auto sollte sorgsam zusammengebaut sein - doch oft zeigt sich Schludrigkeit, wie dieser Qualitätsreport belegt. Im Folgenden finden Sie zu jedem der Hersteller ein kurzes Resumee.

Audi: Der viel zitierte Fugenfetischismus trägt Früchte. Klassenübergreifend beim A7 und beim A3 glänzt Audi mit engen, gleichmäßigen Spaltmaßen sowie sauber eingepassten Leuchten und Anbauteilen. Besonders im Innenraum setzt Audi mit gekonnter Materialauswahl und prozesssicherer Produktion Maßstäbe. Hinzu kommt das gelungene Lichtkonzept sowie die überzeugende Haptik und Rückmeldung von Tastern und Drehreglern. Präziser klickt und rastet keiner.

BMW: Mit hoher Verarbeitungsqualität etabliert sich BMW auch aus Lesersicht in der Spitzengruppe. Während das feine BMW 6er Gran Coupé bei nur minimalen Defiziten im Blech erwartungsgemäß auch in der Interieurwertung Punkte sammelt, kommt der BMW 1er überraschenderweise kaum schlechter weg. Der Grund: gut verarbeitete Polster und überzeugende Haptik. Auch in der Langzeit-Qualität wird es keine Überraschungen geben. Laut Dekra-Report fährt BMW klar in der Spitzengruppe mit.

Ford: Oberflächlich kommt Ford mit hochwertigen Materialien und guter Verarbeitung. Doch wer genau hinschaut, findet im Ford Focus innen scharfe Grate an Lüftungsgittern und an der Sitzkonsole, dazu kommen zwar schicke, glanzverchromte Drehsteller im Cockpit, die aber glatt und schwer zu greifen sind. Außen finden sich große Toleranzen an den Übergängen und ungleichmäßige Fugen. Der Ford S-Max ist außen etwas besser, verliert aber innen durch lästige Klappergeräusche.

Kia: Im Karosseriebau und in der Passgenauigkeit zieht Kia mit den top bewerteten deutschen Premiumprodukten gleich. Auch der Dekra-Mägelindex bescheinigt den Koreanern hohe Zuverlässigkeit. Zudem gewährt Kia etwa auf den Rio eine sieben Jahre oder 150.000 Kilometer währende Garantie. Schwächen wie sichtbare Schweißpunkte am Heckzugang des Kia Sportage oder an der Heckklappeninnenseite des Rio lassen sich so verschmerzen.

Lexus: In Sachen Karosseriequalität macht Lexus niemand etwas vor. Perfekt enge und gleichmäßige Spaltmaße bei beiden Modellen sowie exakt montierte Leuchten und Anbauteile geben keinen Anlass zur Kritik. Innen glänzt der Lexus GS mit viel echtem Aluminium und passgenau sowie fein verarbeitetem Leder. Hier kann der kompakte Lexus CT 200 h vor allem in Sachen Materialanmutung nicht folgen. Auf der Schlechtwegestrecke stört Knistern aus dem Armaturenbrett.

Mercedes: Die Krone deutschen Automobilbaus glänzt nicht durchgängig. Während die neue Mercedes S-Klasse das Niveau der Ingolstädter und Münchner Wettbewerber halten kann, erreicht die A-Klasse nicht das Niveau der besten im Segment. Hier sind es die nur schwach geriffelten Drehregler mit wenig Griffigkeit, dort die durch zu knappe Verkleidung sichtbaren Schweißpunkte an der Tür und die groben Klebefugen im Sichtbereich. Die Mercedes A-Klasse ist damit noch kein Top-Mercedes.

Opel: Im Vergleich zu seinem Vorgänger hat der überarbeitete Opel Insignia im Qualitätseindruck deutlich dazugewonnen, wirkt edler, aufgeräumter. An den Materialien gibt es wenig zu bemängeln. Wer genauer hinschaut, findet Grate, stört sich am etwas welligen Lederbezug oder am leichten Knistern im Armaturenbrett. Auch der Opel Adam ist nicht ganz leise, zeigt sich aber - trotz der einen oder anderen Schwäche - für einen der ganz Kleinen auf unerwartet hohem Qualitätsniveau.

Peugeot: Der Peugeot 308 überrascht mit engem, parallelem Fugenbild, passgenauer Montage und glattem, glänzendem Lack. Innen bietet er mit fein strukturierten Kunststoffoberflächen und massiven Aluminiumteilen hochwertige Qualtitätsanmutung. Nachlässig entgratete Übergänge zwischen Mittelkonsole und Fußraum, beulendes Leder sowie leichte Poltergeräusche auf schlechter Strecke trüben das Bild. Der höher positionierte Peugeot 508 schneidet schlechter ab.

Skoda: Skoda profitiert von den Erfahrungen der großen Mutter Volkswagen. Davon zeugen die präzise gefertigten Karosserien und die umfangreiche Sicherheitsausstattung. Das Top-Modell der Marke, der Skoda Superb, schlüpft im Qualitätseindruck nicht an seinen Schwestern VW und Audi vorbei. Aber er macht einen guten Eindruck. Auch der kleine Skoda Rapid Spaceback ist trotz rudimentärer Ausstattung und einfacheren Materialien auf einem gutem Weg.

VW: Dass Volkswagen Oberklasse kann, haben die Wolfsburger längst bewiesen. Darüber hinaus gelingt es - und das zeigt nicht nur der Golf - diese Fertigungspräzision sowie den Qualitätsanspruch auch in den unteren Klassen umzusetzen. Selbst mutige Designansätze mit akzentuierten Karosseriekanten und besonders engen Radien werden prozesssicher umgesetzt. Das hat positive Auswirkungen auf Langzeitqualität und Haltbarkeit - unabhängig von Klasse und Modell.

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AUTO MOTOR UND SPORT 14 / 2024

Erscheinungsdatum 20.06.2024

148 Seiten