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Burmester-Soundsystem
Große Bühne in der Mercedes C-Klasse

Erstmals lässt sich die Mercedes C-Klasse mit einem Soundsystem von Burmester ausrüsten. Wir haben der High-End-Schmiede aus Berlin einen Besuch abgestattet und das System Probe gehört.

Burmester-Soundsystem, Komponenten
Foto: Burmester

Für sich betrachtet sind 922 Euro und 25 Cent viel Geld für ein Soundsystem im Auto. Musik kommt schließlich schon aus den Basislautsprechern, und die sind serienmäßig an Bord. Für Mercedes- C-Klasse -Käufer stellt das Kreuzchen bei der Option 810 hingegen die mit Abstand günstigste Möglichkeit dar, zu einer echten Burmester-Anlage zu kommen. Die Berliner HiFi-Manufaktur baut nämlich sonst Verstärker, CD-Player und Lautsprecher für den Heimbereich, von denen jeder einzelne schon so viel kostet wie bei Mercedes das ganze Auto.

Burmester-System überzeugt mit wuchtigem Bass

Für gut 900 Euro gibt es in der Mercedes C-Klasse gleich 15 Lautsprecher, einen Neunkanal-Verstärker mit 590 Watt sowie einen digitalen Signalprozessor, der die Komponenten an die Akustik des Fahrzeuginnenraums anpasst. Als Besonderheit nutzen die beiden 20 Zentimeter großen Tieftöner Hohlräume im vorderen Karosseriebereich als Resonanzräume aus. Dadurch kann auf Basslautsprecher in den Türen verzichtet werden, was akustische und praktische Vorteile hat, weil so Platz für große Ablagen bleibt.

Obwohl kein zusätzlicher Subwoofer zum Einsatz kommt, überzeugt das Burmester-System in der Mercedes C-Klasse mit seinem wuchtigen Bass und der wunderbar direkten und anspringenden Stimmwiedergabe, ohne aufdringlich oder angestrengt zu klingen. Gerade im Stimmbereich reagiert das menschliche Ohr evolutionsbedingt besonders sensibel auf tonale Verfärbungen. Zusammen mit den weit oben in den Türen platzierten Mitteltönern sorgt der auf dem Armaturenbrett untergebrachte Centerspeaker für eine hohe Bühnenabbildung samt eindrucksvoller Breitenstaffelung.

Das ist im Auto keine Selbstverständlichkeit. Denn die asymmetrischen Sitzpositionen stehen einer präzisen Fokussierung prinzipiell im Wege. Wer sich zu Hause mal nur vor den linken Lautsprecher setzt, ahnt, welche Kniffe die Burmester-Entwickler anwenden mussten, damit es in der Mercedes C-Klasse auf allen Plätzen gleich gut klingt. Und zwar quer durch alle Musikrichtungen von zarten Violinkonzerten bis hin zu monströsen Hardrock-Arrangements. An die Pegelreserven und Luftigkeit der großen Burmester-Anlage für die S-Klasse kommt das System freilich nicht heran. Die kostet mit ihren 7.500 Euro jedoch auch das Achtfache und entspricht damit schon eher dem gewohnten Preisniveau der Berliner Edeltechniker.

„Das Klangbild muss zum Autocharakter passen“

Mit der gleichen Leidenschaft wie bei seinen sündteuren Heim-HiFi-Anlagen entwickelt Dieter Burmester Soundsysteme fürs Auto, wie der Mercedes C-Klasse. Eine Visite beim HiFi-Guru in Berlin. „Eine gute HiFi-Anlage erkennt man daran, dass man sich nicht mehr über die Technik den Kopf zerbricht, sondern nur noch an die Musik denkt.“ Und das sagt ausgerechnet einer, der sich seit Jahrzehnten den Kopf über Technik zerbricht und damit sein Geld verdient.

Doch mit dieser Einstellung ist Dieter Burmester bisher immer bestens gefahren. Seinen ersten Verstärker hat er als junger Musik-Fan nur für sich selbst gebaut, weil ihn das, was es auf dem Markt gab, nicht so recht überzeugte. Als Freunde und Fachjournalisten das Gerät Probe hörten, wollten sie auch so eines. Das war 1977. Inzwischen gehört die Burmester Audiosysteme GmbH aus Berlin mit ihren 50 Mitarbeitern zu den ersten Adressen im High-End-Bereich, verkauft Anlagen in über 50 Länder der Welt, wobei Asien, und hier vor allem China, als Absatzmarkt – wie für die Autoindustrie – immer wichtiger wird.

Nicht nur die Mercedes C-Klasse wird von Burmester ausgestattet

Eine weitere Parallele zur Autoindustrie: Auch bei Verstärkern und Lautsprechern entscheiden sich chinesische Kunden meist für die teuersten Modelle aus dem Burmester-Programm. Ein Verstärker kostet dann schon mal 40.000 Euro, ein paar Lautsprecher das Doppelte. Wobei der Hobby-Gitarrist Burmester betont, dass auch seine günstigen Geräte bereits toll klängen. Günstig heißt bei ihm dann: 3.500 Euro.

Unabhängig vom Kaufpreis werden sämtliche Heim-HiFi-Komponenten von Hand montiert, damit sie ein Leben lang halten. Und falls doch einmal was kaputtgehen sollte, repariert Burmester sie zu einem Symbolpreis noch unter den Selbstkosten, inklusive erneuerter Rundumgarantie.

Die Lautsprecher und Verstärker, die in der Mercedes C-Klasse eingesetzt werden, baut er hingegen nicht selbst. Angesichts von mehreren 10.000 Stück im Jahr wäre der Tempelhofer Betrieb maßlos überfordert. Schließlich setzen neben Mercedes auch Porsche und Bugatti auf das Know-how des Berliners. Sämtliche Komponenten wurden jedoch von seinem Team entwickelt und werden jetzt von unterschiedlichen Großserienherstellern nach den Spezifikationen von Burmester gefertigt. Die Abstimmung der Anlage erfolgte zusammen mit den Akustik-Experten von Mercedes in mehreren Einzeletappen.

Mercedes C-Klasse soll in erster Linie entspannt klingen

Schon im Frühstadium der Karosserieentwicklung der Mercedes C-Klasse ging es per Messmikrofon an die Grobjustage des Klangbildes. Mit zunehmendem Projektfortschritt kommt immer stärker das geschulte Ohr Burmesters und seines Teams zum Einsatz. Musikstücke, die Burmester schon auf vielen HiFi-Anlagen gehört hat, bilden dabei die Referenz. Anhand seines Alters auf den Musikgeschmack zu schließen, wäre übrigens ein Fehler. Obwohl er auf die 70 zugeht, hört er „alles von Bruckner bis Hip-Hop“.

Über den digitalen Signalprozessor im Verstärkergehäuse ließ sich der Klang perfekt an die Fahrzeugakustik und eigene Wünsche anpassen. Wobei sich die Vorstellungen seitens Mercedes stark mit denen von Burmester deckten: „Ich versuche immer einen Sound zu kreieren, der zum Charakter des Autos passt.“ Eine komfortable Mercedes C-Klasse soll daher in erster Linie entspannt klingen. Schließlich hält er das Auto für einen der letzten Rückzugsorte des modernen Menschen, ideal, um ungestört Musik zu hören und „auch mal ein bisschen lauter aufzudrehen“, ohne dass sich gleich jemand beschwert.

Bei der Platzierung der Lautsprecher war jedoch Kompromissbereitschaft gefragt. Gerade die Tür gehört zu den neuralgischen Teilen in der Mercedes C-Klasse, bei dem Ingenieure aus verschiedenen Abteilungen um jeden Millimeter ringen. Schließlich müssen Airbags und Fensterheber ebenso untergebracht werden wie Dichtungsfolien, Ablagen und Ambientelichter. Umso glücklicher ist Burmester daher über die weit oben platzierten Mitteltöner in der Tür, die zur tollen Bühnenabbildung beitragen. „Da müssen Sie im Heimbereich einen Riesenaufwand betreiben, um so eine Bühne zu bekommen.“ Er muss es wissen, denn wenn er seit Jahrzehnten etwas betreibt, dann einen Riesenaufwand.

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