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Mikrowellenzündung
Zündende Idee für Verbrenner?

In Empfingen tüfteln typische Schwaben an einem neuen Zündsystem. Mit ihrer patentierten Mikrowellenzündung (MWI) wollen die Gebrüder Gallatz dem Verbrenner neuen Schwung verleihen. Was steckt dahinter?

Mikrowellenzündung MWI
Foto: Hans-Dieter Seufert

Autobahn 81, Ausfahrt Empfingen, links abbiegen zum ausgeschilderten Innovationscampus. Müde quietschend öffnet ein stacheldrahtbewehrtes Tor, geparkt wird vor einem unscheinbaren Gebäude. Hier will man nicht groß auftrumpfen, sondern eher im Verborgenen entwickeln. Denn die Erfindung der Brüder Gallatz könnte eines Tages weltweit Beachtung finden, weshalb sie auch für teures Geld ihr Wissen patentieren ließen. Immerhin geht es um nichts Geringeres als eine Revolution des Verbrennungsmotors oder genauer die Verbesserung seines Wirkungsgrades und Abgasverhaltens. Also etwas, mit dem sich gerade alle Motorenbauer beschäftigen, wenn sie noch dürfen.

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Denn statt wie bisher das Kraftstoff-Luft-Gemisch in den Brennräumen mit einer Zündkerze punktuell zu entflammen, soll mit Mikrowellen eine Raumzündung erzeugt werden. Damit würde der Verbrennungsvorgang nicht nur deutlich schneller vonstattengehen, sondern auch noch umfassender. Außerdem würde die Klopfneigung reduziert, sodass die Verdichtung erhöht und dadurch der Wirkungsgrad gesteigert werden könnte. Klingt fantastisch, aber die Schwaben sind wild entschlossen, ihre Erfindung fertigzuentwickeln und für allerlei Anwendungen und Kraftstoffe bereitzustellen.

Versuchsmotoren laufen

Dass Mikrowellen durchaus kräftig sein können, weiß jeder, der einen entsprechenden Ofen in der Küche hat. Um genügend Energie auf kleinem Raum zu konzentrieren, bedienen sich die Gallatz-Brüder beim Bodenradar eines Kampfflugzeugs. Da passen Frequenz und Leistung. Über einen Leiter werden die Wellen dann in eine Kammer geführt, die im Brennraum das Gemisch entflammt.

Jetzt britzelt die Kammer, kaum größer als eine Zündkerze, vernehmlich in der Hand von Hochfrequenz-Spezialist Raphael Kramer. Kleine blaue Blitze sind in ihrem Inneren erkennbar, es riecht nach Ozon. "Da sieht man schon ein wenig die Energie, die die Mikrowellen entfalten. Und zwar genau da, wo wir es haben wollen", erklärt Armin Gallatz. Enthusiastisch zählt er die einzelnen Vorteile auf. Ganz große Hoffnungen setzt er auch auf Wasserstoffmotoren. Diese mit Raumzündung zu betreiben, würde die Verbrennung noch deutlich verbessern.

Mikrowellenzündung MWI
Hans-Dieter Seufert
Als Versuchsmotor dient derzeit ein robuster Hatz-Dieselmotor, der sich mechanisch nicht so leicht aus der Ruhe bringen lässt.

Sein Optimismus speist sich dabei aus einem Zweizylinder-Versuchsmotor, der auf einem Zylinder konventionell und auf dem anderen mit Mikrowellen gezündet wurde. Trotz gleicher Einspritzmenge lieferte der mikrowellengezündete Zylinder deutlich mehr Leistung. Messungen deuten bei weiterer Optimierung einen 10 bis 20 Prozent geringeren Verbrauch bei weniger Schadstoffen an. Inzwischen habe auch das renommierte Institut AVL in Graz die Vorteile in Prüfstandsläufen bestätigt.

Fazit

Von der Autoindustrie werde die MWI-Technik bisher eher ignoriert, stellt Volker Gallatz fest. Deshalb konzentriere man sich derzeit mehr auf langsam laufende Schiffsmotoren. Die Mikrowellen entzünden dabei jeden Kraftstoff und verbrennen ihn sauberer, ohne dass der Motor umgebaut werden müsste. Klingt gut, wir bleiben dran.

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Erscheinungsdatum 03.07.2024

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