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Update für Waymo-Autos
Sicherheitsfahrer bleiben zu Hause

Inhalt von

Als erstes Unternehmen überhaupt schickt die zum Google-Mutterkonzern Alphabet gehörende Firma Waymo ihre autonomen Autos ohne Sicherheitsfahrer auf die Straße – mit Passagieren an Bord!

Chrysler Pacifica Hybrid Waymo autonomes Fahren
Foto: Fiat-Chrysler

Selbstfahrende Autos sind in den Entwicklungsabteilungen von Software Start-ups, Technologiekonzernen und etablierten Autobauern ganz weit oben auf der Prioritätenliste. Während Simulationen gestartet und Testfahrzeuge auf genau definierte Straßenabschnitte geschickt werden, ist Waymo schon viel weiter.

Autonom seit 2012

Das Unternehmen Waymo wurde 2016 als Tochter des Google-Mutterkonzerns Alphabet gegründet und übernahm die Entwicklungsarbeit des „Google Driverless Car“ Projekts. Bereits vier Jahre vorher, im Mai 2012, hat Google im US-Bundesstaat Nevada von den Behörden erstmals die Genehmigung zum Betrieb autonomer Autos auf öffentlichen Straßen erhalten. In den damals eingesetzten Toyota Prius, die entsprechend umgebaut wurden, befand sich aber stets ein Mensch an Bord, der in das Geschehen eingreifen konnte.

Unsere Highlights

Ende 2014 stellte Google das erste selbstentwickelte Auto ohne Lenkrad und Pedale vor. Die eiförmigen Kleinwagen sorgten für internationales Aufsehen. Mittlerweile ist viel passiert. Waymo ist längst über den Status einer Versuchsabteilung mit einer kleinen Flotte von Prototypen hinausgewachsen. 75 selbstfahrende Minivans auf Basis des Chrysler Pacifica Hybrid haben bislang über 525.000 Kilometer auf öffentlichen Straßen in den USA zurückgelegt. Seit 2. April 2018 sind im Bundesstaat Kalifornien selbstfahrende Autos auf den Straßen zugelassen, bei denen kein Fahrer mehr an Bord sein muss.

Selbst unter widrigen Witterungsbedingungen haben sich die autonomen Autos nun behaupten müssen, nachdem Vorwürfe laut wurden, man teste ausschließlich unter perfekten Bedingungen. Jetzt veröffentlichte das Unternehmen zwei Videos, die Fahrten im Nebel und einem Sandsturm zeigen. Weil die Fahrzeuge auf eine Kombination aus Kamera und Radar setzten, sei das kein Problem. Die Radarwellen durchdringen schließlich auch Schichten, an denen das menschliche Auge – oder eben eine Kamera – scheitern kann.

Die Waymo-Flotte wächst auf über 82.000 Autos

Die Waymo-Autoflotte wächst schnell. Im ersten Schritt wurden 1.500 weitere Vans bei Chrysler bestellt. Kurz darauf verkündete man eine Vereinbarung mit Jaguar Land Rover. Der Vertrag sieht die Lieferung von bis zu 20.000 elektrischen Jaguar I-Pace bis 2020 vor, die Waymo im Rahmen von Roboter-Taxi-Flotten einsetzt. Der größte Knaller ließ nur wenige Wochen auf sich warten. Anfang Juni 2018 gab es einen neuen Großauftrag für FCA (Fiat Chrysler Automobiles): Waymo hat 62.000 weitere Chrysler Pacifica geordert. Zudem gewährt man FCA Zugang zur verbauten Technik für das autonome Fahren für eigene Modelle.

„Wir wollen keine Autofirma sein.“

Beim Aufbau der Flotte an selbstfahrenden Autos sucht Waymo ganz bewusst den Schulterschluss mit etablierten Autobauern, die Entwicklung und Produktion eigener Modelle ist nicht geplant.

„Wie ich festgestellt habe, gibt es diese Hypothese, dass Waymo Autos bauen will“, führt Firmenchef John Krafcik im Interview mit dem Handelsblatt aus. „Aber wir sind keine Autofirma, sondern eine Technologiefirma. Wir wollen auch keine Autofirma werden.“

Im gleichen Gespräch macht John Krafcik auch deutlich, dass Waymo und Google separate Unternehmen unter dem Dach der Alphabet-Holding sind. Damit möchte er der vorherrschenden Meinung, dass man die existierende Automobilindustrie in Kürze obsolet machen will, entgegentreten.

„Wir wurden gegründet, um separat von Google zu agieren (…). Ich habe das Gefühl, den Ruf, den wir in der traditionellen Autoindustrie haben, ist: Diese Typen wollen alles nur umwälzen. Aber das ist nicht unsere Rolle. Wir sehen uns in der Rolle eines Wegbereiters.“ Waymo nutzt beispielsweise eine eigene Kartentechnologie, die nicht auf Google Maps basiert.

Über 20.000 Fahrgäste in selbstfahrenden Taxis

06/2018 Waymo Statistics
Waymo
Die populärste Strecke der Waymo-Fahrgäste in Phoenix: Der Weg zur Arbeit.

Nicht nur die schiere Größe der Fahrzeugflotte, sondern auch der Einsatz von Waymos Technologie im Alltag zeigt, dass man das selbstfahrende Auto auch unter Realbedingungen beherrscht. In Arizona ist seit 2017 ein Taxiservice mit Waymo-Fahrzeugen in Betrieb. 400 Passagiere werden Unternehmensangaben pro Tag von den fahrerlosen Vans an ihr Ziel gebracht. Über 20.000 Fahrgäste hat Waymo bislang gezählt. Und das nur in Arizona, einem einzigen US-Bundesstaat. Spätestens wenn das Geschäftsgebiet von Waymo auf andere Regionen ausgeweitet wird, dürften die fahrerlosen Autos von Waymo nicht mehr nur eine Spielerei sein, sondern eine feste Alternative in mehrschichtigen Verkehrssystemen. Dann wird es auch andere Anbieter geben. Der Vorsprung von Waymo dürfte aber ausreichen, die Marktführerschaft nachhaltig auszubauen.

Jetzt auch ohne Sicherheitsfahrer

Waymo fahrerlose Autos
Waymo
Ohne Sicherheitsfahrer, wahrscheinlich aber nicht ganz ohne Aufpasser: Waymo-Autos fahren künftig (ein bisschen) autonomer.

Ein wichtiger Schritt für Waymo ist die Genehmigung von Fahrten mit autonomen Autos nach Level 5 im US-Bundesstaat Kalifornien. Dort herrschen strengere Regeln für den Betrieb von selbstfahrenden Autos als in Arizona.

Als erstes Unternehmen darf Waymo künftig Fahrzeuge auf kalifornische Straßen schicken, bei denen kein Sicherheitsfahrer mehr an Bord ist. Bislang waren die menschlichen Aufpasser aber noch an Bord, vor allem, wenn zahlende Passagiere befördert wurden. Das scheint sich nun zu ändern. In einer E-Mail, die Waymo-Nutzer in Phoenix erhalten haben, kündigt die Google-Tochter an, dass künftig auch Autos ohne Sicherheitsfahrer Fahrten übernehmen werden. Wichtig: Das muss nicht heißen, dass gar kein Waymo-Mitarbeiter mehr an Bord ist. Es wird zumindest kein Fahrer mehr hinterm Lenkrad sitzen. Das genaue Setup lässt Waymo noch offen.

Künstliche Intelligenz an Bord

Technische Entwicklungen auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz spielen bei Waymo eine große Rolle. Die aktuelle Taxiflotte sammelt große Mengen an Daten, mit denen das Kundenverhalten analysiert und der Service verbessert werden kann. Welche Ziele wollen die Mitfahrer ansteuern? Mit welcher Wortwahl benutzen Sie die Sprachsteuerung? Wie verhalten sie sich im Auto? Wenn ein Großteil der Mitfahrer nervös und schreckhaft ist, könnte der Computer künftig vielleicht einen sanfteren Fahrstil wählen, um Zweifel an der Reaktionsschnelligkeit des Systems zu zerstreuen. Selbstlernende Rechner an Bord der Autos können zudem Umleitungsstrecken bei temporären Baustellen planen oder im Stau selbsttätig eine Rettungsgasse für Einsatzfahrzeuge bilden.

Waymo testet auch in Europa

06/2018, Waymo Chrysler Pacifica
Waymo
Waymo-Flotte auf dem FCA-Testgelände im italienischen Balocco.

Eine Expansion nach Europa ist fester Bestandteil von Waymos Zukunftsplanungen. Anfang Juni wurden – unter Ausschluss der Öffentlichkeit – erste Testfahrten in der alten Welt begonnen. Als Teststrecke fungierte der Kurs im italienischen Balocco, einem Testgelände von FCA.

Der große technologische Vorsprung von Waymo dient auch als Pflaster für alte Wunden. Mit dem Fahrdienstleister Uber ist Waymo seit mehreren Jahren im Rechtsstreit. Nach einem Mitarbeiterwechsel zu Uber hat Waymo das Unternehmen verklagt. Der Vorwurf: Uber hat geheime Unterlagen von Waymo zu eigenen Entwicklungszwecken verwendet.

Eine mögliche Schadensersatzklage oder ein außergerichtlicher Vergleich, der sich Insidern zufolge auf eine Milliarde Dollar belaufen könnte, steht im Raum. Davon unbeeindruckt hat Uber jetzt öffentlich eine mögliche Zusammenarbeit der beiden Unternehmen ins Spiel gebracht. Für die eigene Flotte von selbstfahrenden Autos, für die Uber auf Hardware von Volvo setzt, kann man sich den Einsatz von Waymo-Technologie vorstellen.

Kooperation mit Renault-Nissan-Mitsubishi?

12/2017, Nissan Mobilitätsservices Japan
Nissan
Nissan arbeitet an verschiedenen Mobilitätsservices in Japan. Waymo könnte bei autonomen Autos helfen.

Neben der Zusammenarbeit von Waymo mit Jaguar und Fiat-Chrysler zeichnet sich eine weitere Kooperation ab. Wie die japanische Wirtschaftzeitung „Nikkei“ und das „Handelsblatt“ berichten, sind Verhandlungen mit der Renault-Nissan-Mitsubishi-Allianz in vollem Gang.

Den Gerüchten zufolge könnte es schon im Frühjahr 2019 zu einem Abschluss und einer entsprechenden Ankündigung der Partnerschaft kommen. Über die Marken Nissan und Mitsubishi hätte Waymo mehr als einen Fuß in der Tür zum japanischen Markt.

Verkauf von Lidar-Technologie

Waymo will Medienberichten zufolge auch den Verkauf der selbstentwickelten Hardware beginnen. Lidar-Technologie könnte das Unternehmen an ausgewählte Kunden weitergeben. Damit soll vor allem die Auslastung der eigenen Produktionsanlagen sichergestellt werden.

Direkte Konkurrenten, also Anbieter von Mobilitätsdiensten mit automatisierten Fahrzeugen, will Waymo aber nach einem Bericht der US-Seite „The Car Connection“ nicht beliefern. Somit dürften Automobilzulieferer und Autohersteller zu den potenziellen Kunden zählen. Der Vorteil für Waymo: Die eigene Technologie lässt sich somit schnell zum Industriestandard skalieren.

Aus aktueller Sicht scheint Waymo also nicht nur aktuell allen Mitbewerbern auf dem Gebiet des autonom fahrenden Autos meilenweit voraus. Das Google-Schwesterunternehmen dürfte mit seinem Erfahrungsvorsprung und der schieren Größe der geplanten Fahrzeugflotte auch in Zukunft der Technologieführer sein. Damit könnte man der Konzernschwester nacheifern. So wie Google längst zum Gattungsbegriff für Suchmaschinen und die Suche nach Informationen im Internet („googeln“) geworden ist, kann Waymo künftig für das selbstfahrende Auto stehen.

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