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Umbau im VW-Konzern
Wird Bentley zur Audi-Tochter?

Herbert Diess versucht, die Luxusmarken des Konzerns profitabel aufzustellen. Einem Medienbericht zufolge will er im Zuge dessen Bentley bei Audi eingliedern. Was dahinter steckt.

Bentley Marke Wechsel Audi Spekulation Continental Audi Ringe Retusche
Foto: Hersteller / Patrick Lang

Das meldet die Automobilwoche. Volkswagen wollte den Bericht am Sonntag auf Anfrage des Handelsblatt nicht kommentieren. Audi bezeichnete die Darstellung auf Nachfrage von auto motor und sport als reine Spekulation, die man nicht kommentiere. Entsprechende Überlegungen können aber beide nicht leugnen.

Viele Marken helfen nicht immer viel

Ferdinand Piëch war ein Sammler – nicht nur Autos und Motorräder, sondern ganze Marken brachte er in seinen Besitz bzw. in den des von ihm regierten Konzerns. Zwölf sind es immer noch. Es ist kein Geheimnis, dass die Zahl für Herbert Diess keinen Wert an sich darstellt und dass er ihren Nutzen vor allem in ihrem jeweiligen Beitrag zum Unternehmensgewinn sieht.

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Ferdinand Piëch hingegen soll einst von Bernd Pischetsrieders Geschick, die Markenrechte von Rolls-Royce für BMW zu sichern, so beeindruckt gewesen sein, dass er den damaligen BMW-Chef später als seinen Nachfolger auf dem Posten des VW-Vorstandsvorsitzen installierte.

Bentley verdient nicht genug

Nicht dass Piëch damals leer ausgegangen wäre: Das bereits seit 1931 zu Rolls-Royce gehörende Label Bentley fügte er 1998 seinem Mehrmarkenkonzern hinzu. Die Strahlkraft der mehr als 60 Jahre nur mehr als Rolls-Royce mit anderem Logo bekannten Modelle war allerdings ungleich geringer. Inzwischen verkauft Bentley meist 10.000 bis 11.000 Autos pro Jahr, Rolls-Royce im letzten (Rekord-)jahr gut 5.000. Allerdings liegen die Preise entsprechender Modelle der BMW-Tochter immer etwa 100.000 Euro höher als bei Bentley, was Rolls-Royce offenbar erheblich profitabler macht.

Bentley Mulsanne 6.75 Edition by Mulliner
Bentley
Der fast 5,60 Meter lange Bentley Mulsanne noch mit dem 6,75-Liter V8 läuft aus und bekommt keinen direkten Nachfolger.

Diess weiß das als Ex-BMW-Vorstand nur zu gut und versucht das Ergebnis von Piëchs Sammelwut seit geraumer Zeit auf finanziellen Erfolg zu trimmen. Im April 2018 hatte er die Marken dazu umgruppiert: Er selbst wollte für die Volumengruppe mit VW, Seat, Skoda verantwortlich sein, der damalige Audi-Chef Rupert Stadler für die Premiumgruppe (Audi) und Porsche-Chef Oliver Blume für die Super-Premium-Gruppe (Porsche, Bentley, Bugatti, Lamborghini).

Bugatti kostet und soll verkauft werden

Seitdem ist allerdings viel passiert: Herbert Diess ist zwar weiterhin Konzernchef, aber nicht mehr Markenchef von VW, der Audi-Chef heißt seit April 2020 Markus Duesmann und Corona machte die Notwendigkeit zur Konsolidierung sowie zur Fokussierung auf Elektromobilität noch offensichtlicher. Und über Bentley sagte Diess laut Automobilwoche kürzlich: "Die Marke muss ihr Potenzial endlich auch heben." Die Super-Premium-Gruppe indes ist nicht mehr als ein Papiertiger.

So ist Lamborghini weiterhin bei Audi integriert und Bugatti scheint der Konzern lieber veräußern zu wollen. Bislang hat die Manufaktur etwa 700 Autos verkauft, zwar zu siebenstelligen Preisen, aber angesichts der teuren Technik ohne erkennbare Synergie im Konzern wohl ohne Geld zu verdienen. Im Gegenteil: Vermutlich dürfte die Marke den Konzern erheblich mehr kosten, als Ferdinand Piëch der Kauf des Bugatti La Voiture Noire (angeblich elf Millionen Euro). Außerdem läuft die Zeit für 1.500 PS starke W16-Motoren ab: Elektroautos sind inzwischen stärker und geben der Luxuskundschaft die Chance, sich mit moderner Nachhaltigkeit zu schmücken. Nicht umsonst sagen Gerüchte, ein Kandidat für die Übernahme von Bugatti wäre Rimac. Die Kroaten haben den elektrischen Supersportwagen C2 fertig, der mit seinen fast 2.000 Elektro-PS den Bugatti Chiron in den Schatten stellt. Viel bezahlen könnte Rimac vermutlich nicht, aber dafür bliebe eine Verbindung zum Konzern: An Rimac ist Porsche mit 15,5 Prozent beteiligt.

Bentley und Audi passen technisch gut zusammen

Egal wie: Wenn Bugatti nicht mehr in der VW-Struktur vorkommt, wo macht dann Bentley am meisten Sinn? Beim Sportwagenhersteller Porsche? Die beiden Marken haben natürlich die SUVs Cayenne und Bentayga mit gleicher technischer Plattform als Berührpunkt, Panamera und Continental GT bzw. Flying Spur basieren immerhin auf demselben Baukasten, dem Modularen Standard Baukasten (MSB). Den nutzen allerdings außer den genannten Modellen keine anderen im Konzern – eine teure Sonderlocke für eine minimale Stückzahl in einem Unternehmen, das 2019 elf Millionen Autos verkauft hat, von denen fast neun Millionen auf ein und demselben Baukasten (Modularer Querbaukasten, MQB) aufbauten. Und sowohl Porsche als auch Bentley stehen vor der Herausforderung ihre Limousinen und Coupés deutliche zu elektrifizieren bzw. sogar rein elektrische Nachfolger zu erdenken. Porsche hätte mit dem Taycan so was schon am Start, was sich vermutlich auch als elektrischer Continental GT verkaufen ließe – aber zuerst kommt der Taycan 2021 als Audi E-Tron GT.

Nachteil: Die Taycan-Plattform J1 ist kein Baukasten. Das wird eher die PPE (Premium Plattform Electric), die Audi und Porsche gemeinsam entwickeln. Erste Modelle werden der elektrische Porsche Macan (2022) und ein halbes Jahr später ein Audi Q5 (oder Q6) E-Tron, also zwei SUVs. Ein erstes Flachboden-Auto auf PPE wird wohl der Audi E6.

Wird Artemis die neue Basis für Super-Premium?

Aber auf Basis der PPE entsteht auch das erste Modell aus dem Leuchtturm-Projekt Artemis von Audi-Chef Duesmann. Es soll ein neuartiges Konzept werden, ein hocheffizientes Elektroauto, das 2024 auf den Markt kommt und sich vor allem auch durch die neue Elektronikstruktur mit dazugehörigem Betriebssystem auszeichnen wird. Und es wird eher im D-Segment angesiedelt sein. Die Automobilwoche spricht von einer geländegängigen Limousine – so was scheint im Trend zu liegen, wenn man Gerüchten über eine SUV-Limousine (SUL) von Mercedes Glauben schenken mag. Das zweite Artemis-Modell soll dann ein Porsche werden.

Was auch immer für ein Fahrzeugkonzept mit dem ersten Artemis-Modell kommt: Die technische Basis könnte für elektrische Entsprechungen von Bentley-Modellen genauso geeignet sein, wie für die SUVs Bentayga, Cayenne, VW Touareg, und Audi Q7, deren gemeinsame Plattform aktuell auf dem MLB evo (Modularer Längsbaukasten) basiert. Vermutlich bekommen sie auch noch Nachfolger mit Verbrennungsmotoren und Plug-in-Hybrid-Unterstützung, die dann mehr als 100 Kilometer Reichweite erlaubt. Denn die großen SUVs zeichnen sich durch hohe Anhängelasten aus (3,5 Tonnen), die mit E-Autos derzeit noch schwer darstellbar ist. Aber wie beim Macan könnten parallel rein elektrisch angetriebene Modelle ähnlicher Größe entstehen.

Audi fürs luxuriöse Premium, Porsche fürs sportliche?

Dann hätte Audi für alle Bentley-Modelle eine technische Basis uns eine engere Verschränkung der Marken machte Sinn. Klar, die Baukästen könnte auch Porsche nutzen, aber die Schwaben würden sich daneben vor allem um die Sportwagen und ihre Übersetzung ins Elektro-Zeitalter kümmern – wenn auch nicht für die von Bugatti, wenn alles so kommt, wie aktuell kolportiert. Die nächste Runde im Markenpuzzle steht vielleicht an, wenn auch Sportwagen nur noch elektrisch gedacht werden. Wenn Heck- oder Mittelmotor nicht mehr die Fragen sind, könnte der Konzern etwa Lamborghini zu Porsche umgruppieren.

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Nein, das ist genau richtig so, der Verbrenner hat keine Zukunft mehr.Ja, der Verbrenner wird noch lange einen Großteil unserer Autos antreiben, Audi sollte auch hier in der Entwicklung dranbleiben.

Fazit

Der VW-Konzern ist mit seinen hohen Stückzahlen schon mit Verbrennern dank Baukästen profitabel unterwegs gewesen. Je teurer die Modelle und je kleiner die Stückzahlen, desto weniger konsequent wendete man das Prinzip an: MLB für den Audi A8, aber MSB für den Porsche Panamera und Bentley Continental – das dürfte nur einem gewissen Eigensinn der Marken geschuldet gewesen sein.

Bei Elektroautos ist der Kostendruck noch höher, die Baukasten-Politik noch wichtiger. Der Modulare Elektrobaukasten ist die Entsprechung für den MQB, die PPE könnte so was werden wie der MLB, aber darüber, an den teuren Rändern des Portfolios, ist weniger klar. Das verändert auch das Verhältnis der Marken zueinander – entsprechende Zukunftsplanungen dürften noch geraume Zeit anhalten.

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Erscheinungsdatum 26.09.2024

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