Stellantis und Rüsselsheim: Wie viel Opel ist noch in Opel?

Stellantis-Technik in Opel-Modellen
Wie viel Opel steckt noch in aktuellen Modellen?

Zuletzt aktualisiert am 21.07.2025

Opel gehört zu den traditionsreichsten Automarken Deutschlands. Gegründet 1862 als Nähmaschinenfabrik, stieg das Rüsselsheimer Unternehmen ab 1899 in den Automobilbau ein und wurde 1929 Teil von General Motors. Über viele Jahrzehnte war Opel das europäische Standbein des US-Konzerns und prägte mit Modellen wie Ascona, Kadett, Manta, Astra, Omega oder Vectra das Straßenbild. Nach wirtschaftlich schwierigen Jahren wurde Opel 2017 von der französischen PSA-Gruppe übernommen. Seit der Fusion mit Fiat-Chrysler 2021 ist Opel eine von 14 Marken im internationalen Stellantis-Konzern.

Wer heute die mangelnde Eigenständigkeit der Rüsselsheimer beklagt, sollte bedenken, dass Opel eigentlich nur in der Anfangszeit vor mehr als 100 Jahren wirklich unabhängig war. Lange profitierte und litt die Marke mit dem Blitz gleichermaßen unter der Einflechtung in ausländische Konzerne. Und noch etwas: Das erste in Deutschland am Fließband gebaute Automobil – der Opel 4/12 PS "Laubfrosch" – war eigentlich eine Kopie des Citroën Typ C. Insofern schließt sich also der Kreis, wenn sich die Technik aktueller Opel- und Citroën-Modelle gleicht.

Stellantis-Plattformen ersetzen GM-Technik

Die technische Basis der vielen Opel-Modelle hat sich seit der Übernahme von PSA und später Stellantis grundlegend verändert. Während Opel über Jahrzehnte eng mit General Motors (GM) verknüpft war und viele Modelle auf GM-Plattformen basierten, setzt das Unternehmen heute ausschließlich auf Technik aus dem Stellantis-Konzernbaukasten. Doch wie viel "alte" Opel- oder GM-Technik steckt noch in den aktuellen Modellen?

Einige Opel-Modelle, die noch vor der Übernahme durch PSA entwickelt wurden, basierten noch auf GM-Technik. Dazu gehörte zuletzt noch der Opel Insignia der zweiten Generation (bis 2022), der noch auf der GM-Plattform E2XX stand. Die letzten Neufahrzeuge wurden hierzulande 2024 zugelassen – bei denen kamen zahlreiche Antriebs-, Elektronik- und Fahrwerkskomponenten aus dem früheren GM-Baukasten zum Einsatz. Auch der Opel Astra K (bis 2021) war noch vollständig GM-basiert – inklusive Motoren, Getriebe und Infotainment-Systemen. Mit der Einführung des Astra L ist auch dieses Kapitel beendet.

Neue Opel-Modelle auf Stellantis-Basis

Alle aktuellen Neuentwicklungen bei Opel stehen auf den Technik-Baukästen des Stellantis-Konzerns: Der Opel Corsa F basiert seit 2019 auf der CMP-Plattform, die ursprünglich von PSA für Kleinwagen entwickelt wurde. Auch die vollelektrische Variante Corsa Electric nutzt die e-CMP-Basis mit Technik, die identisch zu Modellen wie dem Peugeot e-208 ist. Der Opel Mokka (seit 2020) sowie der aktuelle Astra L (ab 2022) stehen auf den Plattformen CMP bzw. EMP2 V3. Sie nutzen Stellantis-eigene Hybrid- und Elektroantriebe, Infotainmentsysteme und Fahrerassistenztechnik. Der Opel Grandland, der 2021 ein umfassendes Facelift erhielt und ab 2024 als Neuentwicklung auftritt, ist ebenfalls vollständig auf EMP2-Technik umgestellt.

Opel kann im Konzern-Verbund vor allem von der Skalierung von elektrifizierten oder elektrischen Antrieben profitieren und die eigenen Modelle günstiger anbieten. Bei den Elektromodellen – etwa Corsa Electric, Astra Electric oder Zafira Electric – stammt die gesamte Antriebstechnik aus dem Stellantis-Konzern. Elektromotoren kommen von Emotors (einem Joint Venture mit Nidec), die Batterien von ACC, CATL oder LG Energy Solution, abhängig vom Fahrzeug und Markt. Auch bei der Software ist der Bruch mit GM klar sichtbar: Systeme wie OnStar oder IntelliLink sind verschwunden. Stattdessen setzt Opel heute auf einheitliche Infotainmentsysteme mit Android Automotive, TomTom-Navigation und Over-the-Air-Updates, entwickelt unter der Regie von Stellantis.

Nutzfahrzeug-Kooperationen von Opel

Selbst die leichten Nutzfahrzeuge Combo, Vivaro und Movano basieren heute auf PSA-/Stellantis-Plattformen. Früher wurden diese Modelle teilweise gemeinsam mit Renault oder Fiat entwickelt, heute kommen sie aus dem einheitlichen Stellantis-LCV-Programm, von dem beispielsweise auch die Toyota-Proace-Baureihe profitiert. Stellantis gehört mit seinen zahlreichen Marken mittlerweile zu den weltweit größten Anbietern von leichten Nutzfahrzeugen. Neben Nutzlastern von Peugeot, Citroën oder Opel (in England oder Nord-Irland: Vauxhall) gesellen sich auch die Modelle von Fiat Professional oder RAM dazu.

Der wichtigste Baustein des Programms ist die sogenannte "K-Stars"-Plattform, die bei den mittelgroßen Transportern wie dem Peugeot Expert, Citroën Jumpy, Opel Vivaro oder Fiat Scudo zum Einsatz kommt. Diese Fahrzeuge wurden 2023 umfassend überarbeitet und sind in der E-Variante mit einem Akku von bis zu 75 kWh nutzbarer Kapazität erhältlich, was Reichweiten von über 300 km (WLTP) ermöglicht. Im Segment der großen Transporter – etwa Peugeot Boxer, Fiat Ducato oder Opel Movano – setzt Stellantis ebenfalls auf Elektrifizierung und hat 2024 eine neue Generation mit überarbeiteter Antriebstechnik und erhöhter Nutzlast vorgestellt.