Technische Grundlage für das One Pedal Driving ist die Rekuperation: Sobald der Fahrer den Fuß vom Gaspedal nimmt, wechselt der Elektromotor in den Generatorbetrieb. Dabei entsteht ein elektromagnetischer Widerstand, der das Fahrzeug verzögert – je nach Intensität der Rekuperation sogar bis zum Stillstand. Die Bewegungsenergie des Fahrzeugs wird dabei in elektrische Energie umgewandelt. Je nach Fahrzeugmodell liegt die Verzögerungsleistung typischerweise zwischen 0,2 und 0,8 m/s², bei Tesla-Modellen mit starker Rekuperation sogar bei bis zu 1,8 m/s².
Vorteile im Alltag
Reduzierter Pedalwechsel: Im Stop‑and‑Go‑Verkehr entfällt mit OPD ein häufiges Wechseln zwischen Gas und Bremse. Der Fahrer steuert ausschließlich mit dem Fahrpedal. Studien zeigen, dass das Fahren als intuitiver und weniger ermüdend erlebt wird, besonders nach einer Eingewöhnungsphase.
Mehr Reichweite dank Energie-Rückgewinnung: Eine Untersuchung der Technischen Universität Eindhoven hat sich mit dem Energiesparpotenzial des One-Pedal Driving (OPD) beschäftigt. Im Fokus stand ein umgebauter VW Lupo, der mit verschiedenen Bremsstrategien gefahren wurde. Darunter konventionelle parallele Rekuperation, bei der der Elektromotor beim Bremsen mitverzögert, sowie ein eigens entwickelter One-Pedal-Algorithmus. Dieser Algorithmus erlaubte eine feinfühlige Steuerung der Verzögerung allein über das Gaspedal, also ganz im Sinne des OPD-Prinzips.
Im realitätsnahen Stadtverkehr, bei dem viele Lastwechsel, Ampelphasen und kurze Beschleunigungsintervalle vorkommen, zeigte sich der größte Effekt: Die Energierückgewinnung über OPD führte zu einer Effizienzsteigerung von bis zu neun Prozent gegenüber der herkömmlichen Strategie. Auf Überlandstrecken lag der Vorteil immerhin noch bei rund zwei Prozent. Damit ergibt sich bei einem E-Auto mit 500 Kilometern Reichweite ein rechnerischer Gewinn von etwa 10 bis 45 Kilometern – abhängig von Streckenprofil und Fahrverhalten.
Weniger Bremsverschleiß, weniger Feinstaub: One Pedal Driving nutzt überwiegend die Rekuperation des Elektromotors zur Verzögerung, wodurch die mechanischen Bremsen deutlich weniger beansprucht werden. Das schont Bremsscheiben und -beläge, senkt die Wartungskosten und verlängert die Lebensdauer der Bauteile – ein klarer Vorteil im Stadtverkehr.
Der beim mechanischen Bremsen durch Abrieb von Belägen und Scheiben entstehende Feinstaub wird mit OPD stark reduziert. Die Feinstaubbelastung sinkt. Ein Plus für Umwelt und Luftqualität, besonders in dicht besiedelten Regionen.
Fördert defensives Fahren: Beim One Pedal Driving beginnt die Verzögerung unmittelbar mit dem Loslassen des Gaspedals, noch bevor der Fahrer aktiv bremst. Das führt dazu, dass viele automatisch früher vom Gas gehen, was das Fahrverhalten vorausschauender macht. Studien und Erfahrungsberichte zeigen, dass dadurch nicht nur die Reaktionszeit verkürzt wird, sondern auch abruptes Bremsen seltener vorkommt. Besonders im dichten Stadtverkehr kann das die Fahrsicherheit erhöhen und den Verkehrsfluss verbessern.
Kritikpunkte: Eingewöhnung, Grenzen, Missverständnisse
Trotz vieler Vorteile bringt One Pedal Driving einige Herausforderungen mit sich. So kann das veränderte Bremsgefühl für Verwirrung sorgen, insbesondere wenn Fahrer zwischen verschiedenen Fahrzeugtypen wechseln. Wer sich an die automatische Verzögerung gewöhnt hat, könnte in einem konventionellen Auto unbewusst das Bremsverhalten falsch einschätzen.
Hinzu kommt, dass die Rekuperation bei aller Wirkung kein vollwertiger Ersatz für eine echte Notbremsung ist. In Gefahrensituationen bleibt die hydraulische Bremse unverzichtbar, denn die maximale Verzögerung durch OPD reicht nicht aus, um kürzeste Bremswege zu erzielen. In heiklen Fahrsituationen wie auf glatten Straßen oder bei plötzlichem Lastwechsel kann die spontane Verzögerung über das Gaspedal kritisch sein.