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Neue Tarife bei Ionity
Die Anti-Tesla-Preiserhöhung sorgt für Streit

Ionity führt verbrauchsgenaue Ladekosten ein und erhöht damit die Preise kräftig. Viel teurer wird Laden aber nur für Marken, die dem Konsortium nicht angehören, zum Beispiel für Tesla oder Nissan und Renault. EnBW mobility+ Kunden werden komplett ausgeschlossen.

9/2019, Ionity HPC Charger
Foto: Ionity

Bisher kostete ein Ladevorgang im Schnellladenetz von Ionity nur 8 Euro – egal wie viel geladen wurde. Gerade für Stromer mit großem Akku ein verlockendes Angebot. Damit ist jetzt aber Schluss. Denn im Zuge der neuen gesetzlichen Regelung, die eine kilowattstundengenaue Abrechnung beim E-Auto-Laden vorschreibt, ändert das Ladesäulenkonsortium aus Audi, BMW, Daimler, Ford, Hyundai und Porsche seine Preise. So soll ab dem 31.1. eine Kilowattstunde an der CCS-Schnellladesäule 79 Cent kosten. Die Zeit, die dafür verstreicht spielt keine Rolle, das Laden wird für einige Nutzer dadurch allerdings erheblich teurer. Denn für 8 Euro gibt es dann gerade einmal 10,1 kWh Strom, also nicht viel mehr als in eine Plugin-Hybrid-Batterie passt.

Unsere Highlights

Wie der Energieversorger EnBW mitteilt, können mobility+ Kunden allerdings ab dem 2. April 2020 nicht mehr an Ladestationen des Betreibers Ionity laden. Grund dafür ist die neue Preispolitik des Ladeinfrastrukturbetreibers. Besonders die Gestaltung der Roaminggebühren scheint hier für Ärger zu sorgen. Alle anderen mehr als 30.000 Ladepunkte des EnBW mobility+ Ladenetzes in Deutschland, Österreich und der Schweiz (DACH) sind davon nicht betroffen.

"Tankfüllung" für 60 Euro

Das Laden von modernen E-Autos wie dem Audi E-Tron 55 Quattro, dem Jaguar i-Pace oder auch dem Tesla Model 3 geht dann schnell ins Geld. Wer den E-Tron (95 kWh-Akku) mit 20 Prozent Restladung ansteckt und volllädt, zahlt 60,04 Euro, beim Jaguar i-Pace (90 kWh-Akku) kosten 80 Prozent 56,88 Euro und bei der Long Range Version des Model 3 (75 kWh-Akku) werden 47,40 Euro fällig, um den Akku wieder voll aufzuladen.

Das Besondere an dieser Preisänderung: Ionity liegt damit weit über dem Marktdurchschnitt – und das mit Absicht. "Unsere Mitbewerber kommen auf rund 59 Cent pro Kilowattstunde", erklärt Ionity-CEO Michael Hajesch im Gespräch mit auto motor und sport. Zu diesem Schritt habe man sich ganz bewusst mit den Anteilseignern entschieden. Grund sei vor allem, dass Ionity mit seinem Schnellladenetz an Autobahnen vertreten ist und daher mit höheren Grundkosten arbeiten muss. Bislang sei man in Vorleistung gegangen.

Zum Vergleich: Beim Mobility Service Provider ENBW der neben Laderoaming auch eigene Ladesäulen betreibt, kostet die Kilowattstunde Schnellladen via CCS-Stecker nur 49 Cent. Mit Vielladertarif (4,99 Euro pro Monat) sogar nur 39 Cent pro Kilowattstunde. Bei Ionnogy, aktuell deutschlands größtem Ladesäulenbetreiber mit 779 Ladesäulen für Normal- und Schnellladen, werden derzeit noch pauschal 7,95 Euro und 6,95 Euro mit Vielladertarif (4,95 Euro pro Monat) für das Schnellladen von Elektroautos aufgerufen.

Preise über dem Marktdurchschnitt

Jaguar I-Pace, Ladestation
Achim Hartmann

Umgerechnet auf den Preis pro 100 Kilometer kommen die drei oben genannten Stromer jetzt auf amtliche Werte. So kostet das Netto-Laden von 100 Kilometer bei Ionity ab dem 31.1.2020, also ohne Verluste durch Akkukühlung oder ähnliches, beim Tesla Model 3 Performance (ams-Testverbrauch 20,3 kWh/100 km) stolze 16,04 Euro. Der Audi E-Tron 55 Quattro mit einem gemessenen Testverbrauch von 26,6 kWh/100 km kommt auf 21,01 Euro pro 100 Kilometer und der Jaguar iPace S (ams-Testverbrauch 27,1 kWh/100 km) liegt noch einmal 40 Cent darüber. Zum Vergleich, beim ENBW-Tarif ohne monatliche Grundgebühr für 49 Cent pro kWh kommen die drei Autos auf Preise von 9,94 Euro/100 km (Model 3), 13,03 Euro/100 km (Audi E-Tron) und 13,28 Euro/100 km (Jaguar iPace) und damit deutlich günstiger weg.

Ionity bietet größte Ladeleistung

Ganz so leicht darf man sich den Vergleich aber nicht machen. Denn während Ionity-Ladesäulen mit bis zu 350 kW Ladeleistung zu den stärksten am Markt gehören und das Unternehmen ausschließlich Schnellladesäulen betreibt, haben die Konkurrenten oft nur die älteren 50 kW- oder 150 kW-Schnellladesäulen aufgestellt und bieten vor allem das langsamere AC-Laden bis 22 kW Ladeleistung an, die entsprechend günstiger zu betreiben sind. Da die meisten Autos mit den sehr hohen Ladeströmen der Ionity-Ladesäulen derzeit aber noch nichts anfangen können, ist der Vergleich zumindest in der Praxis nicht von der Hand zu weisen.

Preiserhöhung trifft nicht jeden

Bleibt die Frage, wieso Ionity diese Preispolitik fährt, werden sie so doch im Vergleich mit anderen Ladesäulenbetreibern höchst unattraktiv. Die Antwort ist denkbar einfach. Das Laden wird nur für die Kunden teurer, die das Konsortium nicht an seinen Ladesäulen sehen will – also alle Marken, die nicht Teil von Ionity sind, wie Tesla, Renault oder Nissan. Dafür haben sich die Unternehmen einen besonderen Kniff einfallen lassen: Sie agieren als Mobility Service Provider, bieten also eigene Lade-Dienste mit verschiedenen Tarifen an. So bezahlen für das Laden bei Ionity etwa Nutzer von BMW Charge Now bestenfalls 28 Cent pro Minute, Kunden des Mercedes me Charging Services 29 Cent pro kWh und Besitzer der Audi E-Tron-Ladekarten liegen ab Anfang Feburar bei 31 Cent je Kilowattstunde, wie ein Audi-Sprecher uns mitteilte. Hinzu kommen dann allerdings noch die monatlichen Grundgebühren, die bei BMW aktuell bei 9,50 Euro pro Monat liegen, Audi ruft nach dem ersten Jahr 17,95 Euro auf und bei Mercedes sind die monatlichen Grundgebühren im ersten Jahr grundsätzlich ausgesetzt, für EQC-Kunden sogar die ersten drei Jahre. Was Mercedes im Anschluss aufruft ist noch nicht klar. Hierzu sei man derzeit noch intern in Abstimmung.

Kunden von Marken außerhalb des Ionity-Konsortiums haben dann nur noch die Chance mit Verträgen bei anderen Mobility Service Providern weniger als die 79 Cent pro Kilowattstunde bei Ionity zu laden. Das geht unter anderem mit der Ladekarte Einfach Strom Laden von Maingau Energie. Hier kostet das Laden 35 Cent in den ersten 60 Minuten, anschließend kommen 10 Cent pro Minute drauf.

Zum Hintergrund: Ionity wurde 2017 von Autoherstellern und Zulieferern gegründet, um das Elektroautofahren auch auf der Langstrecke möglich und attraktiv zu machen. Aus diesem Grund baut das Unternehmen vor allem an Verkehrskontenpunkten der Autobahnen in ganz Europa Schnellladesäulen auf. Im Dezember 2019 erreichten sie die Marke von 200 Schnellladestationen, bis Ende 2020 soll die Zahl auf 400 steigen. Beim Ausbau setzt das Konsortium nur auf den CCS-Schnellladestandard, das japanische Konkurrenzsystem Chademo wird nicht unterstützt.

Fazit

Die Preisänderungen bei Ionity sind durchaus nachvollziehbar. Durch die immer weiterwachsenden Akku-Kapazitäten der E-Autos war mit dem Pauschal-Deal von 8 Euro pro Ladung mittelfristig kein kostendeckendes Arbeiten möglich. Ob man das Thema Elektromobilität mit diesem Preissprung unter die Arme greift ist fraglich. Denn so teuer wie der Strom damit an den Raststätten wird ist das Benzin noch lange nicht.

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