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E-Scooter BMW X2City im Fahrbericht
Teurer E-Scooter mit herausragenden Fahreigenschaften

Als der BMW X2City E-Scooter 2017 auf den Markt kommen sollte, stand ihm die neue Elektrokleinstfahrzeuge-Verordnung im Wege – weil sie auf sich warten ließ. Heute darf er mit einer Sondergenehmigung maximal 20 km/h fahren.

BMW X2City E-Scooter
Foto: ams

Eigentlich sollte der BMW X2City ja schon seit zwei Jahren auf dem Markt sein und eigentlich sollte er 25 km/h schnell fahren. Und eigentlich stand dem auch nichts im Wege, denn eigentlich hat er damals bereits eine Pedelec-Zertifizierung erhalten. Aber wenn wir so oft „eigentlich“ schreiben, wird schnell klar: Ganz so einfach ist es nicht. Denn 2017, als der X2City an den Start gehen sollte, brachte das Bundesverkehrsministerium auch die bislang noch nicht verabschiedete Elektrokleinstfahrzeuge-Verordnung (eFKV) auf den Weg, der das Zweirad künftig unterliegen sollte. Damit war erst einmal Pause angesagt. Die ist jetzt aber endlich vorbei und dank einer Sondergenehmigung darf der X2City jetzt endlich auf öffentlichen Straßen und Radwegen bewegt werden. Allerdings nur mit einer Spitzengeschwindigkeit von 20 km/h und einem speziellen Klebekennzeichen – denn so sieht es der aktuelle Stand der eFKV vor.

Unsere Highlights
BMW X2City E-Scooter
ams
Der BMW X2City hat sich in der Bamberger Altstadt bewährt.

Schlaglöcher steckt der E-Scooter gut weg

Doch dazu später mehr. Denn die viel spannendere Frage lautet: Wie fährt sich der elektrifizierte Tretroller? Als Testpflaster haben wir uns das malerische Bamberg ausgesucht – mit jeder Menge Kopfsteinpflaster und bergigem Altstadt-Terrain. Für die meisten eScooter ein echter Härtetest, denn auf aufwendige Federelemente und Fahrwerkskonstruktionen verzichten sie in der Regel. In Sachen Komfort machen wir uns also auf das Schlimmste gefasst, als es oben vom Platz vor der Bamberger Residenz wieder runter ins Tal geht. Also noch einmal checken, ob der Helm auch richtig sitzt, und ab geht‘s im Schiebebetrieb. Und siehe da, dank der 16-Zoll-Schlauchreifen steckt der X2City die zahllosen kleinen Schläge, die ihm die Fahrbahn vor dem Bischofssitz entgegensetzt, erstaunlich gut weg. Selbst dann, als der Tacho bergab mehr als 30 Kilometer pro Stunde zeigt – und das ganz ohne aktive Federelemente. Kein Springen, kein Zerren in der Lenkung, alles ganz neutral. Und auch sonst macht das Fahrwerk einen souveränen Eindruck. Vor allem, wenn man es mit denen der üblichen Verdächtigen vergleicht, die der chinesische Elektrorollermarkt nach Europa schwemmt. Länge läuft eben und da schöpft der X2City aus den Vollen. Die eFKV sieht eine Maximallänge von zwei Metern vor, der BMW kommt auf 1,50 Meter.

Hochwertig und vertrauensstiftend

Damit ist der BMW eine echte Wuchtbrumme unter den E-Scootern. Das ändert auch der abklappbare Lenker nicht und die Aussage in der Bedienungsanleitung, man könne den X2City bequem in jedes Auto laden. Nur zur Veranschaulichung: Für unsere Testfahrt schnappten wir uns einen VW Caddy aus dem Redaktionsfuhrpark und mussten trotzdem die Rückbank umklappen, damit der Roller in den Kofferraum passt. Ein Last Mile-Konzept zum Eben-mal-mitnehmen sieht anders aus. Aber vielleicht will der X2City das ja auch gar nicht sein, sondern viel mehr ein eigenständiges Fahrzeug. Das Zeug dazu hat der auf jeden Fall, denn er macht einen sehr hochwertigen und vertrauensstiftenden Eindruck. Auch hier setzt er sich von den bekannten Rollern aus China klar ab, die zwar deutlich günstiger, kleiner und leichter sind, aber auch wackeliger fahren und zerbrechlicher wirken. Der X2City ist dank geschweißtem Alu-Rohrrahmen, Supernova-LED-Front- und Rückleuchten, rund 22 mal 40 Zentimeter großem Trittbrett und Bordcomputer weit stabiler und sicherer als diese Spielzeuge aus Fernost.

Gutes Antriebskonzept auf geraden Strecken

Bergauf läuft es trotzdem eher mittelmäßig. Das liegt aber vor allem am Antriebskonzept und weniger an der Motorleistung. Der kompakte Getriebenaben-Elektromotor im Hinterrad leistet 250 Watt und wird von einer externen Marquardt-Leistungselektronik gesteuert. Das sollte ausreichen, auch weil der Spitzenlastabruf erst bei 25 Ampere-Minuten gedeckelt ist. Das eigentliche Problem des X2City sind zwei Eckpfeiler der Bedienung. Zum einen muss der Tretroller vom Fahrer auf sechs km/h gebracht werden, bevor sich der E-Motor überhaupt aktivieren lässt. Bergauf mit einem rund 20 Kilo schweren Roller nicht gerade komfortabel. Zum anderen wird die E-Maschine nicht über einen Drehgriff oder Drehschalter gesteuert, wie man es etwa von Motorrädern oder den meisten anderen elektrifizierten Tretrollern kennt. Stattdessen muss der Fahrer auf ein Pedal treten, das hinten am Trittbrett, direkt vor dem Hinterrad, angebracht ist. Ein BMW-Patent und Relikt aus der Konzeption als Pedelec, wie der BMW-Pressesprecher auf Nachfrage erklärt. 2017 stand wohl noch zur Debatte, dass der Roller Blinker benötigt, wenn man die Richtung vor dem Abbiegen mit der Hand am Gasgriff nicht anzeigen kann. Um sich die zu sparen, entschieden sich die Bayern zusammen mit dem Sportartikelhersteller Kettler, der den X2City produziert und vertreibt, für den heutigen Mittelweg.

Auf längeren Fahrten ist dieses Antriebskonzept zum Glück weitgehend problemfrei. Ist der X2 erst einmal in Bewegung und über die magische Sechs-km/h-Schwelle hinweg, lässt er sich angenehm durch wiederholtes Treten auf das Pedal weiter beschleunigen. Das erfordert allerdings etwas Übung und funktioniert nicht so einfach wie per Drehgriff, da mit jedem Tritt auf das Pedal intervallmäßig um etwa vier km/h beschleunigt wird und man erst nach kurzer Pause wieder nachtreten kann, um schneller zu fahren. Hat man sich daran aber erst einmal gewöhnt und durch die fünf Tempostufen 8, 12, 16, 18 und 20 Kilometer pro Stunde pedaliert, läuft der Roller angenehm ruhig. Das liegt auch an der Tempomatfunktion, die sich über den Bordcomputer einstellen und durch dauerhaftes Drücken des Pedals aktivieren lässt. Dann lassen sich selbst enge Kurven spielend leicht meistern und auch kleine Hindernisse überwinden. Doch Vorsicht, allzu hohe Bordsteine sollten es nicht sein, da der Roller sonst mit dem Trittbrett aufsetzt. Da hilft vorher nur ein beherzter Griff in die MT2-Bremse von Magura: Anhalten, absteigen und hochschieben. Die Magura mit ihren hydraulischen 140 Millimeter Scheibenbremsen vorn und hinten macht übrigens einen hervorragenden Job und punktet mit einer sehr guten Dosierbarkeit.

BMW X2City E-Scooter
ams
Mit dem Fußpedal wird beim E-Scooter Gas gegeben.

Am Ende soll der BMW auf mindestens 20 Kilometer kommen. Für weitere 20 Kilometer kann der Akku dann entweder über die Ladebuchse rechts unten am Rahmen geladen werden. Die Alternative: Die 408 Wattstunden-Batterie lässt sich einfach aus dem Fach im Trittbrett herausnehmen und direkt am mitgelieferten Netzteil laden. Das dauert laut Hersteller rund 2,5 Stunden.

Ein stolzer Preis

Zu guter Letzt bleibt die Frage nach dem Preis. Für den X2City rufen BMW und Kettler 2.399 Euro auf. Die meisten China-Roller kosten zwischen 300 und 600 Euro. Ach und eins noch: Eine Helmpflicht besteht laut Hersteller nicht, im Interesse der eigenen Sicherheit sollte der aber bei keiner Fahrt fehlen. Nicht nur wenn es durch die Altstadt von Bamberg geht.

Fazit

Über den stolzen Preis trösten auch die herausragenden Fahreigenschaften kaum hinweg. Immerhin übernimmt BMW für die ersten 2.000 ausgelieferten Fahrzeuge das erste Jahr die oben angesprochene Versicherung und liefert einen Gutschein für das Versicherungskennzeichen im Wert von 35,70 Euro für die Haftpflicht-Police bei der Zurich-Versicherung mit.

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Erscheinungsdatum 03.07.2024

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